Der Assuan-Staudamm, genannt Sadd el-Ali (auch als Assuan-Hochdamm bekannt), steht im südlichen Ägypten etwa 13 km südlich bzw. stromaufwärts der Stadt Assuan und staut den Nil zum riesigen Nassersee auf, der sich bis in den Sudans erstreckt, wo er Nubia-See heißt. Der Stausee hat eine Kapazität von 135 - 169 Milliarden Kubikmetern Wasser.
Alter Staudamm
Etwa sechs Kilometer südlich von Assuan befindet sich der Alte Damm. Er wurde zwischen 1892 und 1902 von dem britischen Ingenieur Sir William Willcocks erbaut, um die Wassermassen des Nils vor allem beim jährlichen Hochwasser regulieren zu können. Der Damm besteht aus Granitblöcken, ist an der Sohle 35 m und an der Krone 12 m breit und ist etwa 2100 m lang. In den Jahren 1907-1912 und 1929-1933 wurde er bis auf 54 m erhöht. Durch 180 Schleusentore konnte der Wasserstand reguliert werden, und auch der für die ägyptische Landwirtschaft wichtige, sehr fruchtbare Nilschlamm konnte den Staudamm passieren.
Neuer Damm
Planung und Bau
Sieben Kilometer weiter südlich des Alten Damms wurde zwischen 1960 und 1971 mit sowjetischer Hilfe und den Einnahmen aus dem Sueskanal der neue Damm erbaut, der als srheinsuanA-Staudamm bekannt ist. Zunächst war der Damm von westlichen Ingenieuren der Firma Hochtief in Essen geplant worden.
Nachdem die USA und die Weltbank ihre Zusage, den Dammbau mitzufinanzieren, zurückgezogen hatten, weil die ägyptische Regierung 1956 die Volksrepublik China offiziell anerkannte, betrachteten es die Sowjetunion, die um Einfluss auf dem afrikanischen Kontinent bemüht war, ebenso wie die ägyptische Regierung unter dem damaligen Staatspräsidenten Gamal Abd el Nasser als Prestigeprojekt.
Daher bauten 2000 sowjetische Ingenieure und 30.000 Arbeiter an dem Projekt, das etwa 2,2 Mrd. Euro kostete. Das Wehr besteht aus einer gewaltigen Schotteraufschüttung mit einem Lehmdichtungskern und einem Betonmantel. Die Staumauer ist mehr als 3600m lang und 111m hoch, an der Sohle 960m und an der Krone etwa 100m breit. Etwa 100.000 Menschen, hauptsächlich Nubier, mussten für das Projekt umgesiedelt werden. Die Füllung des Stausees begann schon im Jahr 1964, also noch während der Bauarbeiten, und war erst 1976 beendet. 451 Menschen verloren während des Baus ihr Leben.
Ziele
Der Bau des Hochdamms hatte mehrere Gründe. Sowohl die Landwirtschaft als auch der Aufbau einer wirtschaftsstarken Industrie sollten durch den Staudamm gefördert werden. Der Damm sollte gleich mehreren Zwecken dienen:
- Ausdehnung der landwirtschaftlichen Nutzflächen um 535.000 Hektar durch Bewässerung
- Umstellung von traditioneller (saisonweiser) Bewässerung auf Dauerbewässerung einer Fläche von ca. 3.100.000 Hektar
- Ausdehnung des Reisanbaus für den Export
- Kontrolle der abfließenden Wassermengen, um in Trockenperioden die Wasserversorgung sicherzustellen und bei starkem Hochwasser das Nilland zu schützen
- Verbesserung der Schiffbarkeit des Nils
Probleme
Da das aufgestaute Wasser des Nils bedeutende Kulturdenkmäler des alten Ägypten bedrohte, wurden einige mit Hilfe der Unesco in höhere Lagen umgesetzt. Berühmt wurde die Umsetzung der Tempel von Abu Simbel und Philae. Trotzdem versanken viele Kulturgüter in den Fluten.
Auch die durch den Damm neu geschaffene Agrarsituation ist nicht unproblematisch: Der neue Staudamm verhindert den Durchlass des Nilschlamms, der aufgrund seines Nährstoffgehalts ein wichtiger Dünger war und nun durch Kunstdünger ersetzt werden muss, was wiederum eine sinkende Wasserqualität des Nils zur Folge hat. Dadurch ist zwar eine erfolgreiche Düngerindustrie entstanden, allerdings können sehr viele Bauern sich den teuren Dünger nicht leisten.
Durch die fehlenden Nährstoffe im Wasser ist der Fischbestand ab Assuan zudem drastisch zurückgegangen, und sogar im Mittelmeer sind die Effekte zu spüren: Besonders im östlichen Mittelmeer sanken die Fischfänge nach dem Bau des Damms um fast die Hälfte, scheinen sich aber langsam wieder zu erholen.
Der zurückgehaltene Nilschlamm ist jedoch nicht nur für die Landwirtschaft flussabwärts ein Problem, sondern auch für den Stausee selbst. Durch die zunehmende Versandung des Sees kann immer weniger Wasser gespeichert werden. Schätzungen zufolge wird der See in etwa 500 Jahren vollständig versanden und damit für die Wasserspeicherung nutzlos sein. Nach Fertigstellung des Staudamms wurde festgestellt, dass im Kraftwerk weniger als die Hälfte der errechneten Stroms gewonnen wird, was zum einem am falsch errechneten Durchflussvolumen, zum anderen aber auch an der unterschätzten Verdunstung im Staubecken durch die viel größere Seefläche liegt. Kritiker merken an, dass der Stausee drohe umzukippen, da der Wasserstrom nicht ausreiche um genügend neuen Sauerstoff in den Stausee zu befördern.
Flussabwärts und vor allem im Nildelta stellt auch Erosion ein großes Problem dar. Durch den Mangel an Nilschlamm, der vom Fluss transportiert wird, wird Ackerland weggespült und Uferbefestigungen beschädigt. Auch die Fischbestände im Brackwasser des Nildeltas, wo momentan ein Großteil des ägyptischen Fischs gefangen wird, werden durch das salzige Meerwasser geschädigt. Daneben gibt es eine signifikante Erosion entlang der Küsten des östlichen Mittelmeeres, da der vom Nil ins Meer gespülte Sand fehlt.
Durch die Umsiedlung der hauptsächlich nubischen Bauern ist viel von der nubischen Kultur verloren gegangen.
Auch von einer steigenden Bilharziose-Gefahr wird berichtet. Diese Krankheit wird von einer im Wasser lebenden Schnecke übertragen, die sich im Nasser-See sowie in den Bewässerungsgräben flussabwärts, die früher zumindest einmal jährlich austrockneten, stark vermehren konnte. Es wird versucht die Schnecken mit Pestiziden zu bekämpfen.
Vorteile
- gleichmäßige Wasserführung
- keine außergewöhnlichen Hochwasser
- ganzjährige Dauerbewässerung aller Felder
- bis zu drei Ernten im Jahr
- elektrische Energie
- Begünstigung von Schifffahrt und Fremdenverkehr