Dienstleistungsgesellschaft

Art von Gesellschaft
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Der Begriff Dienstleistungsgesellschaft beruht auf der Drei-Sektoren-Hypothese von Jean Fourastié.

Entwicklung

An der Anzahl der Erwerbstätigen oder dem Anteil am BSP (Bruttosozialprodukt) lässt sich ablesen, dass Deutschland bis Ende des 19. Jahrhunderts eine Agrargesellschaft, bis in die 70er des 20. Jahrhunderts eine Industriegesellschaft war. Der expansive tertiäre Sektor überholte dann in den 1970ern den sekundären Sektor und man kann seitdem in der BRD von einer Dienstleistungsgesellschaft sprechen.

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DDR

Die DDR hatte zum Zeitpunkt des Mauerfalles (1989) die gleiche sozioökonomische Struktur wie die BRD um 1965. Die Ursachen dafür liegen in der niedrigen Produktivität und der Vernachlässigung des Dienstleistungssektors durch die sozialistische Wirtschaftsplanung. Es waren zu viele Menschen in den ersten beiden Sektoren beschäftigt. Der Einsatz und Arbeitsumfang von Dienstleistungen ist schwer im Voraus planbar. Außerdem wurde der Dienstleistungssektor als Bereich angesehen, der Volkseinkommen verzehrt; er passte dementsprechend nicht in die Ideologie des Arbeiter- und Bauernstaates. Nach der Wiedervereinigung haben die neuen Bundesländer sich schnell zu einer Dienstleistungsgesellschaft entwickelt. Dies ist vor allem auf die Deindustrialisierung zurückzuführen.

Folgen der Tertiarisierung (Entwicklung zur Dienstleistungsgesellschaft)

Arbeitsmarkt insgesamt: Die Berufe mit den höchsten Beschäftigungszuwächsen sind etwa: Bürokräfte, Pflegeberufe und Datenverarbeitungsfachleute. Die Anforderungen an die Arbeitnehmer steigen vor allem im Bereich der fachlichen und inhaltlichen Qualifikation und der sozialen Kompetenzen (zum Beispiel Teamfähigkeit und Eigenständigkeit). In den reichen Ländern geht die Nachfrage nach einfacher Arbeit zurück, das vor allem durch den internationalen Handel und den technischen Fortschritt hervorgerufen wird.

Die über Jahrhunderte bedeutende Schicht der Bauern verlor immer mehr an Bedeutung. Heute sind sie mit weniger als 1 Prozent Anteil an allen Erwerbstätigen eine „Quantité négligeable“ (frz.: eine zu vernachlässigende Größe). Die Bauern verfügen über erhebliche Vermögenswerte, aber ihre finanzielle Situation ist häufig sehr angespannt. Bei einer durchschnittlichen Wochenarbeitszeit von 59 Stunden ist das durchschnittliche Nettohaushaltseinkommen pro Kopf sogar niedriger als das eines Arbeiters.

Seit der industriellen Revolution im 18. Jhd. war die Arbeiterschaft eine dominierende Schicht bis sie Ende der 70er Jahre (des 20. Jhd.) von den Beamten und Angestellten abgelöst wurden. Im Zuge des Wirtschaftswunders ist die zahlenmäßig schrumpfende Arbeiterschaft sozial aufgestiegen. Sie erreichte einen höheren Lebensstandard und eine bessere soziale Absicherung, doch ihre schwere physische Belastung blieb. Kinder aus Arbeiterfamilien haben immer noch schlechtere Bildungschancen und das Arbeitermilieu bleibt unter sich. Menschen, die der Arbeiterschaft angehören, haben im Allgemeinen ein niedrigeres soziales Ansehen. Die Gefahr, arbeitslos zu werden, ist für Menschen aus dieser Gesellschaftsschicht höher.

Angestellte und Beamte: Heute ist die größte Gruppe in der Mitte der Gesellschaft die der Angestellten. Diese gesellschaftliche Schicht tritt erstmals um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert in Erscheinung. Bis heute ist ihr Anteil an den Erwerbstätigen bis auf 50 Prozent gestiegen. Man kann ihre Tätigkeiten in drei klassische Bereiche gliedern: Kaufmännische Tätigkeiten, technische Tätigkeiten und Büro- und Verwaltungstätigkeiten. Viele Angestellte finden sich aber auch in den Berufsfeldern Verkehr, Kommunikation und Information. Die meisten Angestellten finden sich im tertiären Sektor. Seit der Tertiarisierung des sekundären Sektors gibt es außerdem eine zunehmende Zahl von Angestellten in der Industrie.

Die typischen Berufe der Dienstleistungsgesellschaft gelten als rationalisierungsresistent, da oft die Qualität der Arbeit von ihrer Quantität abhängt.

Siehe auch: Wirtschaftssektor

Weitere Informationen

  • Geißler, Rainer: Die Sozialstruktur Deutschlands. Bonn 2002. Westdeutscher Verlag GmbH. 197 ff.
  • Handwerger, Manfred (He): Die Gesellschaft der BRD. Bamberg 2003. Buchners Verlag. 87 ff.