Leserbrief in Deisteranzeiger, Springe am 8.7.2005
Zweifel an Göbel
Die ZDF-Sendung „Unsere Besten – die größten Erfindungen“ am Freitag, dem 17. Juni, war sehenswert. Beachtlich ist der zweite Rang für die Glühbirne. Doch was Johannes B. Kerner über Heinrich Göbel gesagt hat, ist nicht zu halten: „Nach dem Tod Göbels kauft Edison der verarmten Familie die Patentrechte ab. Das Geschäft mit dem Licht kann beginnen.“ Für diese Aussagen gibt es keinerlei Grundlagen. Unbezweifelbar fest steht vielmehr, dass Göbel 1893 starb, Thomas A. Edison aber schon am 27. Januar 1880 sein US-Patent Nr. 223.898 „Electric Lamp“ erhalten hatte und bereits produzierte.
In unserer globalisierten Zeit sollten wir auch einmal zur Kenntnis nehmen, wie andernorts über Heinrich Göbel gedacht worden ist. In US-amerikanischen Enzyklopädien findet sich nirgends ein Stichwort oder ein Hinweis auf ihn. Eine Studie vom Massachussetts Institute of Technologie kam zu dem Ergebnis, dass Göbels Ansprüche höchst zweifelhaft seien. In einer Biographie über Edison wird der Einwanderer aus Springe als Betrüger dargestellt.
Unser deutsches Bild von Heinrich Göbel ist geprägt von Arbeiten aus den 1920er und 1930er Jahren. Die „Göbel-Lampen“ in unserem Museum sind Rekonstruktionen von 1937, und die ausführlichste Abhandlung ist ein Aufsatz von 1923 über drei Seiten. Schon die beiden Jahreszahlen können kaum als Indizien für fundierte deutsche Geschichtsforschung gewertet werden. Es muss gar die Frage gestellt werden: Ist unser Göbel-Bild möglicherweise das Ergebnis einer nationalistisch inspirierten Fehldeutung der Quellen?
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Leserbrief in NDZ, Springe am 14.5.2005
Leserbrief zu NDZ vom 27.4.2005 (cz) Ist die Glühbirne die größte Erfindung? Die Glühlampe war keine Idee und keine Ersterfindung von Heinrich Goebel ___________________________________________________________________
Die Technikgeschichte der Glühlampe umfasst einen Zeitraum von ca. 130 Jahren von den ersten Lichtexperimenten mit metallischen Glühfäden um ca. 1800 bis zur Verdrängung der Gaslampen ca. 1930. Forschungseinrichtungen, Firmen und Bürger vieler Nationen haben dazu beigetragen. Es ist vermessen, Idee und Ruhm einer Einzelperson zuzuschreiben.
Welche heftigen Reaktionen die von Springe ausgehenden Darstellungen mitunter hervorrufen, kann man unter www.radiomuseum.org , einer Stiftung der Stadt Luzern, in der Rubrik Forum/ Technikgeschichte/ Goebel Dichtung und Wahrheit nachlesen.
In Springe hat sich Friedrich Gisselmann mit den Quellen zu Heinrich Goebel beschäftigt. Er teilte mir mit : "So leid es mir tut, es muss akzeptiert werden, dass der Beitrag von Dr. H. Beckmann aus 1923, auf dem alle Geschichten über Heinrich Göbel in Deutschland aufgebaut sind (einschl. Lexika) nun (auch wieder leider) nicht die reine Wahrheit sind."
Seit ca. 1800 wurde mit Glühdrähten experimentiert. Seit ca. 1835 wusste man, dass ein Vakuum das Verbrennen des Glühfadens verhindert. Das älteste in der Literatur genannte Patent für Glühlampen datiert von 1841 für Frederick de Moleyns in England. Bedeutend ist die Glühlampe von J.W. Starr, patentiert 1845. Da die Vakuumpumpe nicht erfunden war, hatten die frühen Glühlampen nur eine geringe Nutzungszeit. Dennoch waren insbesondere Platindraht-Glühlampen an vielen Orten bekannt. Die wesentliche Frage ist, ob an Göbels Laden in New York ab 1854 Platindraht-Glühlampen leuchteten, die der geschickte Goebel problemlos herstellen konnte, oder die ersten Kohlefaden-Vakuum-Glühlampen, die Edison 1879 patentieren ließ.
