Vita nova

Werk von Dante Alighieri
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Dante Alighieri - Das neue Leben

Dantes Jugendwerk schildert seine Liebe zu Beatrice, die sein junges Leben erneuert habe. Unter dem Titel 'La vita nuova' entstand das Werk 1293, der erste Druck erschien 1576.

In dem schmalen Bändchen entwickelt Dante in der Tradition der mittelalterlichen Minnedichtung die Geschichte seiner großen Liebe. Der Begriff "neu" hat dabei eine vielfältige Bedeutung, verweist sowohl auf die Jugend der Liebenden als auch auf die erneuernde Kraft der Liebe. Der historische Hintergrund der Geschichte ist umstritten. Der Text besteht aus einem erzählenden Kommentar, der eine Reihe von Sonetten und Kanzonen verbindet.

Inhalt

Die "glorreiche Herrin seines Herzens" erscheint Dante zum ersten Mal, als er 9 Jahre alt ist. "Incipit vita nova", überschreibt er diese Begegnung, mit der Liebe zu Beatrice beginnt ein neues Leben. Aber erst 9 Jahre später, an der neunten Stunde des Tages, richtet sie zum ersten Mal das Wort an ihn. Diese Ansprache verwirrt ihn derart, dass er sich in sein Zimmer flüchtet und einschläft. Im Traum erscheint ihm nun die Gestalt seines Herrn ("Ego dominus tuus."), in den Armen die nackte Beatrice, kaum verhüllt durch ein blutrotes Tuch, in der Hand das glühende Herz des Liebenden. Der Gott der Liebe bewegt die erwachende Beatrice, das Herz des Liebenden zu essen. Der Traum endet mit einer Vorausdeutung auf Beatrices Tod: Weinend entschwebt der Gott mit Beatrice in den Himmel. Nach dem Erwachen fasst Dante seinen Traum in ein Sonett, das er seinen Freunden vorträgt, den Namen der Geliebten verheimlicht er jedoch.

Der Herr der Liebe
(Übersetzung von Richard Dehmel)
An Jeden, der mit edlem Geist dem Bunde
der Himmelsmächte dient in Erdentalen
und willig dartut, was sie anbefahlen,
ergeht vom Geist der Liebe meine Kunde.
Es war zur Nacht und schon die vierte Stunde,
da sah ich plötzlich Alles um mich strahlen
und vor mir stand der Herr der Liebesqualen,
sein Blick entsetzte mich bis tief zum Grunde.
Erst schien er fröhlich. In der Hand, der einen,
hielt er mein Herz; auf seinem Arm indessen
schlief meine Herrin, blaß, in rotem Leinen.
Er weckte sie, und ließ sie von dem kleinen
und völlig glühenden Herzen schüchtern essen.
Darauf entwich er mir mit lautem Weinen.

Die Liebe zu Beatrice beginnt seine Gesundheit zu untergraben. Als nun alle Welt beginnt, sich für die Identität der Geliebten zu interessieren, die ihn derart unglücklich macht, nutzt er einen Zufall, um die Liebe zu einer anderen Edelfrau vorzutäuschen. Das Verheimlichen der wahren Geliebten wird zu einem wichtigen Motiv, auf einer Reise erscheint ihm erneut der Gott der Liebe und empfiehlt ihm eine neue Herzensdame, als die Edelfrau wegzieht.

Zum Problem wird diese Tarnung, als Beatrice von der Verehrung Dantes für die anderen Frauen erfährt und ihm deshalb den Gruß verweigert. Aus Verzweiflung über den Verlust des Grußes, der als Ziel und Sinn seiner Liebe erscheint, zieht er sich in die Einsamkeit zurück, wo ihm der Gott der Liebe erneut erscheint und ihm gebietet, das Versteckspiel aufzugeben und sich seiner Beatrice in Versen zu offenbaren.