Das Buch Magnum crimen, Nebentitel: Pola vijeka klerikalizma u Hrvatskoj (Das große Verbrechen : Ein halbes Jahrhundert des Klerikalismus in Kroatien) erschien erstmals 1948 in kroatischer Sprache in Zagreb.
Das Buch gehört zu den Veröffentlichungen im kommunistischen Jugoslawien die sich mit dem Unabhängigen Staat Kroatien auseinandersetzt und soll eine Dokumentation des „Verrats“, der „Kollaboration“ und der „Verbrechen“ der Ustascha darstellen. Dies vor allem im Zusammenhang mit den Nachkriegsprozessen gegen Ustascha-Funktionäre und ihre „Helfershelfer“ vor allem aus den Reihen des katholischen Klerus. Es stützt sich dabei vor allem auf Dokumente der staatlichen jugoslawischen „Landeskommision zur Erforschung der Verbrechen der Besatzungsmächte und ihrer Helfershelfer“ sowie auf Berichte aus der Ustascha- und Kirchen-Presse.[1]
Inhalt
Der Autor Viktor Novak beschäftigt sich darin mit der Rolle des Klerus der römisch-katholische Kirche in Kroatien vom Ende des 19. Jahrhunderts bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs. Thematisiert wird vor allem dessen Verwicklung in die Verbrechen, die durch die klerikalfaschistische Ustascha zur Zeit des Unabhängigen Staates Kroatien begangen wurden und deren Voraussetzungen. Das Buch zeigt eine starke propagandistische[2] pro-jugoslawische und antikatholische[3] Tendenz. Schon im Vorwort der Erstausgabe schreibt Novak:
„Jahrhunderte der Geschichte, und vor allem die Geschichte des Zweiten Weltkriegs zeigen, dass der Vatikan beziehungsweise die Hierarchie der römisch-katholischen Kirche, immer und zu jeder Gelegenheit auf der Seite des Feindes [sic] steht.[2]“
Geschichte
Die Erstausgabe erschien als großformatige Broschur, mit 1119 Seiten auf Dünndruckpapier. Sie soll nach einem unbestätigten Gerücht, großteils im Auftrag der katholischen Kirche aufgekauft und vernichtet worden sein. Vielleicht aufgrund dessen oder möglicherweise aufgrund einer geringen Auflage von nur 4000 Stück[4] ist die Erstausgabe eine bibliographische Rarität.
Die Kongregation für die Glaubenslehre der römisch-katholischen Kirche setzte das Buch kurz nach seinem Erscheinen auf ihr (1965/66 abgeschafftes) „Verzeichnis der verbotenen Bücher“. Gegen den Autor verhängte sie einen Kirchenbann.
Im Jahr 1960 erschien allgemein unbeachtet eine zweite gekürzte Ausgabe unter dem ins Kroatische übersetzten Titel Velika optužba in der Serie Društvo i religija (Gesellschaft und Religion) des Verlags Svjetlost in Sarajevo.[5]
Erst der dritten Ausgabe, die 1986 beim Verlag Nova knjiga in Belgrad erschien wurde, vermutlich vor dem Hintergrund des sich verschärfenden Nationalitätenkonflikts innerhalb Jugoslawiens, von der Allgemeinheit wieder mehr Aufmerksamkeit geschenkt. Die Forderung der römisch-katholischen Wochenzeitung Glas Koncila, anstatt eines ungeprüften Nachdrucks des Werkes, die Neuauflage mit einer eigenen Quellenedition zu versehen, blieb unbeachtet.[6]
Autor
Der Autor Dr. Viktor Novak (1889–1977[7]) war gebürtiger Kroate, ehemaliger römisch-katholischer Priester, späterer Historiker und als solcher Universitätsprofessor in Belgrad.
In der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen, war er ein Befürworter des Jugoslawismus unter dem serbischen Königshaus und versuchte diesen auch wissenschaftlich zu belegen. So schrieb er kurz nach der Einführung der Königsdiktatur in seiner, von der staatlichen Druckerei hergestellten, offiziell anmutenden Schrift Jugoslovenska misao (Die jugoslawische Mission):
„Das Alter des jugoslawischen Gedanken ist gleich zu setzen mit dem Alter des Slawentums auf dem Balkan.[8]“
Nach dem Balkanfeldzug (1941) und der Zerschlagung des Königreichs Jugoslawien, unterstützte er die sogenannten „Regierung der nationalen Rettung“ unter Milan Nedić, welche mit dem nationalsozialistischen Deutschen Reich kollaborierte. So unterschrieb Novak als Universitätsprofessor, den „Appell an das serbische Volk“ (Apel srpskom narodu). Dieser rief unter anderem die Serben dazu auf, die deutschen Besatzungsbehörden und die Quisling-Regierung unter Nedić zu unterstützen um das serbische Volk zu erhalten. Seine Unterschrift stand dabei oben an, als 90. von 546. Personen des öffentlichen Lebens in Serbien (führende Vertreter des Klerus, der Bildung und Wirtschaft).[9][10][11][12]
Als Befürworter des Jugoslawismus durfte Novak seine Lehr- und Publikationstätigkeit auch nach dem Zweiten Weltkrieg in einem kommunistischen Jugoslawien fortsetzen, musste seine Theorien aber an die offizielle Sichtweise der Kommunistischen Partei anpassen.[13]
Ausgaben
- Magnum crimen : Pola vijeka klerikalizma u Hrvatskoj. Nakladni zavod Hrvatske, Zagreb 1948.
