Silvio Conti (* 6. Mai 1899 in Lugano; † 21. Oktober 1938 in Prenzlau) war ein deutscher Jurist und Staatsbeamter. Er amtierte von 1934 bis 1938 als Landrat von Prenzlau.
Leben und Wirken
Conti war das älteste von drei Kindern des Schweizer Postangestellten Silvio Conti und seiner aus Leipzig stammenden Ehefrau Nanna Conti, geborene Pauli. Sein jüngerer Bruder war der spätere Reichsgesundheitsführer Leonardo Conti. Nach der Trennung der Eltern im Jahr 1902 siedelte Contis Mutter mit den Kindern nach Deutschland über, wo die Kinder nun die preußische Staatsangehörigkeit erhielten.
Von 1906 bis 1917 besuchte Conti verschiedene Berliner Schulen. Im Sommer 1917 erhielt er das Abitur am Friedrich-Wilhelm-Gymnasium, anschließend meldete er sich als Kriegsfreiwilliger zur Teilnahme am Ersten Weltkrieg, um bis November 1918 eine Ausbildung als Marineflieger zu durchlaufen. Nach dem Ende des Krieges und dem Ausbruch der Novemberrevolution schloss er sich der Garde-Kavallerie-Schützen-Division an, mit der er sich an der Bekämpfung der im Gefolge der deutschen Kriegsniederlage im Berliner Raum ausgebrochenen sozialistischen Unruhen beteiligte.
Ab 1919 studierte Conti Rechtswissenschaften. Er bestand 1923 das erste und 1926 das zweite juristische Staatsexamen, beide mit dem Prädikat „gut“. Außerdem promovierte er 1925 mit einer Arbeit über die Preußische Studentenschaft zum Dr. jur. (Prüfungsdatum vom 6. April 1925). Nach dem Ende seines Juristischen Vorbereitunsdienstes, während dem er u.a. als Richter beim Amtsgericht Schöneberg beschäftigt wurde, verließ Conti den Staatsdienst zum 31. Januar 1927, um in die Ölindustrie zu wechseln: Von 1927 bis 1933 leitete er die Rechtsabteilung der Firma Olex, bei der er seit 1930 zudem als Prokurist fungierte. Nebenbei betrieb er eine kleine Rechtsanwaltskanzlei in Berlin, wo er als Rechtsanwalt beim Landgericht und bei einem Amtsgericht zugelassen war.
Nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten wurde Conti am 4. Mai 1933 zum kommissarischen Landrat von Ostprignitz ernannt.[1] Zum 3. August desselben Jahres übernahm er die vertretungsweise Leitung des Landrats von Prenzlau, womit er dem Konservativen Kurt von Lettow-Vorbeck nachfolgte. Zum 18. Januar 1934 folgte seine Bestallung als regulärer Landrat. Dieses Amt behielt er bis zu seinem Tod im Jahr 1938 bei. Seine Amtszeit war in der Anfangsphase geprägt von der "Säuberung" der Beamtenschaft des Landratsamtes und der ihm unterstehenden Stellen von politischen Gegnern des NS-Systems. Seit 1933, verstärkt aber seit 1936, war Conti in anhaltende scharfe Auseinandersetzungen mit dem brandenburgischen Gauleiter Wilhelm Kube und seinen Mitarbeitern verwickelt. Conti war Mitglied im „Fliegersturm“[2] und Scharführer in der SS[2]. Conti war Mitglied im Bund Nationalsozialistischer Deutscher Juristen (BNSDJ).[2]
Nachdem Conti bereits seit dem Frühjahr 1938 sein Amt als Landrat gesundheitsbedingt nicht mehr wahrnehmen konnte und beurlaubt war, nahm er sich im Oktober 1938 aufgrund seines hoffnungslosen Gesundheitszustandes das Leben, indem er sich in den Hinterkopf schoss. Seine Ehefrau, die dem Sterbenden mehrere Gnadenschüsse verpasst hatte, um seine Qualen abzukürzen, wurde wegen Totschlags zu einem Jahr Gefängnis verurteilt, was sie jedoch, da das Gericht anerkannte, dass sie aus „edlen Motiven“ gehandelt habe, nicht anzutreten brauchte. Ebenso wurde ihr die Witwenpension zugebilligt. Über Contis Suizid durfte auf Anordnung des Staatssekretärs im Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda (RMVP), "Reichspressechef" Otto Dietrich nicht in der Presse berichtet werden.
Schriften
- Das preussische Studentenrecht, Charlottenburg 1925.
- Die preussische staatlich anerkannte Studentenschaft, 1925. (Dissertation)
- Verfassung von Staat und Stadt. Vortrag, gehalten an die Staatsmedizinische Akademie Berlin am 7. und 14. November 1933, Leipzig 1934.
Literatur
- Christian Goeschel: Suicide in Nazi Germany, Oxford University Press, Oxford, 2009, insbesondere S. 70.
- Klaus Neitmann/ Winfried Schich (Hrsg.): Geschichte der Stadt Prenzlau, (= Einzelveröffentlichungen der Brandenburgischen Historischen Kommission, Band 16) Horb am Neckar 2009. ISBN 978-3-86595-290-5
- Bärbel Holtz, Die Protokolle des Preußischen Staatsministeriums, Hildesheim : Olms-Weidmann , 2001 (Acta borussica Band 12/II) ISBN 3-487-12704-0
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Dorte Schmeissner: Dr. Silvio Conti. Protektion kam von höchster Stelle. Die Landräte der Ostprignitz, Märkische Allgemeine, 16. Oktober 2001
- ↑ a b c Bärbel Holtz: Die Protokolle des Preußischen Staatsministeriums, 2001, S. 542
Personendaten | |
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NAME | Conti, Silvio |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Jurist und Staatsbeamter |
GEBURTSDATUM | 6. Mai 1899 |
GEBURTSORT | Lugano |
STERBEDATUM | 21. Oktober 1938 |
STERBEORT | Prenzlau |