Tori Amos [22. August 1963 in Newton, North Carolina; eigentlich Myra Ellen Amos) ist eine US-amerikanische Sängerin und Musikerin, Tochter von Dr. Edison und Mary Ellen Amos und praktizierende Anhängerin indianischer Traditionen (Cherokee). Trotz der konservativ-christlichen Erziehung der Eltern (ihr Vater ist Methodistenpfarrer) fühlte sie sich spirituell mehr mit ihrem indianischen Großvater (mütterlicherseits) verbunden. In ihren Texten geht sie den dunkleren Seiten der menschlichen Natur nach.
] (*Allgemeines
Wiederkehrende Themen sind Sexualität, Religion, die Beziehung zwischen Mann und Frau sowie persönliche Schicksalsschläge. Stilistisch verlässt sich Tori Amos weitgehend auf vom Klavier getragene Melodien und ihre Stimme. Häufig wird sie als Nachfolgerin von Kate Bush gehandelt, was allerdings sowohl textlich wie auch musikalisch beiden nicht gerecht wird. Mehr Einfluss auf Tori Amos hatten stattdessen Musiker wie Leonard Cohen, Joni Mitchell und ihr Jugendidol Robert Plant. Zu ihren Markenzeichen gehören neben ihrer Stimme auch ihre zwei Bösendorfer Flügel (einer für Live-Auftritte, der andere für das Studio) sowie eine ausgesprochene Vorliebe für edle High-Heels. Die erfolgreichste Single-Auskopplung war der für ihre Musik (sehr) untypische Dance-Remix ihres Songs Professional Widow durch Armand van Helden. In den englischsprachigen Ländern wie Großbritannien und USA ist sie fester Bestandteil der Unterhaltungskultur (Konzerte im Fernsehen, Late-Night-Shows etc.). Im deutschsprachigen Raum ist sie eher für ihre schöne Stimme und ihr Klavierspiel und weniger für ihre provokanten Texte bekannt. Von dem Skandal, den sie 1996 durch ein Photo von einem Ferkel an ihrer nackten Brust auslöste, bekam man hierzulande wenig mit. Ihr kommerzieller Erfolg (mittlerweile über 12 Millionen verkaufte Tonträger) hat die Musikindustrie sicherlich ermutigt, auch Frauen wie Alanis Morissette (Co-Tour mit Tori Amos 1999), Heather Nova und Björk eine Chance zu geben.
Ihre Geschichte
Bereits mit zweieinhalb Jahren begann Tori Amos Klavier zu spielen (mit Telefonbüchern auf dem Klavierstuhl). Mit fünf gewann sie ein Stipendium für das renommierte Peabody Konservatorium für Musik (bis heute jüngste Teilnehmerin). Sie wurde dort in klassischem Gesang und Klavier ausgebildet und strebte eine Karriere als Konzertpianistin an (als Ellen Amos). Sie bestand allerdings darauf, Musik zu "hören" und nicht Musik zu "lesen". Diese Einstellung führte schließlich zur Beendigung ihres Stipendiums, als sie elf Jahre alt war. Ohnehin widmete sie sich lieber der vergleichsweise rebellischen Musik von The Beatles, Jimi Hendrix und Led Zeppelin (mit zehn Jahren lief sie von zu Hause weg, um Robert Plant ihre Jungfräulichkeit zu schenken). Mit 13 Jahren bekam sie ihren ersten Job als Pianistin in einer Schwulenbar in Georgetown ("Mr. Henry's"). Sie sollte die nächsten 13 Jahre mit dem Spielen in Nachtclubs verbringen (die ersten Jahre mit ihrem Vater als Aufpasser). 1985 wurde sie nach einem Auftritt von einem Gast vergewaltigt, dem sie eine Mitfahrgelegenheit angeboten hatte. Sie schrieb daraufhin nach Hause: "Ich muss akzeptieren, dass das Mädchen und ihr Piano tot sind."
Ihre Bemühungen, nicht als Pianobar-Mädchen zu enden, waren schließlich mit einem Plattenvertrag bei Atlantic Records erfolgreich. Unter dem Namen „Y Kant Tori Read" wurde das gleichnamige Album 1988 veröffentlicht. Die Marktstrategie machte aus ihr ein "Rockluder" à la Joan Jett/Pat Benatar. Tori Amos schrieb an den Stücken mit und spielte Klavier auf dem Album. Y Kant Tori Read war ein totaler Flop (7000 verkaufte Exemplare), und die Plattenfirma verlor, trotz Vertrages, vorerst das Interesse an ihr.
