Koreanisches Alphabet
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Koreanische Schreibweise | |
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Koreanisches Alphabet: | 한글 |
Hanja: | (keine) |
Revidierte Romanisierung: | Hangeul |
McCune-Reischauer: | Han'gŭl |
Hangeul (oft auch Hangul geschrieben; 한글) ist das heutzutage am meisten verwendete Alphabet in Korea. Im Gegensatz der chinesischen Schrift handelt es sich hierbei tatsächlich um eine Alphabetschrift und gilt durch ihren logischen Aufbau als sehr einfach erlernbar. Sie umfasst heute 51 Zeichen – 14 Konsonanten, 10 Vokale sowie 27 aus den Grundzeichen zusammengesetzten Zeichen. Die Jamo genannten Buchstaben werden silbenweise zusammengefasst, so dass jede Silbe in einem unsichtbaren Quadrat steht (siehe Bild rechts). Auf diese Weise ist die Bildung mehrerer tausend orthographisch unterschiedlicher Silben möglich.
Überblick
Hangeul knüpft insofern an die chinesische Schrift an, als dass jede Silbe in einem (quadratischen) Block dargestellt wird. Anders als dort setzt sich aber jeder dieser Blöcke aus Zeichen für Konsonanten und Vokale zusammen. Eine Silbe besteht mindestens aus einem initialen Konsonanten und einem Vokal, ein finaler Konsonant kann folgen. Eine besondere Rolle nimmt der Konsonant ieung (ㅇ) ein, welcher als Anlaut stumm ist. Mit ihm werden Worte geschrieben, die ausgesprochen mit einem Vokal beginnen. In seltenen Fällen gibt es auch zwei Auslaute. Folgt dann im selben Wort eine Silbe mit dem stummen Konsonanten, wird der erste Auslaut als Auslaut der aktuellen Silbe gesprochen und der zweite als Anlaut der nächsten. In anderen Fällen wird nach bestimmten Regeln nur der erste oder seltener auch nur der zweite Auslaut ausgesprochen.
Vokale dominieren als senkrechte (a, ya, eo, yeo, i) und waagerechte (o, yo, u, yu, eu) Linien die Darstellung. Sie werden durch kleinere anhängende, senkrecht zu ihnen stehende Striche differenziert. Der führende Konsonant ist zwingend erforderlich und wird davor oder darüber gesetzt. Ein abschließender Konsonant kommt gegebenenfalls unter die beiden vorhergehenden Zeichen.
Die Form der Konsonanten soll die jeweilige Stellung der Sprechwerkzeuge darstellen. So wird ein „N“ in Hangeul etwa wie das lateinische „L“ geschrieben (ㄴ) und symbolisiert die nach (links) oben zeigende Zunge, wie sie an die Zahnreihe anstößt. Komplementär dazu entspricht das Zeichen für „g/k“ dem Winkel, mit dem man das obige „L“ zu einem Quadrat ergänzen müsste (ㄱ). Hier stößt die nach oben gerundete Zunge mit ihrem Rücken gegen den Gaumen. Damit ist Hangeul ein seltenes Beispiel für eine landesweit benutzte Feature-basierte Schrift.
Heutzutage gelangen immer mehr amerikanische und sonstige westliche Ausdrücke in die koreanische Sprache und werden dann mit Hangeul umschrieben. Da dabei gewisse phonetische Regeln und Abkürzungsgewohnheiten der koreanischen Sprache berücksichtigt werden (müssen), ist eine deutliche lautmalerische Darstellung des Wortes nicht immer gegeben.
Geschichte
Hangeul wurde neben anderen Reformen 1446 von König Sejong entwickelt. Ob er die Schrift selbst erschaffen hat oder ob Gelehrte dies in seinem Auftrag vollbracht haben, ist umstritten. König Sejong erkannte, dass eine annehmbare Alphabetisierung der einfachen Bevölkerung nicht mit den chinesischen Zeichen zu erreichen waren. Diese setzte oft jahrelange Studien voraus. Zwar wurden zu jener Zeit auch in Korea mehrere Schriftsysteme auf Basis der chinesischen Schrift entwickelt – Hyangchal (향찰/鄕札), Gukyeol (구결/口訣) und Idu (이두/吏讀) – doch anders als Hangeul konnte sich keine dieser Schriften durchsetzen. Die neue Schrift wurde am 9. Oktober 1446 in einem Dokument, dem Hunmin Jeongeum, veröffentlicht. Dies wird in Südkorea heutzutage am 9. Oktober mit dem gesetzlichen Feiertag Hangeul-Tag gefeiert. In Nordkorea findet ein entsprechender Feiertag am 15. Januar statt.
