Universität Bir Zait

Universität in Palästina
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 16. April 2013 um 10:38 Uhr durch Oromiya321 (Diskussion | Beiträge) (Geschichte). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Die Universität Bir Zait (arabisch جامعة بيرزيت, englisch Birzeit University, BZU) ist eine palästinensische Universität in Bir Zait. Sie liegt südlich, außerhalb des Ortes, auf dem Weg nach Ramallah. Die Universität wurde 1975 gegründet und geht auf eine gleichnamige Bildungseinrichtung von 1924 zurück. Sie hat 8.892 Studenten und 7 Fakultäten; der Frauenanteil unter den Studierenden beträgt knapp 60 % (Stand: 2010).[1]

Geschichte

Die Geschichte der Birzeit Universität reicht zurück bis ins Jahr 1924, als Nabiha Nasir (1891-1951) in einer Region, in der Bildungseinrichtungen faktisch nicht-existent waren, eine Schule gründete. Sein Hauptziel war es Mädchen aus Birzeit und den umliegenden Dörfern Grundschulbildung zu ermöglichen.

Von der Schule zum Junior-College

Bis 1930 entwickelte sich die Schule zu einer weiterführenden Bildungsinstitution für Jungen und Mädchen, so dass 1942 der Name in Birzeit College geändert wurde.

Vom Junior-College zur Vier-Jahres-Universität

Nachdem im Juni-Krieg 1967 das Westjordanland sowie der Gazastreifen unter israelische Besatzung fielen, hinderten Reisebeschränkungen der Besatzungsbehörden Studenten daran, Bildungschancen im Ausland wahrnehmen zu können. Die Verwaltung des Birzeit Colleges sah daher den dringenden Bedarf eine lokale Universität einzurichten. Wenige Jahre später waren die Pläne zur Entwicklung eines Vier-Jahres-Programmes zur Erlangung eines Bachelorabschlusses und die Bildung eines neuen Campus bereits in vollem Gange.

Mit dem erwarteten Wachstum des Colleges entschieden sich die Gründer dazu ein autonomes Kuratorium aufzubauen, um die Kontinuität der Institution zu gewährleisten. Trotz der Tatsache, dass es mehrere Jahre dauerte bevor die israelischen Militärbehörden ihre offizielle Zulassung genehmigten, wurde der Vorstand bereits im Jahr 1973 gegründet und übernahm die volle institutionelle Verantwortung.

Die Entwicklung des Colleges wurde wie geplant fortgeführt. 1975 wurde der Name offiziell in „Birzeit Universität“ umbenannt.

Die Universität wurde im April 1976 Mitglied der Association of Arab Universities und am 11. Juli desselben Jahres feierte sie bereits die Graduierung der ersten Bachelorabsolventen. Im Jahr 1977 wurde die Universität Mitglied der International Association of Universities.

Im akademischen Jahr 1977-1978 wurde ein Master-Studiengang in Education angeboten, 1978-79 die Fakultät für Handel und Wirtschaft gegründet, der 1979-80 die Fakultät für Ingenieurwissenschaften folgte.

Mit der Gründung der Palästinensischen Autonomiebehörde im Jahr 1993 beschloss die Hochschulleitung den weiteren Ausbau ihrer Entwicklungsprogramme sowie die Undergraduate-und Graduate-Programm-Angebote, um auf den dringenden Bedarf an gut ausgebildeten Absolventen zu reagieren, die die Aufgaben innerhalb eines palästinensischen Staates schultern sollten. Mehrere neue Zentren, Institute und die Fakultät für Graduate Studies wurden etabliert.

Führung einer palästinensischen Universität unter israelischer Militärbesatzung

Die Universität wird durch die Prinzipien der akademischen Freiheit, Unabhängigkeit des Denkens, Freiheit der Diskussion und ungehinderten Zirkulation von Ideen geleitet. Ironischerweise haben diese Grundsätze die Birzeit Universität zum Zielobjekt von Schikanen unter israelischer Besatzung gemacht.

Im Laufe der Jahre wurden 24 Studenten im Zuge von Demonstrationen für ein Ende der Besatzung getötet. Viele Studenten und Dozenten sind über längere Zeiträume ohne Gerichtsverfahren inhaftiert oder deportiert worden – eine flagrante Verletzung des vierten Artikels der Genfer Konventionen.

Aufgrund einer militärischen Anordnung wurde der Campus Birzeit 1973 für mehrere Wochen geschlossen - die erste von mehreren Schließungen durch das israelische Militär. Zwischen 1979 und 1992 war die Universität für etwa 60 Prozent der Zeit geschlossen. Die 15. und letzte Schließung, ab dem 10. Januar 1988 bis zum 29. April 1992, dauerte insgesamt 51 Monate. Während dieser Schließung agierte die Universität im Untergrund und arbeitete innerhalb kleiner Gruppen unter provisorischer Organisation außerhalb des Campus. Unter diesen Bedingungen brauchten viele Studenten häufig zehn Jahre, um ihre eigentlich vierjährigen Studiengänge abschließen zu können.

Im Jahr 1980 erließen die israelischen Besatzungsbehörden den Militärbefehl Nummer 854, der ihnen die volle militärische Kontrolle über beispielsweise die Einstellung von Dozenten, die Zulassung von Studenten und den Lehrplan einräumte. Diese Anordnung betraf sowohl die Birzeit Universität als auch alle anderen höheren Bildungseinrichtungen in den besetzten Gebieten und löste so viel lokale und internationale Verurteilung und Empörung aus, dass sie kurz darauf wieder aufgehoben wurde.

Die Universität steht trotz der Osloer Friedensprozesse nach wie vor vor großen Hindernissen bei der Durchführung ihrer Mission. Menschenrechtsverletzungen werden unvermindert fortgesetzt und immer wieder kommt es zu Festnahmen und Inhaftierungen von Studenten, die Mitglieder der Fachschaft sind. Studenten aus dem Gazastreifen, die sich an der Birzeit Universität einschreiben möchten, werden oft an Reisen in die Westbank gehindert. Darüber hinaus ist die Universität mit einer lang andauernden Finanzkrise in Folge der ins Stocken geratenen Friedensprozesse und der schlechten Wirtschaftslage konfrontiert.

Trotz dieser Widrigkeiten expandiert die Birzeit Universität weiter, um besser auf die Bedürfnisse der palästinensischen Gesellschaft einzugehen.[2]

Literatur

  • Peter Schäfer: „Der Weg ist das Ziel“, Der Spiegel, 12. November 2001. (Online)

Siehe auch

Liste der Universitäten in Palästina

Einzelnachweise

  1. Medea’s information files: Palestinian Universities
  2. About BZU. History, BZU, abgerufen am 15. April 2013

Koordinaten: 31° 57′ 31″ N, 35° 10′ 51″ O