Tanztheater International

internationales Festival für internationalen zeitgenössischen Tanz
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 22. Februar 2013 um 02:26 Uhr durch Enst38 (Diskussion | Beiträge) (Titel wie Lemma). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Tanztheater International (eigene Schreibweise TANZtheater INTERNATIONAL) ist ein jährlich in Hannover stattfindendes Festival für internationalen zeitgenössischen Tanz. Seit 1985 präsentiert das Festival über einen Zeitraum von zehn Tagen Anfang September verschiedene aktuelle Tanzproduktionen an unterschiedlichen Spielorten in Hannover. Das Bühnenprogramm wird zum Teil ergänzt durch Publikumsgespräche und weitere themenbezogene Veranstaltungen.

Inhalte

Das Programmkonzept beinhaltet das Vorstellen aktueller Positionen internationaler Choreografen, die mit ihren Kompanien nach Hannover eingeladen werden. Bekannte Gruppen wie auch weniger bekannte Ensembles präsentieren nebeneinander ihre Arbeiten, die vom Solo bis hin zum groß angelegten Gruppenstück verschiedene künstlerische Formate haben können.

Ausgewählte Gruppen werden über einen Zeitraum von mehreren Jahren kontinuierlich eingeladen, um dem Publikum vor Ort Einblick in künstlerische Entwicklungen, unterschiedliche Themen und choreografische Handschriften zu geben. Zu diesen Gruppen gehörten bzw. gehören u.a.:

  • André Gingras (CA/NL)
  • Cie Accrorap (FR)
  • Cie Caterina Sagna (IT/FR)
  • Cie Heddy Maalem (FR)
  • Club Guy & Roni (NL)
  • Gintersdorfer/Klaßen (DE)
  • Helena Waldmann (DE)
  • Jan Lauwers & Needcompany (BE)
  • Jo Fabian/ Department (DE)
  • K. Kvarnström & Co. (SE)
  • Lisbeth Gruwez/Voetvolk (BE)
  • NEUER TANZ (DE)
  • Peeping Tom (BE)
  • Pierre Rigal/Compagnie dernière minute(FR)
  • Raimund Hoghe (DE/FR)
  • Rosas (BE)

Diese Begleitung der Arbeit von ChoreografInnen ist fester Bestandteil des Festivalkonzeptes, das seit 2001 auf übergeordnete Themenschwerpunkte verzichtet. Stattdessen geht Tanztheater International unterschiedlichen gesellschafts- und/oder tanzgeschichtlich relevanten Teilaspekten in Form von kleineren Projekten im Rahmen des Gesamtfestivals nach.

Die künstlerische Leitung wie auch die Festivalleitung liegt seit Ende der 80er Jahre in den Händen von Christiane Winter, die auch Jurymitglied bei der Tanzplattform Deutschland 2004 und 2008, beim Internationalen Choreografenwettbewerb der Ballettgesellschaft Hannover und beim Internationalen Movimentos Tanzpreis 2009 ist. Sie ist Trägerin des Stadtkulturpreises 2008 des Freundeskreises Hannover.[1] Im Juni 2010 wurde Christiane Winter die zweithöchste Auszeichnung der Landeshauptstadt Hannover, die Stadtplakette, verliehen.[2]

Geschichte

1985 fand erstmals das heutige Festival Tanztheater International statt. Damit gehört es bundesweit zu den ältesten Festivals des Genres und hat einen festen Platz in der bundesweiten Kulturlandschaft eingenommen.[3][4] Der Festivalname lautete anfangs "Theater Fünfundachtzig", ab dem zweiten Jahr verlagerte sich der Fokus jedoch immer mehr auf den Bereich internationaler zeitgenössischer Tanz, so dass der Titel nach Zwischentiteln (Tanz und Theater International) letztlich in den heutigen Namen geändert wurde.

1997 wurde das Festival mit Blick auf das Jahr 2000 als Kooperationspartner für die Expo 2000, der Weltausstellung in Hannover, ausgewählt und gehörte mit einer 25-tägigen Sonderausgabe mit täglich bis zu zwei Vorstellungen zu den Hauptprojekten des Kultur- und Ereignisprogramms. In diesem Zeitraum wurde eine Zuschauerzahl von 12.000 erreicht.[5] 1999, zur 15. Jubiläumsausgabe, wurde ein Fotobuch mit Impressionen des Festivalfotografen Thomas Ammerpohl veröffentlicht (Titel: "TANZtheater INTERNATIONAL im Fokus von Thomas Ammerpohl"). Im Jahr 2000 wurde Braunschweig als zweiter Festivalstandort mit einbezogen, was bis 2006 so beibehalten werden konnte. Im nächsten Jahr fand die Veranstaltung wieder ausschließlich in Hannover statt.

