Martin Rickelt

deutscher Schauspieler
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 12. Dezember 2005 um 03:44 Uhr durch Zwobot (Diskussion | Beiträge) (Bot: Automatisierte Textersetzung (-\[\[TV-Serie\]\]\B +Fernsehserie)). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Martin Rickelt (* 2. September 1915 in Berlin; † 9. April 2004 in Karlsruhe) war ein deutscher Schauspieler und wurde durch seine Rolle als Onkel Franz in der Fernsehserie Lindenstraße bekannt.

Rickelt begann seine Bühnenausbildung und Karriere in seiner Geburtsstadt Berlin. Bereits bei der ersten Verfilmung des Erich Kästner-Buches "Emil und die Detektive" hatte er in einer kleinen Rolle als Hotelpage seine erste Berührung mit dem Film. Im Schauspielensemble des großen Heinrich George ging er durch eine harte Schule, da dieser ihn vor versammeltem Ensemble wegen Zuspätkommens herunterputzte. Dies habe ihn - so Rickelt in einem Interview - fürs ganze Leben geprägt. Zuvor ein kleiner "Bruder Leichtfuß" sei fortan die Disziplin das wichtigeste im Leben geworden.

Da er nicht einer der großen Stars des deutschen Theaters und Films jener Ära war, wurde er bald als normaler Soldat in die Wehrmacht eingezogen. Während des Zweiten Weltkrieges baute er in der Ukraine ein Fronttheater an der Ostfront auf. Auf der Suche nach fähigen Schauspielern ließ er auch Einheimische vorsprechen und verliebte sich sogleich in seine spätere Frau Tamara Renko, eine begabten junge Sängerin, die er engagierte, heimlich heiratete und während des Krieges unter Aufwendung aller Tricks und Urkundenfälschung noch als "Arbeitshilfe" per Zug zu einer englischstämmigen Klavierlehrerin nach Berlin schickte. Nach der langen Kriegsgefangenschaft traf sich das Paar wieder, während Martin Rickelt, den eigenen Worten zufolge, versuchte den Anschluss an seine Schauspielkarriere zu finden.

Rickelt spielte lange Jahre am Schiller-Theater und hatte als Mitglied des Karlsruher Ensembles einen Sitz im Rundfunkrat des SDR inne.

Als "Onkel Franz" Wittich der Familie Beimer mimte er in der ARD-Fernsehserie Lindenstraße von 1987 bis zu seinem Tod einen kauzigen Ewiggestrigen, der dennoch über einen gewissen schlitzohrigen Charme verfügt - unverzichtbar für politische und familiäre Verwicklungen. Rickelt hatte sich buchstäblich um die Rolle gerissen, da er aufgrund seiner Kriegserfahrungen gerade jene Typen aufs beste porträtieren konnte.

Diese Rolle verkörperte er dergestalt überzeugend, dass er häufig unangenehme Fanpost von Neonazis mit Hakenkreuz und deutschnationalen Parolen erhielt, die der bekennende Demokrat und aktive Gewerkschafter stets in die Altpapiersammlung beförderte.

Weitere Rollen spielte er im Tatort und in Alle meine Tiere. Seine letzten Lebensjahre wurden durch die Alzheimererkrankung seiner Ehefrau überschattet. Er starb an den Folgen einer Darmkrankheit.

Literatur

  • Joachim Christian Huth (Hrsg.), Das Lindenstraße Universum. Daten, Fakten, Hintergründe. Köln 1998, S. 177-180. ISBN 3-802-52614-7