Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt

Stadtbezirk in München
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Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt ist der Stadtbezirk 2 der bayerischen Landeshauptstadt München. Er setzt sich aus den Stadtteilen Ludwigsvorstadt und Isarvorstadt zusammen.

Stadtbezirk 2 Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt, Lage in München
Luftbild der Ludwigsvorstadt
Ein Blick auf das Gärtnerplatzviertel in der Isarvorstadt

Lage

Der Stadtbezirk entstand 1992 aus der Zusammenlegung der Ludwigsvorstadt südwestlich des Stadtzentrums mit den drei Isarvorstadtbezirken Isarvorstadt/Schlachthofviertel, Isarvorstadt/Glockenbachviertel und Isarvorstadt/Deutsches Museum südöstlich davon und umfasst den südlichen Teil der Altstadt wie eine Spange. Mit dem Grüngürtel entlang der Isar, dem Alten Südlichen Friedhof und der Theresienwiese umfasst der Bezirk bedeutende Freiflächen und Grünanteile im südlichen Innenstadtbereich.

Die Grenzen des Stadtbezirks bilden von Nord bis Ost der Straßenzug Arnulf-, Sonnen-, Müller-, Rumford- und Zweibrückenstraße, im Südosten die Isar, im Südwesten die Bahngleise des Münchner Südrings und im Westen die Theresienhöhe und die Hackerbrücke. Die Grenze zwischen den beiden Stadtteilen Ludwigsvorstadt und Isarvorstadt verläuft entlang der Lindwurmstraße. Da diese eine Fortsetzung der Sendlinger Straße ist, die in der Altstadt die Grenze zwischen Hacken- und Angerviertel bildet, wurde die Ludwigvorstadt ursprünglich äußeres Hackenviertel und die Isarvorstadt äußeres Angerviertel genannt. Auch der Südteil der Museumsinsel (südlich der Ludwigsbrücke) gehört zur Isarvorstadt.

Geschichte und heutige Struktur

Die Strukturen und Funktionen des Stadtbezirkes sind von der Entwicklungsgeschichte beeinflusst und je nach Viertel sehr unterschiedlich: Das Bahnhofsviertel um den Hauptbahnhof wurde im Zweiten Weltkrieg durch Luftangriffe der Alliierten großteils zerstört und nach dem Krieg mit Wohn- und Geschäftshäusern wieder aufgebaut. Neben vielen Groß- und Einzelhändlern sind im Umfeld des Bahnhofs zahlreiche Hotels und Gaststätten, Sexshops, Computer- und Elektronikläden und internationale Imbissläden zu finden. Die Straßenszenerie ist stark von Einwanderern vor allem aus der Türkei geprägt. Im sogenannten „Wiesenviertel“ mit der Theresienwiese als Oktoberfestveranstaltungsort, das in der Mitte des 19. Jahrhunderts als repräsentatives Villen- und Mietshausviertel konzipiert worden war, überwiegt heute der Büroraum. Markantestes Bauwerk ist die neugotische Paulskirche. Östlich des Wiesnviertels liegt das Klinikviertel, das durch die Bauten der Innenstadtkliniken der Ludwigs-Maximilians-Universität geprägt wird. Bahnhofs- und Klinikviertel werden durch die Schillerstraße verbunden.

