Marlene Dietrich (* 27. Dezember 1901 in Schöneberg (heute: Berlin); † 6. Mai 1992 in Paris), eigentlich Marie Magdalene von Losch vormals Dietrich verehelichte Sieber, war eine deutsch-amerikanische Schauspielerin und Sängerin.
Leben
Marlene Dietrich wird am 27. Dezember 1901 als Marie Magdalene in eine preußische Polizistenfamilie in Schöneberg im heutigen Berlin geboren. Vater ist Louis Otto Dietrich, Mutter ist Wilhelmine Elisabeth Josephine Felsing verehelichte Dietrich. Die Familie hat neben Magdalene, die sich später den Namen Marlene gibt, noch eine zweite Tochter namens Elisabeth. Ihre ersten Lebensjahre verbringt sie in der Leberstraße 65 (bis 1937 Sedanstraße) auf der so genannten Roten Insel und besucht die Auguste-Viktoria-Schule in der Nürnberger Straße. Nachdem der Vater 1906 verstirbt heiratet die Mutter einen preußischen Militäroffizier, der den beiden Stieftöchter durch Adoption den Familiennamen von Losch gibt. Sie erhält Musikunterricht und beginnt 1918 an der Musikhochschule in Weimar eine Ausbildung zur Konzertgeigerin. 1921 setzt sie ihr Studium in Berlin fort, muss aber im Jahr darauf das Studium wegen einer Sehnenentzündung abbrechen. Bei einem Vorsprechen am Deutschen Theater wird sie von dem bekannten Theaterregisseur Max Reinhardt für ihre erste Bühnenrolle engagiert.
Erste, noch kleine Filmrollen und die Heirat mit Rudolf Sieber (1897-1976), einem Produktionsassistenten, folgen 1923. Im Jahr darauf kommt am 13.12. Maria Elisabeth Sieber (später verehelichte Maria Riva), die Tochter der beiden (und ihre spätere Biografin), zur Welt. 1930 erfolgt für Dietrich der nationale wie internationale Durchbruch mit der Rolle der Lola Lola in dem Film Der blaue Engel nach dem Roman Professor Unrat von Heinrich Mann. Das darin von ihr gesungene Lied "Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt" wird ein Welthit. Sie folgt ihrem Regisseur Josef von Sternberg nach Amerika und unterschreibt bei Paramount Pictures. Im Laufe der nächsten Jahre entstehen sechs weitere Filme. 1935 Beendigung der Zusammenarbeit mit Josef von Sternberg.
1936 lehnt sie ein Angebot Goebbels' ab, der ihr hohe Gagen und absolute Freiheit bei Drehbuch und Mitarbeitern für Filme in Deutschland zusichert. Sie drehte weiterhin in den USA, unter anderem unter Hitchcock, Lubitsch, Welles und Wilder. Ein kurzer Besuch 1937 in Österreich bleibt der letzte für Jahre. Zwei Jahre später, 1939, nimmt sie – trotz ihrer in Berlin lebenden Mutter – die US-amerikanische Staatsbürgerschaft an. Mitte der dreißiger Jahre wird sie wie auch Katherine Hepburn, Greta Garbo, Mae West oder Jean Harlow zum "Kassengift". Niemand möchte mehr ihre künstlich-überhöhten Filme sehen. Aus der Sackgasse verhilft ihr ihr Imagewandel, den sie im Film "der große Bluff" vollzieht. Von der unnahbaren Göttin zur sich prügelnden Barfrau, die schlüpfrige Lieder mit rauchiger Stimme zum besten gibt. Immer bekannter wird sie in den folgenden Jahren durch ihre Lieder, die sie - obwohl sie zugibt, keine Stimme zu haben - sprechend singt. Dazu gehören unter anderem das Lied "Lili Marleen" (das jedoch vor allem durch Lale Andersen bekannt wurde) und "Sag mir, wo die Blumen sind".
Während des Zweiten Weltkrieges ist sie eine der beliebtesten und begehrtesten Akteurinnen der amerikanischen Truppenbetreuung in Afrika und Europa, wofür sie auch ihre Karriere unterbricht. Nach eigener Aussage "aus Anstand" zur überzeugten Antifaschistin geworden, unterstützt sie aktiv und finanziell Fluchthelfer und Emigranten.
Am Ende des Krieges kommt sie mit den ersten amerikanischen Truppen, auf der Suche nach ihrer Mutter und Schwester, wieder nach Deutschland. Die Mutter stirbt im November 1945. Ab den 1950er Jahren ist sie fast ausschließlich als Sängerin auf der Bühne und feiert weltweite Erfolge. Ihr musikalischer Begleiter während dieser Zeit ist Burt Bacharach.