Ohne offenkundige musikalische Perspektive fand sie jetzt den Mut, introspektive Lieder zu schreiben, und besorgte sich wieder ein Klavier. Ihre neuen (sehr klavierlastigen) Lieder fanden zunächst keinen Anklang bei den Labelmanagern. Dank ihrer immensen Bühnenerfahrung beschloss die Plattenfirma, sie nach England zu verfrachten, um zu sehen, ob ihre neuen Lieder beim Publikum eine Chance hatten. Im Februar 1991 begann sie in England mit ihren (für sie typischen) nur von Klavier begleiteten Solo-Auftritten. Tori gewann nach und nach ein Publikum, und das East West Records Label begann daraufhin mit der Vermarktung der "authentischen" Tori Amos. Der Film Thelma & Louise inspirierte sie dazu, ihre eigene Vergewaltigung in einem A-cappella-Stück (Me And A Gun) zu verarbeiten. Dieser Song war die erste Veröffentlichung unter dem Namen Tori Amos (1991, UK). Erstaunlicherweise sollte dieses schwer verdauliche Werk auch ihr erster Chart-Erfolg werden. Es folgte die Veröffentlichung von Silent All These Years in Großbritannien (1991). Der zweite Hitparaden-Erfolg brachte Tori Amos in einer großangelegten Werbekampagne zurück in die USA, um 1992 ihr Debütalbum Little Earthquakes zu präsentieren. Dieses Album war nicht nur ein großer kommerzieller Erfolg, sondern wurde auch von den Kritikern als herausragendes Singer/Songwriter-Werk gefeiert. Das folgende Werk Under The Pink konnte den kommerziellen Erfolg von Little Earthquakes noch übertreffen und brachte ihr mit der Auskopplung Cornflake Girl einen Top-Ten-Hit ein (UK, 1994).
Ihre spektakulären Live-Auftritte und gnadenlose Auseinandersetzung mit schmerzhaften Themen machte sie nicht nur zur echten Kultfigur, sondern auch für andere Vergewaltigungsopfer zur Ansprechperson. Konsequenterweise war sie dann auch 1994 Mitbegründerin von RAINN (Rape, Abuse and Incest National Network), der bis heute einzigen amerikaweiten kostenlosen Notrufhotline für Vergewaltigungsopfer (insbesondere für Frauen und Kinder).
Mit dem 96er Album Boys For Pele durchbrach sie das Dogma von der reinen Klavierspielerin und spielte von nun an auch Orgel und Cembalo auf der Bühne. Rechtzeitig für die renommierte „MTV unplugged“-Serie arbeitete sie wieder mit dem langjährigen Freund Steve Caton (Gitarrist bei "Y Kant Tori Read") zusammen und trat erstmals als Tori Amos "Plugged" auf. Der kommerzielle Erfolg von Boys For Pele hielt sich bis auf den House-Remix von Professional Widow (angefertigt von Armand Van Helden) vorerst in Grenzen, doch sollte sie gerade mit diesem kompromisslosen Album einen weiteren Grundstein für die Kultfigur "Tori Amos" legen.
Eine Reihe von Fehlgeburten ließ sie 1998 depressiv werden. Musikalisch machte sich dies auf dem Album From The Choirgirl Hotel deutlich bemerkbar; es kann wohl als ihr düsterstes Werk gelten. Sie heiratete am 22. Februar 1998 ihren „Sound Engineer“ Mark Hawley, der seit 1994 für den guten Ton bei ihren Konzerten verantwortlich ist. Nun trat sie nicht nur mit Band an (John Evans (Bass), Steve Caton (Gitarre), Matt Chamberlain (Schlagzeug)), sondern spielte auch noch Synthesizer und Klavier (teils gleichzeitig). Ihre Live-Konzerte gerieten nun fast zu Rock-Events. Das 1999 erschienene Live/Studio-Album To Venus And Back zeugt von dieser Zeit.
Im Jahre 2001 bringt sie völlig überraschend ein Konzept-Album mit Coverversionen heraus, Strange Little Girls. Thematisch geht es um Lieder, die von Männern über Frauen geschrieben werden. Tori Amos nimmt dabei die Position der jeweils besungenen Frau ein. Dies ist sicherlich ihr bislang umstrittenstes Album. Besonders einprägsam ist hier die Mitarbeit von King Crimson-Gitarrist Adrian Belew, der anscheinend keinerlei Rücksicht auf den kommerziellen Erfolg des Albums nehmen muss und somit seiner Experimentierfreude freien Lauf lassen darf.
