Lykier ist die antike Sammelbezeichnung für die Bewohner der antiken Landschaft Lykien in Südwest-Kleinasien. Die Lykier sind bereits in Homers Ilias mehrfach erwähnt. Sie kämpfen dort auf trojanischer Seite. Bereits zwei Generationen vor dem Trojanischen Krieg soll der griechische Held Bellerophontes in Lykien große Taten vollbracht haben. Herodot, der im 5. Jh. v. Chr. Lykien offenbar bereist hatte, schreibt in seinem Werk (I,173) von ungewöhnlichen Bräuchen der Lykier: Sie sollen sich nach ihren Müttern benannt und ihre weiblichen Vorfahren aufgezählt haben. Außerdem richtete sich der Status eines Kindes nach dem Status der Mutter: Hatte sie Bürgerrechte, bekamen auch ihre Kinder Bürgerrechte. Wenn die Mutter dagegen unfrei war, galten ihre Kinder ebenfalls als Unfreie, auch wenn der Vater ein noch so angesehener Bürger war. In der früheren Forschung wurde daraus geschlossen, daß Frauen eine ehemals sehr hohe Stellung bei den Lykiern eingenommen hätten (Matriachat). Die Lykier waren Indogermanen und sprachen eine indogermanische Sprache, das Lykische, das mit dem Luwischen verwandt ist.
Herodot behauptet, dass die Lykier ehemals auf Kreta lebten, sich einst "Termilen" nannten und erst durch den Athener Lykos ihren Namen erhielten (I,173). Dafür gibt es jedoch keine Bestätigung in anderen antiken Quellen. Gegen eine Herkunft aus Kreta spricht auch die Sprache der Lykier (siehe unten) und die Erwähnung der Lukka-Länder in hethitischen Texten des 15.-13. Jh. v. Chr.
Diese Lukka-Länder der hethitischen Texte lagen ebenfalls in Südwest-Kleinasien und waren ungefähr deckungsgleich mit dem antiken Lykien (inklusive Teilen Pisidiens). Wahrscheinlich leitet sich die Bezeichnung Lykier von Lukka ab. Diese Lukka-Länder konnten nie von den Hethitern erobert werden und waren vor allem gegen Ende des Großreichs ein Unruheherd. Ob sie hingegen mit den Arzawa-Ländern und den Luwiern verbündet waren, ist unklar. Die in ägyptischen Texten vorkommenden lukku (lkk) sind höchstwahrscheinlich mit den Bewohnern der Lukka-Länder (=Lykien) identisch. Sie haben auf Seiten der Hethiter bei der Schlacht von Kadesch (ca. 1274 v. Chr.) mitgekämpft. Ca. 1208 v. Chr. griffen Lukku(-Söldner) zusammen mit den Libyern und anderen Völkern ("Seevölker") Ägypten an. Um 1190 v. Chr. hatte der letzte hethitische Großkönig Suppiluliuma II. schwere verlustreiche (Abwehr-?)Kämpfe im Lukka-Bereich zu führen.
Die Geschichte der Lykier in den folgenden Jahrhunderte liegt, mangels Schriftquellen und archäologischer Funde, völlig im Dunkeln. Griechische Kolonien gab es - im Gegensatz zum östlicheren Südkleinasien und zur westkleinasiatischen Küste - offenbar nicht. Vermutlich gelang es den Lykiern, Kolonisationsversuche, wie die Gründung von Phaselis durch Rhodos erfolgreich abzuwehren.
Ab dem späten 7. Jh. v. Chr. wurde das Lyderreich zur beherrschenden Macht in der Westhälfte Kleinasiens. Offenbar wurden die Lyker aber nicht unterworfen, denn Herodot schreibt, dass Alyattes bis 585 v. Chr. alle Gegenden westlich des Halys mit Ausnahme Lykiens unterworfen hatte.
545 v. Chr. wurde Lykien nach erbitterter Gegenwehr von den Persern erobert und die Hauptstadt Xanthos zerstört - zum ersten Mal in ihrer Geschichte kamen die Lykier nachweisbar in die Abhängigkeit einer fremden Macht. Das persische Regime muss aber als moderat gelten, Militär wurde nicht stationiert, die Tribute waren tragbar und letztlich ernannte Persien die Dynasten der unabhängigen lykischen Städte zu Gouverneuren, die es verstanden, sich mit den neuen persischen Herren zu arrangierten. So erlangten einige nicht nur eine gewisse Autonomie sondern auch großen Wohlstand und Ansehen, wovon viele prächtige Bauten und Felsgräber noch heute zeugen.

Bereits zu dieser Zeit hatten sich die Städte Lykiens zum "Lykischen Bund" zusammengeschlossen. Seine politische Kraft und demokratische Grundstruktur, die seit der Antike gerühmt wurde, entfaltete er aber erst, nach dem Ende der sogenannten Dynastenherrschaft und der Übernahme des griechischen Polissystems.
333 v. Chr. wurde Lykien widerstandslos von Alexander den Großen eigenommen. Im Jahre 167 v. Chr. wurde Lykien vom römischen Senat für frei erklärt. Die Lykier hatten sich erfolgreich dagegen gewehrt, dass sie 190 v. Chr. unter rhodische Oberhoheit gestellt worden waren. Erst 44 n. Chr. wurde Lykien - als letzte kleinasiatische Provinz - dem römischen Reich eingegliedert. Sprache und andere kulturelle Eigenheiten der Lykier hielten sich bis in die Spätantike.
Lykische Sprache
siehe: Lykische Sprache
Lykische Kunst
Lykische Funde aus der Zeit vor dem 6. Jh. v. Chr. sind sehr selten und reichen maximal ins 8. Jh. v. Chr. zurück. Daher konnte die Archäologie bisher kaum Licht in die Frühgeschichte Lykiens bringen. Der eigentümlichste Grabtyp ist der Grabpfeiler, der in archaischer und klassischer Zeit verbreitet ist und offenbar der dynastischen Elite vorbehalten war. Einer der bedeutendsten Vertreter dieses Typs ist das sogenannte Harpyienmonunment. Aus klassischer Zeit gibt es viele Felsgräber, die eine typisch lykische Eigenarten aufweisen: sie bilden eine spezifische Holzarchitektur in Stein nach. Die Vorbilder dieser Felsfassadengräber und steinernen Grabhäuser sind wahrscheinlich in Sakralbauten zu suchen, obgleich auch an Wohn- oder Palastbauten als Vorbilder gedacht wurde. Daneben gibt es auch Sarkophage, die einen spitzbogigen Deckel besitzen. Insbesondere die Felsgräber zeigen häufiger reichen Reliefschmuck und weisen zudem Inschriften in lykischer und später griechischer Sprache auf. Die Häuder vieler Siedlungen sind in den Fels hinein gebaut.
Ab dem 6. Jh. v. Chr. sind vor allem griechische (zunächst ionische) Einflüsse offenkundig. Persischer Einfluß hält sich dagegen in Grenzen, obgleich Lykien Teil des Achaimendienreiches war. Ein bedeutendes Beispiel ist das Nereiden-Monument von Xanthos aus dem frühen 4. Jh. v. Chr., das heute weitgehend im Britischen Museum in London aufbewahrt wird. Typisch "lykische" Elemente in der Kunst sind schwer auszumachen und wenn, ist oft strittig, was "lykisch" ist.