Rote Armee Fraktion

ehemalige linksextremistische terroristische Vereinigung in der Bundesrepublik Deutschland
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Die Rote Armee Fraktion (RAF) war eine linksterroristische, aus dem Untergrund heraus operierende Gruppe um Andreas Baader, Gudrun Ensslin, Horst Mahler, Ulrike Meinhof und andere, die 1970 in der Bundesrepublik Deutschland gegründet wurde und sich 1998 endgültig auflöste.

Logo der RAF

Die Gruppe bezeichnete sich selbst als kommunistische Guerilla.

  • RAF-Zitat (Auszug): "...weil wir Kommunisten sind und es davon, ob die Kommunisten sich organisieren und kämpfen, abhängt, ob Terror und Repression nur Angst und Resignation bewirken oder Widerstand und Klassenhass und Solidarität provozieren, ob das hier alles so glatt im Sinn des Imperialismus über die Bühne geht oder nicht...."

Die RAF wollte nach dem Vorbild südamerikanischer Widerstandskämpfer, insbesondere der Tupamaros in Uruguay, den bewaffneten Kampf als „Stadtguerilla“ gegen das „System“, den herrschenden kapitalistischen Staat und den US-Imperialismus, aus dem Untergrund führen und damit den internationalen Befreiungskampf stärken. Während terroristischer Anschläge oder Geiselnahmen der RAF wurden 34 Menschen getötet und es gab zahlreiche Verletzte. Außerdem starben 20 Mitglieder der RAF. In den Medien, ausgehend von den Publikationen des Axel Springer-Verlags, wurde die RAF oft als Baader-Meinhof-Gruppe oder als Baader-Meinhof-Bande bezeichnet. Gebräuchlich ist heute ihr selbst gewählter, an die Rote Armee der Sowjetunion angelehnter Name.

Betrachtet man die Entwicklung der RAF, so lassen sich mehrere „Generationen“ unterscheiden, zwischen denen jeweils keine oder nur geringe personelle Kontinuität vorhanden war. Außerdem unterscheiden diese sich durch Organisationsstrukturen und Veränderungen in Theorie und Praxis.

Chronik zur RAF

Vorgeschichte

Vor allem die erste Generation der RAF ging aus dem militanten Flügel der Außerparlamentarischen Opposition (APO) hervor (vgl. auch 68er-Bewegung, welche am Ende der 1960er Jahre in verschiedene linke Gruppierungen und kommunistische Splitterparteien (K-Gruppen) zerfiel.

Nach den in der Studentenbewegung geführten Strategiediskussionen um die Legitimation von „Gewalt gegen Sachen“ hatten Baader und Ensslin zusammen mit Thorwald Proll und Horst Söhnlein am 2. April 1968 Brände in zwei Frankfurter Kaufhäusern gelegt. Damit wollten sie gegen den Krieg der USA in Vietnam protestieren. Die Brandstifter wurden schnell gefasst und zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt. Nachdem die Revision des Urteils durch den Bundesgerichtshof beantragt worden war, kamen die Verurteilten zunächst auf freien Fuß.

Nach der Ablehnung der Revision tauchten die Brandstifter unter, und beschlossen zusammen mit ihrem Anwalt Horst Mahler die Gründung einer „Stadtguerilla“-Truppe nach lateinamerikanischem Vorbild (vgl. Minihandbuch des Stadtguerilleros von Carlos Marighella sowie die Fokustheorie von Che Guevara und Régis Debray). Dieser Plan wurde jedoch durch die Verhaftung Andreas Baaders, des führenden Mitglieds der Gruppe, durchkreuzt. Als die erste Aktion der RAF wird heute die anschließende Befreiung Baaders angesehen.

Diese fand am 14. Mai 1970 statt. Andreas Baader war ins Berliner Institut für Soziale Fragen ausgeführt worden, weil die Journalistin Ulrike Meinhof als Vorwand angegeben hatte, mit ihm ein Buch über Heimzöglinge verfassen zu wollen. Bei dieser Gelegenheit wurde er unter Anwendung von Waffengewalt befreit. Dabei wurde der Institutsangestellte Georg Linke durch einen Schuss schwer verletzt.

In der Aufbauphase zog die Gruppe die Aufmerksamkeit des Staates zunächst durch mehrere Banküberfälle, Fahrzeug- und Dokumentendiebstähle auf sich und trat im April 1971 mit dem Strategiepapier Das Konzept Stadtguerilla an die Öffentlichkeit. Kurz darauf wurde eine bundesweite Fahndung nach den mittlerweile etwa fünfzig Gruppenmitgliedern gestartet.

