Pessach (auch Passah nach der aramäischen Form Pas|cha) ist eines der drei israelitischen Wallfahrts-Feste und gehört zu den Hauptfesten im Judentum.

Bedeutung im Judentum
Mit dem Pessach feiert das Judentum den Auszug (Exodus) der Israeliten, der sie aus der ägyptischen Sklaverei befreite. Das hebräische Wort "Pessach" bedeutet wörtlich "Vorübergang", "Verschonung" und erinnert an die biblische Erzählung vom göttlichen Schlag gegen die ägyptischen männlichen Erstgeborenen, von dem die Hebräer ausgenommen waren.
Das Fest beginnt am Abend des ersten Frühlingsvollmonds (14. Nisan) und dauert sieben Tage, in der Diaspora bei orthodoxen Juden acht Tage. Da der jüdische Kalender ein Mondkalender ist, bei dem die Monatsanfänge nach dem Neumond festgelegt werden, fällt Pessach im jüdischen Kalender immer auf das gleiche Datum. Im Gregorianischen Kalender schwankt das Datum dagegen.
Pessach gehört neben Schawuot, dem Wochenfest, und Sukkot, dem Laubhüttenfest, zu den drei Wallfahrtsfesten des Judentums, die zur Zeit der beiden Tempel mit einer Pilgerfahrt nach Jerusalem und Opfern im Tempel begangen wurden.
Der Auszug aus Ägypten musste laut Überlieferung (Exodus 12,1-28) so rasch vollzogen werden, dass zum Säuern und Gärenlassen der Brote keine Zeit mehr blieb. Daran erinnernd, darf während des ganzen Pessach nichts Gesäuertes verzehrt werden noch sich im Haus befinden oder sonst, etwa zur Viehfütterung, genutzt werden. "Allerart Säuerndes sollt ihr nicht essen, Fladen sollt ihr essen in all euren Siedlungen", heißt es in der Tora (Exodus 12,20).
Als Säuerndes, oder Chamez, gilt jede der fünf Getreidearten Weizen, Roggen, Gerste, Hafer, Dinkel (Spelt), die für mindestens 18 Minuten mit Wasser in Kontakt kam, sowie jede Speise und jedes Getränk, das aus einer dieser Getreidesorten hergestellt ist oder sie enthält. Einzige Ausnahme sind vorschriftgemäß hergestellte Mazzen. Außerdem darf nichts, was in irgendeiner Weise mit Gesäuertem in Berührung kam, an Pessach zur Zubereitung oder Darreichung von Speisen genutzt werden, so dass bereits Tage vor dem eigentlichen Fest Brot, Nudeln und ähnliches verbraucht oder entfernt werden und ein großer Hausputz in jedem religiösen oder traditionellen jüdischen Haushalt ansteht. Zum Abschluss wird rituell im Licht einer Kerze jeder Winkel der Wohnung nach verbliebenem Chamez durchsucht.
Das Pessach wird im Familienkreis gefeiert. Am Sederabend, dem Auftakt des Festes, wird der Tisch mit Speisen von symbolischer Bedeutung gedeckt. Der Familienvater liest die Haggada, die mündliche Erzählung der biblischen Exodusgeschichte. Damit gedenkt die Familie (oder Gemeinde) des Auszugs Israels aus Ägypten. Dies geschieht in einem besonderen, traditionellen Ablauf.
Bedeutung im Christentum
Das Pessach hat auch für Christen eine zentrale Bedeutung: Es war der Anlass für Jesus von Nazaret, nach Jerusalem zu gehen, wo er nach den Berichten der Evangelien gekreuzigt wurde. Sein Todestag wird in den drei synoptischen Evangelien auf den 15. Nisan, also den Hauptfesttag des Pessach gelegt. Das Johannesevangelium datiert ihn in die Stunde, in der damals im Tempel das Pessachlamm geopfert wurde. Es drückt damit aus, dass der Sohn Gottes das Opferlamm geworden ist, das stellvertretend für sein Volk den Gerichtstod erleidet und damit Israel und alle Völker daraus errettet hat.
