Leubnitzer Waldsiedlung

Ort in Deutschland
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Waldsiedlung bei Leubnitz

Die Waldsiedlung bei Leubnitz liegt unmittelbarer Nachbarschaft des Naherholungs- und Landschaftsschutzgebietes Werdauer Wald liegt eingebettet zwischen weiten Feldern, Wiesen und Waldflächen die Leubnitzer Waldsiedlung am westlichen Rand des Freistaates Sachsen, rund 80km südlich von Leipzig, westlich von Chemnitz. Mit einer Gesamtgröße von über 2255 ha ist das Landschaftsschutzgebiet ( seit 1968 ) Werdauer-Greizer Wald, der sich westlich der Stadt Werdau bis weit nach Thüringen erstreckt ist – unabhängig von der Jahreszeit – immer einen Besuch wert. Besonders an Wochenenden ist er Magnet für viele Besucher aus der Region: Wanderer, Fahrradfahrer, Pilzfreunde, Inline-Skater, Reiter, Naturhungrige... Die gute Ausschilderung sorgt dafür, dass man hier zu keiner Zeit die Orientierung verliert. Kommunalpolitisch gehört die Leubnitzer Waldsiedlung seit der letzten Gemeindegebietsreform in Sachsen als Ortsteil zur Großen Kreisstadt Werdau, Kreissitz und Wohnstadt im Schatten der Großstadt Zwickau. Neben Leubnitz-Forst und der Werdauer Waldsiedlung am „Stiefelknecht“ ist die Leubnitzer Waldsiedlung wohl die attraktivste und ruhigste Wohngegend von Werdau. Folgt man aus dem Werdauer Tal der Pleiße kommend der schmalen Straße des Dreiflügel, einem alten Waldweg von Werdau zum Tischberg (der mit knapp 400m ü.NN fast höchsten Erhebung der Gegend), erreicht man bald nach Verlassen der Stadt Werdau die Waldsiedlung. Den Besucher erwartet hier eine Ansiedlung, die kaum mit vertrauten dörflichen Strukturen zu vergleichen ist und das, obwohl diese lange vor der metastasierenden Bauwut der 90er Jahre entstanden ist. Eine Kirche, den Dorfplatz mit der großen Linde oder den obligatorischen Dorfbach sucht man hier gleichermaßen vergeblich.

