Bismarck (Schiff, 1940)

Schlachtschiff der deutschen Kriegsmarine
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Schlachtschiff Bismarck
Datei:German Battleship Bismarck bow view.jpg
Schiffsdaten
Entwurf: 1933 - 1936
Kiellegung: 1. Juli 1936
Stapellauf (Schiffstaufe): 14. Februar 1939
Indienststellung: 24. August 1940
Bauwerft: Blohm & Voss, Hamburg
Besatzung: 2090
Baukosten: 196,8 Mio Reichsmark
Schwesterschiffe
Tirpitz
Technische Daten
Verdrängung: offiziell: 35.000 ts, tatsächlich (maximal): 50.405 ts
Länge (Lüa)/ Breite / Tiefgang: 250,5 m / 36 m / 10,2 m
Maschinenanlage: 12 Kessel in 3 Gruppen
Anzahl der Wellen: 3
Leistung an den Wellen: 138.000 WPS (Wellenpferdestärke)
Höchstgeschwindigkeit: 30,1 kn über 3 Propeller
Marschgeschwindigkeit: 19 kn, 8100 s/m
Brennstoffvorrat: maximal 7.400 m³
Panzerung
Gürtelpanzer: 320 mm
Deck: 80-120 mm
oberer Panzer: 145 mm
drittes Panzerdeck: 80-120 mm
über den Munitionskammern: 100 mm
über der Rudermaschinenanlage: 100 mm
Kommandoturm: 220-350 mm
Türme der Schweren Artillerie: 130-360 mm
mittlere Artillerie: 40-100 mm
Bewaffnung
Schwere Artillerie: 8 × 38 cm L/52 C/34 in 4 Doppeltürmen
Turmgewicht: 1052t
Rohrgewicht (m. Verschluss): 111t
Rohrlänge: 19,63m
Geschossgewicht: APC / HE Boden(L/4,5)+Kopfzünder(L/4,6): 800 kg
spezielle Granaten für Küstenbeschuss:
Siegfried HE L/4,5: 495 kg
HE L/4,4: 510 kg
Geschosslänge
APC: 167,2 cm
HE m. Bodenzünder: 171 cm
HE m. Kopfzünder: 174,8 cm
Mündungsgeschwindigkeit:
Granaten gegen Schiffsziele: 820 m/s
spezielle Granaten für Küstenbeschuss: 1050 m/s
Reichweite:
bei 30° Erhöhung: 36.520 m
bei 52° Erhöhung (Küstenbeschuss):
42.000 m, bzw. 54.900 m mit 495 kg Granate
Durchschlagsleistung (Panzergranate/APC):
0 m: 742 mm
4572 m: 616 mm
18 km: 419 mm
22 km: 393 mm
27 km: 304 mm
Feuerrate: 2 - 3 Schuss/Minute
Lebensdauer: 180-210 Schuss pro Rohr
Munitionsvorrat: 108 Schuss pro Rohr
Mittelartillerie: 12 × 15 cm L/55 C/28 in 6 Doppeltürmen
Turmgewicht (mit Entfernungsmesser): 116,25 t
Rohrgewicht: 9,08 t
Geschossgewicht (APC, HE): 45,3 kg
Geschosslänge:
APC: 55.5 cm
HE m. Kopfzünder: 65.5 cm
HE m. Bodenzünder: 67.9 cm
Lebensdauer: ca. 1100 Schuss
Feuerrate: 6-8 Schuss/Min
Mündungsgeschwindigkeit: 875 m/s
Reichweite:
bei 35° (HE): 22.000 m
bei 40° (HE): 23.000 m
Munitionsvorrat: 105-150 Schuss pro Rohr
Flugabwehr:
16 × 10,5 cm L/65 C/33
Turmgewicht: 27,055 - 27,805 t
Gewicht eines Rohrs: 4.56 t
Feuerrate: 15-18 Schuss/Minute
Lebensdauer: ca. 2950 Schuss
Mündungsgeschwindigkeit (HE): 900 m/s
Reichweite:
bei 45° (HE): 17.700 m
bei 85° (HE): 12.500 m
Munitionsvorrat: 400-420 Schuss pro Rohr
16 × 3,7 cm C/30 (8 Doppeltürme)
Turmgewicht: 3,67 t
Rohrgewicht: 243 kg
Mündungsgeschwindigkeit: 1000 m/s
Reichweite: bei 45° 8500 m
bei 85° 6800 m
Lebensdauer: 7500 Schuss
Munitionsvorrat: 2000 Schuss pro Rohr
Feuerrate: 30 Schuss/Minute
2 cm FLAK MK: (insgesamt 20)
12 in Einzellaffetten (C/30)
2 Vierlingstürme (C/38)
Flugzeuge
Typ: 6 Arado Ar 196
Start von einem Katapult
Beiboote
Chefboote: 3
Barkasse: 1
Dingis: 2

Die Bismarck, benannt nach dem früheren deutschen Reichskanzler Otto von Bismarck (Taufpatin war Bismarcks Enkelin Dorothea von Löwenfeld), war zu ihrer Zeit eines der größten und stärksten Schlachtschiffe der Welt und stand unter dem Kommando von Kapitän zur See Ernst Lindemann.


