Tripel-Allianz-Krieg

von 1864 bis 1870 dauernder Kampf Paraguays gegen Argentinien, Brasilien und Uruguay
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Der Tripel-Allianz-Krieg von 1864 bis 1870, auch als Paraguayischer Krieg bezeichnet, zwischen Paraguay auf der einen und Brasilien, Argentinien und Uruguay auf der anderen Seite war der blutigste Konflikt in der lateinamerikanischen Geschichte.

Kriegsursachen und Kriegsbeginn

Der seit 1862 herrschende paraguayanische Diktator Francisco Solano López war wie auch schon sein Vater wirtschaftspolitisch erfolgreich. Sein Bestreben nach einem eigenen Zugang zum Meer verschlechterte aber die Beziehungen zu den Nachbarn. Nachdem 1864 mit Hilfe Brasiliens die mit López befreundete Regierung Uruguays gestürzt wird, nimmt Solano López dies zum Anlass, Brasilien den Krieg zu erklären. Kriegsziel ist die Eroberung der südlichen brasilianischen Provinzen.

Von Argentinien fordert er Durchmarschrechte, die ihm verweigert werden. Daraufhin marschieren seine Truppen in den Mato Grosso ein.

López konnte sich auf ein gut ausgebildetes Heer von 60.000 Mann stützen, während die Gegner unvorbereitet waren und zunächst lediglich ca. 26.000 Mann aufbieten konnten. Zudem gab es Differenzen zwischen den Verbündeten, die die Koordination ihrer Truppen beeinträchtigten.

Kriegsverlauf

Im April 1865 erklärte López Argentinien den Krieg und eroberte die Stadt Corrientes. López fand allerdings keine Unterstützung der Bevölkerung in den besetzten Gebieten. Die Gegner schlossen sich am 1. Mai 1865 mit Uruguay zur Tripel-Allianz zusammen, um den Diktator zu entmachten. Weitere Unterstützung kam von Frankreich und Großbritannien, die (wie auch Spanien) den US-Bürgerkrieg (1861-65) als Chance zu neuen Interventionen in Amerika nutzten (Spanien allerdings war im Callao-Krieg mit Peru, Bolivien, Chile und Ekuador beschäftigt). Im August 1865 mussten die López' Truppen zwei schwere Niederlagen hinnehmen. Eine Einheit wurde bei Yatay von Venancio Flores aus Uruguay geschlagen, die zweite Einheit bei Uruguayana vom Argentinier Bartolomé Mitre. Mitre rückte nun mit 47.000 Mann in Paraguay ein. López musste seine Stellungen bei Itapúa räumen und griff seinerseits mit 23.000 Mann bei Tuyuti an. Die Schlacht wurde für López ein Desaster. Rund 13.000 Paraguayer starben und 7000 wurden verwundet.

Die Paraguayaner zogen sich in die Festung Curupaiti zurück und konnte die Angriffe Mitres abwehren. 1867 kehrte Mitre nach Buenos Aires zurück und übergab dem Brasilianer Marquis de Caxias den Oberbefehl. Paraguay wurde in der Zwischenzeit von einer Cholera-Epidemie heimgesucht. López hatte sich in die Festung Humaiti zurückgezogen, ließ aber die 4000 Mann am 5. August 1868 kapitulieren.

Mit rund 13.000 Mann kam es vom 21. Dezember bis zum 30. Dezember 1868 zur letzten großen Schlacht bei Lomas Valentinas. Fast 12.000 Mann verlor Paraguay in dieser von schweren Artilleriekämpfen gekennzeichneten Schlacht.

López musste die Hauptstadt Asunción aufgegeben und sich nach Norden zurückziehen. Am 2. Januar 1869 zog Marquis de Caxias in die Hauptstadt Asuncion ein. López wollte aber nicht aufgeben und bot Kinder und Greise auf. Die Truppen Brasiliens und Argentiniens hetzten López Truppen durch Paraguay. Selbst Mitglieder seiner Familie, die den Präsidenten zu überzeugen versuchten, dass der Krieg aussichtslos geworden sei, darunter seine Brüder und sein Schwager, wurden hingerichtet. Seine siebzigjährige Mutter und seine beiden Schwestern ließ López auspeitschen.

In Argentinien wurde Domingo Faustino Sarmiento Präsident. In Brasilien, Uruguay und Argentinien stellte sich eine Kriegsmüdigkeit ein. López verlegte die Hauptstadt nach Piridebuy, ständig verfolgt von fremden Truppen. Im Nordosten Paraguays konnte er noch einmal einige tausend Kämpfer um sich scharen. Am 1. März 1870 wurde auch dieses "letzte Aufgebot" bei Aquidaban besiegt und López getötet.

Kriegsergebnis

Im Friedensvertrag vom 20. Juni 1870 musste Paraguay 144.000 km2, etwa 50 Prozent seines Territoriums, an Brasilien und Argentinien abtreten. Argentinien eignete sich die Misiones-Region und einen Teil der Chaco-Region zwischen den Flüssen Bermajo und Pilcomayo an. Brasilien schlug die gewonnenen Gebiete seiner Provinz (später Bundesstaat) Mato Grosso zu; nach der Teilung des Mato Grosso 1979 gehört das Gebiet heute zum brasilianischen Bundesstaat Mato Grosso do Sul. Die letzten brasilianischen Besatzungstruppen zogen erst 1876 aus Rest-Paraguay ab.

Der Krieg der Tripelallianz gegen Paraguay hatte auf beiden Seiten insgesamt über 2 Millionen Menschenleben gekostet. Damit kann er als einer der im Verhältnis zur Bevölkerungszahl verlustreichsten Kriege der Menschheitsgeschichte angesehen werden. Paraguay verlor ca 80% seiner vor dem Krieg 1,4 Millionen Menschen zählenden Bevölkerung, von den Männern im wehrfähigen Alter überlebten nach einigen Angaben nur etwa 6.000.

Siehe auch: Liste von Kriegen, Liste von Schlachten

Literatur

  • Jürg Meister: Francisco Solano Lopez - Nationalheld oder Kriegsverbrecher? Der Krieg Paraguays gegen die Triple-Allianz 1864 - 1870. Osnabrück 1987, ISBN 3-7648-1491-8