Gymnasium Kundmanngasse

Gymnasium in Wien
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Das Gymnasium Kundmanngasse (auch Landstraßer Gymnasium, GRG3 Kundmanngasse oder Die Kundmanngasse) ist ein Gymnasium und Realgymnasium in der Kundmanngasse 20–22 im dritten Wiener Gemeindebezirk Landstraße. Das Gebäude steht unter Denkmalschutz.

Gymnasium Kundmanngasse
Schulform Allgemeinbildende höhere Schule (Gymnasium)
Gründung 1863
Adresse Kundmanngasse 20–22
Ort Kundmanngasse 20–22, 1030 Wien
Bundesland Wien
Staat Österreich
Koordinaten 48° 12′ 13″ N, 16° 23′ 37″ OKoordinaten: 48° 12′ 13″ N, 16° 23′ 37″ O
Träger Republik Österreich
Schüler etwa 780 (Sj. 2008/09)
Lehrkräfte 70 (Sj. 2012/13)
Leitung Marion Waldmann
Website Webpräsenz des Gymnasiums

Das Schulgebäude

Das Schulgebäude ist ein freistehender strenghistoristischer Baublock mit zwei Innenhöfen. Es wurde 1876 als Pendant zum Palais Rasumofsky errichtet. Zwischen den Rückseiten der beiden Gebäude befindet sich der letzte Rest der Parkanlagen des ehemaligen Palais Rasumofsky. Südlich schließt noch der in den 1960er-Jahren erbaute Turnsaaltrakt mit Atombunker an.

Die Fassaden weisen seichte Risaliten bei den Eingängen mit großer ionischer Halbsäulen- und Pilastergliederung auf. Das Gebäude hat zwei Stiegenhäuser mit dreiläufigen Treppen und Arkaden zwischen toskanischen Säulen und Pfeilern.[1]

Seit der im Jahr 1998 abgeschlossenen Generalsanierung des Schulgebäudes verfügt die Schule über 29 Klassenräume in unterschiedlichen Größen, eine Schulbibliothek, einen Mehrzwecksaal für diverse Schulveranstaltungen („Beethovensaal“), zwei Turnsäle im Anbau und einen kleinen Sportplatz im Freien. Des Weiteren gibt es noch zwei große Pausenhallen (überdachte Innenhöfe).

Bildungsangebot

Beim Schultyp Bundesgymnasium liegt der Schwerpunkt auf Sprachen. Alle Schüler haben ab der fünften Schulstufe Englisch als Pflichtfach. Ab der siebenten Schulstufe wird wahlweise Latein oder Französisch als Pflichtfach angeboten. Diejenigen, die in der siebenten Schulstufe Latein gewählt haben, können in der neunten Schulstufe zwischen Altgriechisch und Französisch als Pflichtfach auswählen. Alle die, die in der fünften Schulstufe Französisch gewählt haben, bekommen ab der neunten Schulstufe Latein dazu.

Im schulautonomen Bundesrealgymnasium wird im Gymnasium Kundmanngasse ab der siebenten Schulstufe GMC (Geometrie-Mathematik-Computer) und Informatik als Schularbeitsfach unterrichtet. In der achten Schulstufe gibt es ein „Naturwissenschaftliches Labor“ – eine Kopplung der Fächer Biologie und Chemie. In der elften und zwölften Schulstufe wird Darstellende Geometrie unterrichtet. Schüler des Realgymnasiums haben von der neunten bis zur zwölften Schulstufe auch Latein als Pflichtfach. Als Wahlpflichtfächer werden auch die Sprachen Spanisch, Italienisch und Französisch (für die Schülerinnen und Schüler des Realgymnasiums) angeboten.[2] Als 2007 für die Unterstufe und 2010 für die Oberstufe der Unterricht am Samstag abgeschafft wurde, war das GRG3 damit eine der letzten Schulen Wiens.

Aktivitäten und Reisen

Aktivitäten

Neben dem Pflichtunterricht bietet die Schule zahlreiche Freifächer an. Neben Fußball werden unter anderem Basketball, Volleyball, Sportklettern, Hallenhockey, Hip-Hop-Tanz, Schach- und Tauchkurse angeboten.

Seit einigen Jahren wird an der Schule das Freifach „Tschechisch“, in Kooperation mit der Tschechischen Schule in Wien angeboten – dies wird mit einem Besuch der Partnerschule in Brünn verbunden.

Stark besucht ist das Freifach „Bühnenspiel“, bei dem am Ende jeden Schuljahres ein Theaterstück aufgeführt wird.

Weiters gibt es einen Erste-Hilfe-Kurs, einen Kurs zu wissenschaftlichem Arbeiten, Legastheniebetreuung, und vieles mehr.

Schüler dieser Schule nehmen nach intensiver Vorbereitung bei den Olympiaden in Mathematik, Latein, Physik und Griechisch teil.