Auch wenn in der Literatur teilweise die Frankfurter Kaufhausbrandanschläge als Beginn der Roten Armee Fraktion diskutiert werden, wird zumeist die Baader-Befreiung als eigentliches Gründungsmoment der Gruppe angenommen. Dies entspricht auch dem Selbstverständnis der RAF.

Die erste Generation

Die „erste Generation“ (Andreas Baader, Gudrun Ensslin, Holger Meins, Ulrike Meinhof, Jan-Carl Raspe und andere) war von 1970 bis 1972 terroristisch aktiv. Im Juni 1972 wurden ihre wesentlichen Akteure verhaftet, im Mai 1975 angeklagt und im April 1977 nach 192 Prozesstagen unter anderem wegen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt.

Im Gefängnis beklagten die Terroristen ihre verschärften Haftbedingungen als Isolationsfolter und forderten unter anderem deren Aufhebung und den Status von Kriegsgefangenen. Zur Untermauerung ihrer Forderungen traten sie mehrmals in einen Hungerstreik, an dessen Folgen Holger Meins am 9. November 1974 in der Haftanstalt Wittlich starb. Die Aktivitäten der Inhaftierten bewirkten – mit Hilfe ihrer Verteidiger wie beispielsweise des später selbst angeklagten Rechtsanwälten Horst Mahler und Klaus Croissant – auch breitere Resonanz in der linken Szene. Zu den renommierten Anwälten der ersten RAF-Generation gehörten auch die späteren Grünen-Politiker Hans-Christian Ströbele und Otto Schily (letzterer ist 1989 zur SPD übergetreten und war 1998-2005 deutscher Innenminister). Durch die Schilderungen des Vollzugsbeamten Horst Bubeck sowie die mit einer geschmuggelten Kamera gegenseitig aufgenommen Photos der Gefangenen werden die Behauptungen von verschärften Haftbedingungen und Isolationsfolter doch stark relativiert.

Es kam auch zur öffentlichkeitswirksamen Intervention des französischen Existenzialismus-Philosophen Jean-Paul Sartre, der in der Auseinandersetzung um die RAF-Gefangenen zu vermitteln versuchte, allerdings bezeichnete Sartre nach dem Besuch in Stammheim in einer privaten Äußerung Baader als "Arschloch" (Quelle Film "Sartre par lui-même" 1976).

Am 25. April 1975 besetzten sechs deutsche Terroristen als Kommando Holger Meins Teile der deutschen Botschaft in Stockholm und forderten die Freilassung der inhaftierten RAF-Spitze (Geiselnahme von Stockholm) ( siehe auch Friederike Krabbe/Hanna Krabbe ).

Als die Bundesregierung der Forderung nicht nachkam, wurden der Militärattaché, Oberstleutnant Andreas von Mirbach, und der Wirtschaftsattaché, Heinz Hillegaart, ermordet. Einer der Terroristen löste versehentlich eine Explosion aus, die das Gebäude in Brand setzte. Dabei starb der Terrorist Ulrich Wessel. Das RAF-Mitglied Siegfried Hausner starb später an den dabei erlittenen Verletzungen. Die vier weiteren RAF-Mitglieder wurden später verurteilt.

 
Justizvollzugsanstalt Stuttgart-Stammheim

Führende Mitglieder der „ersten Generation“ starben zwischen 1976 und 1977 in der Haft (im Hochsicherheitstrakt der Justizvollzugsanstalt Stuttgart-Stammheim): In der Nacht zum 9. Mai 1976 erhängte sich Ulrike Meinhof am Fenstergitter ihrer Zelle mit einem aus Stoffstreifen gefertigten Strick. Widersprüche und Ungereimtheiten in der offiziellen Darstellung ihres Todes führten unter anderem zur Bildung einer Internationalen Untersuchungskommission. Diese dokumentiert zahlreiche Zweifel an der von den Behörden veröffentlichten Version: „Die Ergebnisse der Untersuchungen legen den Schluss nahe, daß Ulrike Meinhof tot war, als man sie aufhängte, und daß es beunruhigende Indizien gibt, die auf das Eingreifen eines Dritten im Zusammenhang mit diesem Tod hinweisen.“

