Kloster Marienberg (Boppard)

Kirchengebäude in Boppard
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 10. März 2013 um 12:52 Uhr durch Ute Erb (Diskussion | Beiträge) (Von 1120 bis Ende des 15. Jahrhunderts: Tippf. entf.). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Das Kloster Marienberg in Boppard ist ein ehemaliges Benediktinerinnenkloster. Dieses Adligenkloster wurde im 12. Jahrhundert gegründet. Nach einem verheerenden Brand im Jahr 1738 wurde es im Barockstil neu aufgebaut. Das Klostergebäude ist das größte Kulturdenkmal am Mittelrhein und seit 2002 Teil des UNESCO-Welterbes Oberes Mittelrheintal. Jedoch ist die Bausubstanz des Gebäudekomplexes in sehr schlechtem Zustand.

Kloster Marienberg

Der ehemalige Klostergarten wird heute Marienberger Park genannt und als Naherholungsgebiet genutzt. In diesem Park wird einmal im Jahr die traditionsreiche Orgelbornkirmes gefeiert.

Lage

Das Kloster Marienberg wurde südöstlich der mittelalterlichen Stadt Boppard am Hang errichtet. Nördlich zur Stadt hin gerichtet befindet sich ein Vorhof. Zwischen dem ehemaligen Kloster und dem im 19. Jahrhundert entstandenen Wohngebiet an der Simmerner Straße verläuft die Marienberger Hohl als Verbindungsstraße zur Simmerner Straße, die auf den Hunsrück führt. Südlich des Klosters befindet sich das ehemalige Viehhaus und im Südosten liegt der Klostergarten, der heute Marienberger Park genannt wird. Die Gebäude der Realschule Marienberg befinden sich östlich und der Bahnhaltepunkt Boppard Süd liegt nordwestlich des Klosters.[1]

Geschichte

Von 1120 bis Ende des 15. Jahrhunderts

Im Jahre 1120 erwarben Bopparder Bürger die Marienkapelle und zusätzlichen Grundbesitz und stifteten das Kloster „Mariabodenberg“, das später den Namen „Hohes Kloster“ führte. 1125 bestätigte Kaiser Heinrich V. die Stiftung und unterstellte sie der Abtei St. Euccharius (heute: St. Matthias) bei Trier. 1147 wurde die „Cella B. Marie die Bopardie“ in Urkunden als Besitztum der Abtei St. Euccharius erwähnt. 1148 bestätigte Papst Eugen III. die Stiftung.[2]

Anfang des 13. Jahrhunderts gab es eine starke Zunahme von Schenkungen an das Kloster Marienberg. Wahrscheinlich wurde in dieser Zeit mit dem Bau der Klosterkirche gebonnen. Hintergrund ist aber wohl auch, dass das Kloster Marienberg zu größerer Reputation aufstieg, weil sich die Gründung des Augustinerklosters Pedernach rheinabwärts von Boppard als Misserfolg erwiesen hatte. Das Testament von 1212 des Trierer Erzbischofs Johann nannte die „Sorores in Bobardia“ und bezeichnete damit den Charakter des Marienbergs als Nonnenkloster (Benediktinerinnenabtei). Schon 1225 diente die Kapelle als Grablege für den Bopparder Adel. Im Jahr 1236 wurden Reliquien aus der Thebäischen Legion und der Gesellschaft der Heiligen Ursula von Köln in das Kloster gebracht und im Jahr 1241 wurde die Klosterkapelle nach der Heiligen Anna geweiht. Die Kapelle befand sich ursprünglich im Kreuzgang des Klosterkomplexes. Später wurde diese vergrößert und verlegt. Im Jahr 1275 wurden Ablässe für das Begräbnis auf dem Klosterfriedhof ausgeschrieben und erst 1299 wurde der Hochaltar Altäre der Jungfrau Maria geweiht.[3]

Die Missstände in der Klosterzucht und im Klosterleben traten im Kloster Marienberg zur Zeit der Reformkonzile von Konstanz (1414–1418) und von Basel (1431–1449) sehr deutlich hervor. Für eine rasche Reform des Klosters boten sich die Statuten des Abtes Johannes Rode[4] an, die die Grundlage der Bursfelder Kongregation waren. Marienberg nahm als erstes deutsches Benediktinerinnenkloster unter der 1432 gewählten Meisterin Isengard von Greiffenclau am Dreifaltigkeitssonntag im Jahr 1437 die Statuten der Bursfelder Kongregation an. Die strenge Beachtung der Regeln wirkte anziehend auf reformgesinnte Schwestern, so dass der Konvent sau über 100, zeitweise sogar aus 150 Schwestern bestand. Um die Meisterin Isengard von Greiffenclau für ihre Verdienste zu ehren, verlieh der Erzbischof von Trier ihr und ihren Nachfolgerinnen den Titel Äbtissin. In Urkunden des 15. und 16. Jahrhunderts werden die Titel Meisterin und Abtissin noch nebeneinander verwendet.[5]

