Gotha

Stadt in Thüringen
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Wappen Karte
Wappen der Stadt Gotha Deutschlandkarte, Position von Gotha hervorgehoben
Basisdaten
Bundesland: Thüringen
Landkreis: Landkreis Gotha
Höhe: 330 m ü. NN
Fläche: 69,52 km²
Einwohner: 46.205
(31. Dezember 2004)
Bevölkerungsdichte: 678 Einwohner je km
Postleitzahl: 99867
Vorwahl: 03621
Kfz-Kennzeichen: GTH
Gemeindeschlüssel: 16 0 67 029
Stadtgliederung: XX Stadtteile/Stadtbezirke
Adresse der
Stadtverwaltung:
Hauptmarkt 1
99867 Gotha
Offizielle Website: www.gotha.de
E-Mail-Adresse: info@gotha.de
Politik
Bürgermeister: Volker Doenitz (SPD)

Gotha ist die mittelthüringische Kreisstadt des Landkreises Gotha im Freistaat Thüringen. In Gotha leben zur Zeit etwa 46.000 Einwohner.

Geographie

Gotha liegt am Nordrand des Thüringer Waldes und an der Autobahn-/Eisenbahnhauptverbindung Leipzig-Frankfurt am Main.

Angrenzende Gemeinden sind im Norden Bufleben, Goldbach und Remstädt, im Osten Friemar, Seebergen und Tüttleben, im Süden Emleben, Günthersleben-Wechmar und Leinatal und im Westen Trügleben, Aspach (Thüringen) und Hörselgau. Sämtliche Gemeinden gehören zum Landkreis Gotha.

Geschichte

Gründung

Gotha wurde erstmalig im Breviarium Lulli als villa gotaha (=gutes Wasser) erwähnt. Aus dieser Urkunde leiten viele Orte des hessisch-thüringschen Raumes ihre Ersterwähnung her. Daher datiert man die Gründung auf 775. Die Beziehungen zur Abtei Hersfeld dürften auch Grund für die Übernahme des Stadtheiligen St. Gothardus (siehe Wappen), eines ehemaligen Abtes von Hersfeld, später Bischof von Hildesheim, gewesen sein. Eine ältere Siedlung ist jedoch anzunehmen. Im Gebiet von Gotha wurde, archäologisch nachgewiesen, bereits seit langem gesiedelt.

Mittelalter

Gotha entwickelte sich als Marktort an der Kreuzung der Via Regia bzw. Hohen Straße (West- Ost-Richtung) und einer Verbindung von Mühlhausen über Bad Langensalza zu einem alten Übergang über den Thüringer Wald in Nord-Süd-Richtung bei Oberhof. Sie lag im Schutz der Burg Grimmenstein, einer Festung der Ludowinger. Über längere Zeit war der Waidhandel Basis eines gewissen Wohlstandes. 1369 wurde unter Landgraf Balthasar von Thüringen der Leina-Kanal angelegt, eine auch heute noch betriebene Wasserversorgung über mehr als 12 km. Die starke Festung Grimmenstein wurde im Ergebnis der Grumbachschen Händel geschleift. Im 17. Jahrhundert wurde Gotha Residenz des aufgeklärten, protestantischen Herzogtums Sachsen-Gotha (seit 1826 Sachsen-Coburg und Gotha). Die Herzöge schufen einen in Verwaltung, Wirtschaft und Finanzen vorbildlichen Staat. Ergebnisse waren auch eine erste Schulpflicht für Mädchen und Jungen, die Wirkung des Pädagogen Andreas Reyher (Gothaer Schulmethodus als erste Schulordnung) und der Beginn naturwissenschaftlicher Sammlungen. Das Hoftheater (heute Ekhof-Theater, zu Ehren seines Mitbegründers Conrad Ekhof) wurde in einen Ballsaal des Schlosses eingebaut und wirkte als erste Bühne mit fester Truppe noch lange in die Entwicklung der deutschen Theatergeschichte.

