Die Badische Staatsbrauerei Rothaus AG ist eine Brauerei mit Sitz in Rothaus, einem Ortsteil von Grafenhausen, das mitten im Hochschwarzwald in rund 1000 Meter über NN unweit des Schluchsees liegt. Sie befindet sich seit der Gründung als Aktiengesellschaft 1922 im Besitz des badischen Staates, heute im Besitz der landeseigenen Beteiligungsgesellschaft des Landes Baden-Württemberg. Die Brauerei Rothaus erlebte in den 1990er Jahren einen rasanten Aufschwung und setzt mittlerweile zehn Prozent ihrer Bierproduktion außerhalb Baden-Württembergs ab.
Badische Staatsbrauerei Rothaus AG
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Rechtsform | Aktiengesellschaft |
Gründung | 1791 |
Sitz | Grafenhausen |
Leitung | Gerhard Stratthaus (interim)[1] |
Mitarbeiterzahl | 232 (2011)[2] |
Umsatz | 82,9 Mio. Euro (2011)[2] |
Branche | Brauerei |
Website | www.rothaus.de |

Geschichte
Das Rot in Rothaus geht auf die Patrizierfamilie Roth aus dem Klettgau zurück, die sich um 1300 in Grafenhausen niedergelassen und 1340 mit dem Bau des Rothen Hauses begonnen hatte. Ein Michael Kaiser erwarb das Haus um das Jahr 1660, bekam vom Benediktinerkloster St. Blasien das Schankrecht verliehen und nutzte es fortan als Gasthaus. Das Kloster wiederum erwarb dieses Gasthaus über 100 Jahre später und ersetzte es durch einen Neubau mit gleicher Funktion.[3]
Unter Fürstabt Martin Gerbert wurde zum Jahresende 1790 im Mönchsrat beschlossen, im Januar 1791 mit ersten Brauversuchen beginnen. Gerbert beabsichtigte hiermit seine Reichsherrschaft Bonndorf gegenüber dem benachbarten Fürstentum Fürstenberg aufzuwerten, das bereits seit dem 13. Jahrhundert ein Braurecht besaß, aus dem später die Fürstlich Fürstenbergische Brauerei hervorgehen sollte. Zudem war die Brauerei eine Maßnahme der Wirtschaftsförderung, mit der das angeblich überteuerte Bier aus Donaueschingen abgewehrt und Arbeitsplätze geschaffen werden sollten. Dem Volksmund nach wollten die Mönche jedoch den Schwarzwäldern das Schnapstrinken abgewöhnen.[4]
Bezogen auf die Herrschaftsgebiete St. Blasien und Bonndorf lag der Standort an verkehrsgünstiger Stelle inmitten großer Wälder und in der Nähe ausreichender Wasservorkommen, sodass im Jahr 1792[4] der umfassende Braubetrieb beginnen konnte. Das Brauwasser wird noch heute aus sieben betriebseigenen Quellen gewonnen. Durch die Säkularisation gingen das Kloster und sein Besitz 1806 an das Großherzogtum Baden über und die Brauerei führte seitdem den Namen Großherzoglich Badische Staatsbrauerei Rothaus.
Der Name Badische Staatsbrauerei Rothaus, den die Brauerei seit der Abschaffung der Monarchie als Folge der Novemberrevolution von 1918 führt, blieb erhalten, als der Besitz an das Land Baden-Württemberg überging, den Nachfolger des Landes Baden. Seit 1922 firmiert das Unternehmen als Aktiengesellschaft, deren Aktien heute zu 100 Prozent von der Beteiligungsgesellschaft des Landes Baden-Württemberg mbH gehalten werden.
Unter dem Vorstandschef Norbert Nothhelfer, der zuvor als Regierungspräsident in Freiburg tätig war, verdoppelte Rothaus in den 1990er Jahren seinen Bierausstoß auf einem insgesamt schrumpfenden Markt. Die Kapazität wurde auf eine Million Hektoliter Bier pro Jahr ausgebaut. Im Jahre 1992 erwarb Rothaus die Dominikanerinsel mit dem Steigenberger Inselhotel in Konstanz vom Land Baden-Württemberg. Am 1. Oktober 2004 wurde Thomas Schäuble, der vormalige Innenminister Baden-Württembergs, Vorstand der Brauerei.