Im Jahr 1497 ließ der Kurfürst und Erzbischof Johann von Trier durch seinen Heerführer den Markgraf von Baden die Stadt Boppard belagern. Dieser besetzte Marienberg und machte es wochenlang zu seinem Quartier, wo auch schließlich die Kapitulation der Stadt unterzeichnet wurde.[6] Diese Belagerung wird auch als Bopparder Krieg bezeichnet.

Im 16. und 17. Jahrhundert

Im 16. Jahrhundert überstand das Kloster Marienberg aufgrund der soliden landwirtschaftlichen Ausstattung die schwierigen wirtschaftlichen Verhältnisse zu dieser Zeit relativ gut – im Gegensatz zu anderen Einrichtungen wie dem Bopparder Stift. 1632 und 1646 entstanden Schäden am Kloster durch den Dreißigjährigen Krieg (1618 - 1648), welche durch schwedische und weimarische Truppen verursacht wurden. Die Stadt Boppard hatte hohe Summen als Kontributionen aufzubringen. Es machte sich in dieser Zeit religiöse Gleichgültigkeit bemerkbar, die unter anderem dazu führte, dass der Marienberger Konvent nach 1630 auf weniger als 40 Schwestern zurückging. Von 1662 bis 1665 wurde die Klosterkirche wiederhergestellt und der Chor mit neuen Gewölben und Glasmalereien ausgestattet. 1692 wurde das Kirchweihfest wegen der Bauarbeiten verlegt.

Neubau des Klosters

Unter der 1688 erwälten Äbtissin Agens von der Leyen und ihrer im Jahr 1731 nachfolgenden Äbtissin Elisabeth von Walbott-Bassenheim fanden Arbeiten im Inneren und am Äußeren des Klosters statt. So wurden 1695 Verschönerungsarbeiten im Inneren der Klosterkirche durchgeführt und 1710 weitere Baumaßnahmen an der Klosterkirche durchgeführt. Im Jahr 1725 wurde die Klosterpforte erneuert und das Dormitorium wiederhrtgestellt. Ein Jahr später 1726 wurden Zinnleuchter für die Kirche angefertigt. Der Klostergarten und ein Brunnen wurden 1733 neu angelegt und 1736 wurden Kreuzgangarkaden geschlossen. Zudem wurde ebenfalls 1736 ein steinerner Fußboden und eine Decke mit Holzkehle und Figuren angelegt, der Kapitelsaal umgebaut und eine neue Treppe erbaut.[2][7]

 
Das Kloster Marienberg zwischen 1834 und 1865
 
Kloster Marienberg um 1890

In der Nacht zum 10. März 1738 wurden bei einem Brand die Klostergebäude bis auf Teile des Kreuzganges, aus dem vermutlich die Wappenfenster von 1720/1721 stammen, zerstört. Weniger schwer waren die Zerstörungen an der Kirche. Sie verlor das Dach sowie den Turmaufsatz mit Uhr und Glocken. Die Nonnen wurden nach dem Brand im Haus Zum Rebstock, das sich am Marktplatz befand und dem Kloster gehörte, oder bei ihren Familien untergebracht. Am 23. April wurde der Grundstein für den Neubau des Klosters gelegt. Die Leitung des Baus hatte Thomas Neurohr, der später auch das Bopparder Rathaus errichtete. Das Kloster wurde von Grund auf im Barockstil neu aufgebaut. Am 4. Oktober des selben Jahres konnten die Nonnen ins Kloster zurückkehren. Sie lebten jedoch dort anfangs in notdürftig hergerichteten Zellen. Am 25. Januar 1739 hatte die Klosterkirche fünf neue Glocken, die von Johann Jacob Speck aus Kierweiler hergestellt wurden, und im selben Jahr wurde auch der Rohbau des Klosters vollendet, sodass 1740 die Bauarbeiten am Südtrakt begannen. Diese wurden genauso wie die an der Kellerei 1742 vollendet. Um den Neubau des Klosters zu finanzieren, musste die Äbtissin, die noch 4000 Thaler Schulden von ihrer Vorgängerin übernommen hatte, weitere Schulden von 12.000 Thalern aufnehmen, obwohl sie viele der Kostbarkeiten des Klosters verkauft hatte. Im Jahr 1744 wurde die Äbtissinnenwohnung vollendet, jedoch verstarb die Äbtissin Elisabeth von Walbott-Bassenheim am 9. Dezember noch bevor sie dieselbe beziehen konnte.[8][2] Auch nach dem Tod von Elisabeth von Walbott-Bassenheim ging der Aufbau des Klosters weiter, so wurde 1752 das Kirchengewölbe verankert und die Kirche ausgeweißt, im Jahr 1753 wurden die Arbeiten am „oberen Bau“ abgeschlossen und 1756 reparierten die Gebrüder Stumm die Orgel. Der sogenannte Wintersaal wurde 1759 zwei Zimmern errichtet und die Mauer zur Hofstatt wurde 1763 erneuert. In den Jahren 1768 bis 1769 wurde das Viehhaus – ein Fachwerkbau – abgebrochen und ebenfalls durch Thomas Neurohr neu aufgebaut.[2]

