David Peace

britischer Krimiautor
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David Peace (* 1967 in Ossett, West Yorkshire, England) ist ein britischer Autor, überwiegend von Kriminalromanen.

David Peace bei einer Lesung in Oelde-Stromberg im November 2010

Werdegang

Peace studierte an der Technischen Hochschule in Manchester. Nach seinem Abschluss ging er zuerst als Englischlehrer nach Istanbul, dann 1994 nach Tokio, um dann nach 12 Jahren nach England zu ziehen, wo er seither mit seiner japanischen Frau und zwei Söhnen lebt.

Berühmt und mehrfach ausgezeichnet wurde er für das sogenannte „Red Riding Quartett“, bestehend aus den Romanen 1974, 1977, 1980 und 1983. Die Geschichte um Polizeikorruption spielt vor dem Hintergrund der realen Morde des sogenannten „Yorkshire Rippers“ Peter William Sutcliffe.

Auch Peaces nachfolgende Romane basieren auf realen Ereignissen: GB84 hat den britischen Bergarbeiterstreik von 1984/85 zum Thema, "The Damned United" die nur 44 Tage währende Amtszeit von Brian Clough als Manager des Fußballvereins Leeds United. Seit 2007 schreibt Peace an einer weiteren Serie von Kriminalromanen, die in Tokio spielt.

Als literarische Vorbilder nannte Peace James Ellroy sowie die sozial-realistische britische Tradition etwa von Alan Sillitoe.

Werke

Peace bekanntestes Werk sind vier Bücher, welche den Titel „Red Riding Quartett“ tragen.

1974

1974[1] bildet den Auftakt der Saga, die an den tatsächlichen Kriminalfall des Yorkshire-Rippers Sutcliffe angelehnt ist. In seinem Debütwerk führt Peace den Leser für einen Zeitraum von elf Tagen in die Ermittlungen des Gerichtsreporters Edward „Eddie“ Dunford, welcher im Jahr 1974 bei Dienstantritt für die Zeitung Evening Post[2] in der britischen Grafschaft Yorkshire, im Norden Englands, eine Mordserie an Kindern aufklären soll. Die Mordserie begann in den Jahren 1962, 1972 und setzt sich mit dem Auffinden der Leiche von Clare Kemplay fort. Während seiner investigativen Arbeit verstrickt sich Dunford in eine Welt aus Sex und Gewalt. Er kommt den Machenschaften des Baulöwen John Dawson auf die Spur, welcher versucht von den Morden abzulenken und eine Gruppe von Zigeunern zu verdächtigen, welche ein Grundstück besetzen, dessen er habhaft werden möchte. Dunford deckt die Zusammenhänge der kriminellen Machenschaften Dawsons auf und beginnt einen persönlichen Rachefeldzug. 1974 spielt in einer Kleinstadt in der Nähe von Manchester und ist zugleich Thriller und Gesellschaftsporträt des provinziellen Alltagslebens.[3] Der Roman hat den Autor den Titel „härtester Krimiautor der Gegenwart“ einbrachte.[4]

Rezensionen

Ehrlich gesagt ist es kein Buch, auf das ich besonders stolz bin. Ich denke, es ist deutlich zu erkennen, dass ich es geschrieben habe, bevor ich Kinder hatte. Es ist die Arbeit eines einsamen Mannes. [...] Es gibt eine Reihe von Leuten, die dieses Buch nicht mögen und ich verstehe absolut, warum.“

David Peace im Interview mit Die Berliner Literaturkritik, März 2006 in http://www.krimi-couch.de/krimis/david-peace-1974.html

Wie ein harter Schlag in die Magengrube.“

Dieses Buch ist nicht das Ergebnis moralischer Überlegungen sondern einer Obsession. Und es ist dementsprechend packend und abstoßend, unerträglich und faszinierend.“

Katharina Döbler, 28. April 2005 in Dradio.de

Es ist ein Buch, das man zwischendurch zerreißen und die Toilette hinunterspülen möchte", so abstoßend und trostlos ist die Geschichte um brutale Mädchenmörder, fiese Unternehmer, "enthemmte Spießer" und um, nicht zuletzt, Eddie Dunford, den Reporter, der das Verbrechen aufklärt, dabei aber selber im Schlamm des Abgründigen versinkt. Doch zugleich ist es ein Buch voll "ungestümer Wucht", "das man dann doch nicht aus der Hand legen mag.“

