Raimondo Graf Montecuccoli, seit 1679 Reichsfürst und neapolitanischer Herzog von Melfi, (*21. Februar 1609 auf Schloss Montecuccolo bei Modena; †16. Oktober 1680 in Linz) war ein österreichischer Feldherr, Diplomat und Staatsmann.
Raimund von Montecuccoli, aus der gräflichen Familie Montecuccoli-Polignano, war kaiserlicher Kämmerer und Geheimer Rat, Generalleutnant, General-Artilleriedirektor, Gouverneur von Raab, Hofkriegsratspräsident, Inhaber eines Kürassierregiments, Präsident der leopoldinischen Akademie der Naturforscher und Ritter des Ordens vom Goldenen Vlies. Er war der Schöpfer des ersten stehenden Heeres in Österreich und einer der bedeutendsten Militärtheoretiker und -schriftsteller des 17. Jahrhunderts.
Montecuccoli wurde in Modena geboren und stammte aus einem hochangesehenen, 1369 geadelten, 1450 in den Grafen-, 1530 in den Reichsgrafenstand mit großem Palatinat, 1623 in den niederösterreichischen Herrenstand erhobenen, mittelitalienischen Adelsgeschlecht. Er trat nach sprachlichen und klassischen Studien 1625 als einfacher Kriegsmann in das kaiserliche Heer ein und lernte das Kriegshandwerk im wörtlichen Sinn "von der Pike auf". So wollte es sein Onkel, der seit der Schlacht bei Prag bekannte, 1633 nach dem Entsatz von Breisach seiner siebenfachen Verwundung erlegene, Feldzeugmeister und Kapitän der Garde Ernst Graf Montecuccoli.
Mit dessen Zustimmung trat Montecuccoli in den Kriegsdienst und mit Leitung und Überwachung kämpfte er von 1625 bis 1633 in Schlesien, in den Niederlanden, in West- und Norddeutschland. Er wurde von seinem Onkel abwechselnd bei den Fußtruppen und der Reiterei eingesetzt, bevorzugte aber, nach seinen eigenen Angaben, die Kavallerie, ohne jedoch den Wert der Fußtruppen zu unterschätzen "bei welchen die Disciplin erlernt werden könne, auf deren Grundlage jede Leistung und jeder Ruhm beruht".
Mit seinen Reitern kämpfte Montecuccoli bei Nördlingen und führte 1635 als Oberstleutnant eine Gruppe aus 200 angesessenen Kürassieren nach Kaiserslautern, nahm den Kommandanten gefangen und eroberte die Stadt. Für diese Leistung ernannte ihn der Kaiser zum Oberst und verlieh ihm das Regiment Aldobrandini, das Montecuccoli um fünf neue Kompanien verstärkte und mit dem er noch im selben Jahr wesentlich zur Einnahme Elsaß-Zaberns beitrug.
Danach führte Montecuccoli sein Regiment 1636 bei Wollmirstedt und Wittstock, 1638 bei Chemnitz und 1639 bei Melnik und Brabdeis. Die letzte Schlacht bei Melnik und Brandeis hatte General Hofkirchen gegen Montecuccolis im Kriegsrat geäußerten Widerspruch angenommen. Sie endete ungünstig für die kaiserlichen, Montecuccoli wurde verwundet und gefangengenommen. Er verbrachte seine 2½-jährige Gefangenschaft teils in Stettin, teils in Weimar und nutzte die Zeit zum intensiven Studium rechtsgelehrter, philosophischer, historischer und naturwissenschaftlicher Werke. In Stettin entwarf er auch sein eigenes berühmtes Werk über die Kriegskunst. Im Jahr 1642 kehrte er nach seiner Auswechselung wieder zum Heer zurück.
