Koordinaten: 48° 17′ 40,9″ N, 14° 17′ 38,7″ O

Das Musiktheater Linz ist eine Spielstätte des Landestheaters Linz. Der Bau des Gebäudes, das von Terry Pawson geplant worden war, wurde 2008 begonnen und 2013 abgeschlossen. Es soll als neues Theater- und Opernhaus der Stadt Linz dienen. Eröffnet wurde das Linzer Musiktheater am 11. April 2013 vom österreichischen Bundespräsidenten Heinz Fischer. Am 12. April 2013 findet die Uraufführung der Oper Spuren der Verirrten von Philip Glass nach dem gleichnamigen Schauspiel von Peter Handke statt.[1] Aufgrund von politischen Streitigkeiten über die Durchführung des Baus, zwei Architekturwettbewerben und einer Volksbefragung hat sich der Bau um viele Jahre verzögert.[2][3]
Geschichte
1984 wurde der Verein „Freunde des Linzer Musiktheaters“ gegründet. Ziel war es einen geeigneten Standort für ein neues Musiktheater in Linz zu finden und dessen Errichtung zu erreichen. Die Gründe dafür lagen einerseits in den schlechten Akustik- und Sichtverhältnissen für die Zuschauer und andererseits in den gesetzwidrigen Arbeitsbedingungen und der unökonomischen Betreibung des Landestheaters.[4]
Die Standortwahl für das neue Gebäude gestaltete sich schwierig. Die erste Wahl fiel auf den Platz des heutigen Ars Electronica Centers. Nachdem dieser Standort durch politische Gruppierungen abgelehnt worden war, war die zweite Wahl der Platz zwischen dem Römerbergtunnel und dem Linzer Schlossmuseum - das „Theater am Berg“. Den hierfür ausgeschriebenen Architekturwettbewerb gewann der Wiener Architekt Otto Häuselmayer. Der Bau sollte bis 2003 fertiggestellt sein und Platz für 1.100 Personen bieten.[5] Die Errichtung des Musiktheaters sorgte in der Politik für unterschiedlichste Meinungen und starke Diskussionen – vor allem von Seiten der FPÖ – so dass es am 26. November 2000 zu einer Volksbefragung kam. Hierbei stimmte die deutliche Mehrheit der oberösterreichischen Bevölkerung gegen einen Bau des Musiktheaters[6], wodurch die Planung gestoppt wurde.[7]
Nach erneuten Bemühungen durch den Verein Freunde des Linzer Musiktheaters wurde am 3. Juli 2003 durch den oberösterreichischen Landtag ein Grundsatzbeschluss für den Bau des Musiktheaters gefasst. Am 29. Juni 2004 fiel nach langen Diskussionen über den geeigneten Standort die Wahl auf den Blumauerplatz, weshalb nun vom Theater am Park die Rede war.[4]
Durch den neuen Standort wurde ein weiterer Architekturwettbewerb veranstaltet, den im April 2006 der Londoner Architekt Terry Pawson gewann.[8] Der Wunsch nach der Fertigstellung vor dem Kulturhauptstadtjahr 2009 konnte durch keines der eingebrachten Projekte erreicht werden.[9] Am 13. März 2008 fand der kleine Spatenstich statt, bei dem der Umbau des Blumauerplatzes gestartet wurde.[10] Der große Spatenstich, bei dem der Bau des Musiktheaters begonnen wurde, fand am 15. April 2009 statt.[11] Zu diesem Zeitpunkt wurde nach einer öffentlichen Ausschreibung das Architekturbüro Architektur Consult gemeinsam mit den Archinauten mit der Ausführungsplanung beauftragt.[12]
Der Bau des Musiktheater wurde mit rund 150 Millionen Euro veranschlagt, wobei sich die Stadt Linz mit 36,3 Millionen Euro beteiligt.[13] Die Eröffnung des neuen Musiktheaters fand am 11. April 2013 statt. Tags darauf findet die Uraufführung der Oper Spuren der Verirrten von Philip Glass statt.[3]
Unterstützende Vereine
Verein Freunde des Linzer Musiktheaters
Der 1984 gegründete Verein hat heute über 6.000 Mitglieder und versteht sich als Bürgerinitiative zur Unterstützung eines Neubaues für ein Linzer Musiktheater. Der Präsident des Vereins ist Gerhard Ritschel.[14]
Da der Verein seinen Zweck mittlerweile erfüllt hat, weil der Bau bereits begonnen hat, wurde im Dezember 2011 ein Entwurf für neue Vereinsstatuten aufgesetzt. Der Verein bezweckt nun die Förderung und publizistische Aufbereitung und Verbreitung der Ideen des Linzer Musiktheaters. Außerdem soll er die Intensivierung und Bindung des öffentlichen Interesses fördern und den Kontakt zu den Künstlern und Künstlerinnen des Linzer Musiktheaters vertiefen.[15]
Verein zur Förderung des Linzer Musiktheaters
Dieser Verein wurde mit dem Zweck der finanziellen Förderung der Errichtung, des Betriebes und des kulturellen Programmes des Opernhauses Linz – insbesondere für die Kontaktvermittlung zu Sponsoren – gegründet.[16]
Architektur
Das Theater in Zahlen
Angaben zum Grundstück[17] | |
