Genuss Region Österreich ist eine Dachmarke des österreichischen Lebensministeriums und der Agrarmarkt Austria (AMA).
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Staatliche Ebene | Bund | ||
Stellung | Behördennahe Organisation | ||
Rechtsform | Verein | ||
Aufsicht | Lebensministerium, Agrarmarkt Austria | ||
Gründung | 2008 (Marke ab 2003) | ||
Hauptsitz | Wien 19, Mooslackengasse 17 | ||
Leitung | Margareta Reichsthaler (Obfrau)[1] | ||
Website | www.genuss-region.at |
Das Konzept sieht vor, eine Region gemeinsam mit den für sie typischen Produkten zu vermarkten. Jede Region hat ein Leitprodukt, welches die Region selbst kreiert hat, und selbst vermarktet. Das Ziel dieser Marke ist einerseits die österreichische Landwirtschaft und Gastronomie zu unterstützen und die Positionierung der Regionen Österreichs und der Lebensmittelwirtschaft, und andererseit die Traditionellen Lebensmittel der Bevölkerung der jeweiligen Region besser sichtbar zu machen und Identitätsstiftend zu wirken.
Geschichte und Organisation
Oberösterreich begann diese Initiative seitens des Agrarressorts bereits 2003 mit der Bezeichnung Genussland Oberösterreich.[2][3][4]
Das erfolgreiche Konzept wurde 2005 von Lebensministerium und AMA bundesweit aufgegriffen. Die Initiative stand anfang unter der Leitung des österreichischen Landwirtschaftsministers Josef Pröll, mit seinerzeit 25 Regionen.[5]
Für die Abwicklung und Organisation wurde von beiden Behörden 2008 ein Verein gegründet, die Genuss Regionen Marketing Gesellschaft, die die Verwaltung und Öffentlichkeitsarbeit übernehmen soll. Parallel wurde auch die GRM GenussRegionen Marketing GmbH gegründet, die die Betreuung der Genussregionen und – schon bei der Gründung – über 3.400 Lizenznehmer übernimmt.[6] In ihr sind der Dachverband (Verein), BÖG – Beste Österreichische Gastlichkeit, Regionalmanagment Österreich-Verein und diverse Agrarmarketingorganisationen der Länder Gesellschafter.[7]
Per Mai 2008 gab es in Österreich 113 Genussregionen,[8][9] seither sind nur wenige dazugekommen: Mit 22. Jänner 2013 wurde auf insgesamt 120 Regionen erweitert.
Untermarken
Es gibt auch in einzelnen Bundesländern eigene Dachmarken, die schon früher bestanden, aber in das System mit eingebunden wurden. So gibt es beispielsweise:
Burgenland schmeckt | von | Burgenland Tourismus | |
Genussland Kärnten | von | Verein Kärntner Agrarmarketing | |
Genussland Oberösterreich | von | Land Oberösterreich gemeinschaftlich mit Oberösterreich Tourismus |
Wirtschaftliche und umweltpolitische Rahmenbedingungen
Der Lebensmittelsektor Österreichs hat einen Jahresumsatz von rund 50 Milliarden Euro (2008), das sind etwa 14 Prozent des Bruttoinlandsprodukts,[10] und einen Produktionswert von über 7 Mrd. Euro (2010).[11] Mit den Leitprodukten wurden schon 2010 ein Umsatz von etwa 133 Millionen Euro lukriert,[12] also 2 % der Gesamtwertschöpfung des Sektors, womit der Verbund zu den größten Organisationen der Branche in Österreich gehört.[13]
Die Marke Genuss Region Österreich erreicht einen Bekanntheitsgrad von 75 %.[14] Die im Jahr 2012 116 registrierten Genussregionen umfassten ein Gebiet mehr als 65 % aller Gemeinden.[15]
Obschon in Österreich nurmehr 3 % der Bevölkerung in der agrarischen Direktproduktion tätig sind, hängt etwa jeder sechste Arbeitsplatz unmittelbar von der Produktion, Verarbeitung und Handel in der Lebensmittelbranche.[10][15] Die Initiative soll helfen, diesen bedeutenden Wirtschaftsfaktor national und international weiter zu fördern, sodass die Förderung des Bewußtseins für heimische Produkte – neben regionaler Nachhaltigkeit, etwa Erhalt von Kulturlandschaft und Tradition – auch direkte Wirtschaftsförderung ist, die ebenfalls direkt vor Ort greift, und insbesonders für strukturschwache oder entwicklungsbedüftige Zonen geeignet ist (ein Gutteil der Genussregionen sind LEADER-Projekte oder Raumplanungsregionen, Tourismus- bzw. andere Gemeindeverbände).