18. und 19. Jahrhundert

Die verschiedenen Interessen der Herzöge begründeten den Ruf als eine Stadt der Naturwissenschaften und Künste. So war es möglich, dass namhafte Wissenschaftler und Künstler an den Hof gezogen wurden (siehe Liste Persönlichkeiten). Unter Ernst II. von Sachsen-Gotha-Altenburg wurde die Schlossbefestigung aufgehoben. Ein Park nach englischem Vorbild entstand. Aus seiner privaten Schatulle wurde eine moderne Sternwarte finanziert, die nach testamentarischem Wunsch als sein einziges Denkmal erhalten werden sollte. 1785 wurde der geographische Verlag Justus Perthes gegründet, in dem auch der Gothaer Adelskalender (Der Gotha) erschien. Ernst-Wilhelm Arnoldi begründete durch die Gothaer Feuerversicherungsbank 1820 (heute: Gothaer Allgemeine Versicherung AG in Köln) und die Lebensversicherungsbank 1827 (heute: Gothaer Lebensversicherung AG in Göttingen) das moderne Versicherungswesen der "Versicherung auf Gegenseitigkeit", aus denen der heutige Konzern Gothaer Versicherungsbank VVaG in Köln entstand. 1847 erfolgte der Anschluss an das Eisenbahnnetz (zunächst die Strecke Leipzig - Frankfurt (Main). Herzog Ernst II. von Sachsen-Coburg und Gotha vertrat konsequent die preußische Einigungspolitik. Als Fürsprecher bzw. Protektor der Sänger, Turner, Schützen, Jäger und studentischen Burschenschaften erlangte er eine gewisse Popularität. Aus liberaler Überzeugung wurde eine fortschrittliche Verfassung zugelassen und verkündet, die "gesamtdeutsche" Kongresse wie die Gründung des Deutschen Schützenbundes 1861 oder die Vereinigung der Arbeiterparteien von Ferdinand Lassalle und August Bebel zur "Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands", der späteren SPD, ermöglichten. 1878 wurde in Gotha das erste deutsche Krematorium gebaut.

20. Jahrhundert

Begünstigt durch die guten Verkehrsbedingungen entwickelte sich die Stadt zu einem wichtigen Standort des Maschinenbaus, der Druckindustrie und der Verarbeitung landwirtschaftlicher Rohstoffe. Schon früh wurde die Fliegerei als sich rasant entwickelnder Zweig erkannt (Fliegerstadt Gotha). 1910 entstand in Gotha am Südhang des Kleinen Seebergs ein Flugplatz mit Luftschiffhallen, ein Militärflugplatz und ein Betrieb begann bereits vor dem 1. Weltkrieg mit der Herstellung von Flugzeugen. Die als GOTHAS bekannten Bombenflugzeuge führten die ersten Luftangriffe auf eine Großstadt (London) aus. Nach der Niederlage im Krieg und der Abdankung des Herzogs im Rahmen der Novemberrevolution kam es zu einer politischen Radikalisierung, die 1920 (Kapp-Putsch) und 1923 (Reichsexekution) zu bewaffneten Kämpfen führte. Mit Beginn der Wiederbewaffnung wurde die Flugzeugproduktion in der Gothaer Waggonfabrik wiederaufgenommen. Außerdem wurde ein Kampfgeschwader der Luftwaffe aufgestellt.

Bei Annäherung amerikanischer Verbände 1945 wurde durch den Stadtkommandanten Ritter v. Gadolla durch ein Kapitulationsangebot eine weitere schwere Zerstörung der Stadt und unnötige Verluste verhindert. Im Juli wurde entsprechend alliierter Vereinbarungen die amerikanische Besatzung durch sowjetische Truppen ersetzt. Gotha wurde Teil der SBZ.

Nach der Verwaltungsreform in der DDR war Gotha Kreisstadt im Bezirk Erfurt. Nach Demontage und Wiederaufbau blieb das Profil der Stadt als Industriestadt (insbesondere Fahrzeugbau, Druckereien (insbes. Kartographie), Gummiindustrie, Lebensmittel) erhalten. An die Tradition als nichtuniversitäres Bildungszentrum von überregionaler Bedeutung (gesamte DDR) konnte angeknüpft werden (Fachschulen für Finanzen, Transport- u. Betriebstechnik, Bauwesen, Ingenieurpädagogen, Kindergärtnerinnen und Krankenschwestern). Außerdem blieben die Museen (Schloss-, Regionalkunde-, Naturkundemuseum), die Landes- und Forschungsbibliothek, Archive und wichtige Sehenswürdigkeiten erhalten, obwohl auch hier teilweise "Auslagerungen" durch die Besatzungstruppen erfolgten. Mit Studenten wurde teilweise eine Bevölkerungszahl von ca. 60.000 Einwohnern erreicht.

Die Wende wurde in Gotha aktiv durch eigene "Montagsdemonstrationen" ausgehend von Friedensgebeten herbeigeführt. Höhepunkt war der Auftritt von Willy Brandt auf dem Hauptmarkt vor Tausenden Zuhörern und die friedliche Besetzung der Kreisdirektion der Staatssicherheit.


