St. Josef (Lang-Göns)
St. Josef ist die römisch-katholische Pfarrkirche der katholischen Pfarrgemeinde St. Josef im mittelhessischen Lang-Göns. Die Pfarrei St. Josef Langgöns gehört mit der Pfarrei Christkönig Linden zur Pfarrgruppe Linden/Langgöns, die zusammen mit der Pfarrei St. Martin Pohlheim den Pfarreienverbund „Am Limes“ bildet.
Katholiken in Lang-Göns
Langgöns schloss sich in den 1530er Jahren der Reformation an. 98 Prozent der Bevölkerung Oberhessens bekannten sich am Ende der Gegenreformation zum evangelischen Glauben, so auch die Gemeinde der Jakobuskirche in Lang-Göns.
In der unmittelbaren Zeit vor 1946 lebte in Lang-Göns nur eine einzige katholische Familie. In den Wirrungen des Zweiten Weltkriegs kamen Evakuierte, daruner viele Katholiken, aus den bombenbedrohten Städten des Rhein-Main-Gebietes nach Lang-Göns, die jedoch in ihre nahen Herkunftsorte zurückkehrten. 1945 kamen schlesische Flüchtlinge und nach dem Krieg sudetendeutsche Heimatvertriebene und in kleinerem Umfang Banater Schwaben nach Lang-Göns. Die Neubürger bildeten eine katholische Gemeinde und machten 1950 mit 763 von 3013 Einwohnern etwa 25% der Bevölkerung des Ortes aus. Die katholische Gemeinde wurde in der Nachkriegszeit vom 10km entfernten Butzbach betreut[1]. Am 15. Oktober 1946 wurde in Lang-Göns eine Lokalkaplanei errichtet, zu der auch die benachbarten Orte Grüningen und Kirch-Göns gehörten. [2] Artur Seidel aus dem Ostsudetenland wurde 1947 erster Pfarrer in Lang-Göns. Ab 1949 begann man eigene Tauf-, Trauungs- und Sterberegister zu führen. Mit Inkrafttreten der Diözesanstatuten wurde die Lokalkaplanei am 25. Dezember 1957 zum Pfarr-Rektorat umbenannt. Bischof Herrmann Volk erhob am 22. November 1968 Lang-Göns mit Wirkung vom 1. Dezember 1968 zur Pfarrkuratie. [3] Titel dieser Kuratie wurde St. Josef, und Langgöns damit selbständig. Nach Artur Seidel kommende Pfarrer waren Wolfgang Grabosch (1972), Franz Sachs (1980), Heribert Kronberger (1987), Manfred Lebisch (1997) und seit 2005 Mariusz Drwal. Ende Dezember 2012 umfasste die Gemeinde 1162 Mitglieder.
Kirchenbau
Obwohl die evangelische Kirchengemeinde den Katholiken die Jakobuskirche für Gottesdienste zur Verfügung stellte, wuchs in der katholischen Gemeinde der Wunsch nach einem eigenen Gotteshaus. Anfang Dezember 1949 bestimmte die Arbeitsgemeinschaft der Heimatvertriebenen in Lang-Göns das Gasthaus Hebbel an der Ecke Bahnhofstraße/Mühlberg zum ständigen Versammlungslokal. [4] Die katholische Gemeinde mietete Anfang der 1950er Jahre den Tanzsaal des Gasthofs und gestaltete ihn zur Notkirche um. 1954 kaufte man das zweistöckige Gebäude mit dem Saal oben und einer Kegelbahn darunter und baute die vorderen Gasthofräume zum Pfarrhaus aus. 1955 wurde der Saal als Kapelle umgebaut. Pfarrer Artur Seidel bat 1955 um die Genehmigung zur Benedizierung und um den Titel St. Josef, Bräutigam der Muttergottes (S. Joseph, spons. B.M.V.). Der damalige Generalvikar, Apostolischer Protonotar Wilhelm Kastell, genehmigte im gleichen Jahr sowohl Benedizierung als auch Titel. Es fand (wohl) eine Hausweihe statt. An Heilig Abend 1955 konnte der erste Gottesdienst gehalten werden. 1960/61 erhielt das Gebäude einen kleinen Glockenturm. 1965 konsekrierte Bischof Albert Stohr den Altarraum. Mitte/Ende der 60er Jahre wurde die Zwischendecke zwischen Saal und Kegelbahn eingerissen um den Kirchenraum ebenerdig anzulegen und das Gebäude endgültig zu einer Pfarrkirche umzubauen. Am 1. Dezember 1968 benedizierte Domkapitular Hermann Berg die Kirche und konsekrierte den Altar zu Ehren des Heiligen Joseph. 1972/73 wurde das Gebäude renoviert. Mit Hilfe freiwilliger Helfer wurde im Hof ein Pfarrsaal errichtet, der u.a. vom 1972 neu gegründeten Pfadfinderstamm St. Josef, Langgöns im Verband der Deutschen Pfadfinderschaft St. Georg (DPSG) genutzt wurde. Das Dach wurde 1981 erneuert und die Kirche neu gestrichen. 1983 wurde die Kirche innen renoviert, eine Holzdecke wurde eingezogen, die Mauern wurden isoliert und die Wände gestrichen. Die bisherigen Fenster wurden durch Prismaglaswände ersetzt. An der Nordseite sind die Fenster wegen des ebenerdig angebauten Pfarrsaals unten kürzer. Bei hohen kirchlichen Festtagen lässt sich die Kirche mit dem Pfarrsaal vergrößern.
