Palästina (Arabisch فلسطين, Falastin, Hebräisch Eretz Israel) - an der südöstlichen Küste des Mittelmeeres - umfasst ungefähr das Gebiet des heutigen Staates Israel, den Gazastreifen und das Westjordanland (Palästinensische Autonomiegebiete). Sowohl für das Judentum und Christentum, als auch für den Islam besitzt die Region eine besondere religiöse Bedeutung.
Herkunft des Namens
Der Name Palästina bezieht sich auf das Volk der Philister, die um 1000 v. Chr. an der Mittelmeerküste wohnten. Daher hieß der südliche Küstenstreifen (etwa heutiger Gazastreifen) in assyrischen Texten (8. Jhd. v. Chr.) "Pilaschtu". Beim griechischen Historiker Herodot taucht der Begriff "palästinisches Syrien" für den gesamten Küstenstreifen zwischen Phönikien (etwa der heutige Libanon) und Ägypten auf. Der griechische Begriff "Palaistine" wurde dann ins Lateinische übertragen: "Palaestina".
Dieser lateinische Begriff wurde ab 135 n. Chr. durch die Römer für die gesamte Provinz Judäa eingeführt, um nach der Niederschlagung des jüdischen Aufstandes gegen das Römische Reich die Erinnerung an die Juden zu tilgen. Auch Jerusalem wurde in "Aelia Capitolina" umgenannt. Juden war das Betreten dieser Stadt und seines Umfeldes verboten.
Als palästinisch wird alles bezeichnet, was mit dem antiken Palästina zu tun hat, zum Beispiel "palästinische Juden". Palästinensisch hingegen bezieht sich auf die heutigen arabische Bevölkerung Palästinas, beispielsweise in "palästinensischer Aufstand".
Geschichte
Antike
Zur Zeit von Christi Geburt bildete Palästina eine Provinz des Römischen Reiches. Nach dessen Zerfall wurde es Teil des Byzantinischen Reiches.
Islamisierung
638 wird Jerusalem von der Armee des zweiten Kalifen Umar Ibn al-Hattab erobert. 691 errichten die Muslime auf dem Tempelberg den Felsendom.
Mit dem Beginn der Kreuzzüge und der Errichtung der Kreuzfahrerstaaten im Jahr 1099 wurde der Konflikt zwischen Islam und den Nachfolgestaaten des Weströmischen Reiches nach Palästina getragen. Die Region war von 1516 bis zum Ende des 1. Weltkriegs Teil des Osmanischen Reichs.
Britisches Mandat
Aufgrund des Kriegseintritt des Osmanischen Reichs auf seiten der Mittelmächte ging England von der Politik ab, das Osmanische Reich als Bollwerk gegen die Ausbreitung Rußlands zu erhalten. In der Balfour-Deklaration 1917 wurde den Juden für den Fall einer osmanischen Niederlage eine Heimstatt in Palästina versprochen. 1916 wurde jedoch im geheimen Sykes-Picot-Abkommen mit Frankreich eine Vereinbarung über die Aufteilung des Osmanischen Reichs getroffen. In einer dritten Vereinbarung (der Hussein-McMahon-Korrespondenz 1915/1916) wurde den Arabern die Selbstständigkeit versprochen, wenn sie England im Kampf gegen die Türken unterstützen.
Nach der Kapitulation des Osmanischen Reichs besetzten England und Frankreich die von ihnen im Sykes-Picot Abkommen ausgehandelten Gebiete: Frankreich den Libanon und Syrien; Großbritannien Palästina und den Irak. Auf der Völkerbundkonferenz von San Remo 1920 wird Palästina von den Siegermächten Großbritannien offiziell als Mandatsgebiet übertragen.
Das nichteingehaltene Versprechen der arabischen Unabhängigkeit richtet den bisher anti-osmanischen arabischen Nationalismus gegen die Mandatsmächte. Die im Zusammenhang mit der Balfour-Deklaration zunehmende Anzahl jüdischer Einwanderer wird von den Arabern als Helfer der neuen Kolonisatoren aufgefaßt. Es kommt 1920 zu antibritischen Aufständen, deren Richtung zunehmend gegen Juden geht. Dabei werden fünf Juden getötet. In diesem Zusammenhang wird der später als "Großmufti von Jerusalem" bekannt gewordene Hadsch Mohammed Amin Al-Husseini zu zehn Jahren verurteilt, ein Jahr später jedoch freigelassen und von der neu eingerichteten britischen Zivilregierung zum Mufti (nicht "Großmufti") von Jerusalem ernannt.
Am 26. Mai 1923 wird östlich des Jordans von Abdallah Ibn Husain, einem Sohn des Scherifen von Mekka, das arabische Königreich Transjordanien gegründet, der heutige Staat Jordanien. Nach Ende des zweiten Weltkriegs stellt sich die Frage nach dem zukünftigen Status Palästinas erneut. Die UNO schlägt 1947 in einem Teilungsplan die Gründung eines jüdischen und eines arabischen Staats vor.
Unabhängigkeit
1948 kommt es zur Staatsgründung des heutigen Israel. Dies führt direkt zum ersten Palästinakrieg. Von vielen Palästinensern wird dies auch als (unerfüllter) Unabhängigkeitstag Palästinas angesehen.
Nach Gründung der PLO wird diese von der Arabischen Liga und später der UNO als einzig legitime Vertreterin des palästinensischen Volkes anerkannt. Im Dezember 1988 proklamiert die PLO während der ersten Intifada den Staat Palästina. Die PLO unterhält diplomatische Beziehungen zu über 100 Staaten. Am 13. September 1993 erkennen sich PLO und Israel gegenseitig an.
Palästina gibt eigene Reisepässe und Briefmarken aus, welche zum Teil in Deutschland gedruckt werden.