Noch 1819 zählte die Isarvorstadt nur 2.300 Einwohner und umfasste 183 Häuser und 19 staatliche oder städtische Gebäude. Wegen der zahlreichen Bäche lebten hier vor allem Müller, Gärtner, Milchmänner, Wäscher, Bleicher, Zimmerleute, Floßmeister, Pferdehändler und Tagelöhner in häufig ärmlichen Behausungen. In der heutigen Palmstraße (damals Pechwinkel) lebten die Pechsieder der Stadt. Zwischen Baum- und Auenstraße befand sich das alte Brech- und Pesthaus für Schwerkranke zwischen zwei Stadtbächen gelegen. Ein weiteres Brechhaus befand sich an der heutigen Erhardtstraße. Anfang des 18. Jh. zog die Bayerische Armee in die Isarvorstadt ein. An der Nordseite der Zweibrückenstraße befand sich der Galgen der Bayerischen Militärjustiz. An der Müllerstraße wurde 1775 ein Militärlazarett errichtet. Auf der heutigen Museumsinsel (damals Kohleninsel) entstand die Kurfürstliche Isarkaserne. Auf der gegenüberliegenden Isarseite errichtete König Maximilian I. 1811 die Schwere-Reiter-Kaserne. König Maximilian II. ließ 1854 in der Kohlstraße auf dem Gelände der heutigen Patentämter eine Reitschule errichten. Weiter entstanden in der Isarvorstadt drei Pulvermühlen und in der Geyerstraße mehrere Artilleriewerkstätten. Daneben gab es aber auch zahlreiche Gärten wie den Herzog-Alberti-Lustgarten, den Claude-Clair-Garten, den Buttermelchgarten und den Wollgarten. Außerdem einige Stadtschlösschen wie das des Hofchirurgs Dominikus Geyer am Pesenbach, das Ruffinischlössl, das Jagdschlössl in der Fraunhoferstraße und das Leopoldschössl an der Blumenstraße. Während der gründerzeitlichen Stadterweiterung entstanden Schlachthof-, Dreimühlen-, Glockenbach- und Gärtnerplatzviertel als Mietshaus- und Gewerbeviertel. Mit dem Schlacht- und Viehhof und den Leder- und Textilbetrieben kamen zahlreiche Juden vor allem aus Galizien und die Isarvorstadt wurde zum Münchner Judenviertel. Daneben etablierten sich zahlreiche Bordelle. In der Weimarer Republik nahm hier die NSDAP ihren Aufstieg. Im Zweiten Weltkrieg wurde die industriereiche Isarvorstadt Ziel der alliierten Bombenangriffe. 226 Gebäude und 3.135 Wohnungen wurden zerstört.

Die verbliebenen Mietgebäude aus der Gründerzeit weisen auch heute noch einen sehr hohen, größtenteils gepflegten Altbaubestand auf. Durch die Ausweitung des Citybereichs und Umnutzungen aufgegebener Industrie- und Gewerbeflächen wandelte sich die traditionelle Gewerbestruktur des Bezirks und der Dienstleistungssektor konnte sich als maßgeblicher Arbeitsplatzanbieter in diesen Vierteln etablieren. Noch immer von großer wirtschaftlicher Bedeutung für München ist der Schlachthof München mit dem Fleischgroßmarkt und den zahlreichen Groß- und Einzelhandelsbetrieben des Metzgerhandwerks und des Zulieferbereichs.

Durch Modernisierung und Sanierung älterer Wohngebäude und den einhergehenden starken Anstieg des Mietniveaus sowie durch die Errichtung von Eigentumswohnungen auf früheren Gewerbeflächen ist die Sozialstruktur in einzelnen Bezirksteilen in Veränderung begriffen (siehe auch Gentrifizierung). Am deutlichsten ist dieser Prozess in den früheren Wohnquartieren der „einfachen Leute“ im Glockenbach- und Schlachthofviertel sichtbar. In weiten Teilen des Glockenbach- und Gärtnerplatzviertels trifft man mittlerweile fast ausschließlich Bewohner mit hohem Einkommen an. Beide Stadtteile zählen heutzutage zu den teuersten der Stadt. Der Umbau des ehemaligen Arbeitsamts durch DEsigner Philippe Starck und des unmittelbar angrenzenden ehemaligen AOK-Gebäudes zum Isar-Stadtpalais werden als besondere Beispiele für Gentrifizierung in München angeführt.[1] Das Heizkraftwerk in der Müllerstraße wird zum Luxuswohnobjekt The Seven umgebaut und 2014 die teuersten Wohnungen der Stadt beinhalten.

Des Weiteren gelten beide Viertel als Zentren der Schwulenszene. Im Gegensatz zu der Wandlung im Glockenbach- und Gärtnerplatzviertel weisen andere Teile des Stadtbezirks eine relativ hohe Zahl von Arbeitslosen und Sozialhilfeempfängern und einen über dem Stadtdurchschnitt liegenden Ausländeranteil auf.