Architektur und Innenausstattung


Das geostete Gotteshaus ist eine Saalkirche auf rechteckigem Grundriss und wird von einem Satteldach abgeschlossen. Der Dachreiter an der Ostseite beherbergt zwei kleine Glocken. Da im Westen das Pfarrhaus angebaut und die Ostseite fensterlos ist, erhält das Innere durch seine Fenster an den Langseiten Licht, die in halber Höhe ansetzen. An jeder Seite sind fünf rechteckige Bleiglasfenster angebracht. Der Innenraum wird durch vier vortretende Rundbögen geprägt, die das Holztonnengewölbe tragen. Im östlichen Teil ist der Rundbogen deutlich verbreitert und trennt als Triumphbogen den um drei Stufen erhöhten Altarbereich ab.
1953 zog die katholische Gemeinde Butzbach von ihrer dortigen Kirche St. Joseph in das neu errichtete Gotteshaus St. Gottfried um. 1955 wurde St. Josef in Butzbach profaniert (entweiht) und zur Friedhofskapelle umfunktioniert. Die Pfarrei Butzbach stellte der Lang-Gönser Gemeinde daraufhin für den Neuanfang mehrere sakrale Gegenstände aus ihrer alten Kirche zur Verfügung. Darunter als Kruzifix ein neugotisches Missionskreuz (in Butzbach wirkten die Schwestern der Missionsgesellschaft Königin der Apostel) aus den späten 1930ern das in Butzbach an der Nordwand hing und nun in Lang-Göns an der Ostwand hängt. Des Weiteren eine Folge von Kreuzwegstationen, die an den Längsseiten angebracht sind, sowie eine Figur Josefs von Nazaret die (wohl) in Butzbach auf dem rechten Seitenaltar stand, der dem Namenspatron der Kirche geweiht war.
Links am Triumphbogen steht auf einem kleinen Podest eine holzsichtige Marienfigur, auf der rechten Seite eine neuere Josefsfigur im gleichen Stil, die als Attribut eine Säge hält. Passend zur Madonna erhielt die Kirche 1985 diese neue Josefsfigur aus einer Werkstatt aus Oberammergau. Die farbige Josefsfigur steht seitdem im Pfarrsaal. Rechts vorne an der Wand hängt eine Kopie der Klattauer Madonna, die von einer sudetendeutschen Lang-Gönser Familie gestiftet wurde. Das original Gnadenbild befindet sich in der Stadtpfarrkirche Mariä Geburt in Klatovy (ehem. Klattau, Westböhmen, heute Tschechien). In Klattau wiederholte sich am 8. Juli 1685 ein Blutwunder, das sich ursprünglich am 29. April 1494 an der Madonna von Re, im Piemont, Norditalien, zugetragen hatte. [5][6]
2004 wurde das Kircheninnere umfangreich saniert. Die Wand hinter dem Kruzifix wurde zu einem „Gesamtbild der Dreifaltigkeit“ pastellfarben gestaltet. Die realistische Darstellung des Kruzifixes verbindet sich mit abstrakten Formen, die Gottvater in „unzugänglichem Licht“ und den für „menschlische Sinne nicht fassbaren Heiligen Geist“ darstellen (Simonsen, Laubach). [7] Auch der Altarraum wurde neu arrangiert. Der Sockel des Hostienschreins (Tabernakel), Pult (Ambo), Altar und Taufbecken wurden aus unaufdringlich wirkendem hellgrauen Kalkstein aus Fontainebleau[8] gehauen (Heuser, Reiskirchen). Kardinal Karl Lehmann erschien am 11. September 2004 zur Altarweihe und legte Reliquien des Hl. Justinus, der Hl. Virginia und der Hl. Amelia in den Altar. Es wurden zudem als Unikate ein Osterleuchter, ein Taufbeckenaufsatz, ein Prozessionskreuz, ein Opferkerzenständer und eine Halterung für das Ewige Licht angeschafft (Welling, Koblenz-Horchheim). Um genügend Platz für das Taufbecken zu haben wurde die vorderste Bank rechts entfernt. Im Westen ist eine Empore eingezogen, auf der die Orgel aufgestellt ist. Eine 1974 angeschaffte elektronische Orgel „F 212“ der Firma Ahlborn wurde 2012 durch eine „Gloria 225“ der Firma Kisselbach ersetzt.[9] [10] Das holzsichtige Kirchengestühl ist schlicht gehalten.