Dieser Glaube wurzelt in der Deutung, die Jesus selbst nach den ältesten Texten des Neuen Testaments seinem Tod gab. Sein letztes Mahl am Vorabend seiner Hinrichtung war ein Pessachmahl. Dabei folgte er dem traditionellen Ablauf des Seder, wandelte aber die Deutung der Speisen ab und sagte bei der Austeilung der Mazzen und des Segenskelches (Mk 14,12-26):
- Das ist mein Leib. Das ist der Kelch des Neuen Bundes kraft meines Blutes, das für euch vergossen wird (zur Vergebung der Sünden).
Jesus bezog die Speisen, die an die Befreiung Israels erinnern, also auf sein bevorstehendes Sterben. Er gab sein eigenes Leben für die Erlösung Israels und der Völker hin: Er verknüpfte das Grunddatum der Erwählung Israels mit der Zusage des Reiches Gottes für alle Menschen. Für den Glauben der Urchristen geschieht in Jesu Tod darum der Israel verheißene "neue Exodus", die umfassende Befreiung von aller Sünde und die Rettung aus dem Verderben im Endgericht Gottes. Als das Osterlamm übernimmt Jesus ein-für-allemal die Stelle des geopferten Pessachlammes: Gott schenkt Gerechtigkeit durch die Hingabe seines eigenen Sohnes und verschont dafür endgültig alle Menschen.
Das Pessach ist daher auch der Ursprung der christlichen Karwoche, die vom Sonntag Palmarum über den Gründonnerstag und Karfreitag bis zum Osterfest - der Feier der Auferstehung Jesu, dem höchsten christlichen Feiertag - führt. Das ursprünglich täglich, mindestens sonntäglich gefeierte Abendmahl ist die christliche Form des Pessachmahls. Die Erinnerung an den Exodus Israels ist konzentriert auf die Erinnerung an Jesu Tod und Auferstehung (1. Kor. 11, 26): Diese schließt notwendig die Heilshoffnung des Judentums ein und ist nur auf ihrem Hintergrund als universales Heil für alle Völker zu verstehen.
Die inhaltliche Nähe des christlichen Abendmahls zum jüdischen Pessach zeigt sich an der zeitlichen Nähe zum christlichen Ostern. Manchmal fallen beide Feste sogar auf denselben Tag. In vielen Sprachen (z.B. Griechisch, Französisch, Spanisch und Italienisch) ist die Bezeichnung des Osterfestes eine Form von "Pascha" oder "Pesach"; Deutsch und Englisch sind hier Ausnahmen.
50 Tage nach Pessach begehen die Juden Schawuot, das Wochenfest, das ebenfalls in veränderter Weise als Pfingstfest in die christliche Tradition Eingang gefunden hat.
Zitat
Die biblischen Anweisungen für das Pessach-Fest:
Ihr sollt diesen Tag haben zum Gedächtnis und sollt ihn feiern dem HERRN zum Fest, ihr und alle eure Nachkommen, zur ewigen Weise. Sieben Tage sollt ihr ungesäuertes Brot essen; nämlich am ersten Tage sollt ihr den Sauerteig aus euren Häusern tun. Wer gesäuertes Brot ißt vom ersten Tage an bis auf den siebenten, des Seele soll ausgerottet werden von Israel. Darum sollst du sieben Tage ungesäuertes Brot essen, daß bei dir kein Sauerteig noch gesäuertes Brot gesehen werde an allen deinen Orten. Der Tag soll heilig sein, daß ihr zusammenkommt; und der siebente soll auch heilig sein, daß ihr zusammenkommt. Keine Arbeit sollt ihr an dem tun; außer, was zur Speise gehört für allerlei Seelen, das allein mögt ihr für euch tun. Und haltet das ungesäuerte Brot; denn eben an demselben Tage habe ich euer Heer aus Ägyptenland geführt; darum sollt ihr diesen Tag halten, ihr und alle eure Nachkommen, zur ewigen Weise. Am vierzehnten Tage des ersten Monats, des Abends, sollt ihr ungesäuertes Brot essen bis an den einundzwanzigsten Tag des Monats an dem Abend, daß man sieben Tage keinen Sauerteig finde in euren Häusern. Denn wer gesäuertes Brot ißt, des Seele soll ausgerottet werden aus der Gemeinde Israel, es sei ein Fremdling oder Einheimischer im Lande. Darum so esset kein gesäuertes Brot, sondern eitel ungesäuertes Brot in allen euren Wohnungen. (2. Mose (Schemot, Exodus) 12,14-19, wiedergegeben nach der Lutherbibel, Ausgabe 1912)