Auflösung des Klosters und Errichtung einer Kaltwasseranstalt

 
Das Kloster Marienberg zwischen 1890 und 1900; zu dieser Zeit war es eine Kaltwasserkuranstalt.

Im Jahr 1794 wurde das Kloster durch die französische Armee besetzt und die damalige Abtissin Freifrau Auguste von Mauderode floh mit dem gesamten Konvent auf ein Landgut des Freiherrn von Fries in die Nähe von Frankfurt.[9] Das Kloster diente jetzt als Unterkunft für Generäle und Offiziere, später als Kaserne. Während der Säkularisation hob die französische Regierung vertreten durch den bopparder Bürgermeister Joseph Foelix am 25. Juli 1802 das Kloster Marienberg und in den folgenden zehn Tagen die übrigen Bopparder Klöster rechtlich auf.[10]

Das Kloster Marienberg wurde nach der Auflösung noch im Jahr 1802 einschließlich Gebäude und Garten für 14.000 Franken an Theodor Doll verkauft. Dieser verkaufte die Orgel der Klosterkirche, die dann in der Karmeliterkirche von Boppard aufgestellt wurde,[11] ließ die Kirche von Marienberg abreißen und im ehemaligen Klostergebäude eine Baumwollspinnerei einrichteten. Die Geschäfte mit der Spinnerei verliefen aber weniger gut, so dass sie 1822 wieder aufgegeben wurde. Die Töchter von Theodor Doll gründen 1825 im ehemaligen Kloster eine christliche Erziehungsanstalt – ein Mädchenpensionat. Nach dem Tod der Töchter wurde dieses wieder aufgelöst und Christian Brentano wurde Eingentümer der Klosteranlage. Dieser war nur kurze Zeit Besitzer des ehemaligen Klosters.[9][2]

Der Arzt Dr. Schmitz, ein Schüler von Vincenz Prießnitz, erwarb 1839 Marienberg, das sich in einem sehr schlechten Zustand befand. Schmitz ließ das zum Teil unbewohnbare Gebäude hauptsächlich im Inneren umfassend renovieren und zu einer Kaltwasserkuranstalt umbauen. Außerdem ließ er den Orgelborn, einen kleinen Bergbach im Marienberger Park, neu fassen und in gusseiserne Rohre leiten, wodurch er sich einen Prozess mit der Stadt zuzog. Auch der restliche Teil des Parks wurde erneuert. Trotz des Erfolgs der Wasserheilanstalt verließ Schmitz 1845 die Anstalt und zog mit seiner Familie nach Heidelberg. Anhaltender Ärger mit der Verwaltung der Stadt und seinen Verwaltern hatte ihn zu dieser Maßnahme bewogen. Die ärztliche Leitung übergab er für fünf Jahre dem Arzt Hallmann und die Verwaltung beziehungsweise Überwachung der Renovierungsarbeiten übertrug er Herrn J. J. Delafourgue. Danach übernahm am 1. Mai 1851 Herr Campmann, der Ehemann der Tochter des mittlerweile verstorbenen Herrn Schmitz, die Direktion und Dr. Diemer übernahm die ärztliche Leitung. Zu dieser Zeit hatte Marienberg 150 Zimmer und darunter vier Säle.[12] Im Jahr 1860 wurde der private Betrieb in eine Aktiengesellschaft, die „Kurhaus AG“ umgewandelt.