Doch gerade das Potenzial zur Alphabetisierung der einfachen Bevölkerung führte dazu, dass Hangeul bei der Elite auf starken Widerstand stieß, die in den chinesischen Zeichen die einzig wahre Schrift sah. Hangeul galt als Schrift der Ungebildeten und seine Verwendung wurde zeitweise sogar verboten. Erst im 19. und 20. Jahrhundert erlebte es als Symbol eines sich gegen chinesische und vor allem japanische Einflussnahme richtenden koreanischen Nationalismus eine Aufwertung und wurde schließlich zum dominierenden Schriftsystem der koreanischen Sprache.
Die genaue Aussprache alter Hangeul-Schreibungen ist nicht mehr zweifelsfrei rekonstruierbar. Es ist aber anzunehmen, dass Konsonantencluster vorkamen – im Schriftbild sind sie vorhanden.
Legende
Der Legende zufolge kam König Sejong zu der Überzeugung, dass sein Land mächtig sein werde, wenn nur mehr seiner Untertanen lesen und schreiben könnten. Dazu war aber eine einfachere Schrift als die chinesische Schrift nötig. Sejong arbeitete eine solche Schrift aus, aber er wusste, dass er das Volk überzeugen musste, dass diese neue Schrift ein Geschenk des Himmels sei. So ging er mit einen Schreibpinsel und einen Topf voll Honig in den Palastgarten und malte auf die von den Platanenbäumen herabgefallenen Blätter mit Honig die neuen Zeichen.
Am nächsten Morgen lud Sejong seinen Wahrsager zu einem Spaziergang im Garten ein. Während der Nacht hatten Insekten die mit Honig bestrichenen Teile der Blätter weggefressen. Da lagen nun vierundzwanzig Blätter mit den neuen Buchstaben. Der Wahrsager bemerkte sie und hob sie auf und sagte zum König. „Vielleicht wollen uns die Götter etwas mitteilen.“ Er nahm die Blätter und grübelte einige Wochen darüber, bis er eines Tages in den Thronsaal stürzte und begeistert ausrief: „Die Götter haben uns eine Schrift gesandt, damit wir unsere Sprache schreiben können.“ König Sejong zeigte seine Bewunderung für den Scharfsinn und befahl, das Alphabet zu veröffentlichen. Und das Volk nahm diese einzigartige Schrift mit Begeisterung an.
Technische Entwicklung
Lange vor Hangeul wurde in Korea bereits mit beweglichen Buchstaben aus Metall gedruckt.
- 1900 baut I Won-ik (이원익) aus einer westlichen Schreibmaschine eine Hangeul-Schreibmaschine, die häufigen Gebrauch der Umstelltaste verlangt und mit der sich nur langsam tippen lässt.
- 1910 entwickelt I Won-ik in Hawaii eine neue Hangeul-Schreibmaschine.
- 1914 setzt der Pastor I Dae-wi (이대위) in San Francisco erstmals Hangeul in Linotype.
- Im November 1949 erfindet Gong Byeong-u (공병우) nach zweieinhalb Jahren Forschung eine effiziente Schreibmaschine, wobei er weniger auf das Aussehen der Schrift achtet als auf die Möglichkeit schnellen Tippens.
- Am 3. März 1950 ist seine 3[se]-beolsik-Schreibmaschine fertig.
- 1982 wird in Südkorea die bisherige Standard-Tastaturbelegung für Teletype 2[du]-beolsik auch zum Standard für Computertastaturen KS X 5003 sowie
- 1985 für Schreibmaschinen. Im selben Jahr automatisiert Gong Byeong-u in Philadelphia den 1980 von An Ma-tae (안마태) in Hollywood entwickelten, bis dahin von Hand betriebenen Lichtsatz.
Weitere Informationen zu koreanischen Tastaturen unter Jamo#Tastatur.
Lautsystem
Siehe auch: Jamo
Tabelle der Hangeul-Zeichen
Die Laute der koreanischen Sprache werden folgendermaßen unterschieden:
- 아음 ; 牙音 a-eum; „Backenzahnlaute“: Das Zeichen ㄱ zeigt die Zunge von der Seite, wie sie das Velum (den weichen Gaumen) berührt.
- 설음 ; 舌音 seol-eum; „Zungenlaute“: Die Zeichen ㄴ n, ㄷ d, ㅌ t, ㄹ l zeigen – ebenfalls von der Seite – wie die Zungenspitze den Alveolarrand berührt.
- 순음 ; 唇音 sun-eum; „Lippenlaute“: Die Zeichen ㅁ m, ㅂ b, ㅍ p geben den Umriss der Lippen von vorne wieder.
- 치음 ; 齒音 chieum; „Zahnlaute“: Das Zeichen ㅅ s, ㅈ j, ㅊ ch – ursprünglich geformt wie ein Keil /\ zeigt die seitliche Ansicht der Schneidezähne.