Auch wird ein Fünftel der verbrauchten Energie der Ernährung zugeordnet,[15] womit das Programm in den Regionalisierungsbestrebungen der Österreichische Klimaschutzinitiative steht (Maßnahmenbereich Landwirtschaft). Die Maßnahme steht auch in Zusammenhang mit dem Bioaktionsplan des Lebensministeriums zum weiteren Ausbau der bedeutenden Stellung der biologischen Landwirtschaft in Österreich.[16] Außerdem dient sie über den Erhalt seltener heimischer Nutztier- und Pflanzenrassen der Biodiversität, wie auch dem Erhalt von agrarischem Wissen als Kulturgut.[17]
Nicht zuletzt fördert die Bewusstseinsbildung für Regionalität auch die Lebensmittelsicherheit durch nachvollziehbare Herstellungs- und Handelswege.[18]
Leitlinien und Kriterien für eine Genussregion
Bei einer Genussregion im Sinne der Marke handelt es sich meist um eine ländliche Region, welche ein kulinarisches Spitzen Produkt kreiert hat, das durch ihre Vermarkter, durch ihre Gastronomie und Landwirte, selbst vermarktet und dieses regionale Produkt dadurch zum Leitprodukt der Region erhoben wurde. Die Produkte müssen frisch sein und einen kurzen Transportweg hinter sich haben.
Genussregionen werden grundsätzlich entwickelt um Agrarprodukte und Lebensmittel qualitativ aufzuwerten. Außerdem möchte man damit das Potential Ländlicher Raum verbessern und stärken. Jede Genussregion trägt dazu bei, ländliche Regionen bekannt zu machen, und auch ihr jeweiliges Produkt hervorzuheben. Die Leistungen der Bauern und Bäuerinnen, der verarbeitenden Betriebe und der Gastronomie in den Regionen sollen für die Konsumenten sichtbar gemacht werden. Die Genussregion Österreich ist eine geschützte Marke. Der Zusammenhang zwischen Kulturlandschaft und Lebensmittelproduktion wird dadurch sichtbar gemacht. Genussregionen sollen außerdem die Bedeutung einer gesunden und ausgewogenen Ernährung unterstreichen.
Um als Genussregion in das Register aufgenommen zu werden können verschiedene Organisationen, Körperschaften ebenso wie Einzelpersonen ansuchen, wie Gemeinden oder Verbände
Die hauptsächliche Bedingung ist dabei der Nachweis von historischen und traditionellen Hintergründen und Spezifikationen. Diese werden auch in das österreichische Register der Traditionellen Lebensmittel übernommen, durch das kulinarisches Wissen, das seit mindestens drei Generationen oder 75 Jahren öffengelegt ist, bei der Weltorganisation für geistiges Eigentum (WIPO) notifiziert wird.
Teilnahmebedingungen:
- (auszugsweise)
- Um das Gebiet handelt es sich um eine geographisch definierte Region.
- Das Leitprodukt muss regionaltypisch sein und eine definierte hohe Qualität aufweisen
- Das Produkt muss im Register der Traditionellen Lebensmittel eingetragen sein
- Für dieses Produkt muss auf nationaler Ebene um eine geschützte Herkunftsbezeichnung (g.U. oder g.g.A.) angesucht worden sein.
- Das Leitprodukt muss aus den lokalen Landwirtschaften oder Gewerbebetrieben stammen.