Auf einer Europatournee kehrt sie 1960 nach Deutschland und Berlin zurück. Dort trifft sie, anders als in Ländern wie Polen, Russland oder Israel, nicht nur auf ein begeistertes Publikum, sondern sieht sich als angebliche "Vaterlandsverräterin" auch erheblichen Anfeindungen von Teilen der Bevölkerung und der Presse - bis hin zu Bombendrohungen - ausgesetzt. 1961 dreht sie ihren letzten großen Film, Das Urteil von Nürnberg, in dem es um Verstrickungen von Juristen in das Nazi-Unrechtssystem geht.
Marlene Dietrich bekommt zunehmend Alkoholprobleme und beendet ihre Bühnenkarriere nach einem Oberschenkelhalsbruch bei einem Auftritt in Australien im Jahr 1975. Drei Jahre später tritt sie letztmals für den Film Schöner Gigolo, armer Gigolo (1978) – u.a. neben David Bowie – vor die Kamera. Ihre Rolle absolviert sie ausschließlich im Rollstuhl. Nach den Dreharbeiten zieht sie sich vollständig aus der Öffentlichkeit zurück und lebt abgeschieden in ihrem Pariser Apartment in der Avenue Montaigne, dessen Bett sie bis zu ihrem Tod nicht mehr verlassen wird.
Jahre später willigt sie ein, in dem Dokumentarfilm Marlene (1984) von Maximilian Schell noch einmal aufzutreten, allerdings nur mit ihrer Stimme. Schell gestaltete den Film mit alten Ausschnitten, Bildern und Experimentalaufnahmen. Schell und Dietrich streiten sich in diesem Interviewfilm hauptsächlich, teilweise auf deutsch, teilweise auf englisch. Er endet mit Dietrichs Prophezeihung, dass Schell mit so einem Film in Hollywood niemals Erfolg haben würde. Er wurde als bester Dokumentarfilm für einen Oscar nominiert.
Nachdem 1962 ihre erste Autobiografie mit dem Titel ABC erschien, wird 1987 eine weitere Autobiografie, Ich bin, Gott sei Dank, Berlinerin., veröffentlicht.
1992 stirbt Marlene Dietrich in Paris, offiziell an Herz- und Nierenversagen. Marlene Dietrichs Sekretärin und Freundin Norma Bosquet, die sie in den letzten Wochen ihres Lebens fast täglich in ihrer Pariser Wohnung besuchte, erklärte jedoch, dass sich die Schauspielerin wahrscheinlich mit einer Überdosis Schlaftabletten das Leben genommen habe, nachdem sie zwei Tage zuvor einen zweiten Schlaganfall erlitten hatte. Marlene Dietrich wird ihrem Wunsch entsprechend in Berlin auf dem Städtischen Friedhof Schöneberg III, Stubenrauchstrasse 43-45 (früher Friedenauer Friedhof), in einem schlichten Grab beigesetzt. In den Tagen nach ihrem Tod ist sie immer noch bei manchen als "Vaterlandsverräterin" umstritten. Leserbriefschreiber und die Schauspielerin Evelyn Künneke kritisieren sie, eine geplante Gedenkveranstaltung wird – offiziell aus organisatorischen Gründen – abgesagt. 1996 gibt es in Berlin Kontroversen um die Benennung einer Straße nach ihr.
Der Berliner Bezirk Tiergarten gibt 1997 dem zentralen Platz zwischen den neu erbauten Potsdamer-Platz-Arkaden, Hotel Grand Hyatt und Musicaltheater/Casino den Namen "Marlene-Dietrich-Platz". Die Widmung lautet: "Berliner Weltstar des Films und des Chansons. Einsatz für Freiheit und Demokratie, für Berlin und Deutschland." Zu ihrem 100. Geburtstag 2001 entschuldigt sich das Land Berlin offiziell für die Anfeindungen. Postum erhält sie am 16. Mai 2002 die Ehrenbürgerschaft Berlins.
Dietrich überzeugte das Publikum durch ihre androgyne Ausstrahlung, von der sich Frauen und Männer gleichermaßen angezogen fühlten. Sie trat oft in Herrenkleidung auf, was für die damalige Zeit revolutionär war. So wurde sie auch zu einem Idol der Frauenbewegung zwischen den beiden Weltkriegen und zu einer Schwulenikone.
Ihr politisches und gesellschaftliches Engagement gegen die menschenverachtende nationalsozialistische Ideologie unter Hitler fand international deutlich früher eine bedeutende Würdigung als in ihrem Heimatland Deutschland. Schon 1947 erhält Marlene Dietrich die "Medal of Freedom", den höchsten Orden der USA für Zivilisten. 1950 Verleihung des Titels "Chevalier de la Legion d`Honneur" (Ritter der Ehrenlegion) durch die französische Regierung. Die französischen Präsidenten Pompidou und Mitterrand befördern sie für ihre Verdienste in späteren Jahren zum "Officier" und schließlich zum "Commandeur" der Ehrenlegion.