Im Frühjahr 1914 wurden aus Stein gehauene Grabdenkmäler aus dem 14. Jahrhundert aus dem ehemaligen Kloster ausgebrochen und an das Kaiser-Friedrich-Museum in Berlin verkauft. Es handelte sich um die Grabdenkmäler von Heinrich Beyer 1355 †, Henericus Beyer 1376 †, Lisa von Pirmont 1393 †, Conradus Beyer 1421 † und Merga von Parroye 1375 †. Das Museum hat dafür 12000 Mark bezahlt.[13]

20. Jahrhundert

Von 1914 bis 1917 diente das Anwesen von Kloster Marienberg als Lazarett. 1918 erwarb der Ursulinenorden das Kloster Marienberg und betrieb dort eine Internatsschule. Von 1940 bis 1945 diente das von der Regierung beschlagnahmte und von den Ursulinen geräumte Gelände als Reichsfinanzschule. In dieser Zeit wurde der barocke Schalenbrunnen vor dem Hauptgebäude abgerissen, Reste davon sind im südlichen Hof erhalten. 1945 erlitten die Gebäude Kriegszerstörungen durch Bombentreffer, insbesondere am Westflügel.

Im Jahr 1946 wurde das Gebäude den Ursulinen zurückgegeben, die noch im selben Jahr zurückkehrten und zum 1. Oktober 1946 den Betrieb der höheren Mädchenschule, die zur mittleren Reife führte, wieder aufnahmen. An die Schule war ein Internat angeschlossen. Seit 1971 waren auch Jungen zum Besuch der Schule zugelassen. Im Schuljahr 1980/81, in dem die höchste Schülerzahl erreicht wurde, gaben die Ursulinen bekannt, die Trägerschaft der Realschule aufzugeben. Maßgeblich Gründe für diesen Entschluss war die Überalterung der Schwestern und die drohenden Renovierungsarbeiten im Kloster, die zu einer erheblichen finanziellen Belastung geführt hätten. Das Internat wurde daraufhin geschlossen und die Schule ab August 1981 durch das Bistum Trier in einem Neubau östlich des Klosters weitergeführt. Das Klostergebäude und der Park wurden im selben Jahr von den Ursulinen verkauft.[14]

1981 bis 1984 wurde das Anwesen von der Sekte „Transzendentale Meditation“ als Akademie genutzt. Am 12. Juli 1982 wurde das Kloster mit seiner Parkanlage als herausragendes Kulturdenkmal von hohem Rang unter Denkmalschutz gestellt.[15] Im Zeitraum von 1984 bis 1996 wechselten Eigentümer und Besitzer der Anlage häufig; das Gebäude stand leer. 1995 wurde der Freundeskreis Marienberg Boppard e. V. mit dem Ziel gegründet, das Anwesen vor dem Verfall zu bewahren und es einer neuen Nutzung zuzuführen. 1996 ersteigerte Helga Deutsch das Anwesen, wobei ihr Gebot deutlich unter dem festgelegten Verkehrswert blieb.

21. Jahrhundert

 
LichtHIMMEL Installation über Kloster Marienberg

In den Jahren 2002 bis 2006 ließ der Rhein-Hunsrück-Kreis nach Erlass entsprechender denkmalschutzrechtlicher Verfügungen zur Substanzerhaltung Maßnahmen am Obergeschoss der Klosteranlage durchführen. Hierfür forderte er von der Frau Deutsch 82.431,79 €.[16] Dieser Betrag wurde nach Abschluss eines Vergleichs auf 65.000 € reduziert. Im Jahr 2004 erklärte die Stadt Boppard das Gebiet des Klosterkomplexes zum Sanierungsgebiet.[16] Nach umfassenden Pflege- und Erhaltungsmaßnahmen wurde zum 1. Januar 2007 der 3,3 Hektar große Klostergarten im Rahmen eines Nutzungsvertrags der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.[17]

