Westthrakientürken

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Die Westthrakien-Türken (Eigenbezeichnung: Batı Trakya Türkleri) sind eine 150.000 Personen starke türkische Minderheit in Westthrakien, die wie die Istanbuler Griechen nicht unter das türkisch-griechische "Austausch-Abkommen" vom 30. Januar 1923 fielen.

Datei:Republic of Gumuljina.PNG
historische Flagge der westthrakischen Republik

Sprache und Religion

Die Westthrakien-Türken sprechen eine westthrakische türkische Mundart, die mit dem Türkeitürkischen zum südlichen Zweig der Turksprachen gehört.

Die türkischsprachige Bevölkerung in Griechenland lebt im westlichen Thrakien. Sie sind sunnitische Muslime. Innerhalb der beiden letzten Jahrzehnte sind einige tausend Türkischsprachige nach Athen und Thessaloniki gezogen. Die große Mehrheit muslimischer Roma, die ursprünglich nur im westlichen Thrakien lebten, sprechen Türkisch als Muttersprache. Eine kleine türkischsprachige Gruppe lebt auf dem Dodekanes.

Größe der Minderheit

Heute beträgt ihre Zahl etwa 150.000. Nach den Lausanner Dokumenten lag die türkische Einwohnerzahl im Jahre 1923 in Westthrakien bei 129.120 und stellte damit 68% der Bevölkerung in diesem Gebiet. Heute stellt sie mit 150.000 Einwohnern nur 35% der Bevölkerung in diesem Gebiet. In den Jahren, als der Lausanner Friedensvertrag unterschrieben wurde und nach den Dokumenten der Lausanner Konferenz, besaßen die Minderheiten 84% des Landes, heute dagegen liegt dieser Landbestiz bei 20%.

Geschichte der Minderheit und Herkunft der Flagge

Die Flagge ist die Flagge der Republik Gumuljina (Gümülcine) in Westthrakien, deren Territorium heute komplett zu Griechenland gehört. Sie lag zwischen den Flüßen Maritsa (heute Grenze zur Türkei) und Nestos. Gumuljina war der türkische Name der heute griechischen Stadt Komotinì, der Hauptstadt von Westthrakien.

Westthrakien war von der Mitte des 13. Jahrhunderts bis 1912 ein Teil des Osmanischen Reichs, bis im ersten Balkankrieg Serbien, Bulgarien und Griechenland die Region eroberten. Westthrakien wurde von den Bulgaren besetzt. Doch die Siegermächte konnten sich nicht über die Aufteilung der neuen Territorien einigen, so dass es 1913 zum zweiten Balkankrieg zwischen Bulgarien auf der einen Seite und Griechenland und Serbien auf der anderen Seite kam. Die türkische Bevölkerung der Städte Gumuljine und İskeçe (griechisch: Xanthi) begann einen Aufstand gegen die bulgarischen Besatzer Westthrakiens unter Führung von Kuscubasi Esref. Sie befreiten Gumuljine am 31. August 1913 und İskeçe am 1. September. Sie erklärten ihre Unabhängigkeit am 25. September 1913 durch die Ausrufung der Türkischen Republik Westthrakien (Türkisch: Bati Trakya Türk Cumhuriyeti). In ihrer Flagge stehen Stern und Halbmond für die türkische Bevölkerung, grün für den Islam, schwarz für die Trauer, die der Krieg brachte und weiß für den Erfolg im Erreichen der Unabhängigkeit. Die Unabhängigkeit dauerte aber nur 53 Tage lang bis Griechenland die Republik besetzte.

Status

Gemäss des Vertrags von Lausanne (1923) genießen die Moslems im westlichen Thrace (Türken, Pomaken und Roma) Schutz und Rechte. Es ist ihnen erlaubt, ihre eigenen religiösen Einrichtungen zu pflegen. Türkisch im westlichen Thrakien ist von Rechts wegen als Minderheitensprache in Griechenland anerkannt.

Erziehung und Bildung

Die Erziehung und die Ausbildung von Kindern und Jugendlichen sind das größte Problem. Denn obwohl in Griechenland eine allgemeine Schulpflicht von neun Jahren existiert, ist für die Kinder der türkischen Minderheit nur ein Schulbesuch von sechs Jahren verpflichtend.

Nur 1000 Schulkinder, die die sechsjährige Grundschulbildung absolvieren, werden per Losverfahren in eine der weiterführenden Minderheitenschulen in İskeçe (Xanthi) oder Gümülcine (Komotini) eingeschrieben. Unabhängig von der Gesamtzahl der Grundschulabgänger, können von jeder Grundschule nur 40 Kinder eine weiterführende Schule besuchen. Die gemäß dieser Beschränkung verbleibenden 900 Schulkinder sind gezwungen, eine griechische Mittelschule oder eine weiterführende Schule in der Türkei zu besuchen.

Die Ausbildungsprobleme der Minderheit werden auch dadurch nicht gelöst, dass ein Kontingent von 0,5 Prozent aller Studienplätze den Absolventen der Minderheitengymnasien vergeben werden.

Die Anzahl von Lehrern, die gemäß der entsprechenden Vereinbarung des Jahres 1955 zwischen Griechenland und der Türkei jährlich im Austausch an die jeweiligen Minderheitenschulen des anderen Landes geschickt werden sollen, wurde mit Verweis auf das Gegenseitigkeitsprinzip, aufgrund der im Verhältnis kleineren griechischen Minderheit in Istanbul, ab dem Schuljahr 1988/1989 von 35 auf 16 reduziert. Seit dieser Zeit erhalten jedes Jahr nur 16 türkische Lehrer die Erlaubnis, in Griechenland zu unterrichten

Medien

Einige Zeitungen und Wochenzeitschriften sowie lokale Radiosender bringen Beiträge auf Türkisch. Das örtliche öffentlich-rechtliche Radio sendet Nachrichten auf Türkisch, und die Gemeinde Komotini bietet einen der türkischen Satellitenkanäle an. Fast jeder moslemische Haushalt ist mit einer Satellitenschüssel bestückt, um türkische Programme empfangen zu können.

Siehe auch