Belarus

Staat in Osteuropa
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Weißrussland (weißrussisch Беларусь, Belarus) – im deutschen Sprachraum und amtlich auch als Belarus bekannt – ist ein Staat in Osteuropa, der zwischen Polen, der Ukraine, Russland, Lettland und Litauen liegt. Früher wurde das Land auch Weißruthenien und im DDR-Sprachgebrauch Belorussland genannt.

Рэспубліка Беларусь (weißruss.)
Respublika Belarus
Республика Белоруссия (russ.)
Respublika Belorussija
Republik Belarus
Flagge Weißrusslands
Flagge Weißrusslands
Wappen Weißrusslands
Wappen Weißrusslands
(Details) (Details)
Amtssprachen Weißrussisch, Russisch
Hauptstadt Minsk
Staatsform Republik mit starker Stellung des Präsidenten
Präsident Aljaksandr Lukaschenka
Ministerpräsident Sjarhej Sidorski
Fläche 207.595 km²
Einwohnerzahl 9.849.100 (1. Januar 2004)
Bevölkerungsdichte 47 Einwohner pro km²
Unabhängigkeit Proklamation 1991, Erklärung 1990
Währung Weißrussischer Rubel
Zeitzone UTC + 2
Nationalhymne My Belarusy
Kfz-Kennzeichen BY
Internet-TLD .by
Vorwahl +375
Geografische Lage von Belarus
Karte von Belarus

Name

Der Name Belarus ist seit dem Mittelalter überliefert und wurde im 19. Jahrhundert allgemein üblich, ist aber mit „Weiße Rus“ ungenau übersetzt. Rus war der ostslawische Name für skandinavisch-slawische Herrschaftsgebiete wie das der Kiewer Rus, zu dem das Land von der Gründung an gehörte. „Bely“ bedeutete im Mittelalter im geografischen Sinne "westlich" oder "nördlich", Belarus demnach „Westliche Rus“. Daneben gibt es in Weißrussland auch Ansichten über andere mögliche Bedeutungen (siehe die beiden englischen Artikel zu Belarus und White Russia). Die Verwendung des Wortes Belarus bietet sich also an, um Unklarheiten zu vermeiden. Jedoch ist im Deutschen die Bezeichnung Weißrussland traditionell verbreitet. Die belarussischen offiziellen Stellen wie auch die deutsche Diplomatie bevorzugen auch in deutschsprachigen Texten den Namen Belarus, um die Unterscheidung von Russland zu verdeutlichen.

Geografie

Die maximale Erstreckung des Landes vom Westen nach Osten beträgt 650 km – von Nord nach Süd sind es 560 km. Unter den europäischen Staaten ist Belarus flächenmäßig damit an 13. Stelle.

Die Staatsgrenzen zu Russland und Ukraine machen je etwa 1000 km und insgesamt zwei Drittel aus, während auf Polen, Litauen und Lettland das letzte Drittel entfällt. Der Grenzverlauf ist unregelmäßig und folgt nur nach Polen teilweise den Gewässern, vornehmlich aber über Sumpf- und Hügelland.

Die Entfernung von der Hauptstadt Minsk bis zu den Hauptstädten der Nachbarstaaten beträgt:

  • nach Vilnius: 215 km
  • nach Riga: 470 km
  • nach Warschau: 550 km
  • nach Kiew: 580 km
  • nach Moskau: 700 km

Belarus liegt in der Osteuropäischen Ebene (Palessje) und wird von Hügelketten der eiszeitlichen Endmoränen (Weißrussischer Höhenrücken) und breiten, naturbelassenen Flüssen durchzogen. Etwa 70 % des Landes entwässern nach Süden zum Prypjat und zum Dnjepr, der weiter durch die Ukraine ins Schwarze Meer fließt.

Im Süden liegen die Palesje-Sümpfe (russisch: Polesje). 30 % des Landes sind bewaldet. In den Wäldern leben Hirsche, Rehe, Elche, Bären, Wölfe, Hermeline, Dachse, Füchse und Eichhörnchen. Die höchste Erhebung ist die Dsjarschynskaja Hara (345 m) im Weißrussischen Höhenrücken, die tiefsten Flussniederungen liegen etwa 50 Meter über dem Meer.