- 후음 ; 喉音 hueum; „Kehllaute“: Das runde Zeichen ㅇ, ㅎ h symbolisiert einen Querschnitt durch die Kehle.
Anlaute
ㄱ | ㄴ | ㄷ | ㄹ | ㅁ | ㅂ | ㅅ | ㅇ | ㅈ | ㅊ | ㅋ | ㅌ | ㅍ | ㅎ |
g | n | d | l | m | b | s | - | j | ch | k | t | p | h |
ㄲ | ㄸ | ㅃ | ㅆ | ㅉ | |||||||||
gg | dd | bb | ss | jj |
Auslaute
ㄱ | ㄴ | ㄷ | ㄹ | ㅁ | ㅂ | ㅅ | ㅇ | ㅈ | ㅊ | ㅋ | ㅌ | ㅍ | ㅎ |
g | n | d | l | m | b | s | ng | j | ch | k | t | p | h |
ㄲ | ㄵ | ㄺ | ㅄ | ㅆ | |||||||||
gg | nj | lg | bs | ss | |||||||||
ㄳ | ㄶ | ㄻ | |||||||||||
gs | nh | lm | |||||||||||
ㄼ | |||||||||||||
lb | |||||||||||||
ㄽ | |||||||||||||
ls | |||||||||||||
ㄾ | |||||||||||||
lt | |||||||||||||
ㄿ | |||||||||||||
lp | |||||||||||||
ㅀ | |||||||||||||
lh |
Buchstabennamen
Konsonanten | ||
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Buchstabe | Name | |
ㄱ | giyeok (기역 "giyeok" steht im Anlaut für "g" im Auslaut für "k" ) | |
ㄴ | nieun (니은) | |
ㄷ | digeut (디귿) | |
ㄹ | rieul (리을 - "rieul" steht im Anlaut für "r" im Auslaut für "l" ) | |
ㅁ | mieum (미음) | |
ㅂ | bieup (비읍) | |
ㅅ | shiot (시옷) | |
ㅇ | ieung (이응) | |
ㅈ | jieut (지읒) | |
ㅊ | chieut (치읓) | |
ㅋ | kieuk (키읔) | |
ㅌ | tieut (티읕) | |
ㅍ | pieup (피읖) | |
ㅎ | hieut (히읗) | (Beachte die unregelmäßige Aussprache des Endlautes ㅎ) |
Doppellaute | ||
Buchstabe | Name | |
ㄲ | ssang giyeok (쌍 기역 - "ssang" bedeutet "doppelt") | |
ㄸ | ssang digeut (쌍 디귿) | |
ㅃ | ssang bieup (쌍 비읍) | |
ㅆ | ssang shiot (쌍 시옷) | |
ㅉ | ssang jieut (쌍 지읒) | |
Vokale | ||
Buchstabe | Name | |
ㅏ | a (아) | |
ㅐ | ae (애) | |
ㅑ | ya (야) | |
ㅒ | yae (얘) | |
ㅓ | eo (어) | |
ㅔ | e (에) | |
ㅕ | yeo (여) | |
ㅖ | ye (예) | |
ㅗ | o (오) | |
ㅘ | wa (와) | |
ㅙ | wae (왜) | |
ㅚ | oe (외) | |
ㅛ | yo (요) | |
ㅜ | u (우) | |
ㅝ | wo (워) | |
ㅞ | we (웨) | |
ㅟ | wi (위) | |
ㅠ | yu (유) | |
ㅡ | eu (으) | |
ㅢ | ui (의) | |
ㅣ | i (이) |
Namen
Früher war die Schrift in Korea unter verschiedenen, teilweise abschätzigen Namen bekannt. Bis weit ins 20. Jahrhundert wurde der (neutrale) Name eonmun (言文) verwendet, der nach und nach von hangeul abgelöst wurde.
Der Linguist Ju Si-gyeong hat die heute in Nordkorea nicht mehr gebräuchliche Bezeichnung hangeul wahrscheinlich zwischen 1910 und 1912 geprägt. Schriftlich ist sie ab 1913 belegt.
Geul "Schrift" ist aus dem chinesischen 契 entstanden (gyeol → geol → geul), wird aber nicht mehr als sinokoreanisches Wort behandelt, also niemals "契", sondern immer mit hangeul geschrieben.
"Han" kann als Partizipialform des mittelkoreanischen Adjektivs ha- "viel" interpretiert werden; han geul ließe sich in diesem Fall mit "große Schrift" oder "Großschrift" übersetzen.