1977

Peace zweites Buch „1977“, die Fortsetzung von „1974“ spielt drei Jahre später in Wakefield, Nordengland. „1977“ beschäftigt sich mit den Prostituiertenmorden, die im Zusammenhang mit dem sogenannten „Yorkshire Ripper“ in Zusammenhang stehen. Die Geschichte, deren Handlung ähnlich wie bei „1974“ kurz vor Weihnachten einsetzt, beginnt mit dem Fund einer stark zugerichteten Leiche einer jungen Prostituierten. In einer Pressekonferenz erwähnt die Polizei Parallelen zu ähnlichen Morden aus der Vergangenheit, die sich nach einem sehr ähnlichen Muster abgespielt haben. Jack Whitehead, Journalist der Lokalzeitung Evening Post, wird auf den Fall angesetzt und begleitet Polizeisergeant Robert „Bob“ Fraser bei seiner Fahndung. Es kommt in Leeds und Bradford zu weiteren Morden an Prostituierten. Sowohl Whitehead als auch Fraser sind seit ihrer Jugend traumatisiert. Whitehead, da er in jungen Jahren seinen Vater verlor. Sie haben enge Kontakte zu den Prostituierten in Chapeltown[5]. Während ihrer Untersuchungen begegnen den beiden Korruption, Gewalt und Exzesse aller Art. Sie finden heraus, dass die Polizei Beweisstücke manipuliert und unterschlagen hat, um den Täter zu decken. Dem Roman mit den Leitmotiven Schuld und Kriminalität[6] wird eine atmosphärisch dichte und äußerst persönliche Erzählstruktur zugeschrieben.

Rezensionen

Die Kriminalromane des englischen Schriftstellers David Peace sind finstere, pessimistische Sittenbilder der englischen Gesellschaft; Geschichten ohne Hoffnungsschimmer, ohne positive Figur, geschrieben in einer gleichsam klaustrophobischen Erzählform. Ohne Kommentar, ohne Erläuterung und Erklärung des Autors befindet sich der Leser in jedem Moment mitten im Geschehen, mitten im Herz der Finsternis.“

Ursula März in Dradio.de

„"1977", der zweite Teil einer vierbändigen Reihe, spielt in einem England der späten 70er-Jahre, in denen rassistische Polizisten, prügelnde Luden und drogenabhängige Prostituierte die Szenerie prägen. Ein zugegeben unfairer Gesellschaftsausschnitt, in dem jene Welt, in der die Frage, in welcher Farbe die Wände der Küche gestrichen werden sollten, keine Rolle spielt. […] Eben auch nicht die Perspektive von denjenigen, die Peace im Roman zu Opfern werden lässt. Das Profil des Serienkillers, dessen Taten die Handlung des Romans vorantreibt, ist von besonderer Brutalität und Blutrünstigkeit. Er überfällt Frauen, Prostituierte, wie sich herausstellt, und ermordet sie auf bestialische Weise - er schneidet ihre Brüste ab, springt auf ihrem Brustkorb herum und weidet sie mit einem Kreuzschlitzschraubenzieher aus. Und das immer wieder. Aber Peace rückt diese Gewaltorgie, die im Laufe der Erzählung ein Opfer nach dem anderen fordert, bemerkenswert weit in den Hintergrund. Im Vordergrund stehen die beiden Figuren, bei denen diese Untaten schon im Vorfeld traumatische Reflexe auflösen. […] Die wirkliche Qualität, die der Roman hat, liegt aber nicht darin, dass er die Schreckensschraube weiter anzieht, sondern - und man höre und staune - dass er seine Geschichte (welchen Inhalt sie auch transportieren soll) mit unglaublicher Souveränität und Rasanz erzählt. Und das mit allen Mitteln, die ihm die moderne Stilistik zur Verfügung stellt: innere Monologe, rasche, kaum nachvollziehbare Perspektivenwechsel, schnelle Schnitte, Raffungen und Dehnungen.“

„„1977“ ist ein aufregendes Stück Literatur, in Satzsplittern und Dialogfetzen schnell und schmerzhaft erzählt. „Er schlug zu“, steht in der vorletzten Zeile. Und dann: „Keine Zukunft.“ Zugeschlagen hat auch David Peace. Und sein Kollege Ian Rankin nennt ihn „die Zukunft des Kriminalromans“.“

'FOCUS-Redakteur Jobst-Ulrich Brand, Der Shooting-Star in Focus Magazin Nr. 16, 2006

Auszeichnungen

Werke

  • 1999 Nineteen Seventy-Four (Roman)
  • 2000 Nineteen Seventy-Seven (Roman)
  • 2001 Nineteen Eighty (Roman)
  • 2002 Nineteen Eighty-Three (Roman)
  • 2005 GB84 (Roman)
  • 2006 The Damned United (Roman)
  • 2007 Tokyo Year Zero (Roman)
  • 2009 Tokyo Occupied City (Roman)

Verfilmungen

Anmerkungen und Einzelnachweise

  1. Originalausgabe erschienen 1999 unter dem Titel Nineteen Seventy Four, deutsche Ausgabe erstmals 2005 bei Liebeskind. Ort & Zeit der Handlung: Großbritannien / England / Yorkshire, 1970 - 1989. Folge 1 der Red-Riding-Serie
  2. fiktiver Zeitungsverlag
  3. Dradio.de -Yorkshire-Ripper und andere Grausamkeiten, Rezension von Katharina Döbler, 28. April 2005
  4. Krimi-Couch.de David Peace, 1974
  5. Rotlichtbezirk von Leeds
  6. Finstere Sittenbilder, David Peace: „1977“ von Ursula März am 27. März 2006