Die größten Flüsse von Belarus sind Dnjepr (belarussisch Dnjapro), Beresina (belarussisch Bjaresina), Prypjat (belarussisch Prypjaz) und Memel (weißrussisch Njoman). Größter See ist der Naratsch im Norden des Landes, nahe der Grenze zu Litauen.

Belarus besitzt ein ausgeprägtes kontinentales Klima mit kalten, schneereichen Wintern und trockenen Sommern. Die (zentral gelegene) Hauptstadt Minsk gilt als "Schlechtwetterstadt" mit häufigem Niederschlag.

Bevölkerung

Die Bevölkerung nahm seit 1975 von 9,2 auf 10,35 Millionen zu. Trotz der Einwanderung vieler Russen und der Deportation zehntausender Belarussen unter Stalin ist der Anteil der Belarussen in der Bevölkerung 78 %. Die größte Minderheit sind die Russen mit 12 %, gefolgt von 2,9 % Ukrainern, 1,7 % Deutschen, 1,2 % Letten, 1 % Juden, 0,9 % Sinti und Roma (vorwiegend Jerli), 0,6 % Litauer, 0,3 % Polen, 0,5 % Slowaken, 0,4 % Selonen, 0,2 % Moldawier, 0,1 % Jenische und 0,2 % Ruthenen.

Die größte Konfessionsgruppe in Belarus ist das orthodoxe Christentum, dem ca. 87 % der Bevölkerung angehören - vor allem Belarussen, Ukrainer, Moldawier und Russen. Ferner Gruppen orthodoxer Ruthenen, die aus den Karpaten wegen Auseinandersetzungen mit Katholiken hierher kamen. Die restlichen 20 % der Bevölkerung verteilen sich auf mehrere Konfessionen:

Römisch-katholisch sind die meisten Polen und Litauer, sowie die Belarussen im Westen und Norden des Landes. Insgesamt umfasst die katholische Kirche etwa 7 % der Bevölkerung [1]. Die Letten und Jerli (auch Sinti, Lowara, Manusch, Roma und Calderasch) bekennen sich vorwiegend zur evangelisch-lutherischen Kirche, ebenso eine slowakische Minderheit, deren Vorfahren nach dem Dreißigjährigen Krieg nach Belarus flohen. Insgesamt sind 2,6 % der Menschen evangelisch-lutherisch. Die meisten Deutschen sind evangelisch-reformiert und die Selonen hauptsächlich Waldenser.

Das Bevölkerungswachstum beträgt zur Zeit etwa -0,15 %. Die Lebenserwartung in der Bevölkerung liegt bei 68,14 Jahren, bei Männern 62,06 Jahre und bei Frauen 74,52 Jahre. Die Alphabetisierungsrate ist mit 98 % nahezu europäischer Standard.

Größte Städte

(Einwohner 1. Januar 2004)

Siehe: Liste der Städte in Weißrussland

Geschichte

Hauptartikel: Geschichte Weißrusslands

Das Gebiet der heutigen Republik Belarus gehörte im frühen Mittelalter zur Kiewer Rus. Nach und nach wurde das Gebiet jedoch vom Großfürstentum Litauen erobert. Dessen Herrscher führte den Titel magnus dux Littwanie, Samathie et Rusie (siehe auch Goldenes Zeitalter (Weißrussland)). Die beiden Völker nennen sich selber in ihren Sprachen Litauer (lietuvis bzw. litwin). Aufgrund der Bevölkerungsanteile war in dieser Zeit die Amtssprache weitgehend belarussisch. Nach der Union von 1386 wurde Belarus als Teil Litauens Bestandteil des Doppelstaates Polen-Litauen, bei dem es bis zum Ende des 18. Jahrhundert verblieb.

Mit der ersten und zweiten Polnischen Teilung gelangte das Gebiet des heutigen Belarus bis 1795 vollständig unter russische Herrschaft.

