Das Rathaus Charlottenburg wurde als bürgerlicher Monumentalbau im Jahre 1905 in der damaligen brandenburgischen Großstadt Charlottenburg erbaut, die heute ein namensgebender Bestandteil des Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf von Berlin ist.

Geschichte
Im Jahr 1705, wenige Wochen nachdem Charlottenburg das Stadtrecht verliehen wurde, weihte man das Haus eines Hofbeamten in der Schlossstraße gegenüber vom Schloss Charlottenburg als Rathaus ein. Das Haus war im Jahre 1702 vom Baumeister Johann Eosander von Göthe erbaut worden, der auch am Bau vom Schloss Charlottenburg beteiligt war. Das kleine Rathaus musste viele Funktionen erfüllen; zunächst war auch das Gericht, die Polizei und ein kleines Gefängnis dort untergebracht.
Aus Platzmangel und wegen des schlechten Zustands von Teilen des Gebäudes entschloss man sich 1859 zum Umzug in ein neues Gebäude. Wieder entschied man sich für das Palais eines Hofbeamten, diesmal jedoch in der Berliner Straße, heute Otto-Suhr-Allee, gelegen, der Verbindung von Berlin mit dem Schloss Charlottenburg. Obwohl der Bau erweitert wurde kam es aufgrund des explosionsartigen Bevölkerungswachstums in Charlottenburg in den folgenden Jahren schon bald wieder zu Engpässen. Von 1871 bis 1910 wuchs die Bevölkerung Charlottenburgs von knapp 20.000 auf 306.000 Einwohner um mehr als das 15-fache. Mit dem Bevölkerungswachstum musste natürlich auch die Größe der Stadtverwaltung schritthalten und benötigte dafür Räumlichkeiten.
Im Jahr 1897 wurde daher der Bau eines neuen Rathauses beschlossen, das gegenüber den doch recht bescheidenen Vorgängerbauten auch das Selbstbewusstsein des wohlhabenden Charlottenburger Bürgertums widerspiegeln sollten. Nach Ausschreibung eines Wettbewerbs wurde zwischen 1899-1905 das neue Rathaus nach Plänen der Architektengemeinschaft Reinhardt und Süßenguth auf dem Gelände des alten Rathauses und einem angrenzenden Grundstück erbaut und am 20. Mai 1905 eröffnet. Ein von Beginn an vorgesehener Erweiterungsbau wurde 1911-1916 von Heinrich Seeling realisiert.
Der Rathausturm überragt mit einer Höhe von 88 m die Kuppel vom Schloss Charlottenburg deutlich. Deshalb soll Kaiser Wilhelm II. aus Protest gegen diese bürgerliche Anmaßung fortan den direkten Weg vom Berliner Stadtschloss zum Schloss Charlottenburg am Rathaus vorbei durch die Berliner Straße vermieden, und den Umweg über die Schlossstraße genommen haben.
Im Zweiten Weltkrieg wurde das Rathaus schwer beschädigt und 1947-1952 wieder aufgebaut.
Heutige Nutzung
Heute dient das Rathaus als Sitz der Bezirksbürgermeisterin sowie einiger Abteilungen des Bezirksamtes Charlottenburg-Wilmersdorf. Im Erweiterungsbau ist die Stadtbücherei untergebracht.
Literatur
- Berthold Grzywatz: Das Rathaus Charlottenburg, Edition Divan im Stapp-Verlag, Berlin 1989. ISBN 3-87776-055-4