Außenabmessungen Norden – Blumauerstraße | 150 m |
Außenabmessungen Osten – Südtirolerstraße | 25 m |
Außenabmessungen Westen – Volksgarten | 65 m |
Außenabmessungen Süden – verl. Bahnhofstraße | 251 m |
Bauplatzfläche | 13.105 m² |
Be- und überbaute Flächen | 10.770 m² |
Baukennwerte[17][18] | |
Höhe (Gebäudekörper) | 26 m |
Höhe (Bühnenturm an seiner Spitze) | 37 m |
Geschosse | 2. UG, 1. UG, EG, 1. OG bis 7. OG |
Anzahl | 10 Geschosse |
Bruttogeschossfläche (gesamt) | 52.420 m² |
Umbauter Raum (gesamt) | 289.860 m³ |
Nettogeschossfläche gesamt | 43.930 m² |
Glasfront am Haupteingang[18] | |
Breite | 60 m |
Höhe | 10 m |
Der Vorplatz
Der Vorplatzbereich des Musiktheaters zieht sich entlang der Glasfassade eben dahin, überbrückt so den Straßenbahntunnel und bietet gleichzeitig Platz für Performances. Eine schräg abfallende Treppe verbindet das Theater mit dem Linzer Volksgarten, welcher durch eine Neugestaltung aufgewertet werden soll.[19] Otmar Stöckl hat sich einige Gestaltungsvorschläge überlegt, wobei hier auch die Wünsche der Bürger eingeflossen sind. Im Bereich des Vorplatzes soll ein freier, befestigter Platz mit einem Cafe und der Möglichkeit für Open-Air-Veranstaltungen entstehen. Außerdem sollen die derzeit noch erkennbaren Lüftungsauslässe des Straßenbahntunnels im Rahmen des Projektes „Kunst am Bau“ verkleidet werden.[20]
Die Fassade
Der Architekt Terry Pawson hat die Fassade durch klare Linien strukturiert und wollte damit das Gefühl eines großen „curtain“ (Vorhanges) vermitteln. Dieser Vorhang zieht sich um drei Seiten des Hauses und bildet zum Volksgarten hin ein großes Tor. Die ursprüngliche Idee des Architekten war es, rotbraunen, oxidierten Stahl an der Fassade zu verbauen, jedoch entschied man sich dann doch für hellen Beton und Naturstein als Fassadenmaterial.[21]
Durch ein Schienensystem in dem „Vorhangraster“ des Gebäudes sind die gebrochenen Natursteinblöcke befestigt, wobei man durch dieses Raster auch die Möglichkeit hat, gewisse Flächen als Fenster frei zu lassen. In Summe befinden sich 698 helle, vertikale Streben aus Architekturbeton – Lisenen genannt – um das Gebäude herum.[21]
Die Fassade selbst besteht aus insgesamt vier Schichten:[21]
- Tragender Stahlbeton und Dämmmaterial aus Steinwolle
- Winddichte und diffusionsoffene Folie
- Architekturbeton-Lisenen aus hellen, schalreinen Fertigteilen (Weißzement) mit Schienen- bzw. Ankersystem
- Gebrochener Naturstein (Römischer Travertin)
Der Travertin (Naturstein) stammt aus einem Steinbruch bei Tivoli, in der Nähe von Rom. Dort werden die Steine gespalten und später mit ihrer rauen Bruchseite nach außen an der Fassade platziert. Durch die unterschiedlichen, nicht bearbeiteten Oberflächen sorgt die Fassade für ein lebendiges, helles und gleichsam massives Erscheinungsbild.[21]
Innenarchitektur
Vom Eingangsfoyer gelangt man über eine große Treppe in das Hauptfoyer. Dieses hat eine Höhe von sieben Metern und wird auch als Pausenraum genutzt. Im vorderen Bereich des Theaters befinden sich außerdem ein Restaurant und ein Café, die in Zukunft beide ganztägig geöffnet sein sollen, sodass das Theater auch untertags ein öffentlicher Treffpunkt sein wird. Über einen Eingang im ersten Stock erreicht man den Haupteingang des großen Saals. Im hinteren und größten Teil des Gebäudes befinden sich alle Werkstätten, Lager und Künstlerbereiche.[22]
Das neue Theater verfügt insgesamt über die folgenden drei Bühnen:
Das Auditorium
Der Haupteingang des großen Saales befindet sich auf der Höhe des ersten Ranges. Von außen lässt sich der Saal auch über diverse Stiegen und Aufzüge erreichen. Eine Besonderheit ist, dass man innerhalb des Saales über Treppen die Ebenen wechseln kann, ohne den Saal selbst verlassen zu müssen. Diese Treppen sind seitlich an den Wänden angebracht und vom Raum aus sichtbar.[22] Insgesamt verfügt der große Saal über ein Parterre, ein Hochparterre, einen ersten und einen zweiten Rang.[23] Das Auditorium bietet so 970 Zuschauern Platz, jedoch ist eine Erweiterung auf 1.200 Sitzplätze möglich.[23] Dies erreicht man durch die Bestuhlung des Orchestergrabens und der Seitenbereiche der Ränge. Um für die Zuschauer auf allen Rängen perfekte Sicht- und Hörbedingungen und optimale akustische Ergebnisse und Nachhallzeiten zu erreichen, wurden umfangreiche akustische Versuche an einem Modell im Maßstab 1:10 vorgenommen.
