Der Gelbbraune Zahnspinner (Notodonta torva) ist ein seltener, teilweise gefährdeter Schmetterling (Nachtfalter) aus der Familie der Zahnspinner (Notodontidae).
Gelbbrauner Zahnspinner | ||||||||||||
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![]() Gelbbrauner Zahnspinner (Notodonta torva) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Notodonta torva | ||||||||||||
(Denis & Schiffermüller, 1775) |
Synonyme
Der Notodonta torva wird oft fälschlicherweise als Notodonta tritophus (Espen-Zahnspinner) bezeichnet[1] Etymologie: tritophus: "der mit drei Knoten", tophus: Gichtknoten. Bezieht sich auf die Raupe des Notodonta tritophus, da sie oft 3 Höcker besitzt[2]. Im Englischen hat der Notodonta torva den Namen "Large Dark Prominent".
Beschreibung
Der Notodonta torva ist 20-23 mm groß mit einer Flügelspannweite von 40-50 mm.
Die Vorderflügel sind matt-grau gefärbt und werden von einem weißen und schwarzen Streifen umrandet. Auffällig ist ein schwarzer, weiß eingerahmter Fleck, der sich jeweils in der Mitte der Flügel befindet. Dieser wird als Diskalfleck bezeichnet und ist das wichtigste Erkennungsmerkmal dieser Spezies. Des Weiteren durchziehen 2 gezackte, vertikal verlaufende Balken, die aus einem weißen und einem schwarzen Streifen bestehen, die Flügel. Der Apex ist etwas heller als der Rest und weist einige kleine Flecken auf, die dem Diskalfleck ähneln. Die dunkelgrauen Linien auf der Vorder- und Rückseite der Flügel sind die Flügeladern. Zwischen den dunkelgrauen Adern sind häufig matte, dunkle Flecken.
Die Hinterflügel sind hellgrau mit leichten weißen Akzenten, am dunkelsten sind sie am hinteren Analwinkel kohlefarbenem Grau gefärbt und die Farbe des Abdomens verläuft in ein Graubraun. Die Antennen der männlichen Tiere tauchen in doppelter, die der weiblichen hingegen nur in einfacher Form auf[3].
Besonderheit
(11Z, 13Z)- 11,13-Hexadecadienyl Acetat ist der Sexuallockstoff der weiblichen Notodonta torva[4]. Bei keiner anderen Art der Notodontidae ist bis jetzt ein Sexuallockstoff bekannt. Diese Besonderheit wurde bei einem Experiment unter der Anwendung von synthetischen Pheromonen entdeckt.
Der weibliche Notodonta torva besitzt im Zwischenraum des 8. und 9. Segmentes des Abdomens eine Hormondrüse, welche bei Paarungsbereitschaft einen Extrakt ausstößt, der von den Männchen durch die Antennen erkannt wird. Durch Gaschromatographie kann dieser Drüsenextrakt in seine Einzelteile zerlegt werden. Unter anderem ist das (11 Z, 13Z)- 11,13-Hexadecadienyl Acetat ein Bestandteil dieses Exkretes und wird als eigenständigen Sexuallockstoff der weiblichen Notodonta torva betrachtet.
Lebensweise
Die erwachsenen Notodonta torva sind nachtaktiv und fliegen nachts zu künstlichen Lichtquellen wie Straßenlaternen und beleuchteten Schaufenstern.
Tagsüber sitzen sie oft an Baumstämmen und ruhen sich aus. Während dieser Phase sind sie recht träge und stellen sich tot, wenn Fraßfeinde in der Nähe sind[5].
Vorkommen und Verbreitung
Es handelt sich um eine sehr seltene Art, über die man verhältnismäßig wenig weiß.
Der Notodonta torva kommt vor in:
- Laubhölzern, vor allem in Laubwäldern und Mischwäldern in der Ebene und im Hügel- oder Bergland
- Weichholzrändern und gebüschreichen Schneisen
- Nadelwäldern und Nadelholzforsten
- Moorrandwäldern und Mooren
- Auenwäldern, Gebieten an Flussufern und Espengebüschen an Waldrändern
- borealen Wäldern und auch bergigen Wäldern
Sie tauchen bis zu einer Höhe von 800 m auf[6].
Die Tiere sind sehr weit verbreitet. Man findet sie von Nordamerika bis Japan, von Ostsibirien bis Westeuropa:
- Von Ostfrankreich durch Mittel- und Nordeuropa, durch die gemäßigte Zone bis Ostasien (Japan) und Nordamerika. Im Süden verläuft die Arealgrenze nördlich des Balkan bis zum Schwarzen Meer, im Norden durch den Fennoskandischen Schild bis zum Polarkreis.