Geschichte

Datei:German Battleship Bismarck launching Febr 1939 2.jpg
Bismarck wird zu Wasser gelassen – 14. Februar 1939
Datei:German Battleship Bismarck fitting out Hamburg 1939 1.jpg
Bismarck wird ausgerüstet – Dezember 1939

Der Versailler Vertrag gestattete Deutschland nur Kriegsschiffe von maximal 10.000 Tonnen. Erst mit Abschluss des deutsch-englischen Flottenabkommens vom 18. Juni 1935, dem das Washingtoner Flottenabkommen vom 6. Februar 1922 zugrunde lag, war es Deutschland offiziell erlaubt, Schlachtschiffe mit einer Standardverdrängung von bis zu 35.000 tons [ts] (eine Tonne entspricht allerdings der Englische Long Ton zu 1016 kg) zu bauen. Deshalb wurde die offizielle Verdrängung nur mit 35.000 tons angegeben. Die Standardverdrängung der Bismarck betrug jedoch in Wirklichkeit 41.700 tons.

Unternehmen Rheinübung

Datei:Battleship Bismarck 08 1940.jpg
Bismarck im August 1940

Die Bismarck hatte nur ein kurzes Leben. Am 18. Mai 1941 lief sie aus Gdynia (Gdingen, während der deutschen Besatzung von 1940 bis 1945 Gotenhafen genannt) zum Unternehmen Rheinübung aus. In Begleitung des Schweren Kreuzers Prinz Eugen ging die Fahrt durch den Großen Belt, Kattegat und Skagerrak in die Nähe von Bergen (Norwegen), wo das Schiff für einen Tag im Grimstadfjord lag. Dort wurde sie von der englischen Luftaufklärung entdeckt.

Am 22. Mai setzten beide Schiffe ihre Fahrt fort. Im Laufe des nächsten Tages näherte man sich der Dänemarkstraße. Hier wurde der deutsche Verband aber von den britischen Kreuzern HMS Norfolk und HMS Suffolk gesichtet. Von nun an standen Bismarck und Prinz Eugen unter ständiger Verfolgung durch Radarbeobachtung. Die Briten sandten den Schlachtkreuzer HMS Hood und das Schlachtschiff HMS Prince of Wales zum südlichen Ausgang der Dänemarkstraße, um die Deutschen abzufangen.

Datei:German Battleship Bismarck May 1941 from PE 1.jpg
Bismarck von Prinz Eugen aus fotografiert

Am frühen Morgen des 24. Mai 1941 kam es zu einem Gefecht beider Verbände. Die Bismarck konnte, mit nur sechs Salven ihrer schweren Artillerie, HMS Hood versenken. Durch einen Volltreffer ins Hauptmagazin, gab es eine Explosion, welche das Schiff in zwei Teile riss. Über 1.400 britische Seeleute, darunter auch Vice-Admiral Ernest-Lancelot Holland, kamen dabei ums Leben. Nur 3 Mann wurden gerettet. Die Prince of Wales drehte, nach vier Treffern durch Bismarck und drei Treffern durch Prinz Eugen, ab. Prinz Eugen erlitt keine Beschädigungen bei diesem Gefecht. Bismarck hatte dagegen drei Treffer durch die Prince of Wales erhalten. Einer ging in die Heizölzellen im Vorschiff. Dadurch liefen ca. 1000 t Brennstoff aus. Ferner kam man an die noch intakten Zellen des Vorschiffes nicht mehr heran. Jetzt rächte sich, dass die Bismarck weder in Bergen noch im Nordmeer nachgetankt hatte. Eine längere Operation war nun unmöglich geworden.

Datei:German Battleship Bismarck May 1941 from PE 2.jpg
Der Bug der Bismarck liegt nach Gefecht mit der Hood tiefer im Wasser

Vizeadmiral Günter Lütjens entschied, sich von der Prinz Eugen zu trennen. Diese sollte selbständig Handelskrieg führen. Bismarck sollte direkt nach St-Nazaire in Frankreich laufen. Am Abend konnte man, durch ein geschicktes Täuschungsmanöver, die Trennung durchführen. Beide Schiffe entkamen der Radarbeobachtung der britischen Kreuzer Norfolk und Suffolk.