Am 16. Mai 2007 stellte Helga Deutsch einen Antrag auf Erteilung einer denkmalrechtlichen Genehmigung zum Abriss des Klosters Marienberg. Der Landkreis lehnte dies ab. Nach erfolglosem Widerspruchsverfahren erhob Deutsch Klage. Diese wurde in erster Instanz vom Verwaltungsgericht Koblenz im Urteil vom 9. Oktober 2008 abgelehnt. Deutsch, so die Richter, habe keinen Anspruch auf Erteilung der notwendigen Genehmigung für den Abriss des Klosters Marienberg. Dieser Anspruch bestehe nur dann, wenn der Erhalt eines Denkmals für einen Eigentümer wirtschaftlich unzumutbar sei, was dieser darzulegen habe. Dem sei Deutsch nicht ausreichend nachgekommen. Sie habe nicht nachvollziehbar vorgebracht, dass sie sich ernsthaft um einen Käufer bemüht habe und ein dem Denkmalschutz aufgeschlossener Eigentümer von dem Grundstück keinen vernünftigen Gebrauch machen könne. Zudem habe Deutsch sich lediglich pauschal auf den maroden Zustand des Klosters, fehlende Mieteinnahmen und einen hohen Sanierungsaufwand bezogen, ohne hierzu nähere Angaben zu machen. Überdies ergebe auch eine Abwägung der gegenseitigen Interessen, dass die Ablehnung der beantragten Abrissgenehmigung zumutbar sei. Sie habe das Anwesen 1996 in Kenntnis des maroden Zustandes und der umfangreichen Sanierungsbedürftigkeit zu einem Preis erworben, der erheblich unterhalb des Verkehrswertes gelegen habe. Von daher habe Deutsch das Risiko, die betreffenden Grundstücksparzellen nicht wirtschaftlich rentabel nutzen zu können, bewusst in Kauf genommen. Wer jedoch eine solche Gefahr sehenden Auges eingehe, könne grundsätzlich nicht ohne weiteres den Abriss eines Denkmals verlangen, wenn gewichtige öffentliche Belange überwiegen würden. So verhalte es sich hier, da es sich bei dem Kulturdenkmal „Kloster Marienberg” um eine Anlage mit einer hohen kulturhistorischen Bedeutung handele. Der Gebäudekomplex zähle zu den größten erhaltenen barocken Klosteranlagen Deutschlands, so dass ein gesteigertes Allgemeinwohlinteresse am Erhalt dieses einzigartigen Baubestandes bestehe. Auch die zweite Instanz, das Oberverwaltungsgericht Koblenz, urteilte im Dezember 2009 nicht im Sinne der Klägerin. Die Begründung war eine ähnliche wie die im ersten Urteil.[18]

Zwischen 2007 und 2009 musste die Kreisverwaltung am Dach des ehemaligen Klosters Sicherungsmaßnahmen durchführen. Diese kosteten zirka 45.000 € und wurden zum Teil von der Landesdenkmalpflege getragen.[16] Vom 2. bis 4. Oktober 2009 setzte der Lichtkünstler Ingo Bracke mit einer Lichtinstallation lichtHIMMEL, das Kloster nochmals in den Fokus der Aufmerksamkeit. Im Folgejahr wandte sich Deutsch an das Bundesverwaltungsgericht, um das Recht auf Revision gegen das Urteil des Oberverwaltungsgerichtes durchzusetzen. Die Richter wiesen im Jahr 2011 diese Beschwerde aus formalen Gründen zurück.[19]

Ende April 2011 erwarb die Stadt Boppard den Marienberger Park, der schon seit 2007 für die Öffentlichkeit zugänglich war.[17] Im Jahr 2012 wurden Sicherungsmaßnahmen eingeleitet um das einsturzgefährdete Torhaus im Äbtissinnenflügel zu retten. Zirka 200.000 € soll diese Maßnahme kosten, die mit 100.000 € aus dem Denkmalschutz-Sonderprogramm des Bunds gefördert wird. Die restlichen Kosten wird das Land übernehmen.[16]

Am 16. Juni 2012 ließ die damalige Besitzerin Helga Deutsch das Kloster bei einer Grundstücksauktion versteigern. Das Mindestgebot betrugt 10.000 €[20], jedoch lag der Investitionsbedarf bei über 20 Millionen Euro. Trotzdem gab es mehrere Interessenten und ein Investor aus Bonn erwarb es für 72.000 €.[16] Wenige Monate später wurde bekannt, dass die Stadt Boppard, nach eigenen Angaben unwissentlich, beim Kauf des Marienberger Parks 2011 Eigentürmer eines bewohnten, nicht im Katasterplan eingetragenen Nebengebäudes des Klosters geworden war.[21]

Baugefüge

Der barocke Klosterkomplex besteht aus vier Gebäudeflügeln, die einen quadratischen Hof umschließen. An der Nordseite ist als einziger Rest der Klosterkirche der ehemals neben dem Chor stehende Turm erhalten. Östlich von ihm springt die Front zurück und das Gebäude setzt sich im siebenachsigen und dreigeschossigen Äbtissinnentrackt fort. An diesen schließt sich nach Norden rechtwinklig der Prioratsbau an. Bedingt durch die Hanglage hat der Ostflügel lediglich zwei Stockwerke bei gleicher Höhe wie der Äbtissinnentrackt und der Prioratsbau. Der Westflügel hat hingegen drei Stockwerke auf einem hohen Sockel, in dem sich ein fensterloses Kellergeschoss befindet.[1]