Die Behauptung der NDZ, die Glühlampe sei Göbels Idee, ist also ebenso falsch wie die Darstellung, die Glühlampe sei durch eine "Erleuchtung" Göbels 1854 plötzlich in die Welt gekommen. Es geht um Weiterentwicklung bekannter Glühlampen!
Die Quellenlage zum Zeitraum des angeblichen Erfindungsjahres 1854 bis 1879 (Edisons Patent) bzw. 1882 (Göbels Patent) ist schlecht. Im Oconto-Patentstreit, einem der drei Göbel-Prozesse, stellte der Richter eine "Atmosphäre der Unbeweisbarkeit" fest. Peter Kurz, der Patentstreitigkeiten untersuchte, schreibt : "Aus heutiger Sicht ist es unmöglich, ein klares Bild über Goebels Verdienste und die Art seiner Vorbenutzung zu gewinnen".
Die NDZ sieht Göbel in der Ehrengalerie auf dem Sockel des "Erleuchteten". Das Museum "William J. Hammer Historical Collection of Incandescent Electric Lamps" führt Göbels Lampe als größten Betrug in der Geschichte der Elektrizität. Eine beachtliche Fallhöhe!
Mit dem Vorbehalt fehlender Beweise war Göbels Leistung der Meilenstein der ersten echten Kohlefaden-Vakuumglühlampe in der Entwicklungsgeschichte der Glühlampe, aber nicht die Erfindung der Glühlampe oder gar des elektrischen Lichtes. Die Würdigung von Heinrich Goebel sollte darin bestehen, die Geschichte endlich vom Ballast unbelegbarer und falscher Behauptungen früherer Jahre zu befreien, die Quellen zu pflegen und weiter auszuwerten sowie eine Internetseite mit allen Dokumenten einzurichten. Was die Ehrung Göbels angeht, ist weniger mehr und Bescheidenheit besser als eine unhaltbare Erhöhung, die gleichzeitig die zudem belegten Beiträge von Bürgern anderer Nationen geringschätzt.
Kein Edison-Anhänger 5.12.2005
Kein Edison-Anhänger - Propagandaopfer Springer Schulen in Sachen Göbel und um Aufklärung bemüht! Kleine Empfehlung: Quellen studieren ! In den Bibliotheken technischer Universitäten gibt es die 1893er Zeitschriften von z.B. "Electrical World". Dr.Beckmanns Artikel von 1923 mit der unzutreffenden Behauptung, Göbels Erfindung sei gerichtlich anerkannt worden, hat die gesamte Göbelei in Deutschland ausgelöst. Die Fakten sind ernüchternd: Keinerlei Beweise für elektrotechnische Arbeiten Göbels vor 1881! Gerne würden man ihm glauben. Leider haben schon seine Aussagen im Januar 1893 zu seiner Zeit in Springe keine erkennbare Wirklichkeitsrelevanz - um das Wort Lüge und Meineid zu vermeiden. Die 1893er Vorgänge habe teilweise das Niveau einer Gerichtsposse. Auf diesen längst vergessenen Sumpf begründete Dr.Beckmann 1923 den Mythos eines deutschen Erfinders. Gerichtlicher Erfolg in dritter und letzter Instanz wurde völlig aus der Luft gegriffen behauptet. Der Brockhaus bezog sich auf Dr.Beckmann. Der Rest ist deutsche Göbeldichtung. Für Dr.Beckmann kann Springe nicht - der war Berliner. Das Museum Springe spielt allerdings keine gute Rolle. Weder Stadt noch Museum haben jemals Quellen veröffentlicht, sondern immer nur Behauptungen.
Da aus mir unbekannte Gründen die Heinrich-Göbel-Realschule eine distanzierte Haltung eingenommen hat, was für mit der Göbel-Story Vertraute längst überfällig war, aber zeitlich jetzt doch überraschend kam, war es notwendig, hierfür Erklärungen zu liefern, damit niemand ratlos im Internet zurückbleibt. Sprachliche Überarbeitung und Quellenangaben folgen. Wesentliche Informationen sollten erst einmal verfügbar gemacht werden.
