Die Niedersächsische Sprache wird oftmals auch als Niederdeutsch oder als Plattdeutsch (niederd. Plattdüütsch) bezeichnet.
(Niederdeutsch ist eigentlich der Oberbegriff für die Niedersächsische, die Ostniederdeutsche, die Westfälische und die Niederfränkische Sprache). Der westliche Abzweig (Niederfränkische Dialekte) hat sich zur niederländischen Sprache weiterentwickelt, der östliche Zweig ist die nahe verwandte Ostniederdeutsche Sprache.
Heute wird die niedersächsische Sprache noch in Teilen Norddeutschlands gesprochen (Oldenburger Land, Ostfriesland, Lüneburger Heide, Verden (Aller), Wümmeniederung, außerdem in Teilen Schleswig-Holsteins sowie Hamburgs, Bremens und (sehr regional) Westfalens. Der ISO-Code nach ISO 639-2 ist nds.
Im Mittelalter diente das Lübecker Mittelniederdeutsch ("Lübsch") zur Lingua Franca der Hanse und erreichte so eine große Bedeutung im Ostseeraum und Norwegen. Im Hanseraum war das stark standardisierte Mittelniederdeutsch die bevorzugte Schriftsprache auch für diplomatische und juristische Dokumente.
Im Zuge der deutschen Reichseinigung wurde Hochdeutsch von Otto von Bismarck als alleinige Amtssprache im Deutschen Reich festgeschrieben. Das Niedersächsische (Plattdeutsch) konnte sich zwar noch bis nach dem Zweiten Weltkrieg als vorrangige Umgangssprache im niederdeutschen Sprachraum (Norddeutschland und östl. Niederlande) halten, ist aber durch das Hochdeutsche inzwischen stark in seiner Existenz gefährdet. Ähnlich ist die Situation in den östlichen Niederlanden.
Seit 1994 ist das Niedersächsische als eigene Sprache durch die Europäische Union anerkannt und geschützt. In einigen bundesdeutschen Ländern gibt es Regelungen gegen die Diskriminierung der Niedersächsischen Sprache. So sind in Schleswig-Holstein die Behörden verpflichtet, Anfragen und Anträge auf „Plattdeutsch” nicht nur zu bearbeiten sondern auch auf „Plattdeutsch” zu beantworten. Der Bundesgerichtshof hat festgestellt, dass auch Patentanträge beim Bundespatentamt in München auf Plattdeutsch gestellt werden können. In den Niederlanden ist das Niedersächsische (neddersässisch) als weitere Amtssprache zugelassen.
Auch in einigen Regionen Nord- und Südamerikas wird von Nachfahren niedersächsischer (norddeutscher und ostniederländischer) Auswanderer noch diese niederdeutsche Sprache gesprochen.
Die niedersächsische Sprache unterscheidet sich vom Hochdeutschen insbesondere dadurch, dass sie - ebenso wie das Englische, das Niederfränkische bzw. das Niederländische und das Friesische - die zweite germanische Lautverschiebung nicht mitgemacht hat. Dies haben sie mit den skandinavischen Sprachen (Dänisch, Schwedisch, Norwegisch, Isländisch) gemeinsam.
Auch das Vokabular und die Grammatik unterscheiden sich deutlich vom Hochdeutschen. So gibt es im Niederdeutschen nur drei Fälle (Nominativ, Genitiv und Objektiv). Akkusativ und Dativ sind zum Objektfall verschmolzen, wie im Englischen.
Typisch für die nördlichen Dialekte der niederdeutschen Sprache ist auch, dass das Perfekt-Partizip stets ohne die Vorsilbe ge gebildet wird. So heißt es
- Ik hebb köpt für Ich habe gekauft,
- He is loopen für Er ist gelaufen oder
- Sett di nich op den anstreken Stohl für Setze dich nicht auf den angestrichenen Stuhl.
Gliederung
- Westfälisch (in Westfalen, Südhälfte des Osnabrücker Landes)
- Ostfälisch (in Süd-Niedersachsen: Hildesheim, Göttingen, Hannover und Braunschweiger Land, früher auch in Teilen der Magdeburger Börde)
- Nordniedersächsisch (im restlichen Niedersachsen, Bremen (Land), Hamburg und Schleswig-Holstein)
in den Niederlanden
- Achterhoeks (in Gelderland)
- Drents (in Drenthe)
- Gronings (in Groningen)
- Sallands (in Zentral-Overijssel)
- Stellingwerfs (in Stellingwerven, in Friesland)
- Twents (in Ost-Overijssel)
- Veenkoloniaals
- Veluws (in Gelderland)
- Westerwolds
in anderen Ländern
- Plautdietsch (in Kanada, USA, Südamerika, Mittelamerika, Russland; die Sprecher sind v.a. Mennoniten)
Bedeutende „plattdüütsche” Dichter und Schriftsteller
- Fritz Reuter
- Klaus Groth
- Julius Stinde
- Gorch Fock (Schriftsteller)=Rudolf Kinau
- Oswald Andrae
- Wolfgang Sieg
Wikipedia op Plattdüütsch (neddersässisch)
Weblinks
- http://www.radiobremen.de/bremeneins/platt/news/index.php3
- http://www.plattmaster.de
- http://www.sassisch.net
- http://plattnet.de Wegweiser
- http://www.zfn-ratzeburg.de Zentrum für Niederdeutsch