Gechichte der Waldsiedlung bei Leubnitz

Als „Neubauern-Dorf“ begründet steht die Waldsiedlung bei Leubnitz, wie der Name schon fast nahe legt, auf Waldboden. Die vielen Hektar Wald wurden auf Befehl der russischen Militäradministration abgeholzt, da sie große Mengen Bretter für die großen Kisten zur Verpackung der Reparationsgüter benötigten. Dazu mussten viele Sägewerke der Umgegend, so auch das ehemalige Sägewerk Müller in Leubnitz, ausschließlich für die russische Besatzungsmacht Bretter aus den gefällten Bäumen schneiden. Die Bretter sollten auch noch „möglichst astfrei“ sein! So wurden auf Anordnung reihenweise in vielen Textilfabriken der Umgegend die großen Spinnereimaschinen ausgebaut, um diese als Reparationsgüter nach Russland zu schaffen. Das war also der Hauptgrund des Holzeinschlages auf der großen Fläche und nicht der Bedarf in den Urangruben der Wismut. Dieser Bedarf kam erst viel später. Möglich ist schon, dass vielleicht Restmengen der Hölzer dann zur Wismut kamen, aber sehr unwahrscheinlich. Das Sägewerk Neubert in Wilkau - Haßlau befand sich auf der Straße nach Kirchberg kurz vor der großen Autobahnbrücke auf der linken Seite und existiert heute nicht mehr. Interessant ist noch zu wissen, dass die Abholzung der großen Waldfläche von vielen Hektar Wald auf Befehl der russischen Besatzungsmacht anhand der Landkarte angeordnet wurde, so dass sämtliche Flächen, auch der Schonungsbestand abgeholzt wurden, nur um dem Befehl gerecht zu werden. Die deutschen Nachkriegsbehörden waren in einer Zwangslage und daher bestrebt, jede Anordnung auszuführen, auch wenn sie unsinnig war. Ferner ist noch interessant zu wissen, dass diese abgeholzten Flächen nicht aus etwaigen „humanen Gründen“ entwurzelten Menschen als Neubauernstellen zugewiesen wurden, sondern deswegen, weil das Land Sachsen keine Pflanzen zur Verfügung hatte, um diese großen Flächen aufforsten zu können. So kam man auf diese geistreiche Idee, welche vielen Menschen sogar wieder eine Heimat und Halt gab, die aus Oberschlesien geflüchtet waren. Zuerst war die zur Versiedlung vorgesehene Fläche viel größer und begann schon an der Leubnitzer Försterei. So gab es anfangs ca. 50 bis 60 Siedler aus verschiedenen deutschen Provinzen, die dort Neubauernstellen errichten wollten. So waren viele Siedler aus Ostpreußen, Schlesien, Oberschlesien, Vorpommern, Sudetenland, aber auch welche aus Sachsen. Es war ein zusammen gewürfeltes Völkchen, dass sich so recht und schlecht vertragen musste. An ein Beginn zur Errichtung einer Landwirtschaft war noch lange nicht zu denken, denn es steckten noch die Baumstöcke im Boden und alle Flächen lagen voller Äste. Letztere verschwanden aber sehr schnell, da die Werdauer Bevölkerung wegen Kohlenmangel täglich Karawanenweise mit Handwägen auf diese Flächen zogen und die Äste heimschafften. Nachdem die Neubauernstellen schon planerisch parzelliert und durch Verlosung vergeben worden waren, kam die sächs. Regierung auf den Einfall, doch nicht alles zu versiedeln, sondern einen großen Teil für so genannte „Schrebergärten“ vorzusehen, um auch der Bevölkerung von Leubnitz und Werdau die Möglichkeit zu geben, ein kleines Grundstück erwerben zu können. So entstanden vorn von den 2 Villen (Päsler Villa etc.) an bis zum Stiefelknecht und dann darüber hinaus bis zur “Meiselwiese“ (Richtung Langenbernsdorf) die ersten Gärten, in denen sich die neuen Besitzer kleine und mittlere Häuschen bauten. Danach entstanden die Gärten von der Försterei Leubnitz angefangen bis zur Bahnlinie. Man berief eine große Versammlung ein und bot den siedlungswilligen Leuten an, eine Neubauernstelle in Mecklenburg zu übernehmen. Dort hätten sie guten Boden und bräuchten nicht erst das Land durch Roden etc. urbar machen. Man stellte die Entscheidung auf eine freiwillige Basis und durch Zufall wollten so viele Siedler nach Mecklenburg gehen, dass genau so viele übrig blieben, wie für die neue Siedlungsflächen geplant waren. Es blieben ca. 13 Siedler übrig, für die auf der Höhe die Siedlungsstellen zur Verfügung standen und verlost wurden. Und das ist diese Waldsiedlung Leubnitz, wie Sie diese heute vorfinden, nur stark verändert. Anfangs wurden alle Siedler aufgefordert, sich ein Provisorium zum Wohnen zu bauen, weil das Bauen der Fachwerk- Bauernhäuser ein paar Jahre dauern würde. So bauten sich viele ein Holzhäuschen, unsere Familie ein richtiges Blockhaus. Später entstanden die großen Massivhäuser, aber nur ca. 4 große, dann war das Geld alle und die nächsten Typen wurden kleiner und eins wurde in Lehmbauweise erstellt. Die Flächen ringsum wurden zu den Feldern und Wiesen, die wir bei einem Besuch heute noch erleben können. In wenigen Jahren schon werden diese Flächen wieder aufgeforstet sein. Im Dorf finden sich heute hier neben einigen in den letzten Jahren neu erbauten auch ein gutes Dutzend Häuser aus jener Zeit, erbaut in den 40er Jahren: einfache Bauernhäuser, Fachwerkbauten, Lehmhäuser, heute meist liebevoll und engagiert saniert und vor dem Verfall bewahrt, einige unter Denkmalschutz. Besonders bemerkenswert scheinen die Fachwerkgebäude, zeittypische Neubauern-Häuser in gutem Originalzustand, in denen unter einem Dach Mensch und Tier zusammen wohnten. Mit einfachen, oft primitiven Mitteln wurden nach 1945 hier Häuser errichtet, die Wohnen und landwirtschaftliches Arbeiten miteinander zu verbinden vermochten.