Färöer
Die Färöer (landessprachlich: Føroyar - vermutl.: "Schafinseln") sind eine Inselgruppe im Nordatlantik zwischen den britischen Inseln, Norwegen und Island. Die Gruppe besteht aus 18 Inseln, von denen eine permanent unbewohnt ist.
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Amtssprache(n) | Färöisch, Dänisch | ||||
Hauptstadt | Tórshavn | ||||
Staatsform | Selbstverwaltete Teilautonomie, Teil Dänemarks | ||||
Staatsoberhaupt | Königin Margrethe II. | ||||
Regierungschef | Jóannes Eidesgaard | ||||
Fläche | 1.399 km² | ||||
Einwohnerzahl | 48.296 (Stand 1. März 2004) | ||||
Bevölkerungsdichte | 33 Ew. pro km² | ||||
Autonomie | seit 1948 | ||||
Währung | Färöische Krone, entspricht der Dänischen Krone | ||||
Zeitzone | UTC | ||||
Nationalhymne | Mítt alfagra land | ||||
Kfz-Kennzeichen | FR | ||||
Internet-TLD | .fo | ||||
Vorwahl | + 298 | ||||
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Die Färöer gehören politisch zu Dänemark, sind aber seit 1948 autonom und haben ein eigenes Parlament, das sog. Løgting, eines der ältesten kontinuierlich bestehenden Parlamente der Welt. Zwei färöische Abgeordnete sitzen auch im dänischen Parlament, dem Folketing.
- Nationalfeiertag: 29. Juli Olaifest oder St.-Olafs-Tag (fär.: Ólavsøka)
- Religion: überwiegend Protestantisch
Die Färöer haben auch einen Nationalvogel, den Austernfischer (Tjaldur). Das Wappentier ist aber ein Schaf (Seyður). Beide Tiere sind auf den Inseln allgegenwärtig.
Aktuelles
Vom 4. bis 5. Mai 2004 wird im Haus des Nordens der erste internationale Geologenkongress der Färöer stattfinden, der sich unter anderem mit der Erschließung der unter dem Meer befindlichen Ölvorkommen beschäftigen soll. Erdöl gilt als die große Zukunftshoffnung für die färöische Wirtschaft. [1]
Bevölkerung
Von den rund 48.000 Einwohnern der Färöer sind 98 % Reichsbürger, also Färinger, Dänen oder Grönländer. Vom Geburtsort her kann man folgende Herkunft der Einwohner ableiten: Auf den Färöern geboren sind 91,7 %, in Dänemark 5,8 %, und in Grönland 0,3 %. Zusammen mit einigen eingebürgerten Menschen stellen diese drei Gruppen die Reichsbürger.
Größte Gruppe an Ausländern sind die Isländer mit 0,4 %, gefolgt von Norwegern und Polen mit jeweils 0,2 %. Insgesamt leben auf den Färöern Menschen aus 77 verschiedenen Ländern der Erde, darunter 22 Deutsche (2002).
Religion
Die Färöer sind seit 999 christianisiert. Schon vorher lebten hier irische Mönche als Einsiedler. Nahezu alle Färinger sind Christen. Sie gelten als besonders fromm. 80 % sind evangelisch-lutherisch, 20 % gehören anderen christlichen Kirchen an.
Häufige färöische Namen
Die drei häufigsten färöischen Familiennamen mit jeweils über 2.000 Angehörigen sind: Joensen, Hansen und Jacobsen. Unter den 100 häufigsten färöischen Famliennamen finden sich acht Namen, die aufgrund ihrer Schreibweise offensichtlich deutscher Herkunft sind, z.B. Müller, Winther und Lützen.
Die häufigsten männlichen Vornamen sind (oft in Kombination mit zweiten und dritten Vornamen): Hans, Jógvan, Jákup, Poul und Petur. Bei den weiblichen Vornamen sind dies: Anna, Maria, Katrin, Elin und Marjun.
Im Geburtsjahrgang 2002 standen Elin und Marjun nicht mehr so hoch im Kurs. Auffallend sind beliebte Namen wie Sára, Lea und: Bjørk. Den Namen gibt es bei Färingerinnen sonst nur in der Form Bjørg, hier spielt also offensichtlich die berühmte isländische Künstlerin als Namensgeberin eine Rolle. Bei den Jungs sind Jógvan und Hans etwas aus der Mode gekommen, während nun neben den oben genannten folgende Namen sehr beliebt sind: Markus, Brandur und Aron.
Geographie
Die Färöer liegen auf 62° nördlicher Breite und 7° westlicher Länge im Nordatlantik zwischen Schottland im Süden, den Shetland-Inseln im Südosten , Norwegen im Osten und Island im Nordwesten. Weiter nördlich befindet sich die norwegische Insel Jan Mayen im Polarmeer.
Das Archipel mit seinen 18 Inseln ist von Nord bis Süd 113 Kilometer lang, und von Ost bis West 75 Kilometer breit. Bei klarer Sicht kann man sie vom höchsten Berg der Färöer (882 m) komplett überblicken.