Nach seiner Auswechselung trat er 1642 wieder bei der kaiserlichen Armee in Schlesien ein, schlug bei Troppau ein feindliches Korps und entsetzte Brieg. Er wurde Generalwachtmeister, begab sich jedoch dann mit Werbesoldaten nach Modena und machte als General der estensischen Kavallerie den Krieg um Novantula mit. 1643-44 wieder in kaiserliche Dienste tretend, 1644 zum Feldmarschallleutnant und Hofkriegsrat ernannt, befehligte er in Franken, Sachsen, Bayern, wurde Kommandierender in Schlesien, unterstützte 1645 mit seinem Korps den Erzherzog Leopold auf dessen Zuge gegen den Fürsten Rákoczy von Siebenbürgen und schlug 1647 die Schweden bei Triebel in Schlesien, wofür er zum General der Kavallerie ernannt wurde. 1648 aus Italien zurückgekehrt, machte er die Schlacht bei Zusmarhausen (7. Mai 1648) mit und deckte den Rückzug. Darauf unternahm er Reisen nach Schweden und Italien. Seine Bekanntschaft mit Christine von Schweden bot Stoff zu romanhaften Gerüchten. 1653 wurde er zum stellvertretenden Präsidenten des obersten Kriegsrats zu Regensburg ernannt.
1657 unterstützte er den polnischen König Johann Kasimir gegen Rákoczy und die Schweden und zwang erstern zum Frieden mit Polen. 1658 zum Feldmarschall ernannt und dem von den Schweden bedrängten Dänenkönig zu Hilfe gesandt, vereinigte er sich bei Küstrin mit den Truppen des Kurfürsten von Brandenburg, vertrieb die Schweden aus Jütland und Fünen, wandte sich darauf nach Pommern und eroberte Damgarten, Anklam, Demmin, Ückermünde.
Nach dem Frieden von Oliva 166o wurde er Geheimrat und Gouverneur von Raab, erhielt darauf das Kommando gegen die in Siebenbürgen eingefallenen Türken, zwang dieselben, dieses Land zu räumen, mußte sich aber, im wachsenden Zerwürfnis mit den ungarischen Kriegshäuptern, zurückziehen und vereitelte durch kluges Zögern alle Unternehmungen des feindlichen Heers bis zur Ankunft der Franzosen, die ihm den Sieg bei St. Gotthardt (1. August 1664) erfechten halfen, woraufhin er zum Generalleutnant ernannt wurde. 1668 erhielt er das Präsidium des Hofkriegsrats.
Als Ludwig XIV. 1672 Holland angriff, erhielt Montecucolli den Oberbefehl über das mit der Armee des Großen Kurfürsten vereinigte kaiserliche Hilfskorps, durfte aber nichts Entscheidendes unternehmen und legte daher Anfang 1673 das Kommando nieder. Im Sommer aber vertrieb er an der Spitze eines neuen Heers Turenne aus Deutschland und eroberte, mit dem Prinzen von Oranien vereint, Bonn. 1675 befehligte er wieder die Kaiserlichen gegen Turenne. Beide manövrierten vier Monate lang erfolglos gegeneinander, bis endlich Turenne 27. Juli 1675 in der Schlacht bei Sasbach fiel, worauf Montecuccoli die sich zurückziehenden Franzosen bis nach dem Elsaß verfolgte und Hagenau und Zabern belagerte. Aber Condés Erscheinen auf dem Kampfplatz zwang ihn, das Elsaß wieder zu verlassen, worauf er mit der Belagerung von Philippsburg seine militärische Laufbahn beendete.
Er lebte fortan meist am kaiserlichen Hof, im Umgang mit Gelehrten. Die Stiftung der Leopoldinischen Akademie für Naturforschung ist wesentlich sein Verdienst. 1679 wurde er vom Kaiser Leopold zum deutschen Reichsfürsten ernannt und vom König von Neapel mit dem Herzogtum Melfi belehnt. Er starb 16. Oktober 1681 in Linz. Mit seinem Sohn Leopold Philipp starb 1698 die fürstliche Linie aus.