- In Baden-Württemberg: das nördliche Teilareal hat seinen Schwerpunkt im Tauberland. Einzelne Funde deuten auf eine nördliche Ausdehnung zum Main und eine südliche über die Kocher-jagst-Ebene hin. Das südliche Teilareal bleibt auf Oberschwaben begrenzt. Ältere Funde auch am Bodensee und dem Hohentwiel, ebenso wie Karlsruhe, Heidelberg, Mannheim, Stuttgart, Tübingen, Möckmühl, Alberweiler, Kaiserstuhl, Freiburger Bucht, Markgräfler Rheinebene bei Neuenburg sowie Raum Pforzheim. Diese älteren Funde werden allerdings durch keine neueren bestätigt [1].
- In Italien kann man sie noch in den Regionen Toskana und Umbrien finden, südlicher selten bis gar nicht[7].
- Im Pazifischen Nordwesten von Amerika: diese Spezies wurde nur in British Columbia gefunden (ausgedehnt Richtung Norden zum Peace River entlang der östlichen Grenze der Provinz bis hin zu Burns Lake im nördlich zentralen Teil des Gebietes).
- In nördlichen Wäldern Nordamerikas von der Atlantikküste bis British Columbia, ausgedehnt von Alberta bis Labrador und New York. Am weitesten entfernt taucht der Notodonta torva südlich des Zentrums der USA in Illinois und Oklahoma auf [8].
Entwicklung
Ei
Das Weibchen legt ihre Eier auf den Futterpflanzen der Raupe ab. Bereits eine Woche nachdem das Ei gelegt wurde, schlüpft die Raupe und frisst sich durch die nährstoffreiche Eierschale hindruch[9].
Raupe
Anfangs ist die Raupe nur wenige mm klein, wächst jedoch sehr schnell. Die ausgewachsene Raupe des Notodonta torva ist etwa 20 mm groß. Sie lebt von Juni bis Juli und von August bis Oktober meist auf Weiden, Espen und verschiedenen Pappeln. Sie entwickelt sich in kurzen Zeiträumen.
Die Grundfarbe der frisch geschlüpften Raupe ist grau, mit gelb und lila vermischt. Bereits nach 4 Wochen ist die Raupe erwachsen. Während dieser kurzen Zeit häutet sie sich mehrmals und ändert ihr Farbmuster[10]. Die adulte Raupe ist dunkelviolett gefärbt und erinnert in diesem Stadium etwas an die Raupe des Zickzack-Zahnspinners. Den Rücken überzieht ein schwarzer Streifen, welcher weiß umrandet ist. Außerdem besitzt die Raupe dort zur Abschreckung von Fressfeinden drei große, spitze Höcker. Auch die Stigmen an der Seite sind schwarz mit weißer Umrandung. Der Kopf ist herzförmig und braun mit schwarzen Punkten[11].
Die Raupe ernährt sich von Teilen der Eiche, Weide, Pyramiden-Pappel, Silber-Pappel (Populus alba), Zitter-Pappel bzw. Espe (Populus tremula).
Puppe
Wenn die Raupe erwachsen ist, beginnt sie mit der Verpuppung. Die Raupe spinnt aus Blattresten und Erdkrumen im oder am Boden ihr Kokon.
Dieses Gespinst hat zur Tarnung eine rotbraune Farbe.[12].
In dieser schützenden Hülle findet die Metamorphose der Raupe zu einem Schmetterling statt. Dabei wird der komplette Körper neugestaltet und die Organe werden umgewandelt. Der vollständig entwickelte Falter der ersten Generation von Juni bis Juli kann bereits nach 9 Tagen schlüpfen. Die zweite Generation von August bis Oktober kann aber auch über den Winter als Puppe verharren und schlüpft erst im Frühling des nächsten Jahres[13].
Imago
Jedes Jahr tritt der Notodonta torva in zwei Faltergenerationen auf. Die Falter erreichen eine Flügelspannweite von 40-50 mm. Die Vorderflügel sind dunkelgrau bis gelbbraun mit zwei dunkleren gezackten Querlinien und je einem hellen Fleck. Die Hinterflügel sind hellgrau mit hellen Querbinden.
Gefährdung und Schutz
- Rote Liste Bundesrepublik: gefährdet
- Rote Liste Baden-Württemberg: gefährdet
- Oberrheinebene: Ausgestorben oder verschollen
- Schwarzwald: Nicht vertreten
- Neckar-Tauberland: gefährdet (regional bereits ausgestorben oder verschollen)
- Schwäbisch Alb: nicht vertreten
- Oberschwaben: gefährdet (regional bereits ausgestorben oder verschollen)
- Baden-Württemberg: gefährdet! (Knapp 30 Fundorte mit alten und teilweise nicht wiederbestätigten Daten waren bekannt, als die Einstufung auf "Stark gefährdet" erhoben wurde. Mittlerweile sind die Fundorte um fast 50% gestiegen. Nachweisbar ist der Falter auf zwei Teilarealen Baden-Württembergs. Allerdings ist die Gefährdung noch nicht auszuschließen, da auch immer wieder in die Lebensräume der Notodonta torva eingegriffen wird, beispielsweise in Weichholzräume am Rande von Fließ-und Stillgewässern sowie in Gräben auf feuchten Talsohlen. Nach heutigem Wissensstand ist die Einstufung in "Stark gefährdet" nicht hinreichend begründet.)[1]
Ähnliche Arten
Der Zickzack-Zahnspinner (Notodonta ziczac) wird oft mit dem Notodonta torva verwechselt, da die Raupen der jeweiligen Falter sehr ähnlich aussehen.