Um den Besuchern des Theaters ausreichend Komfort zu bieten, wurde der Sitzreihenabstand von 97 cm bis zu 105 cm im Parkett bemessen. Die Sesselbreite beträgt 59 cm, was einer Sitzbreite von 54 cm entspricht. Die Polsterung der knallroten Sessel wurde dabei mit dem Haar der Angoraziege bespannt. Insgesamt wurden 1.130 Sessel angeschafft, wobei davon 970 im Saal fix montiert sind und der Rest für eine eventuelle Sonderbestuhlung im Orchestergraben vorgesehen ist. In Summe haben diese einen Wert von 800.000 Euro.[24][25]
Im Anschluss an den Zuschauerbereich befindet sich der Orchestergraben mit einer Breite von 18 und einer Tiefe von 6 Metern, wobei sich dieser an den Seiten erweitern lässt.[26] Insgesamt bietet dieser so etwa 100 Musikern Platz und hat eine maximale Nutzfläche von rund 164 m².[22]
Danach befindet sich direkt der Bühnenbereich, welcher eine Breite von 18 und eine Tiefe von 17 Metern hat. Das für die Zuschauer sichtbare Portal kann auf eine Breite von 12 bis 16 Meter eingestellt werden, wobei eine Probe-, Seiten- und Hinterbühne für Umbauten und Auftritte zur Verfügung stehen.[26] Eine Transportdrehbühne mit 32 Metern Durchmesser stellt die Hauptbühne dar. Diese ist wiederum in zwei Bereiche eingeteilt. Auf der einen Seite befindet sich eine weitere drehbare Scheibe mit einem Durchmesser von 15 Metern. Auf der anderen Seite ist eine Hubpodienlandschaft mit drei Podien zu je 15 mal 4 Metern untergebracht. Dies ermöglicht das „Versenken“ von Personen. Durch diese aufwändige Konstruktion ist es möglich gleichzeitig mehrere Bühnenbilder zu nutzen.[22]
Die Studiobühne
Die Studiobühne (Blackbox) hat die Form eines Trapezes und befindet sich im ersten Untergeschoss unter dem Eingangsfoyer. Der Raum soll als Blackbox ausgeführt und daher auch so genannt werden. Dies ermöglicht das Aufführen experimenteller Aufführungen. Die Wand, welche den Raum mit dem Foyer verbindet, ist eine verschiebbare Faltwand und ermöglicht so einen individuell gestaltbaren Raum.[24] Insgesamt soll die Studiobühne Platz für etwa 300 Personen bieten.[23]
Der Orchesterprobensaal
Der Orchesterprobensaal soll dem Bruckner Orchester genügend Raum für Proben schaffen. Gleichzeitig soll es jedoch auch möglich sein gelegentlich Orchesterproben oder Kammerkonzerte zu verfolgen.[24] Daher bietet dieser Saal Platz für maximal 200 Zuschauer.[23] Der Saal befindet sich ebenfalls im ersten Untergeschoss und hat eine Höhe von 9 Metern. Durch eine hochschalldämmende Vorsatzschale ist er vor akustischen Beeinträchtigungen aus dem Umfeld geschützt. Durch das integrierte Tonstudio lassen sich jederzeit CD-Aufnahmen des Bruckner Orchesters erstellen.[22]
Lage
Das Musiktheater liegt am südlichen Ende der Landstraße, der wichtigsten Einkaufsstraße im Zentrum von Linz. Der Linzer Hauptbahnhof westlich des Musiktheaters ist nur wenige Gehminuten entfernt. Am Vorplatz des Theaters erstreckt sich der Linzer Volksgarten, welcher zu den ältesten Parkanlagen in Linz zählt und mit seinen 32.000 m² den größten innerstädtischen Park von Linz ausmacht.[20]
Die hauseigene Tiefgarage bietet Platz für 300 Fahrzeuge.
