Der Begriff Lebensstil wird umgangssprachlich synonym zu Lebensart verwendet. Dieser Artikel befasst sich hauptsächlich mit dem Fachbegriff innerhalb der Soziologie und Medizin.
Umgangssprachlicher Lebensstilbegriff
Lebensstil erscheint hier als eine Bezeichnung für spezifisch wiedererkennbare Kombinationen von Freizeit-Präferenzen (z. B., welche Musik man hört), aber auch beruflich oder familiär für einen Stil, der die soziale Distanz zwischen den jeweiligen diesen Stil Pflegenden verringert (Vertrauen auf Reaktionen der Anderen erhöhrt)oder gegenüber Anderen vergrößert (die sog. 'unsichtbaren Schranken' errichtet). Das bezieht sich auf Merkmale wie Wohnstil, Kleidung, Sprachgestus, Aufenthaltsorte. Ein Beispiel eines ausgeprägten Lebensstil war z. B. der Dandy. Heute wird z.B. als neuer Lebensstiltyp der LOHAS angeführt.
Lebensstil-Begriff der Soziologie
Lebensstil ist mit diesen Elementen - meist mit Pointierung gewisser Züge und Vernachlässigung anderer - auch in die Soziologie übernommen worden.
Dort kann man ihn etwa als raum-zeitlich strukturierende Muster individueller Lebensführung auffassen, die von materiellen und kulturellen Möglichkeiten und den eigenen Werthaltungen abhängen (nach Kaltenborn 2000, Lüdtke 1995); sowie als Mittel der (sub)kulturellen Einbindung, als Form der Selbstpräsentation des Individuums. Je nach theoretischer Ausrichtung werden einzelne dieser Elemente betont.
Eng verwandt mit dem Lebensstilbegriff ist der Begriff des sozialen Milieus. Spezifische Lebensstile konstituieren spezifische Milieus bzw. werden als distinktives Charakteristikum eines spezifischen Milieus betrachtet.
Eine wichtige Trennlinie bei der soziologischen Behandlung von Lebensstil und Milieu verläuft zwischen Theorien, die Lebensstil als Ausfluss einer bestimmten sozialen Lage bzw. bestimmter sozialstruktureller Gegebenheiten ansehen, und Theorien, die stärker die Wahlelemente eines individuellen Lebensstils betonen.
Sozialstrukturelle Lebensstil-Theorien
Ein Beispiel für die erste Gruppe von Theorien sind Pierre Bourdieus Theorien zur sozialen Ungleichheit. Dort ist Lebensstil Bestandteil des "kulturellen Kapitals": Bedingt durch eine bestimmte Soziallage (Klassenlage) erzeugt der Habitus einen spezifischen Lebensstil, der sich in bestimmten kulturellen Praktiken äußert (nach Fuchs-Heinritz 1995).
Kulturell orientierte Lebensstil-Theorien
Examplarisch für eine eher an individueller Wahl eines Lebensstils orientierte Ausrichtung können neuere VertreterInnen der Cultural Studies genannt werden.
siehe auch: SINUS-Milieus, Milieus
Gesundheitlicher Lebensstil
In der Vorbeugung und Behandlung von sogenannten Zivilisationserkrankungen erweist sich die Änderung des gesundheitlichen Lebensstiles immer mehr als wahrscheinlich wichtigste Maßnahme.
Zu einem gesundheitsbewußten Lebensstil gehört:
- eine an den tatsächlichen Verbrauch angepasste fett- und zuckerarme, ballaststoffreiche Ernährung.
- eine ausreichende körperliche Bewegung von mindestens 1 Stunde/ Tag an der frischen Luft
- das Rauchen sollte man sofort aufhören.
- Übergewicht sollte man langsam aber sicher los werden.
- Schlechten Stress wie zB lange Autofahrten sollte man meiden.
- den Alkoholkonsum sollte man auf geringe Mengen ( < 10 g reinen Alkohol/ Tag) begrenzen
- hat man eine Zuckerkrankheit , so braucht man eine gute Schulung und eine möglichst gute Blutzuckereinstellung.
Die Datenlage über die Wirksamkeit eines gesundheitsbewußten Lebensstiles ist schlechter als die Datenlage bei den rein medikamentösen Maßnahmen. Es besteht hier kein allzu großes Interesse von Seiten der Gesundheitsindustrie Klarheit zu schaffen, da mit einem gesundheitsbewußten Lebensstil wenig Geld zu verdienen ist. Trotzdem gibt es aus epidemiologischer Sicht über die einfach meßbaren Einflußfaktoren wie beispielsweise Rauchen und Übergewicht auf die Lebenserwartung und die Krankheitshäufigkeit keinen Zweifel mehr.
siehe auch
Bourdieu und Unterartikel Raum der Lebensstile, Lebensstandard, Stil, Individualitätstheorem, Risikofaktor
Referenzen
Soziologie
- Otte, Gunnar (2004): Sozialstrukturanalyse mit Lebensstilen. VS Verlag.
- Richter, Rudolf (2005): Die Lebensstilgesellschaft. VS Verlag.
- Schwenk, Otto G. (Hrsg.) (1996): Lebensstil zwischen Sozialstrukturanalyse und Kulturwissenschaft. Opladen: Leske + Budrich.
Medizin
- The Diabetes Prevention Program Research Group: Impact of Intensive Lifestyle and Metformin Therapy on Cardiovascular Disease Risk Factors in the Diabetes Prevention Program. Diabetes Care 2005; 28: 888-894
- Knowler WC, Barrett-Connor E, Fowler SE et al.: Reduction in the incidence of type 2 diabetes with lifestyle intervention or metformin. N Engl J Med 2002; 346: 393-403
Links
- http://www.lean-and-healthy.de/kurzcheck/checklist.html
- Ernährungscheck
- http://www.lebensstilaenderung.de/publikationen/gesundheitsfoerderung.pdf
- Buch zum Thema Lebensstiländerung bei der Rehabilitation von Krankheiten als online pdf Datei
- http://www.diabetes.uni-duesseldorf.de/tools/print.html?TextID=2960
- Lebensstiländerung zur Behandlung des alimentären Diabetes