Ernst Schneller (* 8. November 1890 in Leipzig; † 11. Oktober 1944 im Konzentrationslager Sachsenhausen) war ein deutscher Lehrer und KPD-Reichstagsabgeordneter.
Leben
Ernst Schneller kam 1919 als Lehrer nach Schwarzenberg (Erzgebirge) und trat nach dem Kapp-Putsch in die KPD ein. Von 1921 bis 1924 hatte er für die KPD einen Sitz im sächsischen Landtag. Hier sprach er zu zahlreichen Minderheitsanträgen der KPD, die sein Fachgebiet, die Pädagogik, betrafen. Dabei setzte er sich für eine umfassende Revolution des Bildungswesens ein, in dessen Mitte die Produktionsschule stehen sollte. Mit einer Fülle von Fakten verteidigte er auch Anträge seiner Fraktion zur Bekämpfung des Kinderelends durch Einführung von kostenloser Schulspeisung, Lernmittelfreiheit, kostenlosen ärztlichen und zahnärztlichen Untersuchungen für Schul- und Vorschulkinder sowie Ausstattung schulentlassener Kinder mit Kleidung. Ständig versuchten die rechten Abgeordneten ihn niederzubrüllen, so dass der Präsident sie auffordern musste, ihn ausreden zu lassen "denn niemand wird ihn davon abhalten können, alles zu sagen, was er sagen will." Doch verdarb er fast jedesmal die Wirkung seiner theoretisch wie praktisch fundierten und leidenschaftlich sozial engagierten Reden durch die kritiklose Verherrlichung der Zustände in der Sowjetunion. Er kandidierte für den Wahlkreis 30 Chemnitz-Zwickau, wurde im Dezember 1924 Mitglied des Deutschen Reichstages in Berlin und später Leiter der Reichsparteischule der KPD in Schöneiche-Fichtenau. Für die Reichstagswahlen nach Hitlers Machtantritt entwarf er einen Klebezettel, auf dem er den SA-Terror anprangerte und den er mit seinem vollen Namen unterzeichnete. Nach dem Reichstagsbrand ist er am 27./28. Februar 1933 in Berlin verhaftet und in das Untersuchungsgefängnis nach Moabit gebracht worden. Im April 1933 wurde er in das Konzentrationslager Sonnenburg überführt und saß ab 8. Juli 1933 in der Gefangenenanstalt II in Leipzig in Untersuchungshaft. Am 9. November 1933 wurde er wegen Aufforderung zum Hochverrat zu 6 Jahren Zuchthaus und 5 Jahren Ehrverlust verurteilt. Am 16. November 1933 trat er die Strafe im Zuchthaus Waldheim (Sachsen) an, wo er bis 1939 zeitweise in Einzelhaft saß. Im Juli 1939 ist er in das Konzentrationslager Sachsenhausen überführt worden, wo er einen Häftlingsaufstand vorbereitete und am 11. Oktober 1944 gemeinsam mit Mathias Thesen, Rudolf Henning und 24 weiteren Häftlingen auf Befehl erschossen wurde. Ernst Schneller hinterließ eine Tochter, die von Pfarrer Artur Rackwitz in dessen Familie aufgenommen wurde.
Werke (Auswahl)
- Zum 13. März (1926)
- Zehn Jahre Sowjetunion (1927)
- Potempa. Die Ermordung des Arbeiters Pietczuch. Berlin, 1932.
Literatur
- Sächsischer Landtag, Verhandlungsprotokolle 1922 - 1926
- Kießling, Wolfgang: Ernst Schneller. Lebensbild eines Revolutionärs. Berlin: Dietz, 1960 (weitere Auflagen 1972 und 1974)
- Ernst Schneller. Eine Biographie. Berlin: Dietz, 1977.
- Kießling, Wolfgang: Ernst Schneller - Zehn Jahre Kampf, zehn Jahre Revolution. Berlin: Dietz 1981.
Weblinks
Personendaten | |
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NAME | Schneller, Ernst |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Lehrer und KPD-Reichstagsabgeordneter |
GEBURTSDATUM | 8. November 1890 |
GEBURTSORT | Leipzig |
STERBEDATUM | 11. Oktober 1944 |
STERBEORT | Konzentrationslager Sachsenhausen |