Rennreifen

Reifen für den Motorsport
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Rennreifen werden im Motorrennsport wie beispielsweise in der Formel 1 eingesetzt. Kein einzelnes Bauteil ist in dem Maße für die Fahreigenschaften eines Fahrzeuges so verantwortlich wie die Reifen.

Im Gegensatz zu normalen Autoreifen dürfen Rennreifen nicht im Straßenverkehr eingesetzt werden. Hierfür ist nicht allein das manchmal fehlende Profil verantwortlich, sondern die (dann fehlende) Übereinstimmung der Reifendimension mit der Zulassung.


Allgemeines

Die Reifen sind die Schnittstelle zwischen Fahrzeug und Fahrbahn. Alle Antriebs-, Lenk- und Bremskräfte werden durch die Kontaktfläche des Reifens auf der Fahrbahn übertragen. Bei Wahl der richtigen Gummimischung (und das versucht man durch Test- und Abstimmungsfahrten herauszufinden) können durch eine Art "Verzahnungseffekt" Kräfte übertragen werden, die höher sind als das Gewicht des Fahrzeugs (plus dem hinzuzurechnenden Anpressdruck durch aerodynamische Hilfsmittel). Immer noch gilt der Grundsatz, dass Haftung auf Kosten der Lebensdauer erzielt werden kann. Man kann also eine Gummimischung bei der Produktion des Reifens verwenden, die ungefähr über die Renndistanz hält. Meist stehen bei einem Rennen eine weiche und eine harte Mischung zur Verfügung. Für die weiche Mischung muss die Fahrwerks- und Flügeleinstellung anders sein, und der Fahrstil muss passen. Die Änderung können bis in die Getriebeübersetzung und Motorsteuerung durchschlagen, so dass zwei Autos aus einem Rennstall nur durch die Reifenmischung so grundverschieden sein können wie zwei Autos von unterschiedlichen Teams.

Extremes Beispiel für die Kürze der Distanz bei besserer Haftung waren die in der Formel 1 bis kürzlich erlaubten Qualifikationsreifen, die wenige Runden hielten, aber für schnellere Zeiten gut waren als die im Rennen verwendeten.

Seit 2004 müssen in der Formel 1 die Reifen die komplette Distanz vom Qualifying bis Rennende durchhalten. Man hoffte, durch diese Bestimmung, Unfälle durch Reifenschäden, die auf dem extremen Leichtbau beruhten, zu vermeiden. Diese Hoffnung hat sich nur teilweise erfüllt, und führte wegen Sicherheitsmängeln der Michelin -Reifen zu einem der eigenartigsten Rennen in der Formel 1 -Geschichte (Indianapolis 2005).

Der Unterbau der Rennreifen unterscheidet sich im Prinzip nicht von dem der Straßenreifen, allerdings wird eindeutig der Schwerpunkt auf Fahreigenschaften und nicht Federungskomfort gesetzt. Erreicht wird das durch einen engen Kreuzungswinkel der Gewebefäden, die unter der Lauffläche verlaufen. Rennreifen werden sowohl als Diagonalreifen als auch in Radialbauweise hergestellt, aber mit spitzem Kreuzungswinkel der Gewebefäden.

Normalerweise werden Rennreifen ohne Profil (Slicks) gebaut und gefahren. Das hat den Vorteil, dass die ohnehin nicht große Kontaktfläche nicht noch durch die "negativen" Stellen im Profil verkleinert wird. Für feuchte und nasse Fahrzustände wird (meist durch Handarbeit) ein Profil eingeschnitten. Man unterscheidet dabei "Intermediates" für leichte Nässe und Reifen für viel Wasser auf der Fahrbahn. Meist ist die Gummimischung für Regenreifen weicher als bei Trockenreifen.

Nachdem aber in der Formel 1 die Geschwindigkeiten immer höher wurden, und die damit verbundenen Gefahren als nicht mehr akzeptabel galten, wurde ein Längsrillenprofil verordnet. Wahrscheinlich hätte eine Beschränkung der Reifenbreite den selben Effekt gehabt, aber so wurde eine gewisse optische Kontinuität gewahrt.