Wir haben es mit einer komplexen Geschichte auf 3 Ebenen zu tun: a) Leben und Leistungen von Heinrich Göbel b) Behauptungen über Leben und Leistungen von Heinrich Göbel als Bestandteil der Patentprozesse 1893, für die Beweise fehlen c) Dr.Beckmanns Artikel 1923, der die Ehrung Göbels in Deutschland begründete, mit falschen Behauptungen über Göbel und folgenden frei erfundenen Geschichten von Journalisten über Göbel bis heute, die immer wieder abgeschrieben wurden und dadurch einen "selbsttragenden" Wahrheitswert bekamen. Die physikalisch unmögliche Parfümflaschenlampe taucht beispielsweise erstmals Ende der 1930er Jahren auf - da war selbst Beckmann schon verstorben und Göbel hat im Grab vermutlich einen Lachanfall bekommen. 65 Jahre immer wieder abgeschrieben, war die Flaschenlampe 2004 dann "wahr genug", um auf einer Briefmarke verewigt zu werden.--Hgn-p 22:30, 5. Dez 2005 (CET)
- Versteh mich nicht falsch, aber der Teil inkl Überschrift und allen klingt wie ein Zeitungsartikel ;-) Ich muss zugeben, dass ich ernsthaft darüber nachdenken muss. Also: Ich ziehe meine Antrag auf zurücksetzen des Beitrags zurück, solange ich nich schlauer bin, als jetzt :-X --KingCrunch 11:14, 6. Dez 2005 (CET)
Überarbeitung vom 4./5. Dez
Mein Güte, was ist denn hier passiert? Ich weiß nicht, was der Mensch sich dabei gedacht hat (eine Stellungnahme wäre interessant), zumindest sind viele der Bestandteile, die er als "Behauptet" darstellt - und das Wort verwendet er reichtlich häufig -, nachweislich überliefert. Mal abgesehen von der Fröstl Geschichte... Sollte man nun seine ganzen Theorien rückgängig machen? Für mich klingen sämtliche Änderungen sehr stark nach einem Edison-Anhänger, was die ständigen Seitenhiebe auf eben diesen vermuten lassen. Zudem existieren sehr wohl Beweise, ua im schonmal (unten) angesprochenen Heimatmuseum Springe, falls mal wer Motivation hat dort vorbei zu fahren. [[1]]. Ansonsten kann man da auch sicherlich mal anrufen. --KingCrunch 14:10, 5. Dez 2005 (CET)
Wow, toll recherchiert! Das Bild von Edison unter Glühlampe ist nun leider ein wenig verrutscht ... Ich denke, dass auch ein Redirect von Goebel auf Heinrich Göbel angebracht wäre ... Oder?--HansG 20:00, 23. Feb 2004 (CET)
Geschichte Heinrich Göbel/Henry Goebel + Fröstl
Anonymus fragt:
Warum wurden die entsprechenden Stellen einfach gestrichen?
Antwort von xx (siehe Versionsliste):
um äußerst zweifelhafte informationen daran zu hindern, sich unhinterfragt zu verbreiten... es wäre sinnvoll, mal die Quellen offenzulegen. Gibt es überhaupt einen Nachlass? Und was hätte Edison mit Göbels Patenten anfangen sollen (säumer für nähmaschinen, geisslerpumpe und einem bei göbels tod bereits antiquierten kohlefadenbefestigungssystem) ?
Antwort von Anonymus:
Zu dieser Fröstl-Geschichte: Als öffentlich zugängliche Quelle wurde das Springer Heimatmuseum benannt. Das Problem ist, dass über Göbel sehr wenig publiziert wurde. Den größten Forschungsanteil haben immer noch das Springer Museum und eine Vereinigung von Göbel-Freunden in Springe. Solange nicht allgemein anerkannt wird, dass Göbel der eigentliche Erfinder der Glühlampe ist, wird auch kaum jemand außerhalb Springes über Göbel forschen. Die behaupteten Informationen, insbesondere zu Fröstl, sind beim Springer Museum nachprüfbar (auch telefonisch!).
