Ralf Hirsch (* 25. Juli 1960 in Berlin) ist ein ehemaliger Bürgerrechtler in der DDR.
Leben
1974 trat er aus der FDJ aus. Wegen „fehlgeleiteter politischer Anschauungen“ wurde er 1977 in das Jugendhaus Hummelshain eingewiesen und machte dort eine Ausbildung zum Schlosser. Nach Wehrdienstverweigerung war er von 1982 bis 1984 Bausoldat. 1982 war er auch einer der Erstunterzeichner des Berliner Appells.[1] 1986 war Hirsch Mitgründer der Initiative Frieden und Menschenrechte, deren Sprecher er wurde. Hirsch war Mitherausgeber der Samisdat-Zeitschrift Grenzfall. Im Januar 1988 wurde Hirsch nach der Liebknecht-Luxemburg-Demonstration inhaftiert und anschließend im Februar ausgebürgert.[2]
Auf ihn war die inoffizielle Mitarbeiterin der Staatssicherheit Monika Haeger (IMB „Karin Lenz“) angesetzt.[3] In den 1980er Jahren planten Angehörige der DDR-Staatssicherheit die Ermordung von Hirsch (in einer strengen Winternacht sollte ihm Alkohol eingeflößt werden, so dass er erfriert), verzichteten aber auf die Ausführung, als es nach der Ermordung des polnischen Priesters Jerzy Popiełuszko zur Verurteilung der Mörder aus der polnischen Staatssicherheit kam.[4][5]
Nach seiner Ausweisung wurde er im Mai 1988 Angestellter im Landesamt für zentrale soziale Aufgaben West-Berlin. 1990 arbeitet er im Büro des Regierenden Bürgermeisters von Berlin Walter Momper und war zuständig für Ost-West-Kontakte.[6]
1990 wurde Hirsch von der Bild am Sonntag zu Unrecht beschuldigt, inoffizieller Mitarbeiter der Staatssicherheit gewesen zu sein. Informant war ein ehemaliger Kraftfahrer des MfS. Hirsch erhielt nach einer außergerichtlichen Einigung ein Schmerzensgeld von 50.000 DM.[7]
2006 unterzeichnete er mit 200 weiteren früheren DDR-Oppositionellen einem Brief an Klaus Wowereit, in dem sie dagegen protestierten, dass der Berliner Senat sich nicht eindeutig von den Umtrieben ehemaliger Stasi-Mitarbeiter distanzierte.[8][9]
Literatur
- Kurzbiografie zu: Ralf Hirsch. In: Wer war wer in der DDR? 5. AusgabeBand 1. Ch. Links, Berlin 2010, ISBN 978-3-86153-561-4.
- Ralf Hirsch/Lew Kopelew (Hrsg.): Initiative für Frieden und Menschenrechte: Grenzfall. Vollständiger Nachdruck aller in der DDR erschienenen Ausgaben (1986/87). Erstes unabhängiges Periodikum. Berlin (West): Selbstverlag 1988.
Weblinks
- Ralf Hirsch bei ddr89.de
- Ralf Hirsch bei jugendopposition.de
- Kurzbiographie mit Foto bei der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur
- Biographie mit Foto bei chronik-der-wende.de
Einzelnachweise
- ↑ Ehrhart Neubert:Geschichte der Opposition in der DDR 1949-1989, S. 408, Berlin 1997, ISBN 3-86153-163-1.
- ↑ http://www.bundesstiftung-aufarbeitung.de/ralf-hirsch-1818.html
- ↑ http://www.bpb.de/geschichte/deutsche-geschichte/kontraste/77628/16-oktober-1990-bekenntnisse-einer-stasi-agentin
- ↑ Gunther Latsch:Furchtbar schief gelaufen in Der Spiegel vom 22. November 1999
- ↑ http://www.horch-und-guck.info/hug/archiv/2008/heft-59/05911/
- ↑ http://www.chronik-der-wende.de/lexikon/biografien/biographie_jsp/key=hirsch_ralf.html
- ↑ http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-17649386.html
- ↑ http://www.stiftung-hsh.de/curriculum/index.php/Stasi-Kader_heute:_Mit_M%C3%A4rchenstunden_und_satten_Renten_in_eine_rosige_Zukunft
- ↑ http://www.spiegel.de/politik/deutschland/umgang-mit-sed-diktatur-ddr-dissidenten-kritisieren-wowereit-a-413326.html
Personendaten | |
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NAME | Hirsch, Ralf |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher DDR-Oppositioneller und Menschenrechtler |
GEBURTSDATUM | 25. Juli 1960 |
GEBURTSORT | Berlin |