Das Reglement schreibt als maximalen Felgenduchmesser 13 Zoll vor. Nur darum sind die Formel 1- Reifen relativ dick (nicht breit!). Die maximale Breite (vorn und hinten unterschiedlich) ist auch festgelegt.

Bedeutung der Reifen

Ein schlechter Reifen kann ein Auto um mehrere Sekunden pro Runde verlangsamen. Außerdem können die Reifen bei zu hoher Belastung oder auch hohen Asphalttemparaturen im Laufe eines Rennens abbauen und am Ende des Rennens sogar platzen. Der Einfluss der Reifen auf die Qualität eines Autos ist im Vergleich zur Bedeutung des Motors, der Aerodynamik und des Chassis relativ hoch, so dass in Rennserien, in denen es mehrere Reifenlieferanten gibt, neben der Konkurrenz der einzelnen Rennställe grundsätzlich die Konkurrenz der Reifenhersteller eine große Rolle spielt.

Bei einigen Rennen der Formel 1 lässt sich beobachten, dass die Rennställe, die eine bestimmte Reifenmarke fahren, den Sieg unter sich ausmachen. Beim Großen Preis der USA im Jahr 2005 führte das soweit, dass die Teams, die Michelin-Reifen einsetzten, keine Reifen hatten, die ein ganzes Rennen durchgehalten hätten. In Folge dessen gingen nur die sechs Fahrzeuge an den Start, die mit Bridgestone fuhren.

Da man gerne den Wettkampf der Rennställe wieder in den Vordergrund stellen würde, wird in der Formel 1 erwogen, grundsätzlich nur noch einen einheitlichen Reifenlieferanten für alle Teams zuzulassen.

Bei vielen Rennserien, Markenpokalen, Markenformeln bis hin zur Formel 3 sind die Reifen genau nach Hersteller und Größe vorgeschrieben, mit teilweise unterschiedlichen Herstellern für Slicks und Regenreifen.

Geschichte der Reifenzulieferer in der Formel 1

Am längsten war der Reifenhersteller Pirelli in der Formel 1 vertreten (1950 bis 1991). Rennställe, die Pirelli einsetzten, fuhren aber nur 42 Siege ein. Goodyear kommt bei seinem Engagement von 1965 bis 1998 auf insgesamt 368 Siege.

Momentan beliefern Michelin und Bridgestone (seit 1998) die Formel-1-Teams.

Weitere Hersteller von Rennreifen im Automobilsport:

  • Avon
  • Bridgestone
  • Dunlop
  • Goodyear
  • Hankook
  • Michelin
  • Yokohama

Reifengrößen

Während bei Autoreifen die Größenangaben einheitlich und durch Verordnungen geregelt ist, haben Rennreifen meist je nach Hersteller verschiedene Dimensionen. Gemeinsamer Nenner ist aber doch der Felgendurchmesser, der in Zoll angegeben wird und an letzter Stelle steht. Die Breite kann in Zoll oder metrisch angegeben sein, der Durchmesser oder Abrollumfang ebenso. Ein typisches Beispiel für einen Avon- Slick kann sein:

  • 6.6/19.5 x 14

Dabei bedeutet 6.6 die Reifenbreite in Zoll, entsprechend 16,8 cm. 19.5 den Durchmesser von 49,53 cm und 14 den Felgendurchmesser, der allgemein in Zoll angegeben ist. Die Angabe des Durchmessers in Zoll signalisiert, dass der Reifen in Diagonalbauweise hergestellt wurde. Die Gummimischung (es gibt für unterschiedliche Distanzen verschiedene Härten) ist in der obigen Angabe nicht enthalten, wird aber irgendwie vermerkt, wobei wieder jeder Hersteller seine eigene Nomenklatur hat.

Michelin Rennreifen:

  • 18/67-17 S1826B

Aufbau einer Slickbezeichnung: 18/67-17 S1826B: 18 = Reifenbreite in cm 67 = Außendurchmesser in cm 17 = Nenndurchmesser in Zoll S1826B = Referenz für Karkasse und Gummimischung 19/67-420 : 420 = Nenndurchmesser in mm; 420mm = 16,5 Zoll

Haltbarkeit

Rennreifen altern schneller als andere Reifen, auch ohne Laufleistung. Sie sollten im Dunklen gelagert werden, da UV- Licht das Altern beschleunigt.