Hierarchie im Kloster

Bis zur Einführung der Bursfelder Reform im Jahr 1437 was das Kloster von einer Meisterin geführt, die dem Abt von der Benediktinerabtei St. Matthias in Trier untergeordnet war. Nach Ableben oder Zurücktreten einer Meisterin wurde die Nachfolgerin vom Konvent unter Beisein des Vaterabtes gewählt. Die Meisterin nahm den Ehrenplatz im Konvent ein und vertrat das Kloster nach Außen hin. Neben der Meisterin (oder später Äbtissin) hatte die Priorin das wichtigste Amt im Konvent. Sie vertrat die Meisterin bei Krankheit und unterstützte sie bei der Amtsführung. Sie wurde von der Meisterin ernannt und durfte nur in Übereinstimmung mit ihr tätig werden. Ihr Aufgabenbereich lag mehr im geistlichen Bereich. [5] Nach der Einführung der Bursfelder Reform wurde der Meisterin Isingrad von Greiffenclau und ihren Nachfolgerinnen vom Trierer Erzbischof der Titel einer Äbtissin verliehen.

Meisterinnen

Unter den Meisterinnen, deren Namen zunächst nur vereinzelt bekannt sind, fällt eine hohe Anzahl der aus dem Bopparder Stadtadel stammenden Frauen auf. (Diese sind mit * gekennzeichnet.)[5]

Äbtissinnen

Seit 1437 tragen die Meisterinnen von Marienberg den Titel Äbtissin.

  • Hepmudis von Greiffenclau
  • Mechthild von Westerburg
  • Helena von Salberg (1304)
  • Sophia von Boppard* (vor 1315)
  • Sophia Beyer von Boppard*
  • Irmgrad von Leyen (1338 – 1342)
  • Irmingard von Ovirsburg* (1342)
  • Anne von Hoeneck (1360)
  • Gutta von St. Goar (1363 – 1376)
  • Gertrud von Ovirsburg* (1377 – 1385)
  • Barbara Pfalzgräfin bei Rhein (1385 – 1398)
  • Mechthild Kolb I.* (1398 – 1399)
  • Mechthild Kolb II. von Boppard* (1420 – 1432)
  • Isingrad von Greiffenclau (1432 – 1467)
  • Christina von Greiffenclau (1467 – 1484)
  • Margarethe Wild- und Rheingräfin (1484 – 1515)
  • Caecilia von Ingelheim (1517 – 1520)
  • Apollonia von Dalberg (1520 – 1524)
  • Maria von Sonnenberg (1524 – 1546)
  • Johanna von Pfalz-Simmern (1576 – ?)
  • Maria Agnes von der Leyen (20. August 1688 – 21. Oktober 1731)[22]
  • Maria Elisabetha von Waltbott zu Bassenheim (21. November 1731 – 9. Dezember 1744)[22]
  • Maria Sybilla von Esleben (1744 – 9. Dezember 1755)[22]
  • Maria Philippina von Lobenthal (30. Dezember 1755 – 31. August 1780)[22]
  • Augusta von Manderode (18. September 1780 – ?)[22]

Marienberger Park

 
Der Marienberger Park nach einer Zeichnung von N. Schlad

Im Jahr 1839 wurde im ehemaligen Klostergarten ein Landschaftsgarten im englischen Stil angelegt. Die recht schmale, circa zwei Hektar große Parkanlage erstreckt sich südöstlich des Klosters und folgt den topographischen Gegebenheiten der dortigen Schneise. Durchflossen wird er von einen natürlichen Bergbach, dem Orgelborn. Im südlichen Teil des Parks wurde der Orgelborn zu einem Teich aufgestaut. Ein für englische Gärten typischer Schlängelweg, der sogleich ein Rundweg ist, führt über kleine noch erhaltene Brücken am Orgelborn entlang. Aufgrund seines hohen Artenreichtums an insbesondere einheimlischen Bäumen kann der Park als Arboretum bezeichnet werden. Beispielsweise bilden Bergahorn, Hainbuchen, Eschen und Robinien markante Baumgruppen, die aber auch Blickachsen auf das Rheintal zulassen. Außerdem befinden sich im Park Natursteinmauern, die eine über die Zeit gewachsene Mauer- und Ritzenvegetation zeigen.

Im Jahr 2007 wurde der Park nach umfassenden Erhaltungsmaßnahmen wieder für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht und seit 2011 ist die Stadt Boppard Besitzerin des Marienberger Parks.

