Diphenyldiselenid

chemische Verbindung
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Strukturformel
Strukturformel von Diphenyldiselenid
Allgemeines
Name Diphenyldiselenid
Andere Namen

Phenyldiselenid

Summenformel C12H10Se2
Kurzbeschreibung

gelbe Kristalle[1]

Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer 1666-13-3
PubChem 15460
Wikidata Q3538196
Eigenschaften
Molare Masse 312,13 g·mol−1
Aggregatzustand

fest

Dichte

1,557 g·cm−3[2]

Schmelzpunkt

63 °C[2]

Siedepunkt

202 °C[3]

Löslichkeit

löslich in vielen organischen Lösemitteln, unlöslich in Wasser[2]

Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung[4]
Gefahrensymbol Gefahrensymbol Gefahrensymbol

Gefahr

H- und P-Sätze H: 301​‐​331​‐​373​‐​410
P: 261​‐​273​‐​301+310​‐​311​‐​501[4]
Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen (0 °C, 1000 hPa).

Diphenyldiselenid ist eine chemische Verbindung mit der Formel(C6H5)2Se2, abgekürzt auch als Ph2Se2. Der orange Feststoff ist ein oxidiertes Derivat der des Phenylselenol. Es wird in der organischen Synthese zum Einführen von PhSe-Einheiten benutzt.

Darstellung

Diphenyldiselenid wird gewonnen durch Umsetzung des Grignard-Reagenzes Phenylmagnesiumbromid mit Selen unter erhitzen sowie anschließende Oxidation durch Brom:[5]

PhMgBr + Se → PhSeMgBr
2 PhSeMgBr + Br2 → Ph2Se2 + 2 MgBr2

Eigenschaften

Diphenyldiselenid besitzt eine zentrosymmetrische Struktur mit einer Se-Se-Bindungslänge von 2,29 A.[6]

Reaktionen

Charakteristische Reaktionen von Diphenyldiselenid sind Reduktion und Chlorierung:

Ph2Se2 + 2 Na → 2 PhSeNa
Ph2Se2 + Cl2 → 2 PhSeCl

PhSeNa ist ein nützliches Nukleophil, das benutzt werden kann, um durch nukleophile Substitution eines Alkylhalogenids, einer Mesylgruppe, einer Tosylgruppe oder eines Epoxids eine Phenylselenylgruppe einzuführen. Das nachfolgende Beispiel stammt aus der Morphinsynthese:[7]

Datei:NaSePh-Epoxide.gif

PhSeCl ist ein wirkungsvolles Elektrophil, mit dem Phenylselenylgruppen in zahlreiche Nukleophile wie Enolate, Enol-Silyl-Ether, Grignard-Verbindungen, Lithiumorganische Verbindungen, Alkene und Amine eingeführt werden können. In der nachfolgend gezeigten Reaktion (frühe Reaktionsschritte der Synthese von Strychnofolin) wird eine Phenylselenylgruppe durch die Reaktion von PhSeCl mit einem Lactom-Enolat eingeführt.[8] Die Reaktionssequenz ist eine wirkungsvolle Methode zur Umwandung von Carbonylverbindungen in ihre α,β-ungesättigen Analoga.[9]

 

Diphenyldiselenid selbst ist ebenfalls eine Quelle für die schwach elektrophile Phenylselenylgruppe, es kann allerdings nur in Reaktion mit starken Nukleophilen wie Grignard-Reagenzien, Lithiumverbindungen und Enolestern benutzt werden. PhSeCl ist sowohl reaktiver wie auch effizienter, da mit Ph2Se2 die Hälfte des Selens verschwendet wird.

Ph2Se2 + Nu → PhSeNu + PhSe

N-Phenylselenphtalimid (N-PSP) kann benutzt werden, falls PhSeCl zu stark und Diphenyldiselenid zu verschwenderisch ist.[10]

Einzelnachweise

  1. Marsh, R. E., Acta Cryst., (1952) 5, 458–462.
  2. a b c Thieme Römpp Online, abgerufen am 10. Februar 2013.
  3. http://www.chemicalbook.com/ChemicalProductProperty_DE_CB8853190.htm, abgerufen am 10. Februar 2013.
  4. a b c d Datenblatt Diphenyl diselenide, 98% bei Sigma-Aldrich (PDF).Vorlage:Sigma-Aldrich/Abruf nicht angegeben
  5. Reich, H. J.; Cohen, M. L.; Clark, P. S.: Reagents for Synthesis of Organoselenium Compounds: Diphenyl Diselenide and Benzeneselenenyl Chloride. In: Organic Syntheses. 59. Jahrgang, Coll. Vol. 6, 1979, S. 141 (orgsyn.org).
  6. Marsh, R. E.: The Crystal Structure of Diphenyl Diselenide. In: Acta Crystallographica. doi:10.1107/S0365110X52001349.
  7. Taber, D. F.; Neubert, T. D.; Rheingold, A. L.: Synthesis of (−)-Morphine. In: Journal of the American Chemical Society. 2002, doi:10.1021/ja027882h.
  8. Lerchner, A.; Carreira, E. M.: First Total Synthesis of (±)-Strychnofoline via a Highly Selective Ring-Expansion Reaction. In: Journal of the American Chemical Society. 124. Jahrgang, Nr. 50, 2002, S. 14826–14827, doi:10.1021/ja027906k.
  9. Reich, H. J.; Wollowitz, S.: Preparation of α,β-Unsaturated Carbonyl Compounds and Nitriles by Selenoxide Elimination. In: Organic Reactions. 44. Jahrgang, 1993, S. 1–296, doi:10.1002/0471264180.or044.01.
  10. A. F. Barrero, Alvarez-Manzaneda, E. J.; Chahboun, R.; Corttés, M.; Armstrong, V.: Synthesis and Antitumor Activity of Puupehedione and Related Compounds. In: Tetrahedron. 55. Jahrgang, Nr. 52, 1999, S. 15181–15208, doi:10.1016/S0040-4020(99)00992-8.