Der Notodonta torva ähnelt sehr stark dem Heterocampa lunata, welcher allerdings sehr selten ist und vorwiegend im Südosten von Idaho auftritt. Die Männchen dieser Falter haben eine längere doppelte Antenne und eine bräunlichere Farbe am Thorax und bei den Vorderfügeln[14].
Quellen
Einzelnachweise
- ↑ a b c Günter Ebert: Die Schmetterlinge Baden-Württembergs, Band 4, Nachtfalter II. Ulmer Verlagshandlung, Stuttgart (Hohenheim)1994, S. 308ff.
- ↑ Lepiforum. Abgerufen am 12. Jänner 2013
- ↑ PNW Moths| Notodonta torva Abgerufen am 12. Jänner 2013
- ↑ Naturwissenschaften|Springer-Verlag 1991. Abgerufen am 12. Jänner 2013
- ↑ PNW Moths| Notodonta torva Abgerufen am 12. Jänner 2013
- ↑ Höhenverbreitung. Abgerufen am 12. Jänner 2013
- ↑ Novak, Severa: Impariamo a conoscere le farfalle. Instituto Geografico De Agostini S.p.A., 1983, S. 206 f.
- ↑ PNW Moths| Notodonta torva Abgerufen am 12. Jänner 2013
- ↑ ButterflyCorner|Lebenszyklus Abgerufen am 15. Jänner 2013
- ↑ Weidemann, Köhler: Nachfalter: Spinner und Schwärmer Naturbuchverlag, 1996
- ↑ Weidemann, Köhler: Nachfalter: Spinner und Schwärmer Naturbuchverlag, 1996
- ↑ Naturwissenschaftlicher Verein Wuppertal|Puppenstadium Abgerufen am 15. Jänner 2013
- ↑ ButterflyCorner|Lebenszyklus Abgerufen am 15. Jänner 2013
- ↑ PNW Moths| Notodonta torva Abgerufen am 12. Jänner 2013
Literatur
- Günter Ebert: Die Schmetterlinge Baden-Württembergs., Band 4, Nachtfalter II, Ulmer Verlagshandlung, Stuttgart (Hohenheim)1994, ISBN 3800134748.
- Novak, Severa: Impariamo a conoscere le farfalle. Instituto Geografico De Agostini S.p.A., 1983, ISBN 8840244980.
- Paul Smart: Enciclopedia illustrata delle farfalle. Arnoldo Mondadori Editore S.p.A. - Milano 1984, ISBN 8841531770.
- Weidemann, Köhler: Nachtfalter: Spinner und Schwärmer. Naturbuch – Verl., 1996, ISBN 3894401281.
Weblinks
- Commons: Gelbbrauner Zahnspinner – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
- Peppix.de. Abgerufen am 12. Januar 2013.
- Pieris.ch. Abgerufen am 12. Januar 2013.
- Euroleps.ch. Abgerufen am 12. Januar 2013.
- lepiforum.de, Fotos. Abgerufen am 12. Januar 2013.
- tierdoku.com, Systematik. Abgerufen am 12. Januar 2013.
- Fotos. Abgerufen am 12. Januar 2013.
- PNW-Pacific Northwest Moths. Abgerufen am 12. Januar 2013.
- Bilder der Raupe. Abgerufen am 12. Januar 2013.
- Naturwissenschaftlicher Verein Wuppertal, Puppenstadium. Abgerufen am 12. Januar 2013.
- Lebenszyklus der Schmetterlinge. Abgerufen am 12. Januar 2013.
- UKLeps.org, Bilder. Abgerufen am 12. Januar 2013.
Der Notodonta torva in anderen Sprachen:
- Kymrisch: Crwbach tywyll. Abgerufen am 12. Januar 2013.
- Englisch: Large Dark Prominent. Abgerufen am 12. Januar 2013.
- Französisch: Demi-lune grise. Abgerufen am 12. Januar 2013.
- Norwegisch: Stor ospetannspinner. Abgerufen am 12. Januar 2013.
- Vietnamesisch: Notodonta torva. Abgerufen am 12. Januar 2013.
- Niederländisch: Geelbruine tandvlinder. Abgerufen am 12. Januar 2013.
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