Kein Punkt auf den Färöern ist mehr als 5 Kilometer vom Meer entfernt und die durchschnittliche Höhe beträgt 300 Meter über dem Meer. Die Färöer sind überwiegend bergig, und hier befindet sich auch mit Kap Enniberg das höchste Kliff Europas (750 Meter).
Sandstrände gibt es nur wenige, und dann meist auf der relativ flachen Insel Sandoy. Die Küste ist oft steil. Fast alle Orte der Färöer liegen an geschützten natürlichen Häfen, in Fjorden und Buchten, oder höher gelegen mit direktem Abstieg zum Anlegeplatz.
Die Fjorde sind gleichzeitig Verhängnis für die Grindwale, siehe: Grindabóð.
Die Färöer sind vulkanischen Ursprungs (60 Millionen Jahre alt) und besetehen daher aus Basalt, welcher sich in charakteristischen Stufen an den Berghängen zeigt. Das Land ist mit ganz wenigen Ausnahmen baumlos und überall dort mit Gras bewachsen, wo es die Berge zulassen. In Tälern ist es oft sumpfig und das Land ist durchzogen mit vielen kleinen und größeren Bächen, die häufig als Wasserfall zu Tal oder direkt ins Meer stürzen.
Dadurch, dass es keinen Wald auf den Färöern gibt, ist Holz ein begehrter Importartikel. Geheizt wurde früher mit Torf.
Siehe auch: Städte der Färöer, Glossar der färöischen geografischen Namen
Klima
Das Wetter auf den Färöern ist maritim und wechselhaft. Das bedeutet, dass es am selben Tag strahlenden Himmel gefolgt von dichtestem Nebel geben kann, und das dann an verschiedenen Punkten auf dem Archipel ganz unterschiedlich, wie im Gebirge üblich.
Bedingt durch die Lage am Golfstrom herrschen auf den Färöern milde Temperaturen. Die Durchschnittstemperatur im Sommer beträgt 11° C, im Winter 3° C. Die Häfen sind ganzjährig eisfrei, und gelegentlicher Schnee im Winter bleibt nicht lange liegen.
Die Luft ist meist klar, und es herrscht oft ein frischer Wind (meist aus Südwest). Auf Sturm und Regen muss man eingestellt sein, doch es gibt selten komplett verregnete Tage.
Das färöische Wetter dominiert die gesamte Lebenshaltung des Inselvolkes. Wegen der ständigen Wetterwechsel tragen die Färöer den Beinamen: "Das Land von Vielleicht".
Färinger sind bekannt für ihre Liebe zum eigenen Auto. Ein populärer einheimischer Witz über die eigenen Landsleute lautet: Wozu braucht er noch einen Regenmantel, er hat doch ein Auto.
Geschichte
Zuerst wurden die Färöer im 7. Jahrhundert von Kelten besiedelt. Ihnen folgten irische Mönche. Hierbei muss es sich aber um vergleichsweise kleine Einsiedler-Gruppen gehandelt haben. Ganz wenige Sprachzeugnisse auf den Färöern erinnern noch an diese Zeit.
Die Haupteinwanderung trat im 9. Jahrhundert durch die Wikinger ein, die von Norwegen aus gen Westen zogen. Ein selbstironischer färöischer Witz sagt:
Wir sind die Nachfahren derjenigen, die auf dem Weg nach Island seekrank wurden.
Es gab zwei große Einwanderungswellen während der nordischen Landnahme: ca. 820-860 kamen Flüchtlinge aus Norwegen, ca. 880-900 dann Wikinger aus Irland und Schottland.
Nachdem sich der heute noch verehrte norwegische König Olav Tryggvasson 994 beim englischen König Adelstein taufen ließ und im Jahr darauf Norwegen missionierte, lud er den angesehenen färöischen Häuptling Sigmund Brestirson zu sich ein, der dann bekehrt 999 auf den Färöern für die Annahme des Christentums durch das färöische Thing, das heutige Løgting, sorgte.
Ab 1035 gehörte das Archipel politisch zu Norwegen, konnte sich aber durch die Entfernung zur Zentralmacht ein hohes Maß an Eigenständigkeit erhalten. 1298 erhielt es durch das Schafsgesetz des norwegischen Königs sein Grundgesetz, welches in Teilen bis heute gültig ist.
1380 gelangten die Färöer im Zuge der Personalunion Dänemarks mit Norwegen unter die dänische Krone (Königin Margarethe I.), die es schaffte, ganz Skandinavien in ihrem Großreich zu einen. Siehe: Kalmarer Union. An diesem Status änderte sich auch 1814 nach dem Frieden von Kiel nichts, wo Norwegen an Schweden fiel, aber die Färöer bei Dänemark blieben. 1856 wurde das königlich dänische Handelsmonopol über die Färöer aufgehoben.
Im Zweiten Weltkrieg wurden die Färöer aus taktischen Gründen am 12. April 1940 von Großbritannien besetzt, um Deutschland zuvor zu kommen. Die Briten bauten nicht nur den einzigen Flughafen der Inselgruppe, der heute als Drehscheibe der Färöer dient, sondern sie weiteten die Selbstverwaltung des Løgtings aus, so dass die Färinger 1946 eine Volksabstimmung über ihre volle Souveränität durchführten, und sich auch mit knapper Mehrheit dafür aussprachen. Dänemark verweigerte das, trat aber in Verhandlungen, so dass die Inseln mit dem Autonomiegesetz von 1948 weitgehende Selbstständigkeit genießen.
