Luftschiff
Ein Luftschiff ist ein lenkbares Luftfahrzeug mit Ballonhülle.

Luftschiffe gehören wie Ballone zu den Luftfahrzeugen der Kategorie "Leichter als Luft". Ihren Auftrieb erhalten sie durch die Füllung mit einem leichten Gas (Traggas), heute Helium, früher auch Wasserstoff (bzw. "Leuchtgas").
Man unterscheidet verschiedene Bauweisen von Luftschiffen:
- Prallluftschiffe (auch Blimps genannt)
- halbstarre Luftschiffe
- Starrluftschiffe (Zeppeline-als bekannteste Vertreter)
Das erste Prallluftschiff wurde von Henri Giffard gebaut und hatte eine 2,2 kW (3 PS) starke Dampfmaschine. Der erste Flug fand am 24. September 1852 statt und führte von Paris nach Trappes. Die zurückgelegte Strecke betrug 27 Kilometer, die Geschwindigkeit etwa 9 km/h.
Um die Jahrhundertwende baute der Brasilianer Alberto Santos-Dumont eine Reihe von Prallluftschiffen. Er gewann damit auch den mit 100.000 Franc dotierten Deutsch-Preis für einen Flug von St. Cloud bei Paris zum Eiffelturm und zurück (insgesamt gut 11 Kilometer) in nicht mehr als 30 Minuten.
Einen gewaltigen technischen Sprung bewirkte der Ausbruch des Weltkrieges 1914. Allerdings nutzte nur Deutschland in größerem Umfang Luftschiffe für den Luftkrieg über Land und See. Alle anderen Nationen verwandten Luftkreuzer meistens bei der Marine.
Die Aussage bezieht sich im wesentlichen auf die Kriegszeit. Versuche in der Vorkriegs- und Kriegszeit sind dabei nicht berücksichtigt.
Die USA hatten in der Zeit von 1919 bis 1933 insgesamt 31 Prallluftschiffe sowie ein halbstarres Luftschiff für das Heer im Dienst, danach wurden alle Schiffe an die Marine abgegeben. Italiens 18 Heeresschiffe (sogenannte Kielluftschiffe) kämpften fast ausschließlich bei der Marine. Auch die Briten gliederten ihre sechs dem Heer zugeteilten Pralluftschiffe bei Kriegsausbruch der Navy an. Insgesamt waren allerdings während des Krieges rund 300 nichtstarre Luftschiffe in Dienst, die vor allem für die Seeüberwachung und als Eskorte für Handelsschiff-Konvois erfolgreich arbeiteten. Von dem britische Admiral Lord Beatty ist folgende Sentenz überliefert, die er kurz nach der der Skagerrak-Schlacht (31. Mai bis 1. Juni 1916) zum Besten gab:
- "The enemy still has the monopoly of the best air scouting on good weather, when one Zeppelin can do as much as five or six cruisers."
- ("Der Feind hat immer noch das Monopol der besten Luftaufklärung bei gutem Wetter, wenn ein Zeppelin so viel tun kann wie fünf oder sechs Kreuzer.")
Diese Erkenntnis schlug sich in der Praxis nieder. Unter dem Strich brachten die Briten am Ende des Krieges wahrscheinlich mehr Luftschiff-Einsatzstunden zusammen als die bekannteren Luftschiffer aus Deutschland.
Die erste Atlantiküberquerung eines Luftschiffes gelang vom 2. bis 13. Juli 1919 dem britischen R34. Für den Hinweg von Schottland nach New York benötigte es 108 Stunden für den Rückweg nur 75 Stunden, da der Rückenwind genutzt wurde.
Die bekannteste Persönlichkeit in der Luftschifffahrt war und ist der Luftschiffpionier Ferdinand Graf von Zeppelin, der die Entwicklung von Starrluftschiffen vorantrieb, welche deshalb nach ihm Zeppeline genannt werden. Durch die Verwendung eines starren Skeletts konnten wesentlich größere Luftschiffe gebaut werden, die insgesamt eine größere Nutzlast tragen konnten und und einen größeren Einsatzradius hatten. Zeppelins erstes Luftschiff LZ1 stieg am 2. Juli 1900 zu seiner Jungfernfahrt auf.