Im Geschäftsjahr 2006 lag die Produktionsmenge bei 937.000 Hektolitern und der Umsatz bei 88,2 Millionen Euro. Etwa 90 Prozent seines Bierausstoßes setzte das Unternehmen in Baden-Württemberg ab, wo Rothaus nach Eichbaum die zweitgrößte Brauerei ist.
Ende 2007 hat Rothaus das neben dem Brauereiareal gelegene Hotel erworben und dort einen Fanshop eingerichtet. Auf einem rund einen Hektar großen Areal entstand ein kleiner Erlebnispark mit dem 2008 eröffneten Zäpfleweg und einem Spielplatz.[5] Zudem wurde die Landesstraße 170 verlegt und ein Kreisverkehr errichtet, um durch den geschaffenen Abstand zur Straße als Ausflugsziel attraktiver zu werden.[6][7] In Rothaus und den zwei brauereieigenen Vertriebsniederlassungen waren 2011 232 Mitarbeiter beschäftigt.[2]
Aufgrund einer schweren Erkrankung Thomas Schäubles übernahm Gerhard Stratthaus, Ex-Finanzminister Baden-Württembergs, am 5. September 2012 die Leitung der Brauerei[veraltet]Bitte nutze in Fällen, in denen die Jahreszahl bereits in der Vergangenheit liegt, {{Veraltet}} anstatt {{Zukunft}} .[8][1] Schäubles Vorgänger Nothhelfer sitzt zusammen mit weiteren einstigen Landesvertretern wie der früheren Landwirtschaftsministerin Gerdi Staiblin und dem früheren Freiburger Regierungspräsidenten Sven von Ungern-Sternberg im Aufsichtsrat des Unternehmens. Aufsichtsratsvorsitzender ist derzeit (2013)[veraltet] Landwirtschaftsminister Alexander Bonde (Die Grünen).
Produkte
Folgende Biersorten werden in 0,5-Liter-Flaschen angeboten:
- Pils
- Hefeweizen
- Hefeweizen alkoholfrei
- Märzen Export
- Radler
Außerdem werden folgende Sorten in 0,33-Liter-Flaschen angeboten:
- Tannenzäpfle (Pils)
- Alkoholfrei Tannenzäpfle
- Hefeweizen Zäpfle
- Eiszäpfle (Märzen Export)
- Radler Zäpfle
Pils und Hefeweizen gibt es außerdem in Fünf-Liter-Fässern mit integriertem Zapfhahn. Das erfolgreichste Produkt ist das in 0,33-Liter-Flaschen abgefüllte Rothaus Pils Tannenzäpfle, abgekürzt Zäpfle.
Seit dem Jahr 2009 produziert Rothaus in Zusammenarbeit mit der Destillerie Kammer-Kirsch aus Karlsruhe-Mühlburg zudem vergleichsweise kleine Mengen Single-Malt-Whisky.[9]
Etikett
Auf allen Flaschen ist ein blondes Schwarzwaldmädel in typischer Tracht abgebildet, das in jeder Hand ein Glas Bier hält. Rothaustrinker haben ihr den fiktiven Namen Birgit Kraft gegeben; der Name entstand aus der alemannischen Aussprache der Phrase „Bier git (= gibt) Kraft“.[10][11]
Das Etikett der Tannenzäpfle-Flaschen zeigt zusätzlich sieben Tannenzapfen. Hierbei ist auffallend, dass die namengebenden Tannenzapfen auf dem Etikett hängend abgebildet werden, während sie auf Zweigen der Gattung Abies (Tanne) aufrecht stehen. In der mündlichen Überlieferung wird das damit begründet, dass die Flaschen beim Trinken wieder auf dem Kopf stehen. In Wirklichkeit ist auf dem Etikett wohl die im Schwarzwald heimische Rottanne abgebildet, die als Fichtengewächs von den Zweigen hängende Zapfen besitzt.
Das heutige Tannenzäpfle-Etikett wird seit 1972 verwendet. Das Mädel und die Tannenzapfen waren bereits auf dem ersten Etikett von 1956 als fotorealistische Illustration abgebildet, welches die Brauerei 2006 zum 50-jährigen Bestehen der Marke in kleiner Auflage erneut auf die Flaschen klebte.