Nach dem Einmarsch des deutschen Heeres in Minsk Anfang 1918 bestand zeitweise eine nominell unabhängige belarussische Republik. In den Jahren 1919/1920 war Belarus zwischen dem wiederentstandenen polnischen Staat und Sowjetrussland umkämpft und wurde 1920 nach dem Sieg der polnischen Truppen über die Rote Armee teilweise an Polen angegliedert. Aus dem sowjetischen Teil wurde die Belarussische Sozialistische Sowjetrepublik gebildet, die 1922 Gründungsmitglied der Sowjetunion wurde. Ebenso wie der sowjetische Teil war auch der polnische Teil mehrheitlich weißrussisch besiedelt.

Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges wurde 1939 der zuvor zu Polen gehörende Landsteil von sowjetischen Truppen besetzt und in die Belarussische SSR eingegliedert. Im Sommer 1941 wurde ganz Belarus von der Deutschen Wehrmacht erobert. Die deutsche Besatzungsherrschaft richtete große materielle Zerstörungen an und führte zum Tod von ca. 25 % der Bevölkerung, darunter fast die gesamte jüdische Bevölkerung von Belarus. Belarus war von 1941 an mit über 1000 Gruppen ein Hauptgebiet des sowjetischen Partisanenkampfes gegen die deutschen Besatzer. Von Ende 1943 an wurde das Land von der Roten Armee zurückerobert und galt im Sommer 1944 vollständig von der deutschen Besatzung befreit. 1945 war Belarus Gründungsmitglied der Vereinten Nationen.

Etwa 8 bis 9 % aller umgebrachten europäischen Juden stammten aus Belarus. Fast alle Städte des Landes waren völlig zerstört. Die Industriebetriebe waren um 85 %, die Industriekapazität um 95 %, die Staatsfläche um 40 bis 50 %, der Viehbestand um 80 % zurückgegangen. Es gab nach Kriegsende 3 Millionen Obdachlose. Vor dem Zweiten Weltkrieg lebten in Belarus 10 Millionen Menschen. Erst gegen Ende der 1980er Jahre war die belarussische Bevölkerung wieder auf diese Vorkriegszahlen gewachsen.

Stark betroffen war Belarus durch die Katastrophe von Tschernobyl am 26. April 1986 im ukrainischen Tschornobyl, in dessen Folge weite Teile des Landes durch radioaktiven Fallout verstrahlt wurden.

Seit Ende 1991 ist das Land ein eigenständiger Staat. 1991 bis 1994 wurde es von Stanislau Schuschkewitsch regiert. Seither führt Aljaksandr Lukaschenko die Regierungsgeschäfte autoritär. Lukaschenko trieb durch seine antidemokratischen Tendenzen und die Ablehnung der westlichen Wirtschaftsweise das Land in die internationale Isolation. Zu den wenigen Partnern des Landes gehören heute neben Russland, mit dem eine, in der Realität unwirksame "Unionsbildung" versucht wurde andere, Nachfolgestaaten der UdSSR, aber auch der Iran. Jedoch distanzieren sich auch diese ehemaligen Partner zunehmend vom autokratischen Regime in Minsk. Heute gilt Weißrussland als wahrscheinliches nächstes Ziel einer demokratischen, von Studenten getragenen, Revolution von unten, wie sie zuvor in der Ukraine, Kirgisitan, Georgien und Serbien-Montenegro gelungen ist.

Politik

Der erste Staatschef von Belarus nach der Auflösung der Sowjetunion war Stanislau Schuschkewitsch (1991-1994), der einer nationalistischen Bewegung gehörte. Jetzt ist Aljaksandr Lukaschenka Staatsoberhaupt. Belarus ist Mitglied im Rat für kollektive Sicherheit und bildet mit Russland die Russisch-Belarussische Union.

Eine Stationierung von NATO-Truppen in den Nachbarländern Litauen und Lettland lehnt Lukaschenka ab.

Lukaschenka dürfte laut der früheren belarussischen Verfassung eigentlich nicht mehr an der Präsidentschaftwahl 2006 teilnehmen, doch per Referendum ließ er im Oktober 2004 die Verfassung so ändern, dass für ihn keine Beschränkungen der Amtszeiten mehr gelten.