Literatur
- Katholische Kirche Langgöns: Geschichte unseres Gotteshauses, Pfarrarchiv, Flugblatt zum 50jährigem Bestehen der Kirche, 2005
- Peter Fleck, Dieter Wolf: Katholische Integration der Vertriebenen und erneuter Kirchbau, in: Katholisches Leben in Butzbach in Mittelalter und Neuzeit, Festschrift zur 100-Jahrfeier der Katholischen Pfarrgemeinde Butzbach, im Auftrag der katholischen Pfarrgemeinde St. Gottfried, Butzbach 1994, S.117-126
- Peter Weyrauch: Der Pfarrverband Großen-Linden, in: Die Kirchen des Altkreises Gießen, Verlag: Gießen : Mittelhessische Dr.- u. Verl.-Ges, 1979, S. 212-213
- Ludwig Hellriegel:75 Jahre Kath. Gemeinde Butzbach, St. Joseph, St. Gottfried, 1894-1969, Festschrift zum 75. Gründungsjubiläum der katholischen Gemeinde Butzbach und zum 50-jährigen Bestehen der katholischen Schwesternstation in Butzbach, Kath. Pfarramt St. Gottfried, Butzbach 1969, S. 51, 58
- Johann Bayer: Zur Geschichte der Gemeinde Lang-Göns. Hrsg. Gemeinde Lang-Göns, 1976, S.155-157
- Artur Seidel: Die katholische Kirche in Lang-Göns, in: Philip Hofmann: Lang-Göns, ein Dorfbuch aus dem Hüttenberg, Verlag der Gemeinde, Lang-Göns, 1955
Weblinks
- Katholische Pfarrgemeinde St. Josef, bistummainz.de
- Kirche in Langgöns, langgoens.de
Einzelnachweise
- ↑ Butzbach, St. Gottfried, bistummainz.de, gesehen 21. März 2013
- ↑ Fleck: Katholisches Leben in Butzbach in Mittelalter und Neuzeit, 1994, S.122
- ↑ ws: Zur Pfarrkuratie erhoben, Gießener Allgemeine, Silvester 1968, S.21
- ↑ wa: Weihnachtsfeier für Flüchtlingskinder, Gießener Allgemeine, 7. Dezember 1949, S.7
- ↑ Elfriede Grabner: In Gremio Matris sedet Sapientia Patris. Zur Ikonographie eines verletzten Kultbildes, in: Mater Gratiarum: Marianische Kultbilder in der Volksfrömmigkeit des Ostalpenraumes, Böhlau Verlag Wien, 2002, ISBN 9783205770268, S.33ff
- ↑ Alexander Hepp: Das Blutwunder in Klattau, in: Maria vom Blut : ein verletztes Gnadenbild aus Italien verbreitet sich in Mitteleuropa, Fe-Medien, Kießlegg 2011, ISBN 978-3-86357-010-1, S.50-68
- ↑ tw: Farbige Botschaft vom dreieinigen Gott. Nach umfangreicher Kirchenrenovierung ist am Samstag Altarweihe in Langgöns, Glaube und Leben, 12. September 2004, gesehen 21. März 2013.
- ↑ ang: Altarweihe. Kardinal Lehmann zu Gast in Langgöns, Gießener Allgemeine, 13. September 2004, gesehen 21. März 2013.
- ↑ Rieger: Kath. Pfarrgemeinde St. Josef Langgöns. Neue Orgel in St. Josef, Heimatblatt Langgöns, 15. Februar 2013, gesehen 21. März 2013.
- ↑ age: Neue Orgel klingt zur Ehre Gottes. Katholische Kirchengemeinde Langgöns freut sich über "Gloria" - Weitere Paten gesucht, Gießener Allgemeine Zeitung, Freitag, 8. März 2013, gesehen 21. März 2013.
Koordinaten: 50° 29′ 48,4″ N, 8° 39′ 57,6″ O