Filme
- So sind die Männer (Der kleine Napoléon), Georg Jacoby, 1922
- Tragödie der Liebe, Joe May, 1922
- Der Mensch am Wege, Wilhelm Dieterle, 1922/23
- Der Sprung ins Leben, Johannes Guter, 1922/23
- Manon Lescaut, Arthur Robinson, 1925
- Eine Dubarry von heute, Alexander Korda, 1925/26
- Der Tänzer meiner Frau, Alexander Korda, 1925/26
- Madame wünscht keine Kinder, Alexander Korda, 1925/26
- Kopf hoch, Charly!, Willi Wolff, 1925/26
- Der Juxbaron, Willi Wolff, 1925/26
- Sein größter Bluff, Harry Piel, 1927
- Café Electric, Gustav Ucicky, 1927
- Prinzessin Olala, Robert Land, 1928/29
- Ich küsse Ihre Hand, Madame, Robert Land, 1927/28
- Die Frau, nach der man sich sehnt, Kurt Bernhardt, 1929
- Das Schiff der verlorenen Menschen, Maurice Tourneur, 1929
- Gefahren der Brautzeit, Fred Sauer, 1930
- Der blaue Engel, Josef von Sternberg, 1930
- Marokko, Josef von Sternberg, 1930 mit Gary Cooper
- Dishonored, Josef von Sternberg, 1931
- Shanghai Express, Josef von Sternberg, 1932
- Blonde Venus, Josef von Sternberg, 1932
- Song of Songs, Rouben Mamoulian, 1933
- Die scharlachrote Kaiserin, Josef von Sternberg, 1934
- Die spanische Tänzerin, Josef von Sternberg, 1935
- Sehnsucht, Ernst Lubitsch und Frank Borzage, 1936
- Der Garten Allahs, Richard Boleslawski, 1936
- Perlen zum Glück, Frank Borzage, 1936
- Tatjana, Jaques Feyder, 1937
- Engel, Ernst Lubitsch, 1937
- Der große Bluff (Destry rides again), George Marshall, 1939
- Das Haus der Sieben Sünden, Tay Garnett, 1940
- Die Abenteurerin, René Clair, 1941
- Herzen in Flammen, Raoul Walsh, 1941
- The Lady is willing, Mitchel Leisen, 1942
- Die Freibeuterin, Ray Enright, 1942
- Pittsburgh, Lewis Seiler, 1942
- Follow the Boys, Edward E. Sutherland, 1944
- Kismet, William Dieterle, 1944
- Martin Roumagnac, Georges Lacombe, 1946
- Golden Earrings, Mitchell Leisen, 1947
- Eine auswärtige Angelegenheit, Billy Wilder, 1948
- Jigsaw, Fletcher Markle, 1949
- Die rote Lola, Alfred Hitchcock, 1950
- Die Reise ins Ungewisse, Henry Koster, 1951
- Engel der Gejagten, Fritz Lang, 1952
- In 80 Tagen um die Welt, Michael Anderson, 1956
- Die Monte Carlo Story, Samuel A. Taylor und Giulio Machi, 1957
- Im Zeichen des Bösen, Orson Welles 1958
- Zeugin der Anklage, Billy Wilder, 1958
- Das Urteil von Nürnberg, Stanley Kramer, 1961
- The Black Fox, The True Story Of Adolf Hitler, Louis C. Stoumen, 1962
- Zusammen in Paris, Richard Quine, 1964
- I wish you Love, Clark Jones, 1972
- Schöner Gigolo, armer Gigolo, David Hemmings 1978 mit David Bowie
- Marlene, Maximilian Schell, 1982/83
Lieder (Auswahl)
- Nimm dich in Acht vor blonden Frau'n
- Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt
- Wenn die beste Freundin
- Quand l'amour meurt
- Wenn ich mir was wünschen dürfte
- Ich hab noch einen Koffer in Berlin (siehe auch Bully Buhlan)
- Es liegt in der Luft
- Ich bin die fesche Lola
- Give me the man
- Falling in love again
- Kinder, heut' abend, da such ich mir was aus
- Leben ohne Liebe
- Cherche la rose
- Sag mir, wo die Blumen sind
Auszeichnungen
- 1930 Nominierung für den Oscar als beste Darstellerin im Film "Marokko".
