Terraforming
Terraforming wird die gedachte Umformung anderer Planeten in bewohnbare erdähnliche Himmelskörper mittels zukünftiger Techniken genannt. Fremde Planeten sollen so umgestaltet werden, dass darauf menschliches Leben mit geringem oder ohne zusätzlichen technischen Aufwand möglich wird.
Der Begriff geht auf den Science-Fiction-Roman Seetee Ship von Jack Williamson aus dem Jahre 1951 zurück und wurde später von der Wissenschaft aufgegriffen.
Venus
Terraforming könnte in ferner Zukunft beispielsweise auf die Venus angewendet werden, indem große Mengen von Grünalgen in die CO2-reiche Atmosphäre eingebracht werden. Dies soll eine Anreicherung von Sauerstoff bei gleichzeitiger Reduzierung des Treibhauseffekts bewirken. Woher das für das Terraforming benötigte Wasser bezogen werden soll, bleibt offen. Ebenfalls unbedacht ist der Umstand, dass auf der Venus Temperaturen von mehr als 400°C und ein Druck von rund 100 bar herrschen. Jede Form bekannten organischen Lebens würde in dieser Hitze und bei einem extremen Druck von mehreren Hundert bar sofort verbrennen. Die Grünanlagen-Idee ist daher eher eine "Milchmädchenrechnung" als eine ernsthafte Idee, denn die Bedingungen die geschaffen werden müssten, damit Pflanzen angesiedelt werden können, sind eben diese, die die Pflanzen erzeugen sollen. Die Idee ist daher irreführend.
Mars
Beim Mars setzt ein hypothetisches Terraforming ebenfalls am CO2 an, welches in großen Mengen im Polkappeneis gespeichert ist.
Damit sich der Mars zu einer so genannten zweiten Erde entwickeln kann, wären folgende Veränderungen notwendig:
- die Oberflächentemperatur müsste um etwa 60K erhöht werden.
- die Dichte der Atmosphäre müsste erhöht werden.
- flüssiges Wasser müsste verfügbar gemacht werden.
- die Oberflächeneinstrahlung von UV- und anderen kosmischen Strahlen müsste verringert werden.
- der Anteil von O2 (Sauerstoff) und N2 (Stickstoff) in der Atmosphäre müsste erhöht werden.
Methoden
Bei allen Methoden, die auf den Mars angewendet werden sollen, ergeben sich durch verkettete Reaktionen folgende Resultate:
- dichtere Atmosphäre durch das freigewordene CO2
- höhere Temperaturen durch Treibhauseffekt
- flüssiges Wasser durch Druck- und Temperaturerhöhung
Theoretisch scheint es möglich, unter Nutzung der auf dem Mars im Boden und den Polkappen gebundenen Verbindungen Wasser und Kohlendioxid einen Treibhauseffekt auf dem Planeten hervorzurufen, was mindestens anfangs einen hohen Energieaufwand erfordern würde.
Weltraum-Spiegel
Eine sehr aufwändige und damit kostspielige denkbare Methode, der Marsumwelt die benötigte Energie zuzuführen wäre es, mehrere gigantische Spiegel im Weltraum über den Marspolen zu positionieren. Durch das reflektierte Sonnenlicht könnten die vereisten Pole schmelzen und so CO2 in die Atmosphäre befördert werden. Es würde der gewünschte Treibhauseffekt ausgelöst und in Folge der Mars weiter erwärmt.
Asteroid
Die Manipulation der Flugbahn eines Asteroiden mutet zwar fantastisch an, ist aber wenigstens theoretisch möglich. Ein Asteroid oder Komet mit einem großen Gehalt an flüchtigen Stoffen soll durch eine Manipulation seiner Flugbahn auf den Mars geführt werden und gäbe beim Eintritt in die Mars-Atmosphäre beziehungsweise beim Aufschlag auf die Oberfläche diese Stoffe frei. Dadurch aktivierte er analog den anderen Methoden einen selbstverstärkenden Treibhauseffekt.
Ruß
Die einfachste Methode, den Mars umzuwandeln, könnte sein, Ruß oder andere lichtabsorbierende Stoffe über die Eisflächen der Polkappen zu verteilen, was bewirken soll, dass die Sonnenstrahlen nicht mehr reflektiert werden. Das Resultat ist wiederum ein Temperaturanstieg, der das Eis schmelzen lässt.
Kritik
Kritiker bezeichnen die Theorien zum Terraforming aus mehreren Gründen als unrealistisch:
- Keiner der für das Terraforming theoretisch in Betracht gezogenen Planeten ist überhaupt genügend erforscht, um auch nur halbwegs fundierte Aussagen machen zu können, als Beispiel darf die Wassermenge auf dem Mars gelten: sie ist vollkommen unbekannt, es kann darüber lediglich spekuliert werden.
- Keiner der Prozesse, die das Terraforming herbeiführen sollen, ist bisher verstanden, Antrieb und Auswirkungen des Treibhauseffekts allein auf der Erde können nicht einmal für die nächsten zehn Jahre in irgendeiner Form vorausgesagt werden, um so weniger für Mars oder Venus oder sonst einen fremden Himmelskörper.
- Zeitliche, materielle und energetische Dimensionen eines Terraformings sprengen jeden bekannten Rahmen. Ein Projekt wie die Erhöhung des atmosphärischen Drucks auf dem Mars um mehrere 100%, die nötig wären, um einen für irdische Lebewesen auch nur annähernd erträglichen Druck an der Oberfläche zu erzeugen, ist bereits mit mehreren tausend Jahren berechnet worden. Dabei bleibt darüber hinaus völlig unklar, ob der Mars die so mobilisierte Atmosphäre überhaupt halten könnte (der Mars hat kein Magnetfeld wie die Erde), oder ob sich nicht zum Beispiel durch das erzwungene Auftauen auch noch die dort verbliebenen Reste des Wassers in den Weltraum verflüchtigen würden, der Planet letztlich durch das so genannte Terraforming noch weniger "bewohnbar" gemacht werden würde, als er ohnehin schon ist. Die Verbringung ganzer Maschinenparks oder riesiger Anlagen, wie Spiegel, Methan- oder FCKW-erzeugende Fabriken liegt außerhalb jeglicher Reichweite, der Transport eines Buggies, eines kleinen Wassertanks und einer fünfköpfigen Mannschaft auf den Mond ist die jetzige Grenze des Machbaren. Der Verbrauch der gesamten heute erschließbaren Energievorräte der Menschheit würde einen Bruchteil der benötigten Materialien in die Erdumlaufbahn bringen, weiter nicht.
Siehe auch:
Weblinks
- Real Video: Was ist Terraforming? (aus der Fernsehsendung Alpha Centauri)