Politische und soziale Geschichte des Islams

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Dieser Artikel schildert die politische, kulturelle und soziale Geschichte des Islam. Zur religiösen Entwicklung siehe Islam, Koran, Sunna, Fiqh, Schari'a, Schia, Sufismus.

Historiogramm zur islamischen Geschichte bis 1300

Arabien vor dem Islam

Moslems bezeichnen die Zeit vor dem Islam als dschahiliyya, als Epoche der "Unwissenheit". Der Islam hat seinen Ursprung auf der Arabischen Halbinsel (arab. dschasirat al-`arab "Insel der Araber"), einem hauptsächlich von Beduinen bewohnten Steppen- und Wüstengebiet. Arabien war zur damaligen Zeit kein vereinigtes Reich, sondern lag am Rande des Einflussgebiets des Byzantinischen Reichs auf der einen und des Perserreichs auf der anderen Seite, sowie deren Vasallenstaaten, der den Byzantinern angeschlossenen Ghassaniden und der den Persern verbündeten Lachmiden. Arabien bildete in dieser Zeit eine reine Stammesgesellschaft, die von dem Gegensatz zwischen Sesshaften (hadar) und Nomaden (badu) geprägt war. Neben den Beduinen, die ihren Lebensunterhalt mit Viehzucht und Beutezügen (arab. gazw oder gazu) untereinander bestritten, lebten dort sesshafte Bauern, die in den Oasen Landwirtschaft betrieben.

Mekka, die Heimat Mohammeds, hatte sich aufgrund seiner günstigen Lage an der "Weihrauchstraße", die von Südarabien nach Syrien verlief, zu einer blühenden Handelsmetropole entwickelt, die von den Koreischiten, einer Sippe von Kaufleuten dominiert wurde. Obwohl auch zahlreiche Juden (vor allem in Mekka, Yathrib (Medina), Wadi l-Qura, Chaibar, Fadak, Taima und dem nahe bei Mekka gelegenen at-Ta'if) und Christen auf der arabischen Halbinsel lebten, bekannte sich nach islamischer Überlieferung die Mehrheit der Bewohner zu einer Vielzahl heidnischer Stammesgötter, wie z.B. den drei Göttinnen al-Lat, Manat und al-Uzza bzw. der insbesondere in Mekka verehrten Lokalgottheit Hubal. Die Kaaba - arab. auch baytu'llah, d.h. "Haus Gottes" - in Mekka war bereits in vorislamischer Zeit ein bedeutender Wallfahrtsort und stellte eine wichtige Quelle wirtschaftlichen, religiösen und politischen Einflusses für die Koreischiten dar.

Mohammed und die Entstehung des Islam

Um das Jahr 570 wurde Mohammed in Mekka geboren. Über die Frühzeit seines Lebens ist wenig bekannt. Wir wissen von einer Handelsreise nach Syrien, die der fünfundzwanzigjährige Mohammed im Auftrag von Chadidscha unternahm, einer reichen Kaufmannswitwe, die er später heiratete. Im Alter von vierzig Jahren, einer traditionell symbolbehafteten Zahl, hatte Mohammed schließlich Visionen, die er als Wort Allahs zunächst nur seinem unmittelbaren Umfeld verkündete; später bildeten diese Eingebungen, in Suren gestaltet, den Koran. Als die Anhänger der neuen Religion die alten Götter zu bekämpfen begannen, kam es zum Bruch zwischen Mohammed und den Koreischiten. Mohammed unterstellte sich 620 mit seinen Anhängern dem Schutz der beiden medinensischen Stämme der Aus und Hasradsch (Chazradsch), die einen Schlichter (arab. hakam) für ihre Zwistigkeiten suchten. Ibn Ishaq, einer der wichtigsten Biographen Mohammeds, berichtet von mehreren Treffen auf dem 'Aqaba, einem Hügel in der Nähe Mekkas, auf denen Mohammed mit den Medinensern (die daraufhin Ansar "Helfer" genannt wurden) ein Bündnis schließt. Im September 622 zieht Mohammed mit seinen Anhängern von Mekka nach Yathrib (Medina), ein Ereignis, das als Hedschra den Beginn der islamischen Zeitrechnung markiert.

Die Übersiedlung nach Medina markiert zugleich auch den Beginn der politischen Tätigkeit Mohammeds. Mohammed hatte in der medinensischen Gesellschaft die angesehene Stellung eines Schlichters und wurde zugleich als Oberhaupt der islamischen Gemeinde, der umma angesehen.

Der Islam erfuhr in Medina seine gesellschaftliche Ausformung. Die medinensischen Suren des Korans nehmen immer stärker Bezug auf konkrete Regelungen des Lebens und der Organisation der islamischen Gemeinschaft; die Unterschiede zu den Juden und Christen werden betont und von den Un- und Nichtgläubigen geschieht eine stärkere Abgrenzung.