Eingemeindungen

Am 1. Juli 1994 wurden Boilstädt und Uelleben eingemeindet.

Einwohnerentwicklung

Entwicklung der Einwohnerzahl (ab 1960 31. Dezember):

1834 bis 1946

1950 bis 1997

1998 bis 2004

Datenquelle ab 1994: Thüringer Landesamt für Statistik

1 29. Oktober
2 31. August

Politik

Stadtrat

Stadtratsvorsitzender ist Johannes Kaschub (CDU), stellv. Stadtratsvorsitzender ist Bernd Fundheller (Die Linke.PDS).

  • CDU Fraktion (30,9 % - 12 Sitze)

Karl-Michael Danzer (Fraktionsvorsitzender), Werner Kukulenz (Stellv. Fraktionsvorsitzender), Helga Kukulenz, Olaf Schneider-Rehberg, Martin Heinze, Peter Honnef, Thomas Fröhlich, Sylvia Schäfer, Caroline Lösche, Uwe Schleip, Johannes Kaschub, Sascha John

Manfred Junge (Fraktionsvorsitzender), Nadja Jereschinski (Stellv. Fraktionsvorsitzende), Heide Linstädter, Vera Fitzke, Doris Wiegand, Carola Liebetrau, Bernd Fundheller, Gerd Stein, Hans-Joachim Jahnke, Adrian Pietsch

  • SPD Fraktion (17,3 % - 6 Sitze)

Matthias Hey (Fraktionsvorsitzender), Kathrin Dziallas (Stellv. Fraktionsvorsitzende), Heinz Kupfer, Wolfram Fuchs, Wolfgang Metze, Klaus Rossmeier

  • FWG Fraktion (13 % - 5 Sitze)

Dietrich Wohlfarth (Fraktionsvorsitzender), Johannes Brankatschk (Stellv. Fraktionsvorsitzender), Uta Dehmel, Dr. Jochen Dehmel, Eckardt Hoffmann

  • BI Fraktion (5,1 % - 2 Sitze)

Christiane Sust, Lutz Kleinsteuber

  • Parteiloser

Helmut Rieth (ehemals SPD)

Bürgermeister

Wappen

Der Hauptschild des Wappens besteht aus zwei Feldern, das obere Feld in Gold, das untere Feld ist vierfach von Schwarz und Rot geteilt.
Auf der Herzstelle des Hauptschildes befindet sich der Heilige Gotthard im Bischofsornat, auf der mit Löwenköpfen und -beinen verzierten goldenen Kathedra sitzend. Der Thronsessel ruht auf einem Podest in Weiß.
Über der purpurnen Kasel trägt er das weiße Pallium mit dem über die Brust herabhängenden Streifen, auf dem vier schwarze Kreuze eingewebt sind.
Die auf dem vom Heiligenschein umgebenen Haupte des Bischofs aufgesetzte Mitra ist mit liturgischen Attributen versehen; in der rechten Hand hält er den Krummstab, in der Linken einen Kodex, die Bibel.
Im Oberfeld des Hauptschildes sind dargestellt: Eine über der Gestalt des Heiligen schwebende fünftürmige rote Mauerkrone und der Duktus des Schutzpatrons; in drei Zeilen stehen rechts die Buchstaben S. GOTE, links die Buchstaben HARDVS (S. Gotehardus).
(Auszug aus der Hauptsatzung der Stadt Gotha, §3 Wappen, Flaggen, Dienstsiegel)

Städtepartnerschaften

Kielce (Polen) seit 1997; Slowo Ludu (Tageszeitung); Urzad Wojewodzki w Kielcach

Gastonia, NC (USA) seit 1993; The Gaston Gazette (Tageszeitung)

Martin (Slowakische Republik) seit 1997

Romilly-sur-Seine (Frankreich) seit 1960

Salzgitter, seit 1988

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Unterhaltung

  • Hochseilgruppe Geschwister Weisheit

Musik

Bauwerke

 
Naturkundemuseum

Wahrzeichen von Gotha ist das Schloss Friedenstein mit Schlosspark und begehbarer Kasematte. Im Westflügel des Schlosses befindet sich das Ekhoftheater als ältestes vollständig erhaltenes Schlosstheater der Welt mit originaler barocker Bühnenmaschinerie. Im Schlosspark befindet sich das Naturkundemuseum u. a. mit einer Ausstellung zu Ursauriern.
Direkt vom Schloss aus gelangt man entlang der Wasserkunst in die historische Altstadt und zum Rathaus. Ausgehend vom Hauptmarkt erblickt man schon die Stadtkirche St. Margarethen auf dem Gothaer Neumarkt.
Weitere Sehenswürdigkeiten Gothas sind die Orangerie am Rande des Schlossparkes und die Thüringerwaldbahn, mit der man auch zur Pferderennbahn Boxberg in nur einer viertel Stunde gelangt.
Gotha besitzt außerdem das älteste Krematorium Europas und das Maria-Magdalenenhospital.
Die ehemalige Gaststätte Tivoli Gotha ist das Gründungshaus der SPD (mit Ausstellung). In Gotha ist des weiteren die Gründungsstätte des Deutschen Schützenbundes mit dem denkmalgeschützten Schützenhof erhalten.