Denkmalschutz

Seit dem 12. Juli 1982[23] ist das Kloster Marienberg zusammen mit dem Viehhaus und dem Marienberger Park geschützt als eingetragenes Kulturdenkmal im Sinne des Denkmalschutz- und -pflegegesetzes (DSchG) des Landes Rheinland-Pfalz.[24] Der Denkmalschutz wurde gerichtlich bestätigt. Außerdem ist das ehemalige Kloster seit 2002 Teil des UNESCO-Welterbes Oberes Mittelrheintal.

Tradition der Orgelbornkirmes

Am dritten Wochenende nach Pfingsten wird in Boppard von der Märkter Nachbarschaft die Orgelbornkirmes gefeiert. Der wichtigste Tag der Kirmes ist der Montag, an diesen Tag gibt es einen Festumzug vom Marktplatz zum Marienberger Park, wo die eigentliche Kirmes begangen wird. Wie die anderen traditionellen bopparder Nachbarschaftskirmesse hat auch die Orgelbornkirmes ihren Ursprung im späten Mittelalter.[25] Man geht heute davon aus, dass sie im Jahr 1420 zum ersten Mal und seitdem jährlich, mit wenigen Ausnahmen wie zum Beispiel in Kriegszeiten, begangen wurde.[26] Hätte die Nachbarschaft in einem Jahr die Kirmes ausfallen gelassen oder nicht im Klosterpark gefeiert, so wäre das vom Kloster eingeräumte Recht, im Klostergarten die Kirmes zu feiern, erloschen. Der Zwang scheint so stark gewesen, dass die Sage entstand, während des Bopparder Krieges im Jahr 1497, in dessen Zeit die Kirmes fiel, hätten die Bopparder, um einen Tag Waffenstillstand gebeten, um die Kirmes zu feiern. Dieser soll ihnen gewährt worden sein und sie hätten zusammen mit ihren Feinden gefeiert, die ihren Stützpunkt im Kloster hatten.[27]

Die heutige Märkter Nachbarschaft ist aus den zwei Nachbarschaften der Unter- und Obermärkter zusammengewachsen. Wahrscheinlich wurde die Orgelbornkirmes zu beginnen von der Obermärkter Nachbarschaft gefeiert. Diese pflegten eine besondere Beziehung zum Kloster Marienberg. Denn das Kloster war Besitzer des Hauses "Zum Rebstock". Dieses befindet sich noch heute direkt südlich des alten Rathauses und gehörte zur Obermärkter Nachbarschaft.[25]

Am Abend des Montags wird das historische Zeremoniell der Erstürmung der Feste Eisenstein aufgeführt.[28] Danach wird heute die Kirmes im Park weitergefeiert. Früher zog der Festzug zum Kloster und musizierte dort, wofür es drei Maß Bier, drei Maß Wein, ein Weißbrot und ein Schwarzbrot gab.[25] Auch als Marienberg im 19. Jahrhundert eine Kaltwasserheilanstalt war, wurde diese Tradition des Musizierens im ehemaligen Kloster beibehalten.[27]

