Moltebeere

Art der Gattung Rubus
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Die Moltebeere (Rubus chamaemorus), auch Multebeere, Multbeere oder Torfbeere genannt, ist eine mehrjährige, langsamwüchsige Pflanze aus der Gattung Rubus. Der botanische Name entstammt dem Griechischen von chamae-: zwergig und morus: Brombeere, bedeutet also "Zwergbrombeere".

Moltebeere
Datei:Moltebeere.jpg
Blühende Moltebeere
Systematik
Überordnung: Rosanae
Ordnung: Rosales
Familie: Rosengewächse (Rosaceae)
Unterfamilie: Ruboideae
Gattung: Rubus
Art: Moltebeere (R. chamaemorus)

Beschreibung

Die Moltebeere wird zwischen 10 und 25 cm groß. Am aufrechten, unverzweigten Stängel sitzen wechselständig schwach handförmige, fünf- bis siebenlappige, gesägte Blätter. Die weiße, gelegentlich auch rötliche einzeln endständige Blüte bildet nach der Befruchtung durch Insekten eine himbeergroße Sammelsteinfrucht von zuerst blassroter, mit zunehmender Reife bernsteinener Farbe, bestehend aus 5 bis 25 Steinfrüchten. Im Herbst verfärbt sich das Laub stark rot.

Verbreitungsgebiet

Die Moltebeere wächst an Moorrändern, in Sümpfen und Feuchtwiesen. Sie bedarf sonniger Standplätze mit starksauren Böden (pH-Wert zwischen 3,5 und 5,2), toleriert bis zu -38°C Kälte, reagiert aber empfindlich auf Salze und Trockenheit. Mit einem borealen, zirkumpolaren Verbreitungsgebiet zwischen 78°N und 44°N liegt ihr Hauptvorkommen in Europa in den drei nordeuropäischen Staaten Schweden, Finnland und Norwegen; einzelne Vorkommen finden sich jedoch auch in West-, Mittel- und Osteuropa sowie im Baltikum als eiszeitliche Überreste. In Nordamerika wächst sie wild in den dünn besiedelten Wäldern nördlich von Québec sowie auf den Magdalenen im Sankt-Lorenz-Strom. In Deutschland, wo sie insbesondere an Weser und Elbe wächst, steht sie unter strengstem Naturschutz.

Vermehrung

Anders als viele Rubusarten ist die Moltebeere nicht selbstbefruchtend. Die zweihäusige Pflanze (nur selten werden hermaphroditische Pflanzen gefunden) bedarf zur Befruchtung des jeweils anderen Geschlechtes. Die Aufnahme der Früchte durch Tiere und Vögel und die Ausscheidung der unverdaulichen Samen befördert die Ausbreitung. Darüberhinaus breitet sie sich zusätzlich durch ihr Rhizom aus und bildet so umfangreiche Kolonien.

Verwertung

 
Kolorierte Zeichnung der Moltebeere, aus: "Bilder ur Nordens Flora", C. A. M. Lindman, 1917 - 1926

Die Frucht wurde wegen ihres hohen Ascorbin- und Benzoesäure-Gehaltes (letzterer bewirkt eine äußerst gute Lagerbarkeit) von nordischen Seeleuten und amerikanischen Inuit gleichermaßen als Mittel gegen Skorbut geschätzt.

Obwohl auch heutzutage, insbesondere in Norwegen, die Nachfrage als Delikatesse größer ist als das Angebot (Norwegen importiert jährlich 200 bis 300 Tonnen der Früchte aus Finnland), ist sie nach wie vor eine reine Wildfrucht.

Seit Mitte der 1990er Jahre hat sich die norwegische Regierung in Zusammenarbeit mit finnischen, schwedischen, schottischen und russischen Stellen im "Northberry"-Forschungsprojekt darum bemüht, um sie als Agrarfrucht zu kultivieren. Die ersten optimierten Pflanzen (männliche Varietät "Apolto", weibliche Varietäten "Fjellgull" und "Fjordgull") werden seit 2002 an die Landwirtschaft abgegeben.

Roh gegessen hat die Moltebeere einen eigenartigen, zum Teil bitter-säuerlichen Geschmack. Sie wird beispielsweise als Gelee eingekocht oder in Finnland zusammen mit dem so genannten "Leipäjuusto" ("Brotkäse", ein hartes, teigartiges Käsegericht) und viel Zucker gegessen oder zur Likörherstellung verwendet.

In Kanada wird die Frucht zur Aromatisierung einer Bierspezialität verwendet und in Schweden dient sie zur Essigbereitung.

Datei:2e fin.png
Blätter und Früchte der Moltebeere
auf der finnischen
2 Euro-Münze

Auf der finnischen 2-Euro-Münze sind Blätter und Früchte der Pflanze abgebildet.

Andere Namen

In Kanada: "plaquebiere", "chicoutai", "bakeapple" (auf Neufundland)
In Schweden: "hjortron", "multebär", "myrbär", "snåtterblomma", "solbär"
In Finnland: "lakka", "suomuurain", "hilla"
Englisch: "cloudberry"