Durch den Einfluss der Terroranschläge am 11. September 2001 in den USA entstand ihr Album Scarlet's Walk. Erstmals geht es dabei weniger um ihre eigenen als um die Gefühle anderer Menschen. Thematisiert wird die fiktive Person „Scarlet“ und ihre Reise durch Amerika. Es ist ihr wohl zugänglichstes Werk seit Little Earthquakes.
Die ganz schrillen Töne scheinen ihr seit der Geburt ihrer Tochter Natashya Lorien (* 5. September 2000) abhanden gekommen zu sein. Sie gibt selber an, sich durch ihr Muttersein verändert zu haben. Im Jahre 2004 erschien das Abschlusskonzert ihrer bislang längsten Tournee als DVD ("Welcome to sunny Florida") mit einer Sammlung ruhiger Songs als Bonus-CD (Scarlet’s Hidden Treasures). Im Februar 2005 sind sowohl ihr neues Album (The Beekeeper) wie auch ihr erstes Buch (Piece by Piece) erschienen.
Ende 2005 erschien in den USA ein offizielles Bootleg Box-Set (6 Doppel-CDs) mit Konzertmitschnitten der "Original Sinsualitiy" Tour. Vorallem die Coverversionen (u.a. Livin' on a Prayer von Bon Jovi, Dream on von Aerosmith oder I ran von A Flock of Seagulls) erfreuten die Fans, die bisher teilweise horrende Preise für qualitativ oft fragwürdige Bootlegs gezahlt haben.
Diskografie
Ellen Amos
Single
Y Kant Tori Read
Singles
Album
- 1988 - Y Kant Tori Read
Tori Amos
Alben
- 1992 - Little Earthquakes
- 1994 - Under The Pink
- 1996 - Boys For Pele
- 1998 - From The Choirgirl Hotel
- 1999 - To Venus And Back
- 2001 - Strange Little Girls
- 2002 - Scarlet's Walk
- 2003 - Tales Of A Librarian: A Tori Amos Collection
- 2005 - The Beekeeper
Singles
- 1991 - Me And A Gun
- 1991 - Silent All These Years
- 1992 - Winter
- 1992 - China
- 1992 - Crucify
- 1994 - God
- 1994 - God (remix)
- 1994 - Pretty Good Year
- 1994 - Cornflake Girl
- 1994 - Past The Mission
- 1996 - Caught A Lite Sneeze
- 1996 - Talula
- 1996 - Hey Jupiter
- 1996 - In The Springtime Of His Voodoo
- 1996 - Professional Widow (It's Got To Be Big) (remix)
- 1997 - Silent All These Years (RAINN benefit)
- 1997 - Me And A Gun (Promo, RAINN benefit)
- 1998 - Spark
- 1998 - Jackie's Strength
- 1998 - Raspberry Swirl
- 1998 - Cruel/Raspberry Swirl
- 1998 - Jackie's Strength (remix)
- 1999 - Bliss
- 1999 - Glory Of The 80s
- 2000 - 1000 Oceans
- 2000 - Concertina
- 2001 - Strange Little Girl (CD-Single wurde zurückgezogen, aber preisgekröntes Video)
- 2002 - A Sorta Fairytale
- 2002 - Taxi Ride (Promo)
- 2003 - Don't Make Me Come To Vegas (remix)
- 2003 - Mary (Promo)
- 2003 - Angels (Promo)
- 2005 - Sleeps With Butterflies (Promo)
- 2005 - Sweet the Sting (Promo)
DVD
- 2003 - A Sorta Fairytale Video + "Making of ..." + Interview
- 2004 - Welcome To Sunny Florida (live) + Bonus CD: "Scarlet's Hidden Treasures"
VHS
Literatur
- 2005 - Tori Amos/Ann Powers: Piece by Piece. Broadway Books, New York, ISBN 0-7679-1676-X
Weblinks
- Offizielle Website
- Tori Amos bei laut.de
- The Dent - Informativste Seite
- yessaid - eine der übersichtlichsten Seiten
- hereinmyhead - ebenfalls sehr umfangreich
Personendaten | |
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NAME | Amos, Tori |
ALTERNATIVNAMEN | Amos, Myra Ellen (bürgerlicher Name) |
KURZBESCHREIBUNG | US-amerikanische Sängerin und Musikerin |
GEBURTSDATUM | 22. August 1963 |
GEBURTSORT | Newton/North Carolina |