Siehe auch
Weblinks
- www.genuss-region.at, offizielle Webpräsenz der Genussregionen Österreichs (Verein, Dachverband)
- GRM GenussRegionen Marketing GmbH
- Traditionelle Lebensmittel in Österreich, Lebensministerium – alle Produkte, auch die Gesamtösterreichischen
Einzelnachweise
- ↑ Dachverband, gr-marketing.at
- ↑ Genussland Oberösterreich, land-oberoesterreich.gv.at > Themen > Land- und Forstwirtschaft > Ländliche Entwicklung
- ↑ Genussland Oberösterreich, genuss-region.at » Partner
- ↑ Genussland Oberösterreich, Oö. Tourismus Marketing
- ↑ Pröll: GENUSS REGION ÖSTERREICH - Eine starke Marke mit Zukunft, Presseaussendung APA, OTS0251 5. Sept. 2007
- ↑ Home, gr-marketing.at
- ↑ Über uns, gr-marketing.at
- ↑ Genuss Landkarte Österreich 2008. Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft, abgerufen am 20. Mai 2008.
- ↑ Pröll: GENUSS REGION ÖSTERREICH - Eine starke Marke mit Zukunft, Presseaussendung APA, OTS0052 16. Aug. 2008
- ↑ a b GENUSS REGION ÖSTERREICH – Eine starke Marke mit Zukunft. In: ots.at. Lebensministerium Öffentlichkeitsarbeit, 5. September 2007, abgerufen am 10. März 2013.
- ↑ Erhard Höbaus, Viktoria Michltis, Josef Domschitz: Lebensmittel in Österreich. Zahlen-Daten-Fakten 2011. Vom Erzeuger bis zum Verbraucher. Hrsg.: Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft. Wien Februar 2012, Tabellen Die österreichische Lebensmittelindustrie 2010 und Das österreichische Lebensmittelgewerbe (2009), S. 9 resp. 10 (Lebensmittel in Österreich Zahlen-Daten-Fakten 2011 (pdf), lebensministerium.at). .
- ↑ Berlakovich: Genuss Region Österreich wächst heuer um neun Kandidaten, lebensministerium.at, Pressemeldung vom 28. März 2011, abgerufen am 1. März 2013
- ↑ so erwirtschaftete die SPAR-Gruppe (in allen Bereichen Lebensmittelhandel, Sportfachhandel und Shopping-Center) 2011 12 Mrd. Euro Umsatz. Daten & Fakten 2011, Spar Österreich, abgerufen 4. März 2013.
- ↑ Edith Klauser, Matthias Reeh [Koord]; Marcus Kucera, Erich Ruetz [Red]; Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft (Hrsg.): Österreichs Agrarmärkte: Erfolg durch Wandel. Eine Bilanz über die Entwicklung und die Markterfolge von 50 Jahren GAP und 17 Jahren österreichischer EU-Beitritt. 1. Auflage. Wien September 2012, Abschnitt Genuss Region Österreich, S. 38 (Österreichs Agrarmärkte: Erfolg durch Wandel (pdf), lebensministerium.at). .
- ↑ a b c GENUSS REGION ÖSTERREICH wächst mit 7 neuen GenussRegionen, genuss-region.at, News, abgerufen am 1. März 2013
- ↑ vergl. Thomas Rech, Karin Tischler: Biologische Landwirtschaft in Österreich. Hrsg.: Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft. 6. Auflage. Wien Dezember 2012, Abschnitt Schwerpunkt Öffentlichkeitsarbeit und Vermarktung, S. 42 (Biologische Landwirtschaft in Österreich (pdf), lebensministerium.at). .
- ↑ vergl. Roswitha Baumung, Franz Fischerleitner, Günter Jaritz, Thomas C. Jutz, Christine Klenovec, Eva-Maria Munduch-Bader, Barbara Steurer, Klaus Wanninger: Seltene Nutztierrassen. Handbuch der Vielfalt. LTS 231. Hrsg.: Österreichisches Kuratorium für Landtechnik und Landentwicklung. 1. Auflage. Wien 2009 (Seltene Nutztierrassen – Handbuch der Vielfalt (pdf), lebensministerium.at). .
- ↑ Dieses betonte Landwirtschaftsminister Berlakowitsch mehrmals in einer Diskussion in der ORF-Sendung Bürgerforum zum Pferdefleischskandal 2013. Bürgerforum: "Der getäuschte Konsument - Lebensmittelskandale und kein Ende", DI 5.3.2013, 20.15 Uhr (Eintrag programm.orf.at, Sendung in tvthek.orf).
vergl. auch Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft (Hrsg.): Österreichs Agrarmärkte. Abschnitt Zusammenfassung und Ausblick, S. 44.