Das Festival wurde im Jahr 2008 einmalig ausgesetzt, weil der Veranstalter Tanz und Theater e.V. im Februar 2008 in Hannover die Tanzplattform Deutschland 2008 ausrichtete.

Aktuelles

Die 27. Festivalausgabe - Tanztheater International 2012 - hat vom 30. August bis zum 8. September 2012 in Hannover stattgefunden und schloss mit einer Auslastung von 95 %.[6] Spielorte des Festivals 2012 waren die Bühnen des Niedersächsischen Staatstheaters Hannover (Schauspielhaus, Ballhof Eins und Ballhof Zwei) sowie die Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover. Der Festivalspielort Orangerie Herrenhausen stand 2012 aufgrund von Sanierungsarbeiten nicht zur Verfügung.

Gemeinsam mit dem Ballett der Staatsoper Hannover realisierte Tanztheater International 2012 erstmals unter dem Namen "Think Big" ein Künstlerresidenzprogramm für junge ChoreografInnen. Dieses wurde durch die Förderung der Stiftung Niedersachsen, der Stiftung Kulturregion Hannover und des Kulturbüros der Landeshauptstadt Hannover ermöglicht und soll in den kommenden Jahren fortgesetzt werden. Für 2012 wurden drei ChoreografInnen ausgewählt: Philipp van der Heijden, Chikako Kaido und Yaron Shamir. Diese erarbeiteten während der Theater-Sommerpause mit einem eigens hierfür ausgesuchten zehnköpfigen TänzerInnen-Ensemble in den Probenräumen des Balletts der Staatsoper drei kurze Ensemblechoreografien, die im Rahmen von Tanztheater International 2012 zur Uraufführung kamen.[7]

Die kommende 28. Ausgabe des Festivals Tanztheater International ist vom 29. August bis zum 7. September 2013 in Hannover geplant.

Orte

Tanztheater International verfügt nicht über einen eigenen Spielort. Regelmäßige feste Hauptgastspielorte des Festivals sind die Orangerie im Großen Garten in Herrenhausen, die Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover sowie verschiedene Bühnen des Niedersächsischen Staatstheaters Hannover.

In der Vergangenheit fanden Festivalvorstellungen im Künstlerhaus Hannover, im Sprengel Museum Hannover, im Theater am Aegi, im Hannover Congress Centrum, in der Theaterwerkstatt Hannover, im Studiotheater EXPO-Plaza und an verschiedenen Spielstätten in Braunschweig statt, wo das Festival in den Jahren 2000 bis 2006 sein zweites Standbein hatte.

Träger

Träger des Festivals ist der 1988 gegründete, gemeinnützige eingetragene Verein zur Förderung des kulturellen Austausches nationaler und internationaler freier Tanz und Theatergruppen: Tanz und Theater e.V., die ersten Jahre fanden in freier Trägerschaft statt.

Der Verein engagiert sich hauptsächlich durch die Präsentation verschiedener aktueller Tanzproduktionen für die Sparte zeitgenössischer Tanz (zu Anfang auch Theater). Das Festival wird seit vielen Jahren in Zusammenarbeit mit der Landeshauptstadt Hannover gezeigt und verfügt in den letzten Jahren über Auslastungszahlen von durchschnittlich mehr als 90 %.

2006 entschied sich die Veranstaltergemeinschaft der biennal in unterschiedlichen Städten stattfindenden Tanzplattform Deutschland (bestehend aus sich bundesweit für den Tanz engagierenden Veranstaltern und Institutionen), die Ausrichtung der Tanzplattform Deutschland 2008 in die Hände des Tanz und Theater e.V. − ebenfalls in Zusammenarbeit mit der Landeshauptstadt Hannover − zu legen. Vom 21. bis zum 24. Februar 2008 wurde so die 8. Ausgabe der Tanzplattform Deutschland mit zehn Produktionen "Made in Germany" in 22 Vorstellungen präsentiert, die von über 450 internationalen Fachbesuchern besucht wurde.