Nach dem Scheitern des Versuchs, sie durch die Entführung des Arbeitgeberpräsidenten Hanns-Martin Schleyer durch die zweite RAF-Generation und die Landshut-Flugzeugentführung durch ein arabisches Terrorkommando freizupressen (siehe weiter unten unter „Die zweite Generation“), begingen Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Jan-Carl Raspe, laut offizieller Verlautbarung, in Stammheim Selbstmord. Bei Raspe und Baader wurden Schusswaffen benutzt. Ensslin wurde an einem Elektrokabel, das am Zellengitter hing, erdrosselt/erhängt aufgefunden. Von zu der Zeit über Sympathisantenkreise hinaus gehende Einschätzungen sprechen allerdings von Ungereimtheiten, die darauf hinweisen würden, dass bei den „Selbstmorden“ jemand nachgeholfen haben könnte.

Irmgard Möller fügte sich mit dem anstaltseigenen Besteckmesser Stichverletzungen in der Herzgegend zu, die jedoch nicht tödlich waren. Sie bestreitet bis heute die offizielle Version eines geplanten, kollektiven Suizids der anderen, bei denen jeweils unterschiedliche Tatwaffen verwendet wurden. Die Umstände der Todesfälle waren in Der Folge Grundlage für Zweifel an den offiziellen Erklärungen. Kurz nach den Todesfällen in Stammheim berichtete das Wochenmagazin Stern, dass aufgrund von Bauarbeiten die Alarmmeldeschleifen der Notfall-Treppe in Stammheim abgeschaltet waren, so dass unbefugter Zugang von Außen möglich gewesen wäre. Manche vermuten deshalb das Werk von Geheimdiensten; konkrete Hinweise dafür gibt es allerdings nicht, vor allem wäre eine solche Aktion vor einer Befreiung Schleyers unlogisch gewesen. Auch die „technischen“ Umstände der verlautbarten Selbstmorde, die Art der Verwendung der Mittel zur Tötung, nehmen Skeptiker bis in die Gegenwart zum Anlass, die Selbstmordthese in Frage zu stellen. Auch der ehemalige Innenminister Otto Schily äußerte damals Zweifel an der Selbstmordtheorie. Mittlerweile haben Aussagen von RAF-Aussteigern diese Zweifel ausgeräumt. Die RAF-Mitglieder Brigitte Mohnhaupt und Susanne Albrecht stellten gegenüber anderen RAF-Mitgliedern (der 2.Generation) die Mord-Version in Abrede mit der Begründung, die Stammheimer Gefangenen seien bis zuletzt selbstbestimmt gewesen und hätten mit ihrem Selbstmord die RAF zur "Fortsetzung des Kampfes" veranlassen wollen. Auch die Schilderungen des Vollzugsbeamten Horst Bubeck lassen die Selbstmord-Version wahrscheinlicher erscheinen.

Die zweite Generation

Die „zweite Generation“ bildete sich nach der Festnahme des größten Teils der ersten Generation und versuchte im Herbst 1977 („Deutscher Herbst“) durch die Entführung des Präsidenten des Arbeitgeberverbands Hanns-Martin Schleyer die inhaftierte „erste Generation“ freizupressen.

Um den Druck auf die Bundesregierung zu verstärken, entführte eine Gruppe arabischer Terroristen das Lufthansa-Passagierflugzug Landshut nach Mogadischu in Somalia und nahm deren Passagiere als Geiseln. Diese Geiselnahme wurde im Auftrag des Krisenstabs der Bundesregierung unter Bundeskanzler Helmut Schmidt (SPD) nach Absprache des deutschen Verhandlungsführers Hans-Jürgen Wischnewski mit der somalischen Regierung unter Siad Barré, durch die Operation Feuerzauber des Sonderkommandos des Bundesgrenzschutzes (heute: deutsche Bundespolizei) GSG 9 beendet. Vorher wurde der Pilot Jürgen Schumann von den Geiselnehmern erschossen und aus der Maschine geworfen. Alle anderen Geiseln konnten unverletzt befreit werden. Drei der vier Geiselnehmer wurden erschossen, mit Souhaila Andrawes überlebte nur eine Person.

Wenige Stunden nach der Befreiungsaktion begingen Baader, Ensslin und Raspe Selbstmord und wurden in ihren Zellen in Stammheim aufgefunden. Wie für den Fall des Scheiterns des Freipressversuch geplant ermordete die RAF Hanns-Martin Schleyer.

