Die Yüe-tschi (auch Rouzhi) waren eine indogermanische Stammesgruppe im Raum der heutigen chinesischen Provinz Kansu bis zum Tarimbecken. Dort saßen sie seit dem 5. Jahrhundert v. Chr. Es existiert die Frage, ob sie vielleicht mit den Massageten identisch waren.
Die Yüe-tschi wurden 176 v. Chr. von den Hsiung-nu unter Mao Tun unterworfen, rebellierten, wurden erneut besiegt und zogen 160 v. Chr. westwärts ab, was der Auslöser für eine Völkerwanderung war. In jedem Fall wechselten damals Saken und Wu-sun ihre Wohnsitze.
Etwa 141-129 v. Chr. besetzten die Yüe-tschi unter einem unbekannten Fürsten Baktrien und gründeten dort ein neues Reich, das die griechischen Herrscher Baktriens im 1. Jahrhundert v. Chr. endgültig ablöste. Der Staat gliederte sich in fünf Clan-Herrschaften und integrierte dabei sowohl diverse Nomadengruppen als auch Seßhafte. Die Juniorpartner der Yüe-tschi wurden dabei die K´ang-kü in Sogdien.
Ab ca. 90 v. Chr. wurde das Yüe-tschi-Reich von dem Clan der Kushana regiert, der unter Kujula Kadphizes die Herrschaft übernommen hatte. Im späten 1. Jahrhundert gab man Goldmünzen heraus, ein Zeichen für Reichtum und umfangreichen Handel. Der bedeutendste Herrscher des Kuschan-Reiches war Kanishka (ca. 100-125, Datierungen schwanken aufgrund unterschiedlicher Kalender). Er soll mit dem Han-China des Feldherren Pan Chao um die Kontrolle des Tarimbeckens gerungen haben.
Die letzte Blüte des Kuschan-Reiches endete im frühen 4. Jahrhundert. Nach dem Zerfall des Reiches wurden seine Reste im 4. und 5. Jahrhundert von nachdrängenden hunnischen Gruppen (Chioniten, Hephthaliten) aufgesogen.
In der Literatur werden die Yüe-tschi auch als (echte) Tocharer bezeichnet.
Siehe auch: Tocharische Sprache
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