- Medal of Freedom, die höchste zivile Auszeichnung des US-amerikanischen Kriegsministeriums sowie die Titel
- Chevalier de la Légion d'Honneur und
- Officier de la Légion d'Honneur, beides Auszeichnungen der französischen Regierung.
- 16.05.2002 Ehrenbürgerschaft von Berlin (postum)
Werke
- ABC meines Lebens. Berlin: Blanvalet 1963.
- Ich bin, Gott sei Dank, Berlinerin. - Berlin : Ullstein, 1998, Ullstein-TB: ISBN 3-548-24537-4
- Nehmt nur mein Leben ... : Reflexionen. - Berlin : Henschel, 1984
- Nachtgedanken - München: C. Bertelsmann Verlag, Oktober 2005: ISBN: 3-570-00874-6
Literatur
- Franz Hessel: Marlene Dietrich. Berlin: Kindt & Bucher 1931.
- Aros (= Alfred Rosenthal): Marlene Dietrich. Ein interessantes Künstlerschicksal. Berlin: Scherl 1932.
- Leslie Frewin: Blonde Venus: A Life of Marlene Bietrich. London: Macgibbon & Kee 1955.
- Wolfgang Noa: Marlene Dietrich. Berlin: Henschelverlag 1964.
- Leslie Frewin: Marlene Dietrich. München: Heyne 1967.
- Werner Sudendorf: Marlene Dietrich. Dokumente, Essays, Filme. (Internationale Filmfestspiele Berlin. Stiftung Deutsche Kinemathek. Retrospektive 1977) München: Hanser 1977.
- Sheridan Morley: Marlene Dietrich. Bildbiographie. Frankfurt am Main: Krüger 1977.
- Leslie Frewin: Marlene Dietrich. Ihre Filme - ihr Leben (= Heyne Filmbibliothek Band 79). München: Heyne 1984.
- Helga Bemmann: Marlene Dietrich. Ihr Weg zum Chanson. Berlin: Musikverlag 1986.
- Thierry de Navacelle: Marlene Dietrich. Berlin: taco 1987.
- Donald Spoto: Marlene Dietrich. Biographie (OT: Marlene Dietrich). Heyne, München 1992, ISBN 3-453-05922-0
- Maria Riva: Meine Mutter Marlene. RM-Buchvertr., Rheda-Wiedenbrück 2000
- Helga Bemmann: Marlene Dietrich. Im Frack zum Ruhm. Ein Portrait. Leipzig: Kiepenheuer 2000.
- Renate Seydel, Bernd Meier et al.: Marlene Dietrich. Ein Leben in Bildern. Henschel, Berlin 1991, ISBN 3-36200-428-8
- Helma Sanders-Brahm: Marlene [Dietrich] und Jo [Joseph von Sternberg]. Berlin: Argon 2000.
- Ulrike Wiebrecht: Blauer Engel aus Berlin . be.bra, Berlin 2001
- Steven Bach: Marlene Dietrich. Da Capo Press, New York 2000
- George A. Weth: Das Marlene-Dietrich-Kochbuch. Rütten & Loenig, Berlin 2001
Werke über Marlene Dietrich
Friedrich Kurz verfasste 1993 unter dem Titel Sag mir wo die Blumen sind ein Musical über ihr Leben.
Evelyn Dörr verfasste 2002 eine Hörspielsendung (105 Min) "Sag mir, dass du mich liebst- Zeugnisse einer Leidenschaft. Marlene Dietrich und Erich Maria Remarque".
Siehe auch
Weblinks
Vorlage:Commons1 Vorlage:Wikiquote1
- Vorlage:PND
- http://www.marlene.com/ (englisch)
- http://www.puettner.com/ (englisch/deutsch)
- http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/DietrichMarlene/
- http://www.marlene-dietrich.gedenkbuch.info/ Marlene Dietrich Gedenkbuch
- Marlene Dietrich. In: FemBio. Frauen-Biographieforschung (mit Literaturangaben und Zitaten).
- Vorlage:IMDb Name
- Kurzbiografie
- René ich muss die Garbo sehen! Original-Brief von Marlene Dietrich an ihren Kostümdesigner, der ein Treffen mit Greta Garbo arrangieren solle...
- "Nachtgedanken" - Infos zum Buch beim C. Bertelsmann Verlag
Personendaten | |
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NAME | Dietrich, Marlene |
ALTERNATIVNAMEN | Maria Magdalena Sieber |
KURZBESCHREIBUNG | deutsch-amerikanische Schauspielerin und Sängerin |
GEBURTSDATUM | 27. Dezember 1901 |
GEBURTSORT | Berlin-Schöneberg, Berlin |
STERBEDATUM | 6. Mai 1992 |
STERBEORT | Paris, Frankreich |