Die größte deutsche Konkurrenz der Firma Luftschiffbau Zeppelin GmbH war die Firma Luftschiffbau Schütte-Lanz in Mannheim, gegründet von Johann Schütte (1873-1940). In vielen Bereichen den Zeppelin-Luftschiffen voraus, konnte das System Schütte-Lanz jedoch nie Zeppelins Erfolge feiern. Schütte-Lanz belieferte ausschließlich das deutsche Militär. Nach dem ersten Weltkrieg mussten wegen des Versailler Vertrags alle Luftschiffhallen des Deutschen Reiches abgerissen bzw. als Reparationen abgeliefert werden. Das (unter anderem) bedeutete das Aus für Schütte-Lanz als Luftschiffbauer, die Firma übertrug ihre Erfahrung im Sperrholzbau auf andere Geschäftsfelder und besteht noch heute.
ZR I „USS Shenandoah“(1923) war das erste Luftschiff mit einer Heliumfüllung. Es war zwar für Wasserstoff als Traggas konstruiert worden, jedoch entschied man sich nach mehreren aufeinanderfolgenden Unfällen mit anderen Luftschiffen und Blimps, das damals nur begrenzt verfügbare unbrennbare Helium zu verwenden.
Die größten Luftschiffe überhaupt waren LZ129 „Hindenburg“ und ihr Schwesterschiff LZ130 „Graf Zeppelin II“ mit 245 Metern Länge, einem Rumpfdurchmesser von über 40 Metern und einem Fassungsvermögen von rund 200.000 Kubikmetern Wasserstoff-Traggas. Die Hindenburg konnte 50 Passagiere über eine Strecke von 17.500 Kilometern befördern. Am 6. Mai 1937 ging die Hindenburg bei der Landung in Lakehurst, USA in Flammen auf, 22 Besatzungsangehörige, 13 Passagiere und ein Mann vom Bodenpersonal starben. Es wird allgemein angenommen, dass eine starke elektrostatische Aufladung der Hülle zu einem Hüllenbrand führte. Dieses Unglück und der sich anbahnende zweite Weltkrieg läuteten das Ende der Starrluftschifffahrt ein.
Das amerikanische Militär setzte bis in die 60er Jahre Prallluftschiffe zur Radar-Seeraum-Überwachung und zur U-Boot-Jagd ein. Die Entwicklung von leistungsfähigeren Langstrecken-Flugzeugen setzten dem planmäßigen Einsatz ein (vorläufiges) Ende.
Erst um die Jahrtausendwende wurden wieder große Luftschiffprojekte in Angriff genommen. So fährt seit 2000 der Zeppelin NT regelmäßig Touristen über den Bodensee. An der Ausweitung seiner Einsatzrolle wird gearbeitet. So gibts es Überlegungen eine Version für 30 Passagiere zu bauen.
Das Unternehmen Cargolifter, das ein Frachtluftschiff für Lasten von bis zu 160 Tonnen bauen wollte, war nicht erfolgreich. Ende Juni 2002 musste die CargoLifter AG Insolvenz beantragen.
siehe auch: Luftfahrt
Weblinks
- Pilot und Luftschiff
- Luftschiff-FAQ des Arbeitskreis für Marine- und Heeres- sowie Luftschliff- und Seeflieger-Geschichte
- "Ein Mythos verglüht" -- der Deutsche Wasserstoff-Verband über die Hindenburg-Katastrophe
- "Die jüngste Geschichte des Luftschiffbaus" -- Ein Artikel von Dr.-Ing. P. Schuster aus den 1920er Jahren
- Die erste Luftschiffhalle in Deutschland -- Informationen auf den Seiten des Stadtführerers Baden-Baden
- Das Ende der Zeppelin-Ära
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