Nach der Ausrichtung ging der Tanz und Theater e.V. in die Gemeinschaft der bundesweiten Co-Veranstalter der Tanzplattform Deutschland ein, um auch in Zukunft dieses wichtige Tanzereignis weiter mit begleiten zu können.

Finanzierung

Das Festival finanziert sich aus Fördersummen verschiedener öffentlicher Institutionen sowie aus Eintrittseinnahmen. Der Träger des Festivals verfolgt als gemeinnütziger Verein keine Gewinnabsicht. Alle Mittel fließen in die Realisierung des Festivals. Die Hauptförderer der vergangenen Jahre sind die Landeshauptstadt Hannover, die Stiftung Niedersachsen, die Sparkasse Hannover[8] sowie das Land Niedersachsen.

Gastspiele deutscher Gruppen werden darüber hinaus auf Antrag zum Teil vom Nationalen Performance Netz unterstützt, internationale Gastspiele werden von Fall zu Fall individuell von Kulturinstitutionen der jeweiligen Länder gefördert.[9]

Das Festival erhält keine feste institutionelle Förderung, sondern beantragt die Fördermittel für jede Festivalausgabe neu.

Bedeutung in der internationalen Tanzszene

Das Tanztheater International zählt zu den international etablierten Festivals, bei denen sich die internationale Szene in Deutschland präsentiert.[10]Eine weitreichende Präsenz des Festivals in den überregionalen Medien und in der Fachpresse (Ankündigungen des Festivals und Besprechungen einzelner Vorstellungen) trägt zur Bekanntheit des Genres Tanz als zeitgenössische Kunstform bei.[11][12]

Literatur

  • Thomas Ammerpohl: Tanztheater INTERNATIONAL. Kallmeyer Verlag, 1999, ISBN 978-3-7800-0116-0
  • Franz Anton Cramer: Wie hältst Du’s mit der Klassik - Festival Tanztheater International. in: Theater der Zeit (Hrsg. Theater der Zeit e.V., Berlin), Oktober 2006
  • Katja Schneider: Perfektion und Hymnus – Neues von Itzik Galili und Emanuel Gat beim Festival Tanztheater International. in: Tanzjournal (Hrsg. Friedrich Berlin Verlagsgesellschaft), Oktober 2006
  • Andreas Berger: Und Alles ist gut - Das neue Stück von Guy Weizman und Roni Haver. in: Tanzjournal (Hrsg. Friedrich Berlin Verlagsgesellschaft), Oktober 2006

Einzelnachweise

  1. Laudatio zum Stadtkulturpreis 2008 auf der Website des Freundeskreises Hannover e.V.
  2. Meldung zur Verleihung der Stadtplakette 2010 auf der Webseite des Bürgerradios Leinehertz Hannover
  3. Kulturportal Deutschland: Bühnenfestivals (Website im Auftrag des Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien)
  4. Darstellung des Bereiches Tanztheater in Nds. durch das Nds. Ministerium f. Wissenschaft u. Kultur auf deren Website
  5. Pressemitteilung der EXPO 2000
  6. [1]. Abschlussbericht der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung zum Festival 2012. Veröffentlicht am 9. September 2012, abgerufen am 15. Oktober 2012]
  7. [2]. Besprechung der "Think Big" Uraufführungen in der Neuen Osnabrücker Zeitung. Veröffentlichung am 3. September 2012, abgerufen am 15. Oktober 2012.
  8. [3]Darstellung des Engagements der Sparkasse Hannover auf deren Website. Abruf am 15. Oktober 2012]
  9. [4] Vorstellung von Partnern des Bureau du Théâtre et de la Danse (Kulturabteilung der frz. Botschaft Berlin) auf deren Website. Abruf am 15. Oktober 2012
  10. [5]Darstellung der Tanzszene und deren Trends in Deutschland auf der Website des Goethe-Instituts. Veröffentlicht im August 2005, abgerufen am 15. Oktober 2012.
  11. [6] Festivalankündigung auf der Website des Norddeutschen Rundfunks mit Besprechung des Auftaktes und Bildstrecke. Veröffentlicht am 31. August 2012, abgerufen am 12. Oktober 2012
  12. [7] Ankündigung des Festivals im Hamburger Abendblatt vom 3. Juli 2012 (Übernahme einer Meldung der Deutschen Presse Agentur), abgerufen am 15. Oktober 2012