Das Vertretungs- und Gesetzgebungsorgan der Republik Belarus ist das Parlament - die Nationalversammlung. Es setzt sich aus zwei Kammern, der Repräsentantenkammer und dem Rat der Republik zusammen. Die Repräsentantenkammer besteht aus 110 Abgeordneten, die in allgemeiner, freier, gleicher, direkter und geheimer Wahl gewählt werden sollen. Der Rat der Republik ist die Kammer der territorialbezogenen Vertretung. Für jede Woblast und die Stadt Minsk werden je acht Abgeordnete des Rats der Republik in geheimer Abstimmung gewählt. Acht Mitglieder werden vom Präsidenten berufen.

Verwaltungsgliederung

Belarus gliedert sich in sechs Verwaltungsbezirke (Woblaste) mit 118 Kreisen. Die Hauptstadt Minsk hat einen Sonderstatus und gehört keinem der Woblaste an.

Die weißrussischen Verwaltungsbezirke
  1. Stadt Minsk
  2. Woblast Brest
  3. Woblast Homel
  4. Woblast Hrodna
  5. Woblast Mahiljou
  6. Woblast Minsk
  7. Woblast Wizebsk

Minsk ist Hauptstadt und gleichzeitig Gebiets- und Kreisstadt und hier leben 1.729.000 Einwohner. Die Fläche der Stadt beträgt 255,8 km² und gliedert sich in 9 Stadtbezirke. Dem Stadtrat sind die Dorfsiedlungen und eine städtische Siedlung untergeordnet.

Der Woblast Brest hat eine Landesfläche von 15,7 % und 14,7 % der Bevölkerung des Landes leben hier. Es gliedert sich in 16 Kreise, 225 Dorfsowjets, 20 Städte (davon 5 Städte der Gebietsunterordnung), 9 städtische Siedlungen. Zentrum des Gebiets stellt die Stadt Brest mit ca. 300.000 Einwohnern dar.

Der Woblast Homel nimmt 19,5 % der Länderfläche ein und 16,4 % der Bevölkerung leben hier. Homel ist in 21 Kreise, 278 Dorfsowjets, 17 Städte, davon 8 Städte der Gebietsunterordnung, 18 städtische Siedlungen gegliedert. Die Stadt Gomel stellt das Gebietszentrum mit 515.000 Einwohnern dar.

Der Woblast Hrodna nimmt 12 % der Landesfläche ein und die Stadt Grodno bildet mit 309.000 Einwohnern das Gebietszentrum. Hrodna gliedert sich in 17 Kreise, 194 Dorfsowjets, 12 Städte.

Der Woblast Mahiljou nimmt 14 % der Landesfläche ein. Hier leben 12,2 % der Bevölkerung des Landes und die Stadt Mogiljow bildet das Gebietszentrum. Zum Gebiet gehören 21 Kreise, 195 Dorfsowjets, 13 Städte, darunter 5 Städte der Gebietsunterordnung und 12 städtische Siedlungen.

Der Woblast Minsk liegt im Zentrum Belarus' und bildet als einziger keine Grenze zu anderen Staaten. Er nimmt 19,4 % der Landesfläche ein, und 15,3 % der Gesamtbevölkerung des Landes leben hier. Zum Gebiet gehören 22 Kreise, 307 Dorfsowjets, 22 Städte, darunter 8 Städte der Gebietsunterordnung und 20 städtische Siedlungen.

Die Landesfläche des Woblast Wizebsk beträgt 19,3 %. 13,8 % der Bevölkerung der Republik leben in diesem Woblast. Das Gebiet gliedert sich in 21 Kreise, 249 Dorfsowjets, 19 Städte (davon 5 Städte der Gebietsunterordnung) und 26 städtische Siedlungen. Das Zentrum bildet die Stadt Witebsk mit 367.000 Einwohnern.