Als Dänemark 1972 der Europäischen Gemeinschaft beitrat, verweigerten die Färöer diesen Schritt. Dieser Status gilt bis heute.
Bis ins 20. Jahrhundert waren die Färöer sehr isoliert, weswegen sich die alte Sprache und Kultur relativ authentisch erhalten konnten.
Ein großer Teil der Geschichte der Färöer ist im Artikel über das Løgting beschrieben.
Politik
Ab 1035 im Besitz von Norwegen, sind die Inseln sind seit 1380 durch die dänisch-norwegische Personalunion politisch mit Dänemark verbunden. Nach dem Frieden von Kiel 1814 verblieben sie dann im Königreich Dänemark und sind neben Grönland bis heute ein Teil des Reichs.
Ein hohes Maß an Selbstbestimmung innerhalb des Königreichs ist seit dem Gesetz über die Innere Selbstverwaltung 31. März 1948 erreicht. Es gibt aber einflussreiche Gruppen, die eine vollständige Lösung von Dänemark anstreben.
Die Färöer sind, anders als Dänemark, nicht Mitglied der EU. Sie entsenden je zwei Abgeordnete in das dänische Folketing und den Nordischen Rat.
Die NATO betreibt auf den Färöern eine Radar-Frühwarn-Station, die zu dem Netz der Frühwarnsysteme rund um den Nordpolarkreis gehört. Die Färörer haben keine eigene Armee, und die Bürger unterliegen nicht der dänischen Wehrpflicht.
Die Färöer führen eine eigene Flagge und gelten als Nation, werden aber militärisch und außenpolitisch weiterhin von Dänemark vertreten. Staatsoberhaupt ist Königin Margrethe II. von Dänemark und Regierungschef der Sozialdemokrat Jóannes Eidesgaard.
Das politische System der Färöer wird mitsamt eines historischen Abrisses im Artikel über das Løgting umfassend behandelt.
Wirtschaft und Soziales
Wichtige Erwerbszweige sind die Fischerei, die Fischzucht (meist Lachse) und der Tourismus. Ein weiterer Faktor im Export sind die Werften und die Briefmarken des Postverk Føroya.
Die tradtionelle Schafzucht (Wollindustrie) spielt im Export nur eine sehr untergeordnete Rolle, während färöische Wollprodukte im Binnenmarkt beliebt sind. Der umstrittene Grindwalfang wird von den Färingern nicht kommerziell, sondern als reine Subsistenzwirtschaft betrieben.
Das Wirtschaftswachstum betrug 2003 4,9%, und die Arbeitslosigkeit lag im Februar 2003 bei 3,5 %.
Die Färöer verfügen über einen als vorbildlich angesehenen Sozialstaat. Der durchschnittliche Lebensstandard ist ebenso hoch wie das Bildungsniveau der Einwohner. Bis Mitte der 80er Jahre gab es hier Vollbeschäftigung.
Fauna und Flora

Durch die isolierte Insellage (die nächste Küste ist 500 km weiter östlich in Norwegen) kommen bestimmte Tierarten auf den Färöern von Natur aus nicht vor: Reptilien, Kröten, Süßwasserfische und Säugetiere. Letztere mit zwei Ausnahmen: Der einheimische graue Seehund und der vorbeiziehende Grindwal.
Erst der Mensch brachte Säugetiere (Haustiere wie Schafe, Rinder, Pferde, Hunde und Katzen) und Süßwasserfische (Forellen und Lachse) mit, die er in den Seen aussetzte. Daneben gibt es eine wilde Vermehrung von Hasen, Ratten und Mäusen. Bestimmte Insekten gibt es auch nicht: Zum Beispiel bleibt man auf den Färöern von der Stechmücke verschont, muss aber auch auf einheimischen Bienenhonig verzichten.
Berühmt ist die färöische Vogelwelt (siehe dort).
Auf den Färöern gibt es weiterhin eine Reihe Pflanzenarten, die es nur hier gibt. Im Sommer erblühen an vielen Stellen verschiedene wilde Blumenarten, die den ansonsten mit Gras bewachsenen Inseln eine farbliche Abwechslung geben.
Der Anbau von Planzen beschränkt sich auf Getreide, Heu, Kartoffeln und einige Gemüse in Gewächshäusern. Obst muss meist importiert werden und ist entsprechend teuer.
Verschiedenes
Bekannte Färingerinnen und Färinger
- Jonas Broncks, Auswanderer, Namensgeber der Bronx in New York (USA)
- Niels R. Finsen, Medizin-Nobelpreisträger 1903
- V. U. Hammershaimb, Schöpfer der modernen färöischen Schriftsprache 1846
Weblinks
- Statistisches Jahrbuch 2003 (einzelne PDF-Seiten, färöisch und englisch, sehr umfassend)