Literatur
- René Freund: Lesereise Linz. Donau, Stahl und Wolkenklang. Picus-Verlag, Wien 2008, ISBN 978-3-85452-943-9, S. 65–67.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Bruckner Orchester Linz: Philip Glass im Interview, 20. Jänner 2012 (Online, aufgerufen am 30. Jänner 2012)
- ↑ Presse.com: Die Linzer Oper eröffnet 2013, 3. Oktober 2010 (Online, aufgerufen am 19. Oktober 2011)
- ↑ a b OÖN: Das „Theater am Park“ – eine Chance für den Tourismus, 16. Dezember 2011 (Online, aufgerufen am 4. Jänner 2012)
- ↑ a b Verein Freunde des Linzer Musiktheaters: Die Geschichte des Vereins Freunde des Linzer Musiktheaters, 7. Mai 2007 (Online, aufgerufen am 29. Oktober 2011)
- ↑ nextroom.at: Theater halb am Strom und halb im Berg, 17. November 1998 (Online, aufgerufen am 29. Oktober 2011)
- ↑ verzeichnis.mehr-demokratie.at: Volksbefragung zum Musiktheater in Linz, 6. Oktober 2010 (Online, aufgerufen am 29. Oktober 2011)
- ↑ nextroom.at: Die Oberösterreicher votieren gegen ein neues Opernhaus, 28. November 2000 (Online, aufgerufen am 29. Oktober 2011)
- ↑ Terry Pawson Architects (Online, aufgerufen am 22. November 2011)
- ↑ ORF OÖ: Musiktheater-Entscheidung in Linz ist gefallen, 5. April 2006 (Online, aufgerufen am 19. Oktober 2011)
- ↑ Verein Freunde des Linzer Musiktheaters: Der „kleine“ Spatenstich, 2008 (Online, aufgerufen am 19. Oktober 2011)
- ↑ Verein Freunde des Linzer Musiktheaters: Der „große“ Spatenstich, 2009 (Online, aufgerufen am 19. Oktober 2011)
- ↑ Neues Musiktheater, Projektdaten in Kürze, 2009 ([1], aufgerufen am 6. August 2012)
- ↑ linz.at: Neues Musiktheater (Online, aufgerufen am 29. Oktober 2011)
- ↑ Verein Freunde des Linzer Musiktheaters: "Verein Freunde des Linzer Musiktheaters, 23. Oktober 2011 (Online, aufgerufen am 29. Oktober 2011)
- ↑ Verein Freunde des Linzer Musiktheaters: Entwurf der Statuten des Vereins, Dezember 2011 (Online, aufgerufen am 26. Jänner 2012)
- ↑ Musiktheater Linz: Der Kontakt/Freunde und Förderer, 2011 (Online, aufgerufen am 29. Oktober 2011)
- ↑ a b Zahlen & Fakten, Dezember 2010. In Applaus (S. 12–13). Linz: OÖ. Theater und Orchester GmbH (Online, aufgerufen am 30. November 2011)
- ↑ a b OÖN: 14 Antworten zum Linzer Musiktheater, 15. April 2009 (Online, aufgerufen am 29. Oktober 2011)
- ↑ Musiktheater Linz: Der Bau der neuen Oper/Städtebaulicher Impuls, 2011 (Online, aufgerufen am 14. Dezember 2011)
- ↑ a b linz.at: Um- und Neugestaltung des Volksgartens, 3. Oktober 2011 (Online, aufgerufen am 19. November 2011)
- ↑ a b c d Wie ein Haus Gestalt annimmt., September 2011. In Applaus (S. 8–11). Linz: OÖ. Theater und Orchester GmbH (Online, aufgerufen am 30. November 2011)
- ↑ a b c d e Architektur und Bauforum: Ein imposanter Auftritt, 12. Dezember 2011 (Online, aufgerufen am 26. Dezember 2011)
- ↑ a b c d Musiktheater Linz: Der Zuschauerbereich/Zuschauerräume, 2011 (Online, aufgerufen am 29. Oktober 2011)
- ↑ a b c Prospect – Magazin der OETHG für Bühnen- und Veranstaltungstechnik: Neues Musiktheater Linz - Der Zuschauerbereich, März 2011 (Online, aufgerufen am 26. Dezember 2011)
- ↑ OÖN: Musiktheater: Auch die Beine werden jubeln, 23. Dezember 2011 (Online, aufgerufen am 4. Jänner 2012)
- ↑ a b Musiktheater Linz: Der Künstlerbereich/Die Bühne, 2011 (Online, aufgerufen am 29. Oktober 2011)