Quellen und weiterführende Informationen

Literatur

  • C. E. Hoestermann: Marienberg einst und jetzt. 1903 (Online).
Commons: Kloster Marienberg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b In: Landesamt für Denkmalpflege (Hrsg.): Die Kunstdenkmäler von Rheinland-Pfalz. Band 8. Die Kunstdenkmäler des Rhein-Hunsrück-Kreises. Teil 2. Ehemaliger Kreis St. Goar, 1. Stadt Boppard I. Deutscher Kunstverlag, München/Berlin 1988, ISBN 3-422-00567-6, S. 276.
  2. a b c d e In: Landesamt für Denkmalpflege (Hrsg.): Die Kunstdenkmäler von Rheinland-Pfalz. Band 8. Die Kunstdenkmäler des Rhein-Hunsrück-Kreises. Teil 2. Ehemaliger Kreis St. Goar, 1. Stadt Boppard I. Deutscher Kunstverlag, München/Berlin 1988, ISBN 3-422-00567-6, S. 272–274.
  3. In: Landesamt für Denkmalpflege (Hrsg.): Die Kunstdenkmäler von Rheinland-Pfalz. Band 8. Die Kunstdenkmäler des Rhein-Hunsrück-Kreises. Teil 2. Ehemaliger Kreis St. Goar, 1. Stadt Boppard I. Deutscher Kunstverlag, München/Berlin 1988, ISBN 3-422-00567-6, S. 274–276.
  4. NDB-Eintrag
  5. a b c Otto Volk: Boppard im Mittelalter. In: Heinz E. Mißling (Hrsg.): Boppard. Geschichte einer Stadt am Mittelrhein. Erster Band. Von der Frühzeit bis zum Ende der kurfürstlichen Herrschaft. Boppard 1997, ISBN 3-930051-04-4, S. 338–348.
  6. C. E. Hoestermann: Marienberg einst und jetzt. 1903, S. 21 (Online).
  7. C. E. Hoestermann: Marienberg einst und jetzt. 1903, S. 22–23 (Online).
  8. C. E. Hoestermann: Marienberg einst und jetzt. 1903, S. 23–24 (Online).
  9. a b C. E. Hoestermann: Marienberg einst und jetzt. 1903, S. 25–26 (Online).
  10. In: Heinz E. Mißling (Hrsg.): Boppard. Geschichte einer Stadt am Mittelrhein. Zweiter Band. Boppard 1997, ISBN 3-930051-03-6, S. 42.
  11. Boppard - ehem. Karmeliterkirche. Abgerufen am 29. November 2012.
  12. Geschichtsverein für Mittelrhein und Vorderhunsrück e. V. (Hrsg.): Das alte Boppard - in Bildern von Nikolaus Schlad und Texten von Wilhelm Schlad. Koblenz 1983, ISBN 3-922755-14-3, S. 46–49.
  13. Michael Koelges: Von der Altertumssammlung zum Kreismuseum. In: Heimatkundlicher Arbeitskreis des Verkehrs- und Verschönerungs-Verein Boppard (Hrsg.): Rund um Boppard Journal. Nr. 59. Boppard (Online [abgerufen am 15. Dezember 2012]).
  14. Ferdinand Benner & Heinz E. Mißling: Schulen und Erwachsenenbildungstätten. In: Heinz E. Mißling (Hrsg.): Boppard. Geschichte einer Stadt am Mittelrhein. Dritter Band. Boppard 2001, ISBN 3-930051-02-8, S. 337–338.
  15. Webseite der Stadt Boppard: Kloster Marienberg Aufstellung des Bebauungsplanes „Kloster Marienberg"
  16. a b c d e www.rhein-zeitung.de: Kloster Marienberg: Sanierung kostet viel Geld Abgerufen am 20. Juni 2012
  17. a b www.boppard.de: Stadt Boppard wird Eigentümerin des Marienberger Parks Abgerufen am 2. Mai 2011
  18. Rhein-Zeitung vom 3. Dezember 2009 mit Lokalteil: Rhein-Hunsrück-Kreis
  19. Rhein-Zeitung vom 28. Januar 2011: Kloster Marienberg: Abriss bleibt verboten; abgerufen am 29. Januar 2011
  20. www.wdga-ag.de: Katalog der 16. Auktion der Wdga AG Abgerufen am 16. Juni 2012
  21. Ralf Hübner: Marienberg Petition im Stadtrat. In: Rund um Boppard. 14. September 2012, S. 5.
  22. a b c d e Franz-Josef-Heyen: Berichte der Kellner der Abtei Marienberg bei Boppard über die Merkwürdigkeiten und häuslichen Begebenheiten der Jahre 1724 - 1782. Keil, Boppard 1964.
  23. Kreisverwaltung Rhein-Hunsrück-Kreis: Rechtsverordnungen zur Unterschutzstellung von Denkmalzonen im Rhein-Hunsrück-Kreis (PDF; 49 kB); abgerufen am 18. Oktober 2011
  24. Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (Hrsg.): Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler Rhein-Hunsrück-Kreis (PDF; 1,5 MB). Koblenz 2011.
  25. a b c Franz Maier: Boppard in der frühen Neuzeit. In: Heinz E. Mißling (Hrsg.): Boppard. Geschichte einer Stadt am Mittelrhein. Erster Band. Von der Frühzeit bis zum Ende der kurfürstlichen Herrschaft. Boppard 1997, ISBN 3-930051-04-4, S. 445−448.
  26. Jürgen Johann: 1420 - 1920 500 Jahre Orgelbornkirmes (VVV-Journal; Beiträge zur Geschichte der Stadt Boppard 95).
  27. a b Carl Donsbach: Stadt - Chronik Boppard (1895). Hrsg.: Jürgen Johann & Klaus-Peter Neumann. Boppard 2003, S. 35–37.
  28. http://issuu.com/rhein-hunsrueck-anzeiger/docs/rha2412?mode=window&pageNumber=1

Koordinaten: 50° 13′ 45″ N, 7° 35′ 45″ O