Die Briten mobilisierten nach der Versenkung der Hood starke Verbände, um die Bismarck zu vernichten. Darunter befand sich beinahe die gesamte Home Fleet. Zunächst war die Bismarck unauffindbar. Ein längerer Funkspruch des deutschen Flottenchefs brachte die Briten aber wieder auf ihre Spur. Zwei Tage später sichtete ein britischer Aufklärer das deutsche Schiff. Am Abend des 26. Mai 1941 erzielte einer der Torpedoflugzeuge des britischen Flugzeugträgers Ark Royal einen fatalen Treffer an Bismarcks Ruderanlage. Das Ruder klemmte bei einer Lage von 15 Grad nach Backbord und machte das Schiff manövrierunfähig. Es gelang nicht, den Schaden zu beheben. Wind und Seegang brachten das Schiff, trotz aller Mühen mit den Schrauben gegenzusteuern, zwangsläufig auf den Kurs ihrer Gegner.

Am Morgen des 27. Mai 1941 wurde die "Bismarck" durch einen Verband britischer Kriegsschiffe gestellt. Es waren die Schlachtschiffe "HMS King George V" und "HMS Rodney", die schweren Kreuzer HMS Norfolk und HMS Dorsetshire sowie mehrere Zerstörer. Es wurden von den Aliierten Schiffen an die 400 Granaten auf die "Bismarck" abgeschossen, doch nur lediglich 4 Granaten schafften es die Hüllenpanzerung der "Bismarck" zu durchdringen. Keine dieser vier Treffer war bedrohlich für die Bismarck. Nach dem ca. 90 Minuten dauernden Gefecht waren die Aufbauten und Geschütztürme zerstört bzw. ausgefallen. Daher erteilte man den Befehl zur Selbstversenkung durch Sprengladungen und Öffnen der Bodenventile. Die Bismarck ging um ca. 10.36 Uhr unter. Die Dorsetshire und der Zerstörer "HMS Maori" übernahmen 110 Mann, nebst der Schiffskatze Oscar. Plötzlich liefen die Briten, wegen angeblicher U-Boot Gefahr, ab. Von der Besatzung der Bismarck - 2.092 Mann einschließlich Flottenstab und Prisenkommando - blieben ca. 400-500 Überlebende im Wasser zurück. Stunden später fand U 74 (Kaptl. Eitel-Friedrich Kentrat) drei Männer auf einem Floß und nahm sie an Bord. Am 29. Mai konnte das Wetterbeobachtungsschiff Sachsenwald zwei weitere Überlebende bergen. Somit überlebten von fast 2100 Männern nur 115.

Entdeckung des Wracks

Im Juni 1989 wurde das Wrack der Bismarck vom US-amerikanischen Tiefseeforscher Robert Ballard in 4.800 Metern Tiefe wieder entdeckt. Die Bilder der Bismarck zeigen ein aufrecht auf dem Meeresgrund aufsitzendes Schiff, das relativ unbeschädigt dasteht. Der Rumpf ist intakt, die Aufbauten sind beim Sinken zum Teil abgerissen. Auch eine Expedition von James Cameron zeigt deutlich, dass die Bismarck zumindest am Rumpf relativ unbeschädigt ist und daher höchstwahrscheinlich nur durch die Selbstversenkungsmaßnahmen der Besatzung versenkt wurde. Eine britische Expedition von 2001 kommt seltsamerweise zu einem ganz anderen Ergebnis, Versenkung durch Torpedos, aber das wird von Experten wie Robert Ballard als stark nationalistische und wenig fundierte Ansicht kritisiert.

Es wurden am ganzen Rumpf nur vier Durchschüsse durch Artilleriegranaten gezählt, auch die Untersuchung von Torpedoschotten hatte keinen Hinweis auf eine Versenkung durch Torpedos geliefert. Es wurde zwar mindestens ein Torpedotreffer entdeckt der aber außer einem Loch in der Aussenhaut und der dadurch gefluteten wasserdichten Abteilung keine grösseren Beschädigungen erzielte.

Literatur

  • Gerhard Koop/Klaus-Peter Schmolke: Die Schlachtschiffe der Bismarck-Klasse. Bernard & Graefe Verlag, Koblenz 1990, ISBN 3-7637-5890-9
  • B.B. Schofield: Der Untergang der Bismarck - Wagnis, Triumph und Tragödie, Motorbuch Verlag Stuttgart, ISBN 3-87943-418-2
  • Will Berthold: Die Schicksalsfahrt der Bismarck - Sieg und Untergang, Neuer Kaiser Verlag, ISBN 3-70431-315-7
  • Robert D. Ballard & Rick Archbold: Die Entdeckung der Bismarck - Deutschlands größtes Schlachtschiff gibt sein Geheimnis preis, Bechtermünz Verlag, ISBN 3-828-95370-0
  • Schiffe-Menschen-Schicksal: Bismarck - Kampf und Ende - Eine Kriegstragödie im Atlantik, Heft Nr. 22

Siehe auch

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