Bedeutende Orte und Bauwerke

  • Der Mathäser zwischen Stachus und Hauptbahnhof war jahrhundertelang ein beliebter Bierausschank, eine Zeit lang Hauptquartier der 1918er Münchner Räterepublik, wurde nach starker Zerstörung im Zweiten Weltkrieg zu einer regelrechten Bierstadt mit 16 Gaststätten und einem der größten Kinos Deutschlands umgebaut und beherbergt seit dem Neubau (1999-2003) ein modernes Multiplex Kinocenter mit 14 Sälen und mehreren Bars und Geschäften sowie repräsentative Büroflächen mit Dachterrassen.
  • Das Münchner Gewerkschaftshaus in der Schwanthalerstraße ist das Haus in dem die meisten Münchner Einzelgewerkschaften sowie der DGB München ihren Sitz haben.
  • Auf der Museumsinsel in der Isar liegt das Deutsche Museum.
  • Am Sankt-Pauls-Platz 11 befindet sich die 1892 bis 1906 erbaute Kirche St. Paul. Der Architekt Georg von Hauberrisser schuf diese eindrucksvolle Basilika. Sie ist im Stil der rheinischen Gotik erbaut.

Baudenkmäler

Statistik



(Stand jeweils am 31. Dezember, Einwohner mit Hauptwohnsitz)

Jahr Einw. davon Ausländer Fläche ha EW/ha Quelle mit weiteren Daten
2000 44.451 14.301 (32,2 %) 438,75 101 Statistisches Taschenbuch München 2001. pdf-Download
2001 44.484 14.025 (31,5 %) 438,75 101 Statistisches Taschenbuch München 2002. pdf-Download
2002 44.059 13.684 (31,1 %) 438,75 100 Statistisches Taschenbuch München 2003. pdf-Download
2003 43.637 13.293 (30,5 %) 438,76 99 Statistisches Taschenbuch München 2004. pdf-Download
2004 43.469 12.793 (29,4 %) 438,72 99 Statistisches Taschenbuch München 2005. pdf-Download
2005 43.954 12.953 (29,5 %) 439,09 100 Statistisches Taschenbuch München 2006. pdf-Download
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2011 48.231 12.614 (26,2 %) 440,15 110 Statistisches Taschenbuch München 2012. pdf-Download

Politik

Bezirksausschusswahl März 2008
(Stimmen in Prozent) [2]
 %
40
30
20
10
0
31,0 %
29,4 %
19,5 %
12,9 %
7,2 %
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 2002 [2]
 %p
   6
   4
   2
   0
  −2
  −4
  −6
  −8
−5,3 %p
+5,9 %p
−6,3 %p
+1,9 %p
+3,8 %p

Dem Bezirksausschuss gehören 23 Mitglieder an: SPD 6, CSU 5 (seit Dez. 2012 sind es 7 CSU-Mitglieder wegen Parteiwechsel des FDP Vertreters zur CSU), GRÜNE 7, Rosa Liste München 3, FDP 1 (seit Dez. 2012 ist die FDP wegen Parteiwechsel des FDP Vertreters nicht mehr vertreten). Vorsitzender ist Alexander Miklosy (Rosa Liste), der mit den Stimmen der CSU, der FDP und der Grünen sowie seiner eigenen Liste gewählt wurde. Dass es hier zu einer Wahlkoalition von CSU und Rosa Liste gekommen ist, ist in Bayern einmalig. Im Dezember 2012 änderte sich durch das Ausscheiden des FDP-Vertreters das Verhältnis der Sitzverteilung, da der nachrückende FDP-Vertreter inzwischen zur CSU übergewechselt war. Die CSU-Fraktion hat demnach ab Dezember 2012 6 Mitglieder und die FDP ist nicht mehr im Bezirksausschuss vertreten.

Literatur

  • Martin Arz: Isarvorstadt: Reiseführer für Münchner. Hirschkäfer, München 2012, ISBN 978-3-940839-28-2.
  • Martin Arz: Die Isarvorstadt. Gärtnerplatz-, Glockenbach- und Schlachthofviertel. Hirschkäfer, München 2008, ISBN 978-3-940839-00-8.
  • Christine Rädlinger: Geschichte der Münchner Stadtbäche. Hrsg.: Stadtarchiv München. Franz Schiermeier Verlag, München 2004, ISBN 978-3-9809147-2-7.
Commons: Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Ferdinand Stracke: WohnOrt München -- Stadtentwicklung im 20. Jahrhundert. Franz Schiermeier Verlag, 2011, ISBN 978-3-9814521-2-9, Seite 292
  2. a b muenchen.de - Bezirksausschusswahl 2008, abgerufen am 17. Dezember 2010

Koordinaten: 48° 8′ N, 11° 34′ O