Infrastruktur

Belarus ist zwar aufgrund seiner Lage ein wichtiges Transitland zwischen Mitteleuropa und Russland - 50 % des russischen Erdöls und 25 % des Erdgases fließen über belarussische Trassen. Wegen der politischen Verhältnisse weicht man jedoch zunehmend über Nordeuropa oder die Ukraine aus. Für Russland ist Belarus (zusammen mit Litauen) das Haupttransitland zu seiner Exklave, der Oblast Kaliningrad. Die Hauptverkehrsachse von (Westeuropa-Warschau-) Brest über Baranawitschi-Minsk-Baryssau nach Worscha (-Moskau) verläuft von Südwest nach Nordost quer durch das Land. Sie besteht aus einer von der staatlichen belarussischen Eisenbahn Belaruskaja Tschyhunka betriebenen elektrifizierten Eisenbahnlinie mit parallel verlaufender autobahnartig ausgebauter Fernstraße. Rund um Minsk besteht ein Schnellstraßenring mit Ausläufern nach Litauen/Hrodna und nach Babruisk-Homel im Südosten des Landes. Außerdem sind noch Polazk über Wizebsk und Orscha sowie Mahileu über Babruisk an Minsk angeschlossen. Im Osten des Landes durchquert in Nord-Süd-Richtung der Dnepr Belarus. Bei Minsk befindet sich ein internationaler, und ein nationaler Flughafen, daneben bestehen verschiedene Regionalflughäfen.

Wirtschaft

Die belarussische Wirtschaft wurde bisher nicht in eine Marktwirtschaft umgewandelt, da die zentrale Lenkungswirtschaft immer noch von der Regierung bevorzugt wird. Dadurch kam es bisher zu keinem derartigen wirtschaftlichen Zusammenbruch wie in anderen Staaten der ehemaligen Sowjetunion und das Land ist wirtschaftlich stabil. Das Land ist weitgehend von Rohstofflieferungen aus Russland abhängig. Industrie und Landwirtschaft befinden sich in Staatshand. Belarus zählt somit zu den wenigen bestehenden staatskapitalistischen (kommunistischen) Volkswirtschaften. Die immer noch kollektive Landwirtschaft beschäftigt einen großen Teil der Erwerbstätigen (Kartoffelanbau, Viehzucht).

Wichtige Industriezweige sind v. a. die Textilindustrie und die Holzverarbeitung. Seit 1965 wurde der Maschinenbau (Traktoren, Kühlschränke) verstärkt ausgebaut. Innerhalb der Sowjetunion war Belarus eine der industriell entwickeltsten Teilrepubliken. Wirtschaftlich engagiert sich Belarus in der Eurasischen Wirtschaftsgemeinschaft. Die seit 1990 mit der Einführung marktwirtschaftlicher Strukturen sinkende Produktion konnte ab 1994 wieder gesteigert werden, so dass bis 1999 die Industrieproduktion und landwirtschaftliche Produktion wieder auf den Stand von 1990 erhöht werden konnte und seitdem weiterhin steigt.

Das Bruttoinlandsprodukt betrug im Jahr 2000 rund 11,2 Milliarden Euro, was pro Kopf ungefähr 1.117 Euro ergibt. Im Jahr 2003 betrug der BIP-Zuwachs 12,1 %, im ersten Quartal 2004 sogar 9,3 %. Die Inflationsrate lag im Jahr 2002 bei ca. 42 %, im Jahr 2003 waren es immer noch 27 %. Zudem hat Belarus laut UNO den höchsten Lebensstandard unter allen GUS-Staaten, das durchschnittliche Einkommen wuchs von 18 Euro auf 163 Euro innerhalb der vergangenen 10 Jahre. Belarus ist mit Russland durch die Russisch-Belarussische Union verbunden.

Die Arbeitlosigkeit liegt gegenwärtig (2005) bei 2 %.

Kultur

Bildungswesen

Die Universitäten und Hochschulen sind großteils in der Hauptstadt:

Ausbildung und medizinische Betreuung sind für alle Einwohner des Landes kostenlos.

Einige tausend junge Belarussen studieren jedoch in Deutschland und eine etwas größere Zahl in Russland oder anderen Ländern des Westens.

Mit den erstgenannten drei Hochschulen hat der Internationale Hilfsfonds von EU und Deutschland Partnerschaften in den Westen eröffnet. Die oft beklagte Isolation war für Belarus schon zu Zeiten der Sowjetunion schmerzhaft. Seit der Unabhängigkeit des Landes wuchs die Hoffnung der Universitäten auf Kooperationen, was aber wegen der autoritären Staatspolitik kaum gelang.

