Die Huaorani (Eigenname; gesprochen: Wao-Rani; bedeutet Volk oder Mensch) sind eine indigene Volksgruppe, die in den Regenwäldern des Amazonasbeckens zwischen den Flüssen Napo und Curaray im Osten Ecuadors lebt. Man nimmt an, dass sie die ursprünglichen Bewohner des dortigen Yasuní-Regenwaldes sind.

Sie werden auch Huaos oder Aucas genannt, wobei Letzteres allerdings ein Schimpfwort ist und in der Quechua-Sprache für Wilde oder Barbaren steht. Sie selbst benutzen zunehmend die Schreibweise Waorani.
Geschichte und Kultur
Der erste nicht-kriegerische Kontakt zur Außenwelt fand erst 1958 statt, als die amerikanische Missionarin Rachel Saint die Huaorani erreichte. Bis dahin waren die Huaorani praktisch unbekleidet. Seitdem sind die ehemals nomadischen Jäger und Sammler weitgehend sesshaft geworden. Fünf Gemeinschaften, die Tagaeri, die Huiñatare, die Oñamenane und zwei Gruppen der Taromenane leben noch immer ohne Kontakt zu Nicht-Huaorani, weshalb sie sich immer weiter ins Amazonastiefland zurückgezogen haben, wo 2007 eine sog. zona intangible für sie eingerichtet wurde, in die Erdölfirmen und Holzfäller keinen Eintritt haben. Ihr Schicksal ist nicht genau bekannt, es wurde u.a. darüber spekuliert, dass alle Tagaeri von den Taromenane umgebracht wurden.
Bei den Huaorani ist es üblich, dass sich Frauen die gesamte Körperbehaarung entfernen.[1] Dazu reiben sie sich die Stellen, an denen sie keine Haare wünschen, mit Asche ein, um die Haare anschließend leichter entfernen zu können. Eine weitere charakteristische Eigenschaft sind die von den Huaorani getragenen Ohr-Piercings aus dem Holz des Balsabaums.
Blutrache
Der Stamm der Huaorani wies einer der höchsten internen Tötungsrate auf, die jemals in einer menschlichen Gesellschaft beobachtet wurde. Gründe dafür waren meist intratribalen Konflikten zwischen Clans des Stammes zu suchen, die auf einer Tradition der Blutrache basierten. Schätzungen zufolge gingen etwa die Hälfte der Todesfälle unter Huaorani-Männern und ein Drittel der Todesfälle unter Frauen auf intratribale Tötungen zurück. Ebenso aggressiv treten einige Huaorani-Gruppen gegenüber Fremden auf, wobei dieses Verhalten von Beobachtern eher auf historisch bedingte Angst vor externem Kannibalismus oder Missionierung, aber auch auf aktuellen Ereignissen wie Konflikte mit Holz- oder Ölförderarbeitern zurückgeführt wird. Der Blutrache-Zyklus scheint jedoch durch das Sesshaftwerden gebrochen worden zu sein.
Literatur
- Stephen Beckerman u.a.: Life histories, blood revenge, and reproductive success among the Waorani of Ecuador. In: PNAS. Band 106, Nr. 20, 2009. .
- Matt Finer u.a.: Ecuador's Yasuni Biosphere Reserve: A Brief History and Conservation Challenges. In: Environmental Resources Letters. Band 4, 2009 (iop.org).
- Flora Lu: The Common Property Regime of the Huaorani Indians of Ecuador: Implications and Challenges to Conservation. In: Human Ecology. Band 29, Nr. 4, 2001. .
- Laura Rival: Trekking through History. The Huaorani of Amazonian Ecuador. Columbia University Press, New York City 2002, ISBN 0-231-11844-9.
- Laura Rival: The Growth of Family Trees: Understanding Huaorani Perceptions of the Forest. In: Man. Band 28, Nr. 4, 1993, S. 635–652. .
Siehe auch
Weblinks
- Literatur über die Huaorani im Katalog des Ibero-Amerikanisches Institut in Berlin
- Acción Amazonía/Ron Körber, Die Huaorani. Mythologie, Lebensweise und Probleme eines Amazonas-Volks
- Fotoserie über die Huaorani in den 1960er und 1970er Jahren von Erwin Patzelt
- Miguel de la Iglesia, WAORANI, A Vanishing Culture, Website einer virtuellen Ausstellung (englisch, 2007).