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

Gotha verfügt über Eisenbahnanschluss durch die Deutsche Bahn (Haltepunkt der IC-Linie Düsseldorf - Hamm - Kassel - Halle (Saale) - Berlin. Folgende Eisenbahnlinien des Landes Thüringen verkehren auch in Gotha.

Die Stadt und ihr engeres Umland verfügen über ein Straßenbahnsystem, zu dem auch die Thüringerwaldbahn gehört.

Sonderlandeplatz Gotha-Ost (Flugsportverein Gotha e. V.); der nächste Flughafen ist der Flughafen Erfurt ca. 35 km entfernt

Ansässige Unternehmen

  • Maschinenindustrie
  • Fahrzeugbau-Zulieferer
  • "Schmitz-Gotha Fahrzeugwerke GmbH", (ehemals Gothaer Waggonfabrik)
  • Druckerei (Karten, Folien)
  • "LOMO Lorenz Mohr GmbH & Co. KG", Mineralölhandel, Tankkreditkarten, Autogas
  • ZF Gotha GmbH
  • ZF Achsgetriebe GmbH
  • Gothaer Werkzeugbau
  • Brauerei Gotha GmbH
  • Thüringer Weinkellereien GmbH Gotha
  • Thüringer Wurst und Schinken GmbH
  • Gothaplast, Verbandpflasterfabrik GmbH
  • Gothaer Kerzenfabrik GmbH
  • Spanplattenwerk Gotha GmbH


Öffentliche Einrichtungen

Körperschaften des Öffentlichen Rechts

  • Verband für Landentwicklung und Flurneuordnung (VLF) Thüringen

Bildung

Durch Herzog Ernst dem Frommen wurde im 17. Jahrhundert die Schulpflicht für Fünf- bis Zwölfjährige eingeführt und das Gothaer Gymnasium gegründet. Heute besitzt Gotha 7 Grundschulen, 4 Regelschulen, 1 Gesamtschule, 4 Gymnasien, eine Fachschule und eine Fachhochschule, außerdem Förderschulen, die Volkshochschule und Musikschulen.

Persönlichkeiten

Literatur

  • Heiko Stasjulevics: Gotha, die Fliegerstadt, 2001. ISBN 3-934748-69-4
  • Manfred Strumpf: Gothas astronomische Epoche, Horb am Neckar 1998 ISBN 3-89570-381-8
  • Gothaischer Genealogischer Hofkalender, Verlag Justus Perthes, Gotha 1913
  • Augenzeugenberichte: Das Herzoglich Sachsen-Coburg-Gothaische Infanterieregiment 1866, Verlag Rockstuhl, Bad Langensalza, 2002, ISBN 3-936030-10-3
  • Kahnert: Die Kriegsereignisse des Jahres 1866 im Herzogtrum Gotha und die gothaischen Turner zur Zeit des Treffens von Langensalza 1866, Verlag Rockstuhl, Bad Langensalza, 2002, ISBN 3-934748-76-7
  • Hans Walther: Strassenchronik der Stadt Gotha - einschliesslich der Vororte Siebleben, Sundhausen, Beilstedt, Uelleben, Verlag Rockstuhl, Bad Langensalza, 2. Auflage 2005, ISBN 3-934748-26-0
  • Günter Walter: Aquädukt und Bahnhof Leinakanal in Thüringen bei Gotha 1844-1994, Verlag Rockstuhl, Bad Langensalza, 2005, ISBN 3-937135-50-2

Siehe auch

"Gotha" wurde auch der nach seinem Erscheinungsort genannte "Gothaische Genealogische Hofkalender" von Justus Perthes bzw. das "Gothaische Genealogische Taschenbuch" bezeichnet; nach dem 2. Weltkrieg ist "Gotha" noch immer der Arbeitsbegriff für das "Genealogische Handbuch des Adels (GHdA) des C. A. Starke Verlags in Limburg (Lahn).


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