Der Montessori-Prozess war eine Gerichtsverhandlung in Münster. Ein 35-jähriger Erzieher, der in Borken und Coesfeld in zwei Kindergärten mit reformpädagogischem Konzept nach Maria Montessori tätig war, wurde beschuldigt, in hunderten von Fällen 55 Kinder sexuell missbraucht zu haben.
Erstmalig konfrontiert wurde der Erzieher mit diesen Vorwürfen am 7. März 1991 von so genannten Expertinnen der Vereinigung Zartbitter Coesfeld e.V. in deren Beratungsstelle. Unterstützend reiste Tilmann Fürniss an, um den Eltern "professionelle" Hilfe zu geben.[1]
Eine Journalistin des Spiegels wurde während der Berichterstattung in der Zeitschrift EMMA der Mittäterschaft beschuldigt, da sie sexuelle Gewalt verharmlose.[1]
Das Gericht sprach am 16. Mai 1995 den Beschuldigten nach 120 Verhandlungstagen, der Vernehmung von 120 Zeugen, der Anhörung von fünf Gutachtern und mehr als zweieinhalb Jahren Prozessdauer frei. Der Beschuldigte erhielt für 26 Monate in Untersuchungshaft eine Entschädigung von 20 Mark pro Tag.[2] Die Staatsanwaltschaft kündgte unmittelbar nach dem Urteil eine Revision an. Dazu kam es jedoch nicht.[3]
Einzelnachweis
- ↑ a b Tamara Duve: DIE Hexenjäger(innen). In: Der Spiegel, special, 1. August 1996.
- ↑ Focus (online)
- ↑ Spiegel (online)