Mitglieder der „zweiten Generation“ erfuhren organisatorische und finanzielle Hilfe aus der DDR. Ferner gelang es einigen Mitgliedern der RAF, mit Hilfe der Staatssicherheit in der DDR unterzutauchen. Nach dem Zusammenbruch der DDR wurde ihre neue dortige Identität aufgedeckt. Susanne Albrecht, Inge Viett, Werner Lotze, Ekkehard Freiherr von Seckendorff-Gudent, Christine Dümlein, Monika Helbing, Silke Maier-Witt, Henning Beer, Sigrid Sternebeck und Ralf-Baptist Friedrich wurden mittlerweile für die von ihnen begangenen Straftaten verurteilt (die Ekkehard Freiherr von Seckendorff-Gudent und Christine Dümlein vorgeworfenen Straftaten waren in der Zwischenzeit verjährt); sie erhielten (außer Inge Viett) aufgrund ihrer Aussagebereitschaft den Status von Kronzeugen. Ihre damaligen Betreuer in der DDR wurden strafrechtlich nicht belangt. Zur zweiten Generation gehörte auch Friederike Krabbe !

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Auflösung der RAF

Am 20. April 1998 gab die RAF in einer achtseitigen Erklärung die Selbstauflösung bekannt. Darin heißt es: „Vor fast 28 Jahren, am 14. Mai 1970, entstand in einer Befreiungsaktion die RAF. Heute beenden wir dieses Projekt. Die Stadtguerilla in Form der RAF ist nun Geschichte.

Personen und Aktionen

Übersicht über die der RAF zugeordneten Aktionen

Datum Ort Aktion Bemerkung
11. Mai 1972 Frankfurt am Main Bombenanschlag auf eine US-Kaserne in Frankfurt a. M. 1 Toter und 13 Verletzte
12. Mai 1972 Augsburg und München Bombenanschlag auf ein Polizeikommissariat in Augsburg und das LKA in München 5 verletzte Polizisten
16. Mai 1972 Karlsruhe Bombenanschlag auf den Wagen des Bundesrichters Buddenberg Seine Frau fuhr den Wagen und wurde verletzt
19. Mai 1972 Hamburg Bombenanschlag auf den Sitz des Axel Springer Verlages 17 Personen wurden verletzt
24. Mai 1972 Heidelberg Bombenanschlag auf das Europa-Hauptquartier der US-Armee 3 tote GIs, fünf verletzt
25. April 1975 Stockholm Besetzung der deutschen Botschaft, Ermordung von Andreas von Mirbach und Dr. Heinz Hillegaart (Geiselnahme von Stockholm) 4 Tote, davon 2 Terroristen
7. April 1977 Karlsruhe Erschießung von Generalbundesanwalt Siegfried Buback Der Fahrer und ein Justizbeamter werden ebenfalls erschossen.
30. Juli 1977 Oberursel (Taunus) Der Vorstandssprecher der Dresdner Bank, Jürgen Ponto, wird - bei dem Versuch, ihn zu entführen - in seinem Haus erschossen. Ein Toter
5. September
18. Oktober 1977
Köln
beziehungsweise
Mülhausen (Elsass)
Entführung von Arbeitgeberpräsident Hanns-Martin Schleyer, Ermordung Schleyers durch Erschießen Bei der Entführung werden drei Polizisten sowie der Fahrer getötet.
25. Juni 1979 Heidelberg Anschlag mit einer Panzerfaust auf US General Alexander Haig.  
11. Mai 1981 Frankfurt
Mord am hessischen Wirtschaftsminister Heinz Herbert Karry.
15. September 1981 Heidelberg
Anschlag auf den Oberbefehlshaber der US Landstreitkraefte in Europa, General Frederick James Kroesen.
1. Februar 1985 Gauting in der Nähe des Starnberger Sees Erschießung von Dr. Ernst Zimmermann, Chef des Rüstungskonzerns MTU  
8. August 1985 Wiesbaden/Frankfurt am Main Der 20-jährige US-Soldat Edward Pimental wurde durch einen Genickschuss ermordet. Diese Aktion kann jedoch nicht der RAF zugerechnet werden, da die dieses Mordes Verdächtigte angebliche RAF-Terroristin Sigrid Sternebeck bereits seit 5 Jahren in der DDR lebte und es daher unwahrscheinlich ist, dass sie die Tat ausgeführt hat. Die RAF benutzt seinen Ausweis, um auf dem militärischen Teil des Rhein-Main-Flughafens eine Autobombe zu platzieren. Zu dem Anschlag bekennen sich RAF und die französische "Action Directe". Es sterben zwei Menschen und elf weitere werden verletzt.
9. Juli 1986 Straßlach (bei München) Bombenattentat und Ermordung des Siemens-Manager Karl Heinz Beckurts und seines Fahrers Eckhard Groppler  
10. Oktober 1986 Bonn RAF ermordet den Ministerialdirektor im Auswärtigen Amt, Dr. Gero von Braunmühl  
30. November 1989 Bad Homburg v. d. Höhe Bombenattentat auf den Bankier Alfred Herrhausen Täterschaft ungeklärt
1. April 1991 Düsseldorf Erschießung des Chefs der Treuhandanstalt Detlev Karsten Rohwedder in seinem Haus in Düsseldorf Täterschaft ungeklärt, Beteiligung von Wolfgang Grams nachgewiesen
27. März 1993 Weiterstadt Sprengstoffanschlag auf den Neubau der Justizvollzugsanstalt; zentral geplant als "Abschiebeknast" des Flughafens Frankfurt Täterschaft ungeklärt; keine Verletzten, Sachschaden 123 Mio. DM.

