Aciclovir ist ein Wirkstoff zur Bekämpfung von Herpesviren. In Deutschland ist Aciclovir in Apotheken als 5%ige Creme oder Salbe in Packungsgrößen bis zu 2 Gramm ausschließlich zur Behandlung des Lippenherpes ohne ärztliche Verordnung erhältlich.
Bei leichter Blasenbildung (Lippenherpes) ist Aciclovir in lokal auftragbarer Salbe anwendbar. Bei schwerer Blasenbildung kann sie auch in Tablettenform gegeben werden, nach dem Einnehmen sollen die Blasen in der Regel austrocknen. Wichtig ist die Benutzung möglichst früh im Krankheitsverlauf, sobald die Infektion richtig ausgebrochen ist, kann meistens kaum mehr ein schnelleres Abheilen erreicht werden.
Aciclovir gehört zur Gruppe der Nukleosid-Analoga, welche die Virusreplikation ver- bzw. behindern.
Strukturformel | |
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Allgemeines | |
Name | Aciclovir |
Andere Namen | 9-(2-hydroxyethoxymethyl) guanine |
Summenformel | C8H11N5O3 |
CAS-Nummer | 59277-89-3 |
SMILES | Nc2nc1c(ncn1COCCO)c(=O)[nH]2 |
Kurzbeschreibung | - |
Eigenschaften | |
Molmasse | 225.21 g/mol |
Aggregatzustand | - |
Dichte | - kg/m³ |
Schmelzpunkt | - °C |
Siedepunkt | - °C |
Dampfdruck | - Pa (x °C) |
Löslichkeit | - |
Sicherheitshinweise | |
Gefahrensymbole | |
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R- und S-Sätze |
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MAK | - |
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Normbedingungen. |
Wirkungsweise
Aciclovir wird nur durch die virale Thymidinkinase in die Monophospatform überführt. Dabei wirkt die virale Thymidinkinase weit (3000 mal) effektiver bei der Phosporylierung als die zelluläre Thymidinkinase. Anschließend wird die Monophospatform durch die zelluläre Kinasen weiter phosporyliert in die aktive Triphosphatform, Aciclo-GTP. Aciclo-GTP hemmt sehr wirkungsvoll virale DNA-Polymerase; es hat eine ungefähr 100 mal höhere Affinität zu viraler als zu zellulärer Polymerase. Die Monophosphatform des Aciclovirs wird aber auch in die virale DNA eingebaut, was bei der Eiweißsynthese zum Kettenabbruch führt. Es wurde nachgewiesen, daß virale Enzyme Aciclo-GMP nicht aus der Kette entfernen können, was zur nachhaltigen Hemmung der DNA-Polymerase führt. Aciclo-GTP wird in der Zelle recht schnell metabolisiert, möglicherweise durch zelluläre Phosphatasen.
Pharmakokinetik
Der Einsatz von Aciclovir wird eingeschränkt durch die geringe Wasserlöslichkeit und die geringe Absorption bei oraler Verabreichung, die zu einer Bioverfügbarkeit von nur 20% führt. Bei oraler Verabreichung wird die Spitzenkonzentration im Serum nach 1-2 Stunden erreicht. Große Dosen müssen daher intravenös verabreicht werden. Aciclovir liegt im Blut zum großen Teil in freier Form vor, nur 30% sind an Transportproteine gebunden. Die Halbwertzeit des Aciclovirs beträgt ungefähr 3 Stunden. Aciclovir kann auch äußerlich angewendet werden bei der Behandlung von Herpesinfektionen der Schleimhäute, etwa Herpes genitale oder wiederkehrende Herpes labialis. Vorbeugende Anwendung ist möglich und wird auch oft durchgeführt bei Patienten, die Immunsuppressiva erhalten, oder aber sich einer Strahlentherapie unterziehen oder unter wiederkehrenden genitale Infektionen von Herpes Simplex Viren leiden.
Stoffwechsel
Die Ausscheidung von Aciclovir findet über die Niere statt, teils durch glomeruläre Filtration, teils durch tubuläre Sekretion. Es sind Nierenprobleme bekannt geworden bei großen, schnell und intravenös verarbreichten Dosen, weil dann Aciclovir in den Nieren auskristallisieren kann.
Nebenwirkungen
Da Aciclovir auch in die zelluläre DNA eingebaut werden kann, stellt es ein chromosomales Mutagen dar. Daher sollte es nicht während der Schwangerschaft verwendet werden. Trotzdem konnte bisher weder ein teratogener noch ein karzinogener Effekt nachgewiesen werden. Die akute Giftigkeit (LD50) des Aciclovirs bei oraler Verabreichung liegt über 1 g/kg, wegen der geringen Absorption im Magen-Darm-Trakt. In Einzelfällen haben irrtümlich verabreichte, extrem hohe (bis zu 80mg/kg) intravenöse Dosen keinerlei Nebenwirkung gezeigt. Die häufigsten Nebenwirkungen sind örtliche Irritationen an der Einstichstelle, Kopfschmerzen bei oraler Verabreichung und stechende und brennende Empfindungen bei äußerlicher Anwendung. Gegen Aciclovir entwickeln sich ziemlich schnell Resistenzen, was den klinischen Einsatz aber kaum beschränkt hätte. Am wahrscheinlichsten haben resistente Virusstämme Mutationen in ihrer Thimidinkinase oder ihrer DNA-Polymerase