Seitdem ein 17-jähriger Schüler im Jahr 2005 brutal zusammengeschlagen wurde, veranstaltet der Elternverein jedes Jahr ein Projekt zum Thema Zivilcourage mit dem Titel „Schau nicht weg“. Einmal im Jahr, Anfang Februar, wird dieses Thema den Schülern durch Vorträge von Fachpersonen, Übungen, Selbstverteidigungskurse und Exkursionen nähergebracht.[3][4]

Reisen

Die Schule ist bekannt für ihre zahlreichen Reisen. In der sechsten, siebten und neunten Schulstufe werden Wintersportwochen angeboten. Für die Schüler der achten und zehnten Schulstufe besteht die Möglichkeit für eine Sprach- oder Kulturreise, zum Beispiel nach Italien, Frankreich, Polen oder auch Griechenland.

Im September besuchen alle Klassen der 11. Schulstufe eine der Partnerschulen, entweder die „Buffalo Grove High School“ in der Nähe von Chicago (USA) oder die „Riverside Secondary High School“, in der Nähe von Vancouver (Kanada). Dort werden die Schüler bei Gastfamilien untergebracht und besuchen auch die dortige Partnerschule. Der Aufenthalt bei Familien der Partnerschulen dauert ca. zehn Tage. Anschließend findet noch eine zehntägige Rundfahrt statt.

Am Ende der siebenten Klasse besteht abermals der Schüleraustausch mit einer Partnerschule, der Schule Nr. 8 in Lemberg (Ukraine). Auch dort sind die Schüler der Kundmanngasse bei Schülern der Partnerschule untergebracht.

Weiter besteht die Möglichkeit, im Rahmen von klassenübergreifenden Projekten, an Reisen teilzunehmen. So besuchen etwa Schüler des Freifaches „Tschechisch“ die Partnerschule in Brünn.

Seit 2006 organisieren die römisch-katholischen Religionslehrer jedes Jahr eine Wallfahrt. Bis auf 2009 und 2011 führte die Wallfahrt in einer dreitägigen Wanderung jedes Jahr in den steirischen Wallfahrtsort Mariazell. Zwei Mal wurde eine Wallfahrt nach Assisi (Italien) veranstaltet, wo Wanderungen zu den Wirkungsstätten des hl. Franz von Assisi unternommen wurden.

Die Schule in Literatur und Medien

Literatur

Der Schauspieler und Regisseur Paul Barnay veröffentlicht in der Kurzgeschichtensammlung „Als hätten wir dazugehört. Österreichisch-jüdische Geschichten aus der Habsburgermonarchie“ eine einseitige Erzählung von Erinnerungen an seine Schulzeit im Gymnasium in der Sophienbrückengassse (heute Kundmanngasse).[5]

Auch Robert Menasse erwähnt in einem seiner Romane das Gymnasium Kundmanngasse.

Medien

Das Gymnasium Kundmanngasse ist vergleichsweise häufig in den österreichischen Medien. Vor allem die Tageszeitung „Die Presse“ berichtet zum Thema Schule oft aus diesem Gymnasium. Unter anderem berichtete sie vom Religionsunterricht an dieser Schule.[6] Die Salzburger Nachrichten berichteten dafür vom Lehrermangel an Wiens Schulen.[7] Vor allem bei den Lehrerstreiks in den Jahren 2003[8][9][10] und 2009[11][12] war die Schule ins Blicklicht der Öffentlichkeit geraten.

Die „Salzburger Nachrichten“ berichteten nicht nur vom Streik sondern auch vom Erfolg zweier Schüler bei der Mathematik-Olympiade 2007 in Hanoi (Vietnam)[13]

Seit dem Jahr 2006 findet jedes Jahr im Februar ein vom Elternverein der Schule organisierter „Tag der Zivilcourage“ statt – von diesem wurde in einigen Medien berichtet.[14][15] Auch der ORF berichtete in einer Wien-Ausgabe des ORF-Formats „Bundesland heute“ davon.

Das Schulgebäude war im Frühjahr 2010 Drehort für eine Episode der dritten Staffel der ORF-Kriminal-Fernsehserie „Schnell ermittelt“, welche am 18. Jänner 2011 erstmals in ORF eins ausgestrahlt wurde.[16]

Als im Juni 2011 die Überdachung der Innenhöfe infolge eines Unwetters undicht wurde, berichtete „Die Presse“ davon.[17]

Bekannte ehemalige Schüler

Name Maturajahr zur Person
Paul Barnay[18] 1902 Schauspieler und Regisseur
Franz Theodor Csokor[19] 1904 Schriftsteller
Anton Dawidowicz 1930 Komponist
Heimito von Doderer 1914 Schriftsteller
Hanns Eisler 1916 Komponist
Ernst Jandl 1943 Dichter und Schriftsteller
Fritz Löhner-Beda[20] 1901 Librettist, Schriftsteller, Verfasser des „Buchenwaldliedes“
Max Mell[19] Dichter
Gunther Philipp[20] Sportler, Arzt, Schauspieler
Bruno Pittermann[20] 1924 ehem. österreichischer Vizekanzler
Andreas Schieder österreichischer Staatssekretär
Stefan Schödl 1976 Entomologe
Ernst Woller 1972 ehem. Bundesratsabgeordneter und Landtagsabgeordneter in Wien
Manfred Wurm 1968 Politiker
Eva Menasse 1988 Schriftstellerin, Journalistin

