Friedrich Kaiser (* 3. April 1814 in Biberach an der Riß; † 6. November 1874 in Wien) war ein österreichischer Schauspieler und Schriftsteller.

Leben
Kaiser war ein Sohn des k.k. Leutnants Joseph Franz Kaiser und dessen Ehefrau Franziska Grelz. Zusammen mit seiner Familie kam er bereits in seiner Kindheit nach Wien. Seine Schulzeit absolvierte er am akademischen Gymnasium und begann anschließend Philosophie an der Universität seiner Heimatstadt zu studieren. Parallel dazu war er auch Schüler beim Maler Ferdinand Georg Waldmüller.
Bereits als Student versuchte sich Kaiser als Literat. Als er 1833 ein Praktikum am Wiener Hofkriegsrat begann, wurde er in seinem literarischen Schaffen bestärkt und konnte bereits im darauffolgenden Jahr mit einem weiteren Lustspiel („Das Rendezvous“) erfolgreich debütieren.
In dieser Zeit machte Kaiser u.a. die Bekanntschaft mit dem Theaterdirektor Carl Carl und dieser inszenierte Kaisers „Das Rendezvous“ unter dem Titel „Hans Hasenkopf“. In den folgenden Jahren stand Kaiser bei Carl unter Vertrag für sechs Komödien jährlich. Als das Lustspiel „Wolf und Braut“ 1836 ein großer – vor allem finanzieller – Erfolg wurde, kündigte Kaiser seine Stellung und widmete sich fortan nur noch dem Schreiben.
1840 gründete Kaiser zusammen mit Gleichgesinnten die Künstlervereinigung Concordia.
1845 wechselte Kaiser ans Josefstädter Theater zu F. Pokorny, doch dort hatte er mit seinen Stücken immer weniger Erfolg. Vielleicht lag es an Kaisers Erkrankung 1846, vielleicht aber auch nur an den politisch unsicheren Zeiten (Revolution). Am 13. März 1848 durfte er eine Petition zur Abschaffung der Zensur den niederösterreichischen Landständen überreichen.
Nach der Revolution fungierte Kaiser wieder als Stückeschreiber für Direktor Carl und dessen Theater. Als dieser 1854 starb arbeitete er mit Johann Nepomuk Nestroy und dem Sohn Pokornys zusammen. Kaiser hatte (lt. NDB) eine Affaire mit Marie von Pospischill und daraus eine uneheliche Tochter; Henriette (* 1854).
1862 zog sich Kaiser vom Theater zurück und am Rand Wiens nieder. Er lebte in sehr einfachen Verhältnissen und konnte seine finanzielle Situation auch nicht groß durch sein literarisches Schaffen verbessern. Kaiser starb im Alter von 60 Jahren am 6. November 1874 in Wien und fand dort auch seine letzte Ruhestätte.
Im Jahr 1894 wurde in Wien Ottakring (16. Bezirk) die Friedrich-Kaiser-Gasse nach ihm benannt.
Rezeption
Kaiser verfasste beinahe 150 Theaterstücke, hauptsächlich Lustspiele und Volksstücke des Alt-Wiener Volkstheaters, welche meistenteils am Theater an der Wien oder am Carltheater zur Aufführung kamen. Er nahm für sich in Anspruch, die Theatergattung des Lebensbilds (auch Charakterbild, Zeitbild, Genrebild etc.) erfunden zu haben. Johann Nepomuk Nestroy verspottete sie als „ernste Posse“. Kaisers Vorbild dazu war das Pariser Melodram.
Zu Nestroys Zeit war Kaiser einer der wichtigsten Theaterschriftsteller Wiens. Seine Bemühungen um ein ernstes Volksstück hat Ludwig Anzengruber weitergeführt.
Trivia
1841 schuf Franz Eybl ein Porträt von Kaiser als Lithographie; im darauffolgenden Jahr wurde Kaiser auch von Franz Eybl porträtiert. 1844 malte J. Cajetan sein Bild „Der Volksdichter Friedrich Kaiser verkündet am 15. 3. 1848 die Konstitution“.
Werke (Auswahl)
- Autobiographie
- Unter 15 Theaterdirektoren. 1870.
- Biographien
- Theaterdirektor Carl. 1854.
- Friedrich Beckmann. 1866.
- Romane
- Ein Pfaffenleben. 1871.
- Kaiser Josef. 1874.
- Unter dem alten Fritz. 1874.
- Theaterstücke
- Das Rendezvous. 1834.
- Wolf und Braut. 1836.
- Dienstbotenwirtschaft oder Schatulle und Uhr. 1840.
- Geld. 1841.
- Der Schneider als Naturdichter. 1843.
- Der Rastelbinder oder 1000 Gulden. 1850.
- Pater Abraham a Sancta Clara. 1870.
- Werkausgabe
- Ausgewählte Werke (= Altwiener Volkstheater; 7). Prochaska, Wien 1913
Literatur
- Constantin von Wurzbach: Kaiser, Friedrich (II.). In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 10. Theil. Kaiserlich-königliche Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1863, S. 360–372 (Digitalisat).
- Anton Schlossar: Kaiser, Friedrich. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 15, Duncker & Humblot, Leipzig 1882, S. 6–8.
- Walter Pöll: Der Wiener Theaterdichter Friedrich Kaiser. Dissertation. Universität Wien, 1947.
- Kaiser Friedrich. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 3, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1965, S. 181 f. (Direktlinks auf S. 181, S. 182).
- Hermann Bausinger: Volksstücke in Serienproduktion. Friedrich Kaiser aus Biberach. In: Schwäbische Heimat, Bd. 26 (1975), S. 36-38 (Volltext)
- Roswitha Woytek: Kaiser, Friedrich. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 11, Duncker & Humblot, Berlin 1977, ISBN 3-428-00192-3, S. 36 f. (Digitalisat).
- Jeanne Benay: Friedrich Kaiser. Gesamtprimärbibliographie. (= Contacts/1; 9). Lang, Bern 1991, ISBN 3-261-04327-X.
Weblinks
- Literatur von und über Friedrich Kaiser im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Werke von Friedrich Kaiser bei Zeno.org.
- Eintrag zu Friedrich Kaiser (Schauspieler) im Austria-Forum (im AEIOU-Österreich-Lexikon)
Personendaten | |
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NAME | Kaiser, Friedrich |
KURZBESCHREIBUNG | österreichischer Schauspieler und Schriftsteller |
GEBURTSDATUM | 3. April 1814 |
GEBURTSORT | Biberach an der Riß |
STERBEDATUM | 6. November 1874 |
STERBEORT | Wien |