Alternativ kann man das han als "koreanisch" verstehen. Han-geul könnte man dann als "Koreaner-Schrift" verstehen, analog zu südkor. han-guk "Korea" ("Koreaner-Land"). Das Ethnonym han ist zwar nicht chinesischen Ursprungs; da die Chinesen es aber früh von Stämmen der koreanischen Halbinsel zu deren Bezeichnung übernahmen, wird es jetzt als sinokoreanisches Wort behandelt (Hanja: 韓). Es war jedoch nie üblich, das Wort "hangeul" in koreanischen Texten mit Hanja zu schreiben.
In Nordkorea heißt die Schrift chosŏn'gŭl (조선글) oder 우리 글.
Chosŏn ist wie han ein altes Ethnonym, zu dessen Schreibung mit Sinographemen, der damals in Ostasien meistverwendeten Schrift, die Zeichen 朝 cho und 鮮 sŏn verwendet wurden, den Laut des Wortes in der Sprache derer nachahmend, die es bezeichnete. Chosŏn wird oft mit "Morgenstille" übersetzt, was aber nicht die ursprüngliche Bedeutung des Wortes ist, sondern nur auf der sonstigen Bedeutung der Grapheme im Chinesischen beruht, mit denen das Ethnonym geschrieben wurde.
우리 글 heißt wörtlich übersetzt "unsere Schrift" und ist analog zu nordkor. 우리 말 "Koreanisch" (wörtlich "unsere Sprache") gebildet. 글 ist wohl eine Variante des oben beschriebenen 글.
Andere Schriften in Korea
Die chinesischen Schriftzeichen, in Korea als Hanja (한자) bezeichnet, werden nur noch selten verwendet. Viele aus dem Chinesischen stammende Begriffe sind aber in ihrer Aussprache und damit in ihrer Schreibung in Hangeul identisch und können nur durch den Kontext unterschieden werden. Hanja haben hingegen eine einzige Bedeutung, daher werden selten die Hanja-Zeichen bei wichtigen Worten in Klammern hinter das jeweilige Wort in Hangeul gesetzt, oder der Text besteht aus einer Mischung aus Hangeul und Hanja. Auf Visitenkarten findet man fast immer den Namen in Hangeul und Hanja, um die Bedeutung des Names klar zustellen. Offiziell werden Hanja in Nordkorea nicht mehr verwendet, in der Praxis kommt es jedoch noch vor.
Die Unterscheidung von Hangeul und den Hanja bzw. der chinesischen Schrift ist auch ohne Kenntnisse der Sprache möglich, da Hangeul der beschriebenen, festen Form folgt, chinesische Zeichen aber aus Radikalen bestehen, die auch in der Zusammensetzung unterschiedlich sind.
Die Schrift kann mittels der Revidierten Romanisierung oder der McCune-Reischauer in die lateinische Schrift übertragen werden. Die Revidierte Romanisierung ist seit 2000 in Südkorea üblich, McCune-Reischauer ist außerhalb von Korea noch sehr verbreitet und wird in einer Variante in Nordkorea verwendet. Die McCune-Reischauer-Romanisierung verwendet einige Sonderzeichen und gilt als komplizierter. Die Umschriften geben die koreanische Sprache aber ungenauer wieder, außerdem werden koreanische Worte meist recht lang. Daher werden sie meist nur bei westlichen Bezeichnungen eingesetzt oder bei koreanischen Begriffen in westlichen Texten.
Die meisten Südkoreaner können Hangeul, eine große Zahl Hanja und lateinische Schrift fließend lesen und schreiben. Anders als beispielsweise in Japan, wo sich das Hepburn-System etablieren konnte, beherrschen nur wenige Koreaner eins der Systeme zur Romanisierung; sowohl Koreaner als auch Ausländer tendieren zu spontaner Romanisierung ohne ersichtliche Systematik; auch wird oft eine der wissenschaftlichen Romanisierungen zugrundegelegt, an der dann aber starke Änderungen vorgenommen werden, um sie den Bedürfnissen oder technischen Gegebenheiten des Benutzers anzupassen; siehe hierzu McCune-Reischauer#Sonderzeichen.
Siehe auch
Weblinks
- http://www.schrock.net/tim/hangul/computer/ – Hangeul unter Windows tippen
- http://www.korea.net/korea/kor_loca.asp?code=A020302 (englisch) – Artikel über Hangeul
- http://www.willi-stengel.de/hangul.htm Hangeul, der Schlüssel zur Kultur der Koreaner. Berichtet u. a. von der Unterdrückung der koreanischen Schrift unter japanischer Besatzung.
Kurse
- http://www.langintro.com/kintro/toc.htm – Ein guter Kurs (englisch)
- http://www.ganada.de/de/hangeul/index.htm – Ein Kurs auf deutsch
- Ein Kurs für Hangeul und Koreanisch
- http://www.omniglot.com/writing/korean.htm – Ein weiterer Kurs (englisch)