Werbung
Die Werbeaktivitäten der Brauerei Rothaus decken die Bundesländer Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen, Hamburg und Hessen ab. Auf TV- und Radiowerbung wird komplett verzichtet. Das Unternehmen sponsert u. a. den Fußball-Bundesligisten SC Freiburg, den Drittligisten Karlsruher SC und den Eishockey-Zweitligisten Wölfe Freiburg sowie diverse Veranstaltungen im Land. Rothaus hat die Namensrechte an der Veranstaltungshalle der Messe Friedrichshafen (Rothaus Halle), der Messe Freiburg (Rothaus-Arena) und an der Parkanlage der Messe Stuttgart (Rothauspark) erworben. Die Brauerei ist Hauptsponsor des Radsportteams Rothaus (Vertrag 2008 um fünf Jahre verlängert) sowie Titelsponsor der Rothaus Regio-Tour.
Zudem war Rothaus am Bau des Rothaus-Zäpfle-Turm Höchenschwand beteiligt und besitzt zwei Eisenbahn-Bierkühlwagen, die als Dauerwerbung an der Bundesstraße 500 in Seebrugg abgestellt sind, wo die Straße nach Rothaus abzweigt.
Die Region, in der sich die Brauerei befindet, mit dem Hauptort Grafenhausen, vermarktet sich seit 2006 unter der Marke "Rothauser Land - Meine Ferienregion im Schwarzwald". Zum Rothauser Land gehören die Hauptorte Grafenhausen und Ühlingen-Birkendorf. In das Logo der Ferienregion ist der Schriftzug der Brauerei als Wiedererkennungsmerkmal aufgenommen worden.
Weblinks
- Internetpräsenz der Brauerei
- Gebäude der Brauerei bei der ZUM (Zentrale für Unterrichtsmedien im Internet)
- Man trinkt wieder Heimat. Brenda Strohmaier in Die Zeit vom 8. Juli 2004, zur Biergit-Legende und dem Erfolg des Bieres in Berlin
- Ein Schluck Heimat. Linda Behringer im Der Tagesspiegel vom 26. November 2006, zum Jubliäumsetikett und der wirtschaftlichen Entwicklung
- Kultmarke wider Willen. Anselm Waldermann bei Spiegel Online vom 27. Januar 2007, wie das Tannenzäpfle deutsche Großstädte erobert
- Die Anti-Fernsehbiere Mathias Irle in brand eins vom Februar 2008, wie drei Biere ohne teures Marketing erfolgreich sind (PDF)
Einzelnachweise
- ↑ a b Stefan Hupka: Rothaus-Chef Thomas Schäuble kehrt nicht zurück. In: Badische Zeitung. 7. Dezember 2012, abgerufen am 10. Januar 2013.
- ↑ a b c Elektronischer Bundesanzeiger: Jahresabschluss zum Geschäftsjahr vom 1. Januar 2011 bis zum 31. Dezember 2011
- ↑ Klaus Rütschlin: Wirtschaft: Badische Brauereien und ihre Gastwirtschaften: Das Aushängeschild, Badische Zeitung, 20. Oktober 2011, abgerufen am 23. September 2012
- ↑ a b Thomas Mutter: Warum hat Fürstabt Martin die Brauerei Rothaus gegründet?, Badische Zeitung, 20. Juli 2012, abgerufen am 23. September 2012
- ↑ Wie die Rothaus-Brauerei ihre Fans umgarnt. Welt online vom 16. Oktober 2007
- ↑ Konservativ und Kult zugleich Badische Zeitung vom 22. Oktober 2011
- ↑ Grafenhausen: Weitere Etappe zum Ziel ist geschafft, Badische Zeitung, 4. Oktober 2008, abgerufen am 23. September 2012
- ↑ Brauerei: Stratthaus vertritt erkrankten Rothaus-Chef Schäuble, badische-zeitung.de, 6. September 2012
- ↑ suedkurier.de: Landesbrauerei Rothaus produziert jetzt Whisky, 22. September 2009, Zugriff am 28. August 2011
- ↑ Birgit Kraft ist ein echter Star (PDF; 448 kB), Artikel von Mira Kaizl in insideB 7/06
- ↑ Word of Mouth Fills German Brewer's Steins, Artikel in der New York Times vom 17. September 2008
Koordinaten: 47° 47′ 47″ N, 8° 14′ 44″ O