Die Opfer der RAF

In den Jahren 1970 bis 1997 wurden durch die RAF 34 Menschen getötet, dies sind:

Norbert Schmidt, Herbert Schoner, Hans Eckhard, Paul Bloomquist, Clyde Bronner, Ronald Woodward, Charles Peck, Andreas von Mirbach, Dr. Heinz Hillegaart, Fritz Sippel, Siegfried Buback, Wolfgang Göbel, Georg Wurster, Jürgen Ponto, Heinz Marcisz, Reinhold Brändle, Helmut Ulmer, Roland Pieler, Arie Kranenburg, Dr. Hanns-Martin Schleyer, Hans-Wilhelm Hansen, Dionysius de Jong, Johannes Goemans, Edith Kletzhändler, Dr. Ernst Zimmermann, Edward Pimental, Becky Bristol, Frank Scarton, Prof. Dr. Karl Heinz Beckurts, Eckhard Groppler, Dr. Gero von Braunmühl, Dr. Alfred Herrhausen, Dr. Detlev Karsten Rohwedder und Michael Newrzella

Verstorbene Mitglieder der RAF

Im selben Zeitraum kamen 20 Personen zu Tode, die der RAF zugerechnet wurden:
Petra Schelm, Thomas Weisbecker, Holger Meins, Ulrich Wessel, Siegfried Hausner, Katharina Hammerschmidt, Ulrike Meinhof, Andreas Baader, Gudrun Ensslin, Jan-Carl Raspe, Ingrid Schubert, Willy-Peter Stoll, Michael Knoll, Elisabeth von Dyck, Juliane Plambeck, Wolfgang Beer, Sigurd Debus, Johannes Thimme, Wolfgang Grams und Horst Ludwig Meyer.

Quelle: Klaus Pflieger: Die Aktion „Spindy“. Die Entführung des Arbeitgeberpräsidenten Dr. Hanns-Martin Schleyer. Baden-Baden 1997. ISBN 3-789-04598-5

Inhaftierungen

Mit Eva Haule (seit 1986), Birgit Hogefeld (1993), Christian Klar (1982) und Brigitte Mohnhaupt (ebenfalls seit 1982) sind heute noch vier der ehemaligen RAF-Angehörigen in deutschen Gefängnissen inhaftiert. Hanna Krabbe war von 1975 bis 1996 inhaftiert, siehe unter Friederike Krabbe, Hanna Krabbe. Rolf Clemens Wagner, der vornehmlich in den 1970ern für die RAF aktiv war, wurde am 9. Dezember 2003 nach 24 Jahren aus der Haft entlassen. Adelheid Schulz, die unter anderem wegen ihrer Beteiligung an der Schleyer-Entführung zu lebenslanger Haft verurteilt worden war, wurde am 1. Februar 2002 vom damaligen Bundespräsidenten Johannes Rau begnadigt. Schulz genoss zuvor schon seit Oktober 1998 wegen ihres Gesundheitszustandes Haftunterbrechung. Im Oktober 2001 wurde die Haftstrafe Rolf Heißlers zur Bewährung ausgesetzt, er war 1982 zu lebenslanger Freiheitsstrafe verurteilt worden. Die Ex-Terroristin Andrea Klump sitzt (seit 2001) ebenfalls eine Haftstrafe ab, der Vorwurf der RAF-Zugehörigkeit wird jedoch von Klump bestritten und ist mittlerweile von einem Gericht fallen gelassen worden.