Gleichzeitig kommt es zur militärischen Konfrontation mit Mekka, in der Mohammed als militärischer Führer der Moslems auftritt. Mohammed führt seit 623 mehrere Feldzüge (majazi) gegen Mekka (Sieg der Moslems in der Schlacht von Badr (624), die Schlacht am Berge Ubud (625) und die Grabenschlacht (627)) bis im März 628 ein Waffenstillstand geschlossen wurde. 629 traten die Moslems zum ersten Mal die Pilgerreise nach Mekka an, 630 übergaben die Führer von Mekka die Stadt an Mohammed, nachdem ihnen versichert worden war, dass die Stadt ihren Charakter als Wallfahrtsstätte behalten werde.


In den Jahren vor dem Tode Mohammeds weitete sich der Einfluss des Islams auf die ganze arabische Halbinsel aus. Mit den Stammesführern wurden Verträge geschlossen, die teils eine Tributpflicht, teils die Anerkennung Mohammeds als Propheten enthielten. Einer der Hauptursachen für die rasend schnelle Ausbreitung des Islams lag in der inneren Struktur der Gesellschaftsordnung. Die von Ibn Hisham überlieferte "Verfassung von Medina" legte eine Beistandspflicht der Moslems untereinander sowie das Verbot, andere Moslems anzugreifen fest. Die in der vorislamischen Zeit so beliebten Beutezüge der Stämme richten sich nun ausschließlich gegen Nicht-Moslems, da nur gegen diese Krieg geführt werden durfte, während der Islam das "Haus des Friedens" war.


Die Ära der rechtgeleiteten Kalifen

Der Begriff "Rechtgeleitete Kalifen" bezieht sich ausschließlich auf die ersten 4 Kalifen, namentlich

und bezeichnet jene Kalifen, welche die Umma, die Gemeinschaft der Gläubigen, noch ungespalten führten. Kalif hieß zwar, der Nachfolger des Propheten zu sein, aber die frühen Kalifen waren keine Alleinherrscher. Ihre Herrschaft war noch stark geprägt von der vorislamischen Stammesgesellschaft. Sie genossen vor allem religiöse Autorität, amtierten als Leiter des Gebets und als Schiedsrichter.

erster Kalif: Abdallah Abu Bakr

Als Mohammed 632 starb, stellte sich für die Moslems die Frage seines Nachfolgers. Schon damals trat der Gegensatz zwischen den einzelnen Gruppen, den frühesten Gefährten Mohammeds, den zum Islam konvertierten Medinensern und den erst vor kurzem konvertierten einflussreichen Mekkanern zu Tage. Man einigte sich schließlich auf Abdallah Abu Bakr, einen Mann der ersten Stunde, dessen Tochter Aischa Mohammeds Frau gewesen war und der auch schon zu Lebzeiten Mohammed als Leiter des öffentlichen Gebets vertreten hatte. Seine kurze Herrschaft zeichnete sich im wesentlichen durch eine Konsolidierung des jungen Islam aus. Viele der Stämme der arabischen Halbinsel wollten eine Nachfolge für den Propheten nicht akzeptieren und erhoben sich, Abu Bakr unterwarf sie jedoch und band sie so dauerhaft. 634 starb er.

zweiter Kalif: Omar ibn al-Chattab

Ihm folgte dann Omar ibn al-Chattab. Es sollte an ihm sein, den Islam mit militärischen Mitteln weiterzutragen. 634 fielen fast zeitgleich arabische Armeen sowohl in das byzantinische Palästina und Syrien als auch in das sassanidische Mesopotamien ein, die beide noch von den langen, gegeneinander geführten Kriegen erschöpft waren. Nach einigen kleineren Gefechten entschied sich das Schicksal des christlichen Vorderen Orients in der Schlacht von Yarmuk im heutigen Jordanien. Die Truppen des Kaisers Herakleios wurden geschlagen und die Byzantiner räumten Syrien. Statt dessen konzentrierten sie ihre Kräfte auf die Verteidigung Ägyptens, welches jedoch 639/40 ebenfalls überrannt wurde. 642 fällt Alexandria und in den 70er Jahren wird die nordafrikanische Küste erobert, wobei sich Karthago allerdings bis 697/98 halten kann. Damit ist Byzanz auf Kleinasien, die Stadt Konstantinopel und einige Inseln und Küstenbereiche in Griechenland beschränkt. Noch schlimmer erging es jedoch den Sassaniden. Im Südirak kam es (wahrscheinlich 636) bei Kadesia zur Schlacht. Nach der dortigen Niederlage ziehen sich die sassanidischen Truppen ins persische Herzland zurück. Sogar die Hauptstadt Ktesiphon wird aufgegeben. Doch ist der persische Widerstand damit noch nicht gebrochen. 642 kommt es bei Nihawend zum "Sieg aller Siege": das persische Heer wird vernichtet und nun hält die Araber nichts mehr auf. Der letzte sassanidische Großkönig Yazdegerd III. wird 651 in Merw ermordet. Persien wird Stück für Stück erobert, auch wenn sich die Bevölkerung dem mit unterschiedlicher Heftigkeit und Stärke widersetzt. Hier gibt es spürbaren Widerstand, im Gegensatz zu Syrien, wo die Araber von den Monophysiten und der Assyrischen Kirche des Ostens teilweise begeistert empfangen wurden. Erst nach und nach erlischt dieser und damit ist das Ende der letzten altorientalischen Staatsgründung besiegelt.