- Velika optužba (Magnum crimen); pola vijeka klerikalizma u Hrvatskoj. 2. gekürzte Ausgabe. Svjetlost, Sarajevo 1960.
- Magnum crimen : Pola vijeka klerikalizma u Hrvatskoj. Nachdruck der Erstausgabe. Nova knjiga, Belgrad 1986.
Literatur
- Oscar Neumann: Magnum Crimen : Pola vijeka klerikalizma u Hrvatskoj. In: Journal of Central European Affairs. Vol. 10. Boulder CO 1950.
Weblinks
- Magnum Crimen (Ausgabe von 1986). Abgerufen am 17. März 2013.
Einzelnachweise
- ↑ Ladislaus Hory, Martin Broszat: Der kroatische Ustascha-Staat 1941-1945 (= Schriftenreihe der Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte). 2. Auflage. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1965, S. 10.
- ↑ a b Klaus Buchenau: Orthodoxie und Katholizismus in Jugoslawien 1945–1991 : ein serbisch-kroatischer Vergleich (= Band 40 der Balkanologische Veröffentlichungen des Osteuropa-Instituts der Freien Universität Berlin). Otto Harrassowitz Verlag, 2004, ISBN 978-3-447-04847-7, S. 411.
- ↑ Srećko M. Džaja: Die politische Realität des Jugoslawismus (1918–1991) : mit besonderer Berücksichtigung Bosnien-Herzegowinas (= Band 37 der Untersuchungen zur Gegenwartskunde Südosteuropas). Oldenbourg Verlag, 2002, ISBN 978-3-486-56659-8, S. 47.
- ↑ Viktor Novak: Magnum crimen : Pola vijeka klerikalizma u Hrvatskoj. Nakladni zavod Hrvatske, Zagreb 1948, S. 1124 (unnummeriert).
- ↑ WorldCat: Velika optužba (Magnum crimen) : pola vijeka klerikalizma u Hrvatskoj. Abgerufen am 29. Juni 2012.
- ↑ Komentar: Oružje iz ropotarnice [Waffen aus der Rumpelkammer]. In: Glas Koncila. 23. März 1986, S. 2.
- ↑ Jugoslavenska akademija znanosti i umjetnosti (Hrsg.): Ljetopis Jugoslavenske akademije znanosti i umjetnosti. Zagreb 1979, S. 58 u. 673 f.
- ↑ Viktor Novak: Antologija jugoslovenske misli i narodnog jedinstva 1390–1930 [Anthologie der jugoslawischen Gedanken und der nationalen Einheit 1390–1930]. Selbstverlag (Staatliche Druckerei), Belgrad 1930.
- ↑ Apel srpskom narodu. In: Novo vreme. Belgrad 13. August 1941, S. 1 u. 3 (Online; mit den Namen der Unterzeichner [abgerufen am 17. März 2013]).
- ↑ Philip J. Cohen: Serbia's Secret War : Propaganda and the Deceit of History (= Band 2 der Eastern European Studies). Texas A&M University Press, 1996, ISBN 978-0-89096-760-7, S. 140 (Online [abgerufen am 17. März 2013] Abdruck des „Appells an das serbische Volk“ und deren Unterzeichner; Novak ist der Unterzeichner Nr. 90).
- ↑ Zoran D. Nenezić: Masoni u Jugoslaviji (1764–1980) : pregled istorije slobodnog zidarstva u Jugoslaviji : prilozi i građa. Band 24, Nr. 3. Narodna knj., Zagreb 1984, S. 478.
- ↑ Valeria Heuberger: Nationen, Nationalitäten, Minderheiten : Probleme des Nationalismus in Jugoslawien, Ungarn, Rumänien, der Tschechoslowakei, Bulgarien, Polen, der Ukraine, Italien und Österreich 1945-1990 (= Band 22 der Schriftenreihe des Österreichischen Ost- und Südosteuropa-Instituts). Verlag für Geschichte und Politik, 1994, S. 86.
- ↑ Wolfgang Höpken: Zwischen nationaler Sinnstiftung, Jugoslawismus und „Erinnerungschaos“. In: Österreichisches Ost- und Südosteuropa-Institut, Arbeitsgemeinschaft Ost (Hrsg.): Österreichische Osthefte. Band 47. LIT Verlag, Münster 2005, ISBN 978-3-8258-9539-6, S. 369.