Bekannte Lehrer

Schulpartnerschaften

Buffalo Grove High School (Buffalo Grove, Illinois, USA)

Seit dem Jahr 1990 besteht eine Schulpartnerschaft mit der „Buffalo Grove High School“ in der Nähe von Chicago, die durch die jährlichen Besuche der 7. Klassen des Gymnasiums Kundmanngasse und die alle drei Jahre stattfindenden Gegenbesuche der amerikanischen Schüler im Rahmen ihrer Europa-Konzerttournee gepflegt wird. Neben dem Schulbesuch der Buffalo Grove High School erfahren die österreichischen Schüler dort den „American Way of Life“, da sie bei den Familien der Schüler der Partnerschule untergebracht sind. Über die Feierlichkeiten im „Landstraßer Gymnasium“ zum 20-jährigen Bestehen der Schulpartnerschaft wurde auch in der Wien-Ausgabe des ORF-Formats „Bundesland heute“ vom 27. März 2010 berichtet.[2]

Moravské gymnázium (Brünn, Tschechien)

Die Partnerschaft mit dem Moravské gymnázium in Brünn wurde geschlossen, um mehr Kontakte in den näheren osteuropäischen Raum zu bekommen. Die Schüler des Freifaches Tschechisch besuchen jedes Jahr die Partnerschule. Gegenbesuche finden ebensooft statt. Ziel für beide Schulen ist es, Sprache und Kultur des jeweiligen Nachbarlandes besser kennenzulernen.[2]

Riverside Secondary High School (Port Coquitlam, British Columbia, Kanada)

Seit dem Schuljahr 2005/2006 besteht zusätzlich zur Schulpartnerschaft mit der Buffalo Grove High School auch ein Austauschprogramm mit der „Riverside Secondary High School“ in der Nähe von Vancouver. Dies findet für die österreichischen Schüler der 7. Klassen zeitgleich mit dem USA-Austausch im September statt. Auch hier nehmen die österreichischen Schüler am Schulalltag der Partnerschule teil und leben ebenfalls bei Gastfamilien. Auch die kanadischen Schüler kommen einmal jährlich nach Wien und werden von den Schülern der Kundmanngasse beherbergt.[2]

Schule Nr. 8 (Lemberg, Ukraine)

Seit 1997 besteht durch Vermittlung der „Österreich-Kooperation“ eine enge Verbindung zur „Schule Nr. 8“ in Lemberg, Ukraine. Schüler der 7. Klassen besuchen auf dem Weg dorthin die Gedenkstätte des ehemaligen KZ Auschwitz und die Stadt Krakau in Polen. In Lemberg selbst wohnen sie bei Familien der dortigen Schüler, lernen auf diese Weise die doch sehr unterschiedliche ukrainische Lebensweise kennen, nehmen an Besichtigungen, Ausflügen und geselligen Veranstaltungen teil und üben sich im Erlernen einiger Begriffe in der ukrainischen Sprache. Im Gegenzug unterstützen sie den dortigen Deutsch-Unterricht, der an dieser Schule einen traditionell besonders hohen Stellenwert hat. Eine Gruppe ukrainischer Schüler verbringt jeweils im September eine Wienwoche bei den Schülern der Kundmanngasse.[2]

Einzelnachweise

  1. Dehio Wien Vorstädte 1993, S. 115
  2. a b c d e Schulprofil pdf
  3. Schau nicht weg
  4. Schau nicht weg
  5. Paul Barney in „Als hätten wir dazu gehört“ S.521
  6. Religionsunterricht in der Kundmanngasse in „Die Presse“ vom 17. Mai 2009
  7. Lehrermangel in „Salzburger Nachrichten“ vom 24. Februar 2011
  8. Lehrerstreik in Die Presse vom 10. April 2003
  9. Lehrerprotest in „Die Presse“ vom 14. Mai 2003
  10. Lehrerstreik in „Die Presse“ vom 2. Juni 2003
  11. Lehrerstreik in „Die Presse“ vom 12. März 2009
  12. Lehrerstreik in den „Salzburger Nachrichten“ vom 13. März 2009
  13. Mathe-Olympiade in Hanoi 2007
  14. Schau nicht weg (Presse)
  15. „Schau nicht weg“ in den Neuigkeiten der Stadt Wien
  16. Drehort für Schnell ermittelt
  17. Unwetter in der Kundmanngasse
  18. Bezirksmuseum
  19. a b Ki3 Schriftsteller
  20. a b c Information des Bezirksmuseums Landstraße
  21. Ki3 Komponisten