Zu Details und Literatur siehe den Artikel Islamische Expansion.

Omar setzte auch Amr ibn al-As als seinen Statthalter für Palästina und Ägypten ein, der die Herrschaft in der Region langfristig zuverlässig aufrecht erhielt und noch mehrfach wertvolle Unterstützung für die späteren Schlachten der Kalifen und speziell für Ali leisten sollte. Im Jahre 644 wird Omar von einem persischen Sklaven ermordet.

dritter Kalif: Osman ibn Affan

Mit der Herrschaft von Osman ibn Affan begann eine Zeit innerer Auseinandersetzungen im Islam, die letzten Endes zur Spaltung der Gemeinde führen sollte. Seine bedeutendste Tat ist die abschließende und bis heute maßgebliche Redaktion des Koran. Nepotismus und Misstrauen gegenüber den weitgehend unabhängig agierenden Statthaltern führten zu deren Ersetzung durch enge Verwandte, der Wichtigste unter ihnen war Mu'awiya in Syrien (später Muawiya I.). 656 wird Osman im Gebet ermordet. Ob der gedemütigte 'Amr ibn al-'As hinter dem Anschlag stand, Osmans Nachfolger auf dem Kalifenthron Ali ibn Abi Talib oder gar A'ischa, die Witwe des Propheten, bleibt im Dunkeln.

vierter Kalif: Ali ibn Abi Talib

Die folgende Einsetzung Alis als Kalif, Vetter und Schwiegersohn des Propheten, empfanden nicht alle Seiten als akzeptabel. 'A'ischa, Mohammeds Witwe, hasste Ali und Mu'awiya suchte nach Rache für die Ermordung Osmans. 656 kam es so zur Kamelschlacht zwischen Ali und Mu'awiya. Technisch gesehen gewann zwar Ali den Kampf, aber eine Entscheidung war diese Schlacht noch nicht. 657 kommt es dann zu einer zweiten Schlacht, der Schlacht von Siffin am mittleren Euphrat, ein Schiedsgericht im Anschluss daran sollte die Frage, wem das Kalifat nun zustehe, endgültig beantworten. Nachdem Ali sich dazu bereit erklärte, kündigte ihm ein Teil seiner Anhänger, die so genannten Charidschiten, die Gefolgschaft. Das Urteil klärte die Situation nicht eindeutig, was Alis Position weiter schwächte.

Aufspaltung in Sunni und Schia

660 errichtet Mu'awiya in Damaskus ein Gegen-Kalifat. Die als Besudelung des Islams empfundene Auseinandersetzung zwischen den beiden führt zu einer Verschwörung von Charidschiten, die sich in Mekka gesammelt hatten, 661 finden gleichzeitig Anschläge auf Ali und Mu'awiya statt, nur Mu'awiya überlebt. Damit wird dieser Kalif.

Aber die Parteigänger Alis akzeptieren ihn nicht als Kalifen. So kommt es zum Schisma zwischen den Sunniten und der Schi'at 'Ali. Die Partei Alis zieht sich zurück in den Süden des Iraks, und es beginnt die Dynastie der Umayaden.

Siehe auch: Liste der Kalifen, Kalifat, Islamische Expansion

Die Dynastie der Omajaden

(661-750)

Schlacht von Kerbela
Gründung von Bagdad
Weitere Eroberungen

Siehe auch: Omajaden

Das Kalifat der Abbasiden

(749 bis zur Mitte des 11. Jahrhunderts)

Siehe auch: Abbasiden

Die Zeit der Seldschuken

Siehe auch: Seldschuken, Kreuzzüge

Die Fatimiden in Ägypten

Siehe auch: Fatimiden

Die Dynastien der Almoraviden und Almohaden in Nordafrika und Spanien

Siehe auch: Almoraviden und Almohaden

Die Zeit der Mongolen

Siehe auch: Mongolen, Ejubiden

Die Mamluken in Ägypten

Siehe auch: Mameluken

Die Zeit der Osmanen

Das Osmanische Reich

Siehe auch: Osmanisches Reich, Osmanisches Kalifat

Die Entstehung der Nationalstaaten

Die Islamische Welt in der Moderne

Siehe auch: Geschichte Algeriens, Geschichte des Iraks, Arabische Liga, Nahostkonflikt

Literatur