Sprache Kanaans

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Merkmale

"Sprache Kanaans" ist eine in evangelikalen (z.B. Baptisten, Brüdergemeinden) und pietistischen christlichen Milieus geläufige, ironisierende Bezeichnung für das sprachliche Phänomen, dass sich die in Gottesdiensten eingesetzte freie Sprache (Gebete, Predigten) von der im Alltag verwendeten Umgangssprache durch einen an traditionellen Bibelübersetzungen (Luther 1912, unrevidierte Elberfelder) orientierten, künstlich gehobenen Sprachstil sowie den häufigen Gebrauch von veraltetem Vokabular ("wandeln", "hienieden" etc.) auszeichnet. Ihre Verwendung ist in der Regel mit der Traditionsorientiertheit einer Gemeinde oder ihrer Mitglieder korreliert.

Als mögliche Ursachen für dieses Verhalten lassen sich anführen, dass der Sprecher entweder die alte, aus Bibeltexten und Gemeindetradition gewohnte Sprache in Form eines Rituals zur Gewinnung eines eigenen Sicherheitsgefühls benötigt oder aber dass er zu einem Auseinanderklaffen der verschiedenen Lebensbereiche Alltag und Gemeinde neigt. In beiden Fällen besteht jedoch die Gefahr, dass die Verwendung der "Sprache Kanaans" symptomatisch für ein sehr stark formales, unpersönliches Gottesbild und einen gesetzlichen, an die Erfüllung äusserer Vorgaben gebundenen Glauben ist.