Wo ist belegt: 1.) Göbels Nachlass 2.)Mithilfe des deutschen Studenten Johannes Fröstl 3.) Edison kaufte nach Göbels Tod alle Patente dessen verarmter (?) Familie ab.
?????
2. Ist im Springer Heimatkundemuseum zu lesen, Goebels Nachfahren haben das im übrigen nach eigenen Recherchen zur Entstehung der Erfindung bestätigt. Zu Punkt 3 weiß ich nichts, habe das aber auch schon aus anderen Quellen gehört.
Anton schreibt: Da ich es nicht besser weiß und Anonymus hier in der Diskussion eine Referenz hinterlassen hat, habe ich Hrn Fröstel im Artikel wiederbelebt. Anton
Also, im Springer Heimatmuseum ist dazu nichts nachzulesen. Und nu? 85.178.212.213
- Ich weiß auch nicht. Kann ich schreiben, dass 85.178.212.213 die Quellen nicht bestätigen konnte? Anton 17:13, 2. Okt 2005 (CEST)
Um das zu klären, habe ich im Springer Museum angerufen. Zuerst erreichte ich eine Mitarbeiterin des Museums, die von der Geschichte nichts wusste. Sie gab mir aber die Nummer des Vereinsvorsitzenden "Museum auf dem Burghof e.V.". Der Verein umfasst ca. 200 Mitglieder, die auch gelegentlich im Museum aushelfen. Natürlich wüssten nicht alle 200 Mitglieder in allen Einzelheiten über Göbel - der ja auch nur ein Thema des Museums ist - Bescheid. Zudem sind nicht alle Dokumente zu Heinrich Göbel Teil der öffentlichen Dauerausstellung "Heinrich Göbel, die Erfindung der Glühlampe - und die Entwicklung der Beleuchtungstechnik". Einige Dokumente - neben Texten auch Briefe von/an Göbel - belegen die Mitarbeit Fröstls. Inwieweit er Anteil an der Erfindung hat, ist zwar strittig, Grundkonsens sei aber, dass er Göbel geholfen habe, einen geeigneten Glühfaden zu finden. Einige Dokumente und Originalgegenstände aus dem Leben Göbels sind im Besitz des Vereins, sind aber aus verschiedenen Gründen nicht dauerhaft im Museum ausgestellt. Insoweit ist das Missverständnis vermeintlich widersprüchlicher Informationen zu erklären.
- Hallo Anonymus, so verschiebe ich den Fröstl hierher, auf dass ihm einmal Leben eingehaucht wird. Gruss, Anton 22:54, 7. Okt 2005 (CEST)
- Nach neuesten Erkenntnissen aus Goebels Nachlass lernte er hier den jungen deutschen Studenten Johannes Fröstl kennen, der ihm schnell ein Freund wurde. Fröstl soll maßgeblichen Anteil an Goebels späterer Erfindung gehabt haben, indem er ihm half, einen geeigneten Stoff als Glühfaden zu finden.
Alles klar, mein Vorschlag:
Hier lernte er den Studenten Johannes Fröstl kennen, mit dem sich ein reger Briefwechsel entwickelte. Fröstl soll Göbels Erfindung beeinflusst haben, indem er ihm Hinweise für geeignete Glühfäden gab.
Habs den Konsens-Vorschlag in den Text übernommen.
- (Wärst du nicht Anonymus und setztest du dich nicht so für Fröstl ein, hätte ich ihn herausgenommen -- wegen Irrelevanz und Zweifel bei der Nachprüfbarkeit.
Stell' dir vor, demnächst kommt 85.178.155.554 und macht uns auf Claudia, die Freundin von Fröstl aufmerksam, die Fröstl durch Verkohlungsexperimente ihrer Strickwolle den entscheidenden Hinweis gab...
Anton)
Bambusfaser
>> nun auch mit einem Bambusfaserglühfaden ausgestattet, bereits eine Lebensdauer von 1200 Stunden, übertrafen die Brenndauer von Göbels Lampen also um den Faktor drei
Also entweder muss es Faktor 30 heißen oder es sind 120 Stunden (was ich für wahrscheinlicher halte). Sollte vielleicht nochmal jemand überprüfen...