Zur Theorie der RAF

Nach ihren schriftlichen Hinterlassenschaften (v. a. der ersten Generation) lässt sich die RAF ursprünglich als eine radikalisierte revolutionär-sozialistische Gruppierung einstufen, die sich stark mit dem Neomarxismus der „Frankfurter Schule“ auseinander setzte und sich radikalisiert auch auf diesen bezog, obgleich die Vertreter dieser Richtung sich entschieden vom Terrorismus distanzierten. In ihren Schriften beziehen sie sich teilweise auch auf marxistisch-leninistische Theorien; es lassen sich maoistische Tendenzen nachweisen. Dennoch kann angenommen werden, dass es zu kurz gegriffen wäre, sie als „terroristische Neomarxisten“ zu bezeichnen.

Die RAF war erkennbar von erklärtem Hass gegenüber dem „System“, dem Staatsapparat der Bundesrepublik Deutschland, erfüllt. Sie klagte zudem, wie schon die studentische APO vor ihr, faschistoide Tendenzen in den westlich-europäischen Gesellschaften und besonders die nicht „aufgearbeitete“, „wiedergutgemachte“ und immer noch wirkende nationalsozialistische Vergangenheit Deutschlands an. Die erste Generation (Baader-Meinhof-Gruppe) und darin vor allem die frühere Journalistin Ulrike Meinhof entwickelten für ihre „revolutionäre“ Radikalität eine linksextrem-intellektuelle Theorie, die teilweise von überraschender Klarheit zeugt. Allerdings sei die Theorie auch ideologisch überzeichnet. Unter linken „außerparlamentarischen Intellektuellen“ der damaligen Zeit, wie z.B. Rudi Dutschke wurden die radikalisierte Theorie und terroristische Praxis inhaltlich nicht geteilt. In seinen Tagebüchern sah Dutschke „RAF-Dummheit“ (30. November 1974) und meinte: „Die negativen Auswirkungen der RAF-Scheiße sind vielerorts erkennbar, CDU/CSU im besonderen, Regierung im allgemeinen und RAF-Kacke im einzelnen scheinen verheiratet zu sein: um den politischen Klassenkampf zu hemmen!!“ (1. Dezember 1974) Die RAF-Schriften/-Positionen wurden (wegen der Verbrechen der RAF, aber auch wegen ihres schwer verdaulichen Jargons und der teilweise wirren Inhalte ihrer Verlautbarungen) in der breiten Öffentlichkeit nicht diskutiert. Zu größeren Teilen galt dies jedoch auch für die differenzierteren kritischen Meinungsäußerungen (beispielsweise: Daniel Cohn-Bendit in einer Fernseh-Diskussion über Hanns-Martin Schleyer; der Göttinger Mescalero über das Buback-Attentat). Diese wurden ebenfalls nicht als ernstzunehmender Beitrag zum politischen Diskurs gesehen und in der öffentlichen Diskussion (v.a. den Massenmedien wie der Bild-Zeitung) nicht differenziert von den Schriften der RAF behandelt, sondern zuweilen sogar als Positionen von „Sympathisanten“ der Terroristen diskreditiert.

Quelle der Dutschke-Tagebucheinträge: Rudi Dutschke: Jeder hat sein Leben ganz zu leben. Die Tagebücher 1963-1979. Gretchen Dutschke (Hrsg.). ISBN 3-462-03224-0

Aufarbeitung

Filme

Literatur

Umfassende Darstellungen

Sammlungen von Schriften der RAF

  • Martin Hoffmann (Hg.) Rote Armee Fraktion. Texte und Materialien zur Geschichte der RAF. ID-Verlag: Berlin, 1997. ISBN 3-89408-065-5. Download als PDF
  • Ausgewählte Dokumente der Zeitgeschichte: Bundesrepublik Deutschland (BRD) - Rote Armee Fraktion (RAF). 1. Auflage. Köln: GNN Verlagsgesellschaft Politische Berichte, Oktober 1987.Online-Ausgabe

Berichte und Erinnerungen aus der RAF

Zu einzelnen Aspekten

Unsortiertes

Bildende Kunst

Siehe auch