Die 1992 gegründete einzige Privatuniversität, die "Europäische Humanistische Universität" wurde im August 2004 auf staatlichen Druck geschlossen. Sie hatte, größtenteils aus westlichen Mitteln finanziert, Europastudien, Sprach- und Politikwissenschaften angeboten. Auch das Institut für Deutschlandstudien befand sich dort. Die Hochschule wurde im Juni 2005 im Exil in Vilnius (Litauen) wiedereröffnet.

Sonstiges

  • Sommerzeit: vom letzten Sonntag im März bis zum letzten Sonntag im Oktober, GMT plus eine Stunde
  • Maße und Gewichte: metrisches System
  • Netzspannung: 220 Volt
  • Die Gleise der Eisenbahn sind ab der Grenze Polen/Belarus breiter, was zu einem mehrstündigen Aufenthalt in Brest führt, da die Waggons ein anderes Fahrgestell untergeschoben bekommen
  • Nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl haben sich in Deutschland viele private Hilfsorganisationen gegründet, welche den Kindern aus den vom radioaktiven Fallout betroffenen Gebieten Erholungsaufenthalte bieten. Dadurch wird das Immunsystem der Kinder gestärkt und die Völkerverständigung gefördert. Vom Staat Belarus und von der Deutschen Botschaft werden diese Erholungsaufenthalte unterstützt.
  • Zwischen Russland und Weissrussland gibt es einen Vertrag der kollektiven Sicherheit und eine gemeinsame Luftabwehr.
  • Deutsche Botschaft: Uliza Sacharowa 26, 220034 Minsk / Tel:(+375-17)217-59-00 / Fax: (+375-17) 236-85-52 / Öffnungszeiten: montags-freitags 9.00-12.00 Uhr

Da man die Bevölkerung vor dem "schädlichen" Einfluss des Westens schützen möchte, werden Ausreisemöglichkeiten vor allem für jüngere Leute immer mehr erschwert (z. B. Erholungsaufenthalte für Kinder aus radioaktiv belasteten Regionen, Studentenaustausch) - ein Beitrag zur Isolation des Landes, allerdings war die Ausreise der "Tschernobylkinder" problemlos möglich.

Weitere Themen

Literatur

Spezialisierte Literatur

  • Abramova, Olga: Integration zwischen Realität und Simulation. Die belarussisch-russländischen Beziehungen seit 1991, Untersuchungen des Forschungsschwerpunktes Konflikt- und Kooperationsstrukturen in Osteuropa an der Universität Mannheim (FKKS) 19, Mannheim, 1998
  • Buch, Claudia M.: Währungsreformen im Vergleich: monetäre Strategien in Russland, Weißrussland, Estland und der Ukraine, Kieler Studien 270, Tübingen, 1995
  • Bugrova, Irina; Naumova, Svetlana: Parliamentary elections and foreign policy orientations of Belarus, in: Vector – Belarusian Journal of International Politics, 1/1, S. 2-7, 1996
  • Förster, Heinrich Linus: Von der Diktatur zur Demokratie - und zurück? Eine Auseinandersetzung mit der Problematik der Systemtransformation am Beispiel der ehemaligen Sowjetrepublik Belarussland., Hamburg, 1998
  • Lindner, Rainer: Historiker und Herrschaft.Nationsbildung und Geschichtspolitik in Weißrussland im 19. und 20. Jahrhundert, Ordnungssysteme 5, München, 1999
  • Lindner, Rainer: Präsidialdiktatur in Weißrussland: Wirtschaft, Politik und Gesellschaft unter Lukaschenko, in: Osteuropa 47/10-11, S.1038-1052, 1997
  • Sahm, Astrid: Schleichender Staatsstreich in Belarus. Hintergründe und Konsequenzen des Verfassungsreferendums im November 1996, in: Osteuropa, 47/9, 1997, S. 475-487
  • Scharff, Roland: Belarus zwischen Europa und Russland, Osnabrück, 2001
  • Schneider, Eberhard: Der erste Mann Weißrusslands: Stanislau Schuschkewitsch, in: Osteuropa, 43/12, 1993, S.1147-1151
  • Spiegel-Serie (2005) "Die Revolutions-GmbH
